Freitag, 6. April 2018

NEWSLETTER 2018 | Nr. 7

NEWSLETTER 2018 | Nr. 7
3. und 10. April

„The eye should learn to listen before it looks
(Robert Frank)

das Violoncello steht im Mittelpunkt der kommenden beiden Konzerte der "Unerhörten Musik":
am Dienstag, 3. April nimmt das schwedische UmeDuo mit Erika Öhman, Schlagzeug und Karolina Öhman, Violoncello Sie mit auf eine musikalische Reise in den kalten, schummrigen schwedischen Winter sowie in die Chinesische Meditation jenseits von Zeit und Raum....
Im Konzertprogramm Never-Ending Journey präsentieren die beiden Musikerinnen eine vielfältige Palette der schwedischen Klangsprache mit Werken von Esaias Järnegard, Ivo Nilsson DE und Leilei Tian DE .
Diese wird in Kontext gestellt zur Musik der Berliner Komponisten Simon Steen-Andersen, Ricardo Eizirik und Juliana Hodkinson DE.


Am Dienstag, 10. April dann trifft der Berliner Cellist und Komponist Thilo Thomas Krigar auf die junge Jazzpianistin Julia Kadel.
Aus unterschiedlichen Perspektiven interpretieren sie Aktuelle Musik aus Berlin der letzen 15 Jahre und stellen Uraufführungen von Gabriel Iranyi, Thilo Thomas Krigar, Julia Kadel und Theodore Saunway Werken von György Kurtág, Ursula Mamlok und Rainer Rubbert gegenüber.
Einführung: 19:45 Uhr
 Inhalt
 Dienstag, 3. April | UmeDuo | never-Ending Journey
 Dienstag, 10. April | Aktuelle Musik aus Berlin
Dienstag, 3. April 2018 | 20:30 Uhr | UmeDuo

UmeDuo
Erika Öhman, Schlagzeug
Karolina Öhman, Violoncello


Never-Ending Journey

Leilei Tian

Never-ending Journey (2016)
für Violoncello und Schlagzeug DE
Das Stück wurde von UmeDuo in Auftrag gegeben mit Unterstützung des Swedish Arts Council. Das Stück ist eine verdichtete äußere Manifestation einer Chinesischen Meditation über die Reise des Lebens und die geistliche Liebe, jenseits von Zeit und Raum. Mit Melodien, Harmonien und rhythmische Interaktionen möchte Leilei Tian den Fluss und den meditativen Zustand des Herzens ausdrücken.
Leilei Tian studierte Komposition bei Zhenming Xu in Central Conservatory of Music in Peking, bei Ole Lützow-Holm in der Hochschule für Musik in Göteborg, Schweden, sowie in IRCAM, Paris bei Philippe Leroux, Jonathan Harvey, Tristan Murail, und Brian Ferneyhough. Leilei war zwei Jahre Lang Composer in Residence beim CoMA Contemporary Music-Center in Schweden und erhält regelmäßig Aufträge von führenden Musikinstitutionen, Festivals und Ensembles.
Ihre Musik wurde von mehreren namhaften Interpreten gespielt wie u a Stockholm Royal Philharmonic Orchestra, Göteborg Symphonieorchester, Gulbenkian Symphonieorchester (Lissabon), Orchestre philharmonique de Strasbourg, Hongkong Philharmonic Orchestra, Beijing Symphonieorchester und dem Pariser Ensemble Intercontemporain, an Festivals wie Huddersfield, La Biennale Venedig, Gaudeamus Musikwoche, Nordic Music Days in Helsinki und Stockholm New Music.
 
Esaias Järnegard
Stones- ash, ash (2011)
für Violoncello und Schlagzeug

Das Werk entstand im Januar 2011 während eines kalten Winters. Mit Blick über diesen schummrigen schwedischen Winter Panorama, hörte er Klänge von Füssen gegen Schnee, eisige Harmonien, Verzerrung, das Geräusch von Metall und entfernte Resonanzen.  Stones, Ash Ash ist ein Versuch, diese Klänge in Musik zu fassen.
Esaias Järnegard wurde 1983 in Stockholm geboren. Er studierte hauptsächlich in Schweden, aber nahm auch an Projekten, Kursen und Meisterkursen im Ausland teil. Er schätzt die Möglichkeit, während des Komponierens eng mit Musikern zusammenzuarbeiten. Daher schreibt er hauptsächlich Kammermusik mit einem zunehmend phänomenologischen Ansatz: Er versucht, die Beziehung zwischen Körper und Instrument hervorzuheben, nicht nur die Körperlichkeit des Klangs, sondern auch die Magie davon: mit Klang in Berührung zu kommen.

