B ... CH Berlin – Schweiz Katharina Weber
Stüssi-Lieder (2020) für Sopran und Klavier UA Den Ausschlag zur Vertonung der Gedichte der Bernerin Anna Stüssi gab ein Gedichtsaustausch als Ersatz für die fehlenden kulturellen Anlässe während des Lockdowns im Frühling 2020. Es sind unveröffentlichte Gedichte, die Katharina Weber von ihrer Vielschichtigkeit her zwischen Naturerlebnis und innerer seelischer Befindlichkeit, zwischen Wortsuche und Wortspiel so angesprochen haben, dass es eine sofortige Vertonung des Krähengedichts und eine weiterführende musikalische Interpretation der andern Gedichten in der Komponierphase der Sommerferien 2020 ausgelöst hat. Katharina Weber wurde 1958 in Bern geboren. Klavierstudien in Basel und Bern mit Jürg Wyttenbach, Urs Peter Schneider, Erika Radermacher und Joerg Ewald Daehler. Meisterkurse mit Tatjana Nikolajewa, Hubert Harry (Klavier), Yehudi Menuhin, Márta und György Kurtág (Kammermusik), Vinko Globokar, Frederic Rzewski, Pauline Oliveros, Fred Frith, Alex von Schlippenbach, Barre Phillips (Improvisation). 1987 Solistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins | 2000 Preisträgerin des Bürgi-Willert-Preises (von Heinz Holliger an 5 KomponistInnen weitergegeben) | 2001 Grosser Musikpreis des Kantons Bern Als Interpretin tritt Katharina Weber sowohl solistisch (u.a. unter Jürg Wyttenbach und Heinz Holliger) wie in Kammermusikkonzerten auf. Konzerte im In- und Ausland. Sie arbeitet eng mit Komponisten und Komponistinnen zusammen und es liegen zahlreiche Radio- und CD-Aufnahmen mit ihr vor. Mit Improvisation hat sie oft in spartenübergreifenden Projekten mitgewirkt (mit Pantomime, Eurythmie,Theater, Malerei, Dichtung). Sie improvisiert sowohl in Solokonzerten wie mit andern MusikerInnen zusammen; seit 1994 entstehen auch Kompositionen, sowohl in Form von Improvisationskonzepten wie auch als auskomponierte Solo-, Kammermusik-, Chor- und Orchesterstücke. Katharina Weber unterrichtet Klavier und Improvisation an der Musikschule Konservatorium Bern sowie an der Hochschule der Künste Bern (HKB). Iris Szeghy
Hesse -Splitter I (2006/09) für Sopran und Klavier 1. Praeludium 2. Jeder Mensch... 3. Glück… 4. Etwas lieben… 5. Weisheit… 6. Kriege führen… 7. Das Paradies… 8. Unsterblichkeit?... 9. Was wäre Vernunft… 10. Postludium Die literarische Unterlage fürs Stück bilden ein paar Zitate aus der Prosa, den Briefen und Essays Hermann Hesses. Sie berühren ein breites Spektrum unseres Menschseins - das Leben und seinen Sinn, den Tod, die Liebe, das Glück, die Weisheit... Acht kontrastvolle Miniaturen sind von einem kurzen Präludium und Postludium ohne Text umrahmt. Es handelt sich hier um eine verkürzte Fassung meiner ursprünglichen "Hesse-Splitter" (2006), die aus 16 Miniaturen bestehen. Iris Szeghy stammt aus einer ungarischen Familie in der Slowakei. Sie lebt und arbeitet als freie Komponistin in Zürich. Ihr Kompositionsstudium beendete sie 1989 mit einem Doktorat an der Musikhochschule in Bratislava. Sie hat zahlreiche Stipendien- und Kompositionsaufenthalte in Europa und in den USA absolviert - u. a. war sie Composer-in-residence an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, an der Hamburger Staatsoper, an der Kalifornischen Universität in San Diego, in den Künstlerhäusern Worpswede, in Ateliers der Cité Internationale des Arts in Paris, der Landis und Gyr Stiftung in London und Budapest. Iris Szeghy schreibt Orchester- Kammer- und Chormusik, ihre Werke werden in namhaften Festivals (Lucerne Festival, Warschauer Herbst, ISCM Festival, Bratislava Musikfestspiele, Melos-Ethos Festival usw.) und in Konzerten in der ganzen Welt aufgeführt. Zu den Interpret*innen ihrer Werke gehören Ensembles wie London Sinfonietta, Hilliard Ensemble, Bamberger Symphoniker, Musikkollegium Winterthur, Camerata Bern, Festival Strings Lucerne, Slowakische Philharmonie, Slowakisches Rundfunkorchester u.a. Inzwischen wurden drei Porträt-CDs veröffentlicht - 2001 mit dem Ensemble SurPlus in Deutschland, 2008 bei Musiques-Suisse in der Schweiz, 2018 in der Slowakei mit dem Trio Sen Tegmento. Szeghy ist Preisträgerin mehrerer internationaler Kompositionswettbewerbe, des Musikpreises des Musikfonds Bratislava (1994), des Kantons Zürich (2007), des Zolliker Kunstpreises (2010) und des Werkjahres der Stadt Zürich (2014).
