ARM, ABER
Stepha Schweiger
Rook Organ (2019) UA
basierend auf Fotos und einem Haiku von Lavinia Reinke
Grafische Umsetzung: Amelie Graf | Sounddesign: Florian Tippe
« Rook
Organ habe ich für Thomas Noll als Solostück aus Rook Song für fünf
Instrumente - 2019 für die Pyramidale und das Ensemble Via Nova
komponiert – entwickelt.
„Rook Organ“ ist eine neue Herangehensweise in meinem Schaffen über eine
grafische Partitur, verbunden mit einem natürlichen Tonsystem. Die
SpielerInnen folgen Pfaden und Flächen wie Landschaften, die einerseits
dem Verbrauchten und andererseits dem noch Offenen entsprechen.
Damit verknüpft ist die Idee des Raben, englisch auch „Rook“. Dieser
Vogel soll schon zu Urzeiten vor den Menschen den Weg aus dem Ur-Wald in
die Steppe vollzogen haben (vgl. Cord Riechelmann). Die
Zeitüberbrückung seit damals verschmilzt über die Dauer der Komposition
hinweg mit einer Reise bis in die Zukunft und bezieht sich auf das Thema
des Festivals Pyramidale 2019 „Awareness of Time“.
In „Rook Song“ und „Rook Organ“ geht es um die Rückbesinnung auf die
Natur, und um den Mut, einen steinigeren Weg zu gehen, als wie bisher
fortzufahren. Dies wird auch ausgedrückt in dem Haiku von Lavinia
Reinke: „… Höre den Raben / er ruft mir Mut zu…“ »
Stepha Schweiger ist
Avantgarde-Komponistin, Produzentin, Singer/Songwriter/Pianist in den
Bereichen Minimal, Elektro, Experimentell, Konzeptuell, Neue Musik,
Song, Krautrock, Industrial, Free Jazz, Post Punk, arbeitet mit Natural
Tuning und kommt unter anderem aus der Spektralmusik.
Sie studierte Komposition bei Horatiu Radulescu und an der Hochschule
der Künste Berlin mit Meisterschülerabschluss bei Gösta Neuwirth und
Walter Zimmermann. Gespräche mit Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel und
anderen. Klavierstudien bei Cristian Petrescu und Larry Porter.
Auslandsaufenthalte 1991 New York, 2000/2001 Ircam Paris und 2002/2003
Institute of Sonology Den Haag.
Sie lehrte in Form von Vorträgen, Workshops und als Mentorin, so etwa am
Institut für Neue Musik, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“
Berlin, an der Kunsthochschule für Medien Köln und an der University of
New Mexico, Albuquerque USA. Ihre Texte wurden unter anderen bei
KunstMusik, World Edition Köln, und bei positionen, Berlin,
veröffentlicht.
Einen ihrer ersten Kompositionsaufträge erhielt sie 1993 vom Berliner
Senat für das Musiktheater „1au9tu9mn3“. Ihre Werke werden auf
internationalen Bühnen gespielt und bei Radio- und TV-Sendern
thematisiert. 2017/2018 wird ihr Musiktheater „The Mark on the Wall“ in
London und Berlin konzertant und szenisch uraufgeführt. 2018 wird ihre
Komposition „ver.blich“ beim Steirischen Herbst in einer Neufassung
uraufgeführt. 2019 erscheint das Solo-Album ”Now I'm a Plant“ produziert
von Hanno Leichtmann.
Stefan Streich
Clouds 6.11 (2019) UA
der Version für Orgel & Stereo-Zuspiel
"Clouds" ist eine Serie von Stücken mit variablen Besetzungen. Das Klangmaterial besteht für alle Einzelstücke der Serie aus einem Reservoir von Aktionen und Figuren: geräuschhafte Halteklänge und rhythmische Patterns, kurze Melodien, Repetitionen und Einzelakzente, ausladende Gesten und zarte Klanggebilde. Clouds 6 ist innerhalb der Clouds-Serie eine Reihe von Soloversionen für verschiedene Instrumente. Die Module der sind hier in unterschiedlich großen und obligatorisch fixierten Gruppen zusammengestellt. Es entsteht eine Folge von sowohl klar definierten Gestalten als auch diffusen Verläufen, statischen Zuständen und wolkigen Prozessen. Sprechend in einer undramatischen Form. Das poetisch-skurrile Zuspiel verwendet Feldaufnahmen von Hallentennis, vorüberfahrenden Autos, einer Kaffeemaschine und ziehenden Gänsen.