Ricardo Eizirik
Re-wind-re-write (2014)
für Violoncello und Schlagzeug
Die 90er Jahre beschäftigen den Brasilianer Ricardo Eizirik im seinem Werk „re / wind / re / write“. Das Stück nimmt als Ausgangspunkt die „Do It Yourself“-Kassettenkultur der späten 1980er und frühen 1990er. Eizirik ist Jahrgang 1985, also sozusagen noch Zeitzeuge. Sein Stück dreht sich um die vier Hauptfunktionen eines Kassettenrecorders, das Vor- und Zurückspulen, Aufnehmen und Wiedergeben. Das Cello funktioniert wie eine Kassette und seine Gestik wird immer in Geschwindigkeit und Spielrichtung manipuliert um einem  flexiblen plastischen Effekt zu erzeugen. Das Schlagzeug  steuert diesen imaginären Kassettenrecorder und verstärken die Nebenklänge, die aus diesem Prozess entstehen.
Ricardo Eizirik wurde 1985 in Ribeirão Preto/Brasilien geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Schweden, studierte Komposition bei Antonio C. B. Cunha in Rio Grande do Sul in Brasilien und bei Isabel Mundry an der Zürcher Hochschule der Künste, wo er 2012 mit dem Master abschloss, gefolgt 2013 von einem Master in Transdisziplinarität und ergänzt durch Workshops und Meisterkurse bei Helmut Lachenmann, Klaus Lang, Manos Tsangaris, George Aperghis, Peter Ablinger, Simon Steen-Andersen, Dmitri Kourliandski und Beat Furrer. Derzeit absolviert er ein Doktoratsstudium an der Kunstuniversität Graz. Ricardo Eizirik war 2009 und 2010 Produktionsdirektor des Festivals Contemporânea-RS. 2014 gründete er zusammen mit Michelle Ziegler die Konzertreihe für aktuelle Musik KOMPAKT am Montag. Seit 2017 ist er Künstlerischer Leiter des Basler Ensembles Lemniscate. Er arbeitete mit Künstlern und Komponisten wie Swami Silva (BR/CH) und Nuria Krämer (ES/D) bei Installationen, in Performances und „site-specific“-Aktionen zusammen. Sowohl in seinen musikalischen Produktionen als auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit beschäftigt er sich mit der Reibung zwischen trivialen alltäglichen Ereignissen und deren künstlerischer Darstellung in Konzertsituationen sowie mit sozio-kulturellen Fragen und den Räumen, in denen Kunst und Musik wiedergegeben und wahrgenommen werden.