Andreas Staffel
4 Diotima-Lieder (1998/20) für Sopran und Klavier
1. Menons Klagen um Diotima 2. Wenn aus der Ferne 3. Diotima (1796) 4. An Diotima (Vokalise) Die, im Versmaß des Hexameters geschriebene Liebeselegie „Menons Klagen um Diotima“ entstand zwischen 1798 und 1800. Der Name Menon nimmt Bezug auf den gleichnamigen platonischen Dialog. Ich habe die erste, von insgesamt neun Strophen vertont. Hölderlin beschreibt hier die rastlose Unruhe und den Schmerz nach der Trennung von seiner Diotima Susette Gontard. Aus einem anfänglichen Terzmotiv entstehen immer größere Terz-verzweigungen, die die wachsende Verzweiflung symbolisieren. Die Gesangsstimme wechselt zwischen kantablen Linien, Rezitation, Sprechgesang und melodischem Flüstern. Das Gedichtfragment „Wenn aus der Ferne“ entstand 1802 als Reaktion auf die Nachricht vom Tode seiner Geliebten. Hierin wird in schwankenden Tremolo- Figuren, die Hoffnung auf die Begegnung in einer besseren Welt zum Ausdruck gebracht. „Diotima“, zwischen 1796 und 1798 in der Form des elegischen Distichons geschrieben, ist die hymnische Beschwörung der als gottgleich empfundenen Frauengestalt. In meiner Vertonung findet ein stetiger Wechselgesang zwischen der Sängerin und dem Pianisten statt. Ein, ebenfalls in dieser Zeit entstandenes gleichnamiges Gedicht ist Basis für das vierte Lied. Hierin wird eine Atmosphäre der Hoffnung und des Aufbruchs beschrieben. Aus den einzelnen Silben der ersten Strophe habe ich eine, sehr schnelle Vokalise gestaltet. Der Gesangs-und Klavierpart findet überwiegend im hohen Register statt, und endet abrupt „auf dem höchsten Gipfel“. (A.F. Staffel) 1.Menons Klagen um Diotima Täglich geh' ich heraus, und such' ein Anderes immer, Habe längst sie befragt alle die Pfade des Lands; Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch' ich, Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab, Ruh' erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder, Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht; Aber nimmer erquickt sein grünes Lager das Herz ihm, Jammernd und schlummerlos treibt es der Stachel umher. Nicht die Wärme des Lichts, und nicht die Kühle der Nacht hilft, Und in Wogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst. Und wie ihm vergebens die Erd' ihr fröhliches Heilkraut Reicht, und das gärende Blut keiner der Zephire stillt, So, ihr Lieben! auch mir, so will es scheinen, und niemand Kann von der Stirne mir nehmen den traurigen Traum? 2.Wenn aus der Ferne Wenn aus der Ferne, da wir geschieden sind, Ich dir noch kennbar bin, die Vergangenheit, O du Teilhaber meiner Leiden! Einiges Gute bezeichnen dir kann, So sage, wie erwartet die Freundin dich? 3.Diotima (1796) Lange tot und tiefverschlossen, Grüßt mein Herz die schöne Welt, Seine Zweige blühn und sprossen, Neu von Lebenskraft geschwellt; O! ich kehre noch ins Leben, Wie heraus in Luft und Licht Meiner Blumen selig Streben Aus der dürren Hülse bricht. 4.An Diotima (Vokalise) Andreas F. Staffel studierte Komposition bei Bojidar Dimov und Manfred Trojahn in Düsseldorf und Klavier bei Prof. Oleg Maisenberg in Stuttgart. Meisterkurse für Komposition und Klavier, u.a. bei Wolfgang Rihm, Isabelle Mundry, Pi-Hsien Chen, Vitali Margoulis, Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik Konzerte und Workshops in Europa, Nord- und Mittelamerika, Zentral- und Südostasien. Zusammenarbeit mit namhaften Solisten und Ensembles (Ensemble Mosaik, Minguetquartett, Auditiv Vocal, Ensemble Junge Musik, Modern Art Ensemble u.v.a.) Diverse Filmmusikkompositionen Gründung und Leitung des Musikstudio Ohrpheo sowie des Festivals En Counterpoints. Auszeichnungen und Stipendien.
