Einführung: 19:45 Uhr
Inseln-Idyll, sur message. Und Yu’u
Sebastian Elikowski-Winkler
Und: nicht vergessen! (2008)
für Viola und Violoncello UA