Ivo Nilsson
Whereabout 1 (2017)
für Violoncello und Schlagzeug DE
Das Stück ist Teil einer Serie von vier Duos, die entweder zusammen oder einzeln aufgeführt werden können. Das Stück soll ein Terrain bilden, auf dem sowohl Zuhörer als auch Musiker ihre eigenen Wege und Lichtungen suchen können. Daher der Titel - Whereabout - Wo? In Whereabout wird nach einem gemeinsamen Nenner zwischen Cello und Perkussion gesucht. Wo verschmelzen die beiden Instrumente und wo trennen sie sich wieder? Whereabout 1 wurde für UmeDuo mit Unterstützung des Swedish Arts Council komponiert.
Ivo Nilsson (geb. 1966) studierte am Royal College of Music in Stockholm und am IRCAM in Paris. Er debütierte im Jahr 1989, als sein Oktett vom Ensemble L'Itinéraire bei Radio France uraufgeführt wurde. Seitdem wurde seine Musik aufgeführt von Ensembles wie u.a. der Birmingham Contemporary Music Group, Cantus, dem Ensemble Recherche, dem Ensemble Reconsil, dem KammarenssembleN, dem Kammerensemble Neue Musik Berlin und dem Nouvel Ensemble Moderne, an Festivals wie Biennale di Venezia, Chiffren Festival (Kiel), EMUfest (Rom), Enescu Festival (Bukarest), Gaudeamus Music Days (Amsterdam), Huddersfield Festival für zeitgenössische Musik, Ilhom (Taschkent), Musica (Strasbourg), Roaring Hoofs (Mongolei), 2 Tage und 2 Nächte (Odessa), Ultima (Oslo), Warschauer Herbst sowie die ISCM Weltmusiktage in Hong Kong, Stockholm und Zagreb. Seine Musik wurde bei BBC, DR, RAI, RNE, SR, SRR, WDR und YLE sowie von den Plattenfirmen Ariadne, Chamber sound, Phono Suecia und SFZ Records ausgestrahlt. 
Juliana Hodkinson
JOUNCE (2016)
für Violoncello solo DE
JOUNCE: Skip, tap, jump, strike, saltate, chisel, bounce, hocket, drop, spring, batter, arabesque, snap, buzz, crackle, pop, knock, shot.
Ob Autolärm oder quietschendes Kinderspielzeug, das Klackern von Tischtennisbällen, das Schweben einer Daunenfeder, das Krachen einer Eierschale oder der volle Klang einer Violine in einem klassischen Konzertstück: ein jedes dieser Geräusche gibt der englischen
Komponistin Juliana Hodkinson den Impuls zu der Frage, welche Hörerlebnisse entstehen, wenn sich Klänge und Töne aus unterschiedlichen und gegensätzlichen Quellen begegnen. Und immer verbindet sie damit auch das Ziel, festgelegte Bedeutungen zu hinterfragen und Wahrnehmungen zu reflektieren. Juliana Hodkinsons Werke reichen von Kammermusik über Instrumentaltheater bis hin zu großformatigen audiovisuellen Stücken, die sie oft mit anderen
Künstlern entwickelt. Dabei bestimmen die Bedingungen der Live-Musik und der inszenierte Aufführungszusammenhang ihre Kompositionen. Zu ihren Hauptwerken zählen die Zündholz-Vorstellung All the time (2001) der orchestrale Brahms-Remix I greet you a thousand times mit Video von Joachim Koester (2005) und die elektronische Kammeroper Turbulence (2013). Juliana Hodkinson promovierte 2007 über das Thema „Konstitutive Stille in der Musik und Klangkunst“.

Simon Steen-Andersen
Next to beside besides #0+4 (2003/06)
für Violoncello und kleine Trommel
Simon Steen-Andersen schuf das vierminütige Werk Next to Beside Besides (hier: #0+#4 für Cello und kleiner Trommel) für eine beliebige Kombination verschiedener verstärkter Instrumente, wobei es entweder solistisch oder im Ensemble aufgeführt werden kann. Die Hauptsache in diesem Stück ist nicht das Klangergebnis der Instrumentenkombination, sondern die Bewegung, die von jedem Instrumentalisten choreographisch dargestellt wird.Simon Steen-Andersen, geboren 1976, studierte  bei Rasmussen, Spahlinger, Valverde und Sørensen in Århus, Freiburg, Buenos Aires und Kopenhagen. Er erhielt zahlreiche Preise, zuletzt den Siemens Komponisten Preis 2017, Nordic Council Music Prize, Carl Nielsen Preis 2013, Kranichsteiner Musikpreis 2008, den International Rostrum of Composers und den DAAD Berliner Künstlerprogramm 2010. Ensembles, Orchester und Festivals wie Ensemble Recherche, Ensemble Modern, das SWR Orchester, das Orchestre National de France, die Donaueschinger Musiktage,  Ultraschall und die Wittener Tag für Neue Kammermusik erteilten ihm Kompositionsaufträge. An der Königlichen Musikakademie in Århus, Dänemark hat er einen Lehrauftrag für Komposition.
In den Arbeiten der letzten fünf Jahre nimmt das Integrieren konkreter Elemente in die Musik sowie das Betonen der physikalischen und choreographischen Elemente des Instrumentalspiels besonderen Raum in seinem Schaffen ein. In diesen Werken kommen häufig verstärkte akustische Instrumente in Verbindung mit Samplern, Video, einfachen alltäglichen Gegenständen, Extensionen und Präparation der Instrumente vor. 