Martín Rincón Botero
Hyperions Schicksalslied (2020/22) für Sopran und Klavier UA Als ich nach einem passenden Text von Hölderlin gesucht habe, habe ich eine Reihe von seinen Gedichten gelesen. Ohne dass ich diesen Schriftsteller vorher kannte, habe ich das Hyperions Schicksalslied entdeckt und fand dieses Gedicht nicht nur inhaltlich sondern auch rhythmisch sehr schön, da sich hier Inhalt und Form auf fantastische Weise ergänzen. Keine Überraschung, als ich anschließend festgestellt habe, dass dieses sehr musikalisches Gedicht mehrfach vertont worden ist. Diese Tatsache, jedoch, hatte überhaupt keinen Einfluss auf das resultierende Stück gehabt (ich bezog mich ja nicht auf Brahms oder Fortner), vielmehr hat der Text einen gewissen Einfluss auf die Musik ausgeübt. Dieser war dennoch nicht nur inhaltlich sondern auch in Kombination mit dem suggerierenden rhythmischen Element anwesend, das im Gedicht spürbar ist. Musikalisch, und im Bezug auf den Text, scheinen Strophen und Musik verglichen nicht symmetrisch zu sein. Als Beispiel: das Wort „blühet“ in der zweiten Strophe, das auf das Wort „Knospe“ (eine insgesamt ziemlich luftig explosive Lautkonstellation) folgt, markiert musikalisch den Anfang des zweiten Teils. Ursprünglich war dieses Stück für Sopran und Kontrabass konzipiert, heute wird es in der neuen Fassung mit Klavier statt Kontrabass uraufgeführt. Die Klavierfassung verdeutlicht allerdings umso mehr den starken harmonischen Hintergrund, auf dem das Stück aufgebaut ist. (Martín Rincón Botero) Martín Rincón Botero, Studium der Komposition an der Universidad Javeriana in Bogotá, Kolumbien. Er studierte Komposition u.A. bei Diego Vega, Juan Antonio Cuéllar, Carlos Julio Ramírez Toro und Guillermo Gaviria. Außerdem erhielt er im Rahmen eines von der Fundación Batuta geförderten Projektes privaten Unterricht bei Don Freund. Nach Deutschland ist er 2013 zum Kompositionsstudium bei Prof. Dieter Mack an der Musikhochschule Lübeck gekommen, das er 2016 mit dem Master abschloss. Masterclasses bei Sidney Corbett, Michael Finnissy, Samuel Adler, Sandeep Bhagwati, Rodney Sharman, Arnulf Herrmann, Hèctor Parra und Reiko Fueting. Dirigentische Impulse hat er bei Frank Hube und Arturo Tamayo bekommen. 2015 hat er den Théodore-Gouvy Preis gewonnen und damit eine Auftragskomposition für die Deutsche Radio Philharmonie in Saarbrücken. Seine Musik wurde an verschiedenen Veranstaltungen in Deutschland, Österreich, Kolumbien, Polen und den Niederlanden aufgeführt. Ausgezeichnet beim nationalen Kompositionswettbewerb für Streichquartett in Kolumbien FestiQ-Artetos, Finalist bei den Kompositionswettbewerben Witold Szalonek International Composers' Competition und World Percussion Group Competition. Lehrbeauftragter für das Sommersemester 2017 für Werkanalyse (Einführung