Stefan Streich, geboren
1961, lebt und arbeitet in Berlin. 1986-89 Kompositionsstudium bei Toni
Völker in Darmstadt und 1990-94 bei Helmut Lachenmann in
Stuttgart. Dazwischen kompositorische Studien bei Boguslav Schäffer und
Isang Yun und Gottfried Michael Koenig. Seit 1994 in Berlin
Zusammenarbeit mit vielen Künstlern andrer Kunstsparten, 1997
Mitgründung der interdisziplinären Künstlergruppe "WEISS Kunstbewegung",
Organisation von medienübergreifender Gruppenprojekte. Seit
2009 künstlerischer Leiter der "Klangwerkstatt Berlin Festival für Neue
Musik". Aufführungen und Radiomitschnitte im In-und Ausland.
Zusammenarbeit mit namhaften Ensembles, wie z. B. ensemble mosaik,
Minguet Quartett, KNM Berlin, Trio Accanto, RSO Stuttgart u.v.a.
Zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. Deutschen Akademie Villa Massimo
Rom, Heinrich-Strobel-Stiftung und Darmstädter Ferienkurse. Vorträge und
Seminare u. a. an der Columbia University NYC., Humboldt-Universität
Berlin, Universität Potsdam, Musikhochschule Karlsruhe.
Violeta Dinescu
Torre di Si (1994)
für Klavier solo UA der Orgel-Version
„Torre di Si (im
Untertitel: Tor des H) hat mich beim ersten Hören sofort angesprochen
für eine Übertragung auf die Orgel. Erst jetzt habe ich den
Übersetzungs-Irrtum (?) bemerkt, torre ist in den romanischen Sprachen
der Turm; indes: das Tor, oft im Turm integriert, verkörpert die Tiefe
der Dimension, Einlass und Auslass, auch eine Form von Sog und
Absorption, von Versprechen und Ausschluss, wo der Turm die Dimension
der Höhe, des gestapelten, der Macht wie der Unerreichbarkeit
intendiert.
So wird ‚Torre di Si‘ zur präsenten Erfahrung, sind die musikalischen
Ereignisse der Repetition, der gebrochenen Klänge sowie der Labilitäten
und Gewissheiten gerade durch Wiederholung und Umfärbung ein Erlebnis im
ursprünglichen Sinne.
Violeta Dinescu: „Klänge sind wie Lebewesen“ (so der Titel des
Buches: Violeta Dinescu im Gepräch mit Eva-Maria Houben) mag in dieser
Schlichtheit und Schönheit stellvertretend stehen für Haltung und Musik
der bedeutenden Komponistin.“ Thomas Noll
Violeta Dinescu begann ihr Studium der Musik 1972 am Konservatorium Ciprian Porumbescu in Bukarest, wo sie 1976 ihr Staatsexamen mit Auszeichnung sowie drei Diplomen in den Bereichen Komposition, Klavier und Pädagogik ablegte. Danach vertiefte sie ihre Kompositionsstudien bei Myriam Marbe.[1] 1978 erhielt sie einen Lehrauftrag an der Musikschule George Enescu in Bukarest für Musiktheorie, Ästhetik, Kontrapunkt, Harmonielehre und
Klavier. 1980 wurde sie in den rumänischen Komponistenverband
aufgenommen. Es folgten erste Konzertaufführungen, Rundfunkaufnahmen und
Kompositionspreise.
Seit 1982 lebt und arbeitet Violeta Dinescu in Deutschland. 1986 erfolgte die Uraufführung ihrer ersten Oper Hunger und Durst nach Eugène Ionesco in
Freiburg. Seit 1986 ist sie als Dozentin an verschiedenen deutschen
Hochschulen tätig und hat seit 1996 eine Professur für angewandte
Komposition an der Universität Oldenburg inne, wo sie Colloquien mit Komponisten veranstaltet, 2009 u. a. mit Jean-Luc Darbellay und Graham Waterhouse.[2] Sie erhielt bisher über fünfzig internationale Preise und Auszeichnungen für ihre Kompositionen. Ihr Werk wird durch den Verlag Dohr veröffentlicht.
Stefan Streich
Dramatische Studie 3 rückläufig (1997/2003) UA
einer Version für Orgel
Dramatische Studie 3 (1997/2003) UA
einer Version für Orgel
Das Stück ist
– mit dem Ausführungs-Vorschlag auch der zeitlichen Umkehrung ebenfalls
Teil einer Werk-Serie. Auf der Homepage sind die Gedanken des
Komponisten vermerkt:
„Dramatisches Empfinden, wenn sich die Zeit undramatisch dehnt. Das
Ohr findet sich plötzlich in einer anderen Zeitdimension wieder, obwohl
keine Änderung bemerkbar war.“
Thomas Noll
kotzen können wollen tun
oder ‚ … wenn ich mit menschen- und orgelzungen äußerte … ‘ (2019)
vokal-organistische Aktion UA
…konkretisierte
sich als Werk-Idee im Sommer 2019 im Proben-Prozess. Die Erfahrung des
Unwohl-Seins, artikulatorische Aspekte im Vokalen wie auch der Ansprache
und Spezifika von Orgelpfeifen, der Volumina im Glottis-Bereich
[glottis, griech.: Mundstück einer Röhre, anat. für den Stimmlippen-
bzw. Stimmritzen-Bereich] , der pharyngitischen Äußerung [pharynx,
griech. lt. Wikipedia: „Rachen oder Schlund(kopf) ist zunächst (…) der
vorderste, auf Mund oder Maul folgende Abschnitt des Verdauungstrakts
(…), zusätzlich Teil des Atmung-Apparats“], das lingual Vielschichtige
(Sprache, Zunge, Phonetik wie auch die Gruppe der kurz-bechrigen und
lang-bechrigen Zungen-Farben in der Orgel) forderten eine Umsetzung
heraus.