Das Cello-Schlagzeug Duo UmeDuo tritt international mit einem vielseitigen Repertoire auf. Die schwedischen Schwestern Karolina und Erika Öhman spielen seit 2008 zusammen und konzertierten in vielen Orten Europas wie Queen Elisabeth Hall London, Tonhalle Zürich, Musikinstrumentenmuseum Berlin, Göteborg Konzerthaus und St. Martin in the Fields London. Sie wurden an mehreren namhaften Festivals eingeladen wie unter anderem ReMusik St Petersburg, Klang Kopenhagen, Teheran Contemporary Music Festival, Festspiele Zürich und Sound of Stockholm. UmeDuo hat mehrere Werke zur Uraufführung gebracht von Komponisten verschiedenster Herkunft, wie unter anderem Leilei Tian, Anahita Abbasi, Elena Rykova, Ricardo Eizirik, André Chini, Timothy Salter und Malin Bång. Das Duo macht sich zum Ziel, diese Werke möglichst international zu verbreiten. Das UmeDuo gewann im Herbst 2010 den Zürcher Hochschule der Künste Alumni Förderpreis für aussergewöhnliche Projekte und wurde 2011 in die englische Konzertagentur „Park Lane Group“ aufgenommen. Im Frühling 2013 gewann UmeDuo den 1. preis beim schwedischen Kammermusikwettbewerb. Dank den Wettbewerb konnte UmeDuo in der Saison 2014-2015 Tourneen zu ca 30 Kammermusikveranstalter durch ganze Schweden realisieren. 2018 wird UmeDuo unter anderem in Sarajevo, Zürich und Stockholm auftreten. www.umeduo.com

Karolina Öhman ist eine in ganz Europa gefragte Cellistin. Als passionierte Kammermusikerin tritt sie in verschiedenen Formationen auf: Mondrian Ensemble Basel, Ensemble neuverBand Basel, Ensemble SCENATET Kopenhagen, Curious Chamber Players Stockholm und Trio SÆITENWIND. Als Solistin konzertierte sie mit diversen Orchestern, dazu zählen u.a. das Sinfonieorchester Basel, Basel Sinfonietta und Ensemble Namascae. Karolina studierte bei Torleif Thedéen, Thomas Demenga und Thomas Grossenbacher und schloss 2010 mit Solistendiplom an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Sie gewann mehrere Preise wie u.a. den 1. Preis beim Concours Nicati 2013, daneben erhielt sie verschiedene Stipendien und wurde 2010 in die Konzertvermittlung des Migros-Kulturprozents aufgenommen.
www.karolinaohman.com

Erika Öhman ist seit 2008 fest angestellt als Schlagzeugerin und Paukistin beim Hallé Orchestra in Manchester. Sie spielt regelmässig als Gast bei unter anderem dem London Symphony Orchestra und City of Birmingham Symphony Orchestra. Erika studierte bei Anders Loguin an der Musikhochschule in Stockholm und bei Neil Percy und Kurt-Hans Goedicke an der Royal Academy of Music in London, wo sie 2007 mit First Class Honours abschliess. In London wurde sie zweimal mit dem Zildjan Preis für Schlagzeug ausgezeichnet, sowie dem London Symphony Orchestra Preis für junge SchlagzeugerInnen. Sie ist Mitglied des Ensembles Amorpha in London seit 2009.

Dienstag, 10. April 2018 | 20:30 Uhr | Aktuelle Musik aus Berlin
Thilo Thomas Krigar, Violoncello
Julia Kadel, Klavier


Einführung um 19:45 Uhr
Aktuelle Musik aus Berlin
Theodore Saunway  
Elegische Erinnerungen (1990)
für Violoncello solo UA