in die Pitch-Class-Set-Theorie) an der Musikhochschule Lübeck und seitdem regelmäßiger Vorleser in den Symposien der Internationalen Anders Eliasson Gesellschaft mit werkanalytischen Beiträgen (Wien, Stockholm). Lehrer für Musiktheorie und Komposition an den staatlichen Musikschulen Treptow-Köpenick und Spandau. Aufbaustudium in Dirigieren Neuer Musik bei Arturo Tamayo an der Musikhochschule Lugano (Conservatorio della Svizzera Italiana). Dirigent des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Spandau. Für die Saison 2020, Dirigent vom Landesjugendensemble für Neue Musik Schleswig-Holstein. Gabriel Iranyi
Feuerkopf (2017) Text: Tanja Langer dramatische Szene für Sopran und einen sprechenden Pianisten
Die dramatische Szene „Feuerkopf“ entstand 2017 anlässlich der Konzerte der Komponistengruppe „Atonale“, die seit mehreren Jahren im Kooperation mit der Staatsoper Berlin in den Staatsoper/Werkstatt regelmäßig stattfinden. Die Schriftstellerin und Lyrikerin Tanja Langer schrieb damals im Vorwort: „Die dramatische Szene „Feuerkopf“, das ich für Gabriel Iranyi geschrieben habe, ist Teil des Liederzyklus Die Kriminellen der Frau A. Die bildende Künstlerin Ina Abuschenko-Matwejewa schuf in ihrem Werk "Schattenmänner" fiktive Portraits von Patienten der forensischen Psychiatrie. Inspiriert von ihrer Arbeit als Kunsttherapeutin in diesem Bereich, verdichtete sie hier ihre Begegnungen zu existenziellen Porträts, die viele Fragen aufwerfen. In meinem Liederzyklus Die Kriminellen der Frau A. habe ich die Begegnung mit diesen Bildern - nach intensiven Gesprächen mit der Künstlerin und eigener Recherche - in die Form des Liedes gebracht. Das Ungesagte hat in der Musik einen eigenen Raum, er schien mir wie geschaffen dafür. Das Stück „Feuerkopf“ lässt sich denken wie von zwei Personen dargestellt, Frau A. (Terapeutin, gesprochen) und Patientin (gesungen), die nun aber von einer Sängerin verkörpert werden. In der Wut sollte die Sehnsucht nach Liebe (und ihre Unmöglichkeit) musikalisch mitschwingen, wie die Zärtlichkeit von Frau A. (Tanja Langer)
Gabriel Iranyi (*1946) in Klausenburg (Cluj), Rumänien. Nach Studien in Moskau, Klausenburg und Tel Aviv 1978 Teilnehmer an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und 1979 an der International Gaudeamus Week mit Aufführungen eigener Werke. Lebt seit 1988 freischaffend in Berlin. 1994 Gründung des Steglitzer Forums für Neue Musik und seit 1997 Leiter der Reihe Musica Viva Berlin. Seit 1999 Leiter des Studios Neue Musik des Deutschen Tonkünstlerverbands Berlin. 2001 Gründung der Konzertreihe Neue Klänge aus Berlin am Haus am Waldsee in Berlin-Zehlendorf. Iranyis Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: „Gaudeamus-Preis“ 1979 (Niederlande), Arthur-Rubinstein-Kompositionspreis 1979 (Israel), 1. Preis Valentino-Bucchi-Wettbewerb 1980 (Rom), Preis des 11. Kompositionswettbewerbs im Rahmen des Wiener Sommer-Seminars für Neue Musik 2005 und den Kompositionsauftrag des Berliner Senats 2005. 2015 erhielt er einen Kompositionsauftrag vom Deutschlandfunk Köln, finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung. Iranyis Werke wurden bei vielen internationalen Musikfestivals in Europa, Amerika und Asien aufgeführt.