Das Wissen um die Tabuisierung von Körperflüssigkeiten und die Herausforderung an die (Üb-)Erlebenden würzte die Motivation.
Helmut Zapf
Konzertante Fantasie (2019)
für Akkordeon solo UA der Version für Orgel
"Rondo Concertante" entstand 2018 für Roman Yusipey anlässlich Konzertexamens in Köln. Das Stück trägt in sich, wie der Titel es andeutet, eine Art Rondoform , die zwischen virtuos bewegtem Lichtteilchen und zäh glissandierenden kräftigen Dunkelströmen beständig, formbildend wechselt und am Ende in einem „Choral“ mündet, der und still und gebetsartig verklingt.“
Helmut Zapf wurde
1956 in Rauschengesees geboren. Ersten Klavier - und Orgelunterricht
beim Ortspfarrer. 1974-79 Studium der Kirchenmusik in Eisenach
und Halle. Von 1979 – 82 Kantor und Organist in Eisenberg. 1984 – 86
Meisterschüler an der Akademie der Künste der DDR bei Georg Katzer.
Seither freiberuflicher Komponist, lebt in Panketal bei Berlin. 1992
Gründung der RANDFESTSPIELE in der Sankt-Annen-Kirche Zepernick. 1994
Gründung des Ensembles JungeMusik Berlin. Seit 1995 Leitung von
JugendKomponiert im Land Brandenburg. Preise und Stipendien:
1987 – Hanns-Eisler Preis von Radio DDR II.
1994 Ehrengast der Villa Massimo Rom (Deusche Akademie).
1998 – Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung.
2000 – Arbeitsaufenthalt im Künstlerhof Schreyahn (Niedersachsen).
2008 –Stipendiat an der Casa Baldi in Olevano Romano.
2009 – Gastdozent im Russian/German Window of Contemporary Music.
2010 – composer in residence at the Daegu Music Festival (Süd Korea).
2011 –Arbeitsstipendium im ICST Zürich.
2013 – composer in residence am Goethe Institut Kiew.
2015 – Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
Ferdinand Breil
raumsprung 21° (2019)
für Orgel & Elektronik UA
Für
raumsprung 21º haben Thomas und ich Klangmaterial an der Orgel in der
Sankt-Annen Kirche in Zepernick aufgenommen. Ausschnitte dieser
Aufnahmen spiele ich über ein Elektronik Set, welches diverse
Möglichkeiten zu spontanen Eingriffen und elektronischer Verfremdung
bietet, über eine quadrofonische Lautsprecher Aufstellung zu. Des
Weiteren wird die im Konzert bespielte Orgel stellenweise verstärkt und
live-elektronisch bearbeitet.
Das
zugrunde liegende Konzept für die Reihe entwickeln Thomas und ich
stetig weiter und seine Kenntnisse über Kirchen und Orgeln in Berlin
(und darüber hinaus) sind integraler Bestandteil der Arbeit daran. Ich
nutze die Stückreihe auch um innerhalb eines abgesteckten Rahmens mit
verschiedenen Herangehensweisen zu experimentieren.
Ferdinand Breil, geboren
1985, studierte von 2005 bis 2009 Komposition & Musik Produktion an
der Utrecht School of Arts. Neben klassischer Komposition war Filmmusik
ein Schwerpunkt seines Studiums. Darüber hinaus weckten schon während
des Studiums grenz- und genreübergreifende Projekte sein Interesse. So
arbeitete er beispielsweise mit Jugendlichen an Mini-Opern, vertonte
Geschichten aus dem dem Leben älterer Menschen und arbeitete mit Rappern
zusammen. Sich stets auf neue Weise musikalisch mit Sprache auseinander
zu setzen, bildet einen Schwerpunkt in seinem Schaffen.
Elektronische
Klangbearbeitung und Verfremdung spielen ebenfalls bei vielen seiner
Werke eine Rolle, auch in Form von rein elektronischer Musik und
Klanginstallationen. Zunehmend wird er auch selbst als Live-Performer
der Elektronikparts tätig. Er komponiert auch Musik für Film, Tanz und
Theater.
Seit 2011 lebt Ferdinand Breil in Berlin.
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