Ich schreibe nicht gern über meine Arbeit. Der Titel „Elegische Erinnerungen“ ist selbsterklärend – traurige Gedanken an einen Verstorbenen.
Theodore Saunway wurde 1940 in Lakewood, Ohio, USA, geboren. Seine Mutter, deren Vater ein kleiner Kapellmeister in Cleveland war, hat zu Hause Klavier gespielt. Saunway hat mit 8 Jahren seinen ersten Klavierunterricht bekommen und sobald er einige Noten lesen konnte, begann er mit dem ersten Versuch, ein Stück zu komponieren. Als junger Mann hat er viele Jahre gejobbt, bis er mit 32 Jahren bei John Felice, Prof. für Klavier und Komposition an der New England Conservatory of Music in Boston, privat Unterricht in Kontrapunkt nahm. Dann folgten in Seattle bei Thomas Peterson, der in Salzburg und Wien studiert hat, fünf Jahre Privatunterricht.
Seit 1979 lebt Saunway in Berlin als freischaffender Komponist. Sein Œuvre reicht von Solo-Stücken bis zur Oper. Stipendien, Preise, Rundfunkaufnahmen und Konzerte in mehreren Städten Europas und Amerikas mit zum Teil namhaften Ensembles u.a. den Berliner Philharmonikern, dem Kronos Quartett, Alea III und dem Thomanerchor folgten.  

Gabriel Iranyi  
InnenZeit VI (2018)
für Violoncello und Klavier UA
„Zwischen 2002 – 2018 komponierte ich eine Reihe von Werken für sehr unterschiedliche Besetzungen (I. Streichorchester, II. Septett, III. Violine und Klavier, IV. Oboe, Schlagzeug und Klavier, V. Flöte, Viola und Harfe, VI. Violoncello und Klavier) mit dem gemeinsamen Titel „InnenZeit“. Alle diese Werke schöpfen ihre Ideen aus der Spannung zwischen der objektiv und subjektiv erlebten Zeit.“ G.I.
Gabriel Iranyi wurde in Klausenburg, Rumänien  geboren. 1971 Master of Arts in Komposition von der „George Dima“ Musikakademie in Klausenburg und eine Professur für Kontrapunkt (Renaissance, Barock und XX. Jahrhundert) in Jassy an der „George Enesco“ Musikuniversität. 1978-1984 nahm er als DAAD-Stipendiat an den Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, in der Kompositionsklassen von Lachenmann und Ferneyhough teil. Iranyi hielt zahlreiche Vorträge über Neue Musik und eigene Werke an Musikuniversitäten in Deutschland, USA, Israel und Rumänien. Mehrere Rundfunkportrait-Sendungen bei Deutschlandfunk und RBB. Viele Aufführungen im Rahmen von IGNM-Festivals und in Konzerte in Europa, Amerika und Asien von international bekannten Interpreten. Seine Werke erscheinen beim Verlag Neue Musik Berlin und seine CDs bei kreuzberg records, Hungaroton Classic und Stan Records.

Julia Kadel
Paradoxa (2018)
für Klavier UA
Manche Dinge scheinen darauf angelegt zu sein nicht zusammenzupassen, obwohl sie eng miteinander verknüpft sind. „Paradoxa“ beschäftigt sich mit Knotenpunkten und Widersprüchen, die sich gegenseitig in verschiedenem Licht erscheinen lassen: 
Szenarien des Bruchs und Widerhalls, Gegensätzlichkeiten einer Situation, einer Beziehung, eines Gefühlszustands, konträre Realitäten innerhalb eines Zeitmoments.  Der Beginn des Hauptthemas kam mir ganz plötzlich und klar in den Sinn, der Fortlauf der Geschichte ließ sich daraus hervorlocken. Vielleicht ist „Paradoxa“ auch Sehnsucht nach etwas Unmöglichem, ohne dabei jedoch ein inneres Schmunzeln aufzugeben zu müssen?

Thilo Thomas Krigar
Musikalische Ansichten zum Neubau eines Stadtschlosses (2014)
für Violoncello solo UA
1.Nord  2.West  3.SW  4.Süd  5.SO  6.Ost
1950 reisst Berlin das beschädigte Stadtschloss ab. Bis 2008 den Palast der Republik. Ab 2014 wird das Stadtschloss in der gerade vom Westen zuvor oftmals kritisierten Plattenbauweise neu errichtet. Während der Bauarbeiten wird der Nutzungsplan so weitreichend geändert, dass wiederum diesmal Teile des Neubaues erneut abgerissen werden. 2014 schuf mein Bruder André Krigar auf der Humboldtbox Plein-Air-Ölgemälde in sechs Blickrichtungen. Bei genauer Betrachtung inspirierten sie mich zu einer musikalischen Parodie. Die Musikalischen Ansichten zum Neubau eines Stadtschlosses dekonstruieren selbstreferenziell J.G.Piefkes „Preußens Gloria“.