Susanne Stelzenbach Aus der Zeit - 4 Lieder (2017) mit Worten und Sätzen von Richard und Ida Dehmel
1. SIE 2. SCHLANGEN 3. LIEB SEIN 4. TRÄUME
Die Komposition entstand anlässlich des Konzertes zum 150. Geburtstag der GEDOK-Gründerin Ida Dehmel (1870-1942). 1. SIE Der Mond, der Mond. Kein Wölkchen trübt das Himmelslicht. Sie, ihr Blick, ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Ich geh, ich trag ein Kind und nit von dir. Ich geh, ich hab, ich glaubte, ich glaubte nicht mehr an ein Glück . Ich hab mich schwer an mir vergangen, hatte doch ein schwer verlangen. Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Wie klar das Weltall schimmert, du treibst mit mir auf kaltem Meer. 2. SCHLANGEN Hitze schwingt. Ein Raum voll Schlangen. Hitze schwingt, ein Raum voll Schlangen strömt durch Glas und Gitterstangen und zwei Menschen stehn davor. Tippt ihr Finger an die Scheibe. Ein Raum voll Schlangen. Ihre Augen stehn in Träumen. Während sich zwei Vipern bäumen, sagt ein Mann zu einem Weibe: Du mit deinem nächtigen Blick, bist du so bist du so wie die da drinnen? Komm, wir wollen uns besinnen, dasss essss t t t t t t t Tierrrrre in uns gibt. Pssssst. Hitze schwingt. Zwei dunkle Augen wolln sich in zwei graue saugen. 3. LIEB SEIN Du bist, du bist mir gut Ich bin dir gut, mir gut, dir gut. Wiegen. Erzählen. Führen. Quälen. Gut sein. Schmerzen spüren. Herzen brausen. Lieb sein. Nit erzählen. Nit uns quälen. Komm sei lieb zu mir, nick mal, lach mal mir ins Ohr. Nit erzählen. Nit uns quälen. Nit uns quälen. NIT VON DIR 4. TRÄUME Traummmm, Traummmm, ich träume. Ich träume von einem Sturm, der mich aufhebt und und in den Himmel trägt. Susanne Stelzenbach, geboren in Reudnitz (Thüringen), lebt als freischaffendeKomponistin in Berlin. Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“Berlin, Hauptfach Klavier. S. Stelzenbach ist als Komponistin durch ihrelangjährigen Erfahrungen als Pianistin zeitgenössischer Musik geprägt. IhrWerkverzeichnis umfasst nahezu alle Gattungen, darunter elektronische Musik,Musiktheater, Orchesterwerke und Texte. Ihre Kompositionen werden vonnamhaften Interpret*innen weltweit aufgeführt und im Rundfunk gesendet. S.Stelzenbach erhielt zahlreiche Kompositionsstipendien, Aufträge und Preise.Bei Kreuzberg Records erschienen zwei Porträt-CDs: 2012 „KUNST" und 2017„treiben". Viele ihrer Werke sind im Verlag Neue Musik Berlin verlegt. Nebenihrer kompositorischen Tätigkeit ist S. Stelzenbach künstlerische Leiterin desFestivals für neue Musik und interdisziplinäre Kunstaktionen „pyramidale“ inBerlin Marzahn-Hellersdorf. Samuel Tramin
Wärmefaktor (2022) zu Singendes nach Gedichten von Bettina Erasmy für Sopran und Klavier UA
No.1 Anstatt No.2 Und keine Zeile von mir No.3 He mach mal locker No.4 Da er mir antwortet No.5 Ungleich schneller als sonst No.6 Anfassen No.7 Aber bevor du tauchst hab ich dich längst eingeholt No.8 RandErscheinung No.9 Der großgeschriebene Atem No.10 Nächtliches Bild Ende 2021 planten Bettina Ersamy und ich eine Zusammenarbeit für ein Musiktheaterprojekt. Als erste Beschäftigung entnahm ich ihrem Gedichtband „Wärmefaktor“ zehn kurze sehr unterschiedliche Reflexionen und Stimmungen zu Liebesbeziehungen und stellte sie zu einer Art kleinem Seelenportrait