Rainer Rubbert  
Heroische Bogenstriche (2006)
für verstärktes Violoncello DE

Paul Klee: Heroische Bogenstriche
Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf. 1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek, der ihn in seiner Radikalität – den vermeintlichen Widerspruch zwischen avanciertem musikalischen Material, kompositorischer Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen – maßgeblich beeinflusste. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di Fossacesia. 2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von Tanja Langer. 2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Berlin.

György Kurtág
aus: Játékok (1973-2017)
Les Adieux (In Janáčeks Manier) (1992)
Hommage à Jehuda Elkana 70 (2004)
György Kurtág wurde 1926 in Rumänien geboren und siedelte 1976 nach Budapest über, wo er an der Franz-Liszt-Akademie Komposition studierte. Von 1957 bis 1956 besuchte er Kompositionskurse in Paris und während dieses Jahres hatte die Begegnung mit der Psychologin Marianne Stein einen starken Einfluss auf seine kompositorische Entwicklung. Kurtág lebte unter anderem in Berlin, Wien und Den Haag.
Er ist neben György Ligeti der bedeutendste Komponist Ungarns.
Für seine Werke erhielt er eine Reihe von Auszeichnungen.

Ursula Mamlok  
Rotations (2011)
für Violoncello und Klavier
1. Andante con moto  2. wie von Ferne  3. sehr ruhig
"Meine Komposition ROTATIONS (Drehungen) für Violoncello und Klavier entstand im Sommer 2011. Das Werk ist dem Cellisten Jakob Spahn und dem Pianisten Holger Groschopp gewidmet und wurde am 19. Oktober 2011 in der Hochschule für Musik HANNS EISLER in Berlin von den beiden Musikern uraufgeführt.
Der Titel: ROTATIONS bezieht sich auf die Struktur dieses Werkes.
Aus vier Tönen bestehende Motive werden in ihrer Wiederholung um sich selbst gedreht wie z. B.: 1234, 2341, 3412, 4123. Als Einführung hört man ein einzelnes H im Klavier, das sich immer wieder zwischen die fortlaufenden Melodien drängt. Die große Struktur ist in elf Gruppen aufgeteilt, die ohne Pause aneinander anschließen. Die Atmosphäre ändert sich, wenn ein mehrmals wiederholtes Motiv als
Ostinato im Bass des Klaviers, überschrieben " wie von der Ferne", eine Passacaglia entstehen lässt. Über diesem Motiv wächst eine kurze Gruppe schneller Töne zu systematisch länger und lauter werdender Musik, die im Klavier
endet und in einen ruhigen Teil mündet. Im letzten Teil wird
das zuvor Gehörte kontrastreich variiert, um sich schließlich in seiner Dynamik zu beruhigen. Sich auf den Anfang besinnend klingt ROTATIONS mit einzelnen Tönen auf H im Cello aus." U.M.
Ursula Mamlok wurde 1923 in Berlin geboren, wo sie schon früh mit ihrer musikalischen Ausbildung begann. Sie besuchte die Grundschule in der Pestalozzistraße, dann das Fürstin-Bismarck-Lyzeum (heute Sophie-Charlotte-Oberschule). Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, floh sie mit ihrer Familie aus Berlin und wanderte 1939 nach Ecuador zu Verwandten aus.
Im Sommer 1940, im Alter von 17 Jahren, verließ sie Ecuador ohne ihre Eltern, um in New York ein Stipendium an der Mannes School of Music anzutreten. Die ersten Monate konnte sie bei einem ebenfalls emigrierten Geschäftsfreund des Vaters in der Bronx unterkommen. Finanziell überlebte sie dank zweier anonymer Gönnerinnen der Mannes School. Ihren Eltern war es erst ein Jahr später möglich, in die USA einzureisen.
Im Sommer 1944 besuchte sie für einige Monate das berühmte Black Mountain College, bekannt für seine Nähe zum Bauhaus und die Vielzahl namhafter Dozenten wie Walter Gropius, Albert Einstein oder Ernst Krenek, bei dem sie die Meisterklasse belegte und erstmalig mit der Lehre Arnold Schönbergs konfrontiert wurde. 1947 heiratete sie den aus Hamburg stammenden Dwight (Dieter) Mamlok, der über einen Kindertransport aus Deutschland fliehen konnte. Er arbeitete als Geschäftsmann und war nebenbei schriftstellerisch tätig, ohne jedoch jemals verlegt worden zu sein.
In den folgenden Jahren in New York studierte Ursula Mamlok Komposition bei Roger Sessions, Jerzy Fitelberg, Stefan Wolpe und schließlich bei dessen Schüler Ralph Shapey, der einen besonders nachhaltigen Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung und den radikalen Wandel ihres Kompositionsstils hatte. Mit 32 Jahren nahm sie noch einmal ein Studium an der Manhattan School of Music auf, um den Bachelor und Master of Music abzuschließen. Der dadurch erlangte Abschluss ermöglichte ihr schließlich eine akademische Dozententätigkeit. Sie unterrichtete Theorie und Komposition an der New York University, der Columbia University, an der Temple University und über vierzig Jahre (noch bis 2003) an der Manhattan School of Music.
1947 wurde erstmals ein Werk Ursula Mamloks in der berühmten „Town Hall“ aufgeführt und in der „New York Times“ erwähnt. Doch erst ab den 1960ern wurde ihre Musik kontinuierlich in den USA aufgeführt. Zu dieser Zeit hatte sie endgültig zu dem ihr eigenen Kompositionsstil gefunden, dem sie unabhängig von Erfolg bis heute treu blieb. Viele renommierte US-amerikanische Interpreten führten Ursula Mamloks Werke über die Jahre auf, Lucy Shelton, Charles Neidich oder das Continuum Ensemble New York, um nur einige zu nennen. Ein Meilenstein ist das Orchesterwerk „Constellations“, das im Auftrag der San Francisco Symphony entstand und 1994 unter der Leitung von Herbert Blomstedt uraufgeführt wurde.
2006, nach dem Tod ihres Mannes, entschloss sich Ursula Mamlok nach Berlin zu ziehen. Eine mutige Entscheidung für die inzwischen 83jährige und gleichzeitig der Startschuss in eine zweite Karriere. Über die Zusammenarbeit mit der Musikwissenschaftlerin und Rundfunkjounalistin Bettina Brand konnten renommierte Ensembles wie das Klenke Quartett, musikFabrik oder Spectrum Concerts Berlin, erstklassige Musiker wie Kolja Lessing, Holger Groschopp oder Jakob Spahn für ihre Musik begeistert werden. Das persönliche Zusammentreffen mit dem Schweizer Oboisten und Komponisten Heinz Holliger markiert einen für sie sehr wichtigen künstlerischen Austausch. Für ihn hat sie 2013 ein Oboenquartett geschrieben, und er hat ihre Oboenwerke auf CD BRIDGE RECORDS eingespielt. Der Cellist Frank Dodge und die Musiker von Spectrum Concerts Berlin ermöglichten u. a., dass 2015 ihre letzte Komposition, das Klarinettenquintett „Breezes“ im Kammermusiksaal der Philharmonie uraufgeführt wurde. 
2013 erlebte die Komponistin die Premiere des Dokumentarfilms „Ursula Mamlok Movements“ von Anne Berrini im Hackesche Höfe Kino in Berlin.
Im November 2013 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Bereits 2012 erschien die Biografie „Time in Flux - Die Komponistin Ursula Mamlok“ von Habakuk Traber im Böhlau-Verlag. Ihr Werk ist auf fünf CDs bei dem New Yorker Label Bridge Records veröffentlicht, außerdem u. a. bei CRI/New World Records und NAXOS.
Ihre Kompositionen sind bei Edition C. F.  Peters Group und Boosey & Hawkes Bote & Bock verlegt.
Am 4. Mai 2016 starb Ursula Mamlok im Alter von 93 Jahren in Berlin. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.
2017 wurde mit einem Konzert in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin der Auftakt der Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung feierlich gewürdigt.