zusammen. *No1. Anstatt / und du sagst es / uns zu lieben / vom hohen Ansehen die Mütze gerissen / die punktuelle Markisenhoheit / einer blumig gefärbten Selbstbedienung überlassen / mit nichts als einem Einfall: / Du gehst als Erster / aus der Sonne *No.2 „Und keine Zeile von mir“ / Erinnert er sich / dass ich ihn liebte / dass er den Bäumen verbat / noch länger Früchte zu tragen / und ich unglaublich darüber lachen musste / und wenn ich erzähle dass / jemand in seinem Roman / so schnell wie möglich das Weite suche / die Augen mit einer großen Menge / von fließend lauwarmem Wasser ausspüle / ein Stück Holz zu zwei Stäben spalte / ehrlich ich bleibe stehen und lausche an seiner Axt / höher als hoch die Funkenschwärme / ganz oben die polyphone göttliche Sirene / die gerne weitergelesen hätte / still jetzt / Er hat vom Anfang nichts vergessen / die Früchte wie sie erschrocken vom Grund aufschlagen / aufsagen nichts gar nichts / Ich hätte sprechen sollen / Natur war nie mein Problem als Künstler *No.3 He mach mal locker Zeit hast du doch / Katzensprünge oder / Klar / besser wären Sätze / die mich anspringen wenn ich in Form komme / Samuel Beckett und Andy Warhol waren auch schon da / Fronturlaub /// Zwanzig Prozent Aufschlag wenn du bleibst / Noch fünf obendrauf und / warm anziehen Die Zahlen könnten verblassen / Gib acht in einem Wort steckt der rote Faden / fünf dazu und ich schließe die Akte *No.4 „Da er mir antwortet“ / Leicht / Ich will das du denkst / ich sei leicht / Leichtfüßig Leichtsinnig / Dann bette mich / Dann auf deiner Zunge / die Anfangszeile / Dann vergebens die zerfallenen Worte *No.5 Ungleich schneller als sonst / bringen wir die erste Nacht / uns nah / feine Haarrisse / wunde Zungenspitze / Du summst / ich bleibe *No.6 „Anfassen“ / Als ob der Klang / Zweier Körper sich belauscht *No.7 Aber bevor du tauchst hab ich dich längst eingeholt / Schaumkronenbeben sagst du /und gehst erstmal schwimmen / Ich wünsche mir ein Zimmer das / wenn du ganz und gar verschwunden sein wirst / und der Meeresspiegel circa fünf Meter hoch / an meinen Fenstern Spiellaune vertreibt / den Ungeheuern freien Eintritt gewährt /und sie mir sehnlicher als du zurückkehren kannst / Sirenen an die Seitenflügel hängen *No.8 „RandErscheinung“ / und waren wir nicht / und haben wir / ja hast du oder ich / nicht doch wenigstens / habe ich oder ich habe / bestimmt vielleicht umsonst / bin ich und du bist / für wen / weil sonst / hätte dir und mir doch / der geht bist du / der geht geh doch ging / ich ich doch doch / blieb / versteck dich / mich findest du nicht mehr *No.9 Der großgeschriebene Atem den du mir in die Kehle stößt / Das hat was / Ich fege den Keller den Dachboden / damit das Haus aufatmet / In der Kirche puste ich alle Kerzen weg / Beim Friseur lasse ich mich als Föhn anstellen / Dein ganzer Stolz zur Nacht: die Windmaschine / Meine Lunge könnte zerbersten / meine Herzkammern blau anlaufen / bis ich ersticke /Ich stecke meinen Finger in ihre rotierenden Flügel / Der ist schon mal weg / Das Haar wirbelt kurz auf / Dann bin ich kahl /Du stellst den Strom ab / Ich atme noch *No.10 „Nächtliches Bild“ / Nichts war da / nur dein Atemzug / dieses Weinen aus Luftnot |
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