Der Berliner Cellist und Komponist Thilo Thomas Krigar studierte Musik an der UdK, Berlin. Cellostudium bei Markus Nyikos, Ottomar Borwitzky, Stanislav Apolin (Prag) und Siegfried Palm. Musikwissenschaft an der TU Berlin bei Prof. Carl Dahlhaus. Zahlreiche weitere Studien von Germanistik bis Molekulargenetik.  Er spielte ca. 2000 Konzerte und Aufführungen in über 30 Staaten als Solist und mit seinem 1989 gegründeten Ensemble „Pythagoras Strings“. Als Cellist interessierte ihn neben dem klassischen Repertoire und der zeitgenössischen Musik ebenso argentinischer Tango, Jazz, Konzept-Improvisation und performatives Musiktheater. Die New York Times bezeichnete ihn 1994 als „an excellent Instrumentalist“ und 1996 als „compelling artist“.
Seit Mitte der 90ger Jahre wendete er sich immer mehr der Komposition zu. Thilo Thomas Krigar nimmt in seinen Werken meist Bezug auf Thematiken, die außerhalb des musikalischen Kontextes stehen: Dichtungen, Kunstwerke, naturwissenschaftliche Themen, philosophische und erkenntnistheoretische Fragestellungen liefern die Ausgangspunkte für sein Schaffen. Seit etwa 20 Jahren entfaltet sich seine Arbeitsweise u.a. inspiriert von der Polykontextualen Logik (u.a. Gotthard Günther; Maturana etc.) und dem Prinzip der Autopoesis. Die meisten seiner Werke basieren auf einer sehr präzise definierten Grundidee, aus der sich das gesamte Stück konsequent entfaltet.
Von seinen ca. 100 Kompositionen seien erwähnt: „West-Eastern Divan“ (Cultural Capital of Europe Weimar 1999) „DNA-in-Concert: the flow of genetic information“ (2009, Dresdner Tage für Neue Musik) und die Neufassung seiner "Odyssee“ (1997/2016) für die Berliner Philharmoniker im Februar 2017. Aktuell ist der Künstler eingeladen für master classes am Sichuan Conservatory, China.  
www.thilo-krigar.de

Die Berliner Pianistin Julia Kadel wurde 1986 geboren und begann im Alter von sieben Jahren Klavier zu spielen. Nach einem anfänglichen Studium der Psychologie an der Humboldt Universität Berlin wurde der jungen Musikerin bewusst, wo sie ihr Weg fortan hinführen musste. So absolvierte Kadel bis 2016 ihr Jazzklavier-Diplom an der Dresdener Musikhochschule Carl Maria von Weber. 2013 erhielt sie das einjährige Deutschland-stipendium zur Förderung ihrer künstlerischen Tätigkeiten und gewann den HfM-Jazzpreis der Hochschule für Musik Saar zusammen mit ihrem Klaviertrio „Julia Kadel Trio“. Das Debütalbum der Band erschien 2014 beim Major Label Universal unter dem Logo des legendären Jazzlabels Blue Note und sorgte für Furore. Hiermit nominierte sich Kadel in zwei Kategorien für den deutschen Echo Jazz als Instrumentalistin des Jahres (national) und mit dem Trio als Newcomer des Jahres (national).
Seither ist Kadel als Komponistin und Pianistin in zahlreichen Projekten innerhalb der europäischen Musikszenen des Jazz und der improvisierten Musik aktiv und spielte mit Musikern wie dem türkisch-französischen Cellisten Anil Eraslan, den deutschen Freejazz-Legenden Günter Baby Sommer und Friedhelm Schöfeld im Rahmen des Quartetts „Vor der Mauer – Nach der Mauer“ oder dem australischen Konzeptkünstler Julian Day („How To Fail“). 2017 erhielt sie das Künstlerstipendium des Australian Music Centers „Amplify Germany“. Ihre Musik führte sie bereits auf nationale wie internationale Konzertbühnen in Ländern wie Frankreich, Italien, Ungarn, Russland, Tschechische Republik, Türkei und Norwegen.
Seit 2016 tritt sie zunehmend auch als Solokünstlerin auf – mit einem Repertoire aus Eigenkompositionen und Improvisationen.  Fernab von genrespezifischer Denkart wagt Kadel nun in der neuen Kollaboration mit dem Ausnahmecellisten und Komponisten Thilo Thomas Krigar einen weiteren Schritt hinein in neue Klangwelten der zeitgenössischen Musik.
juliakadel.com



Mit freundlicher Unterstützung durch
 
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske





Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)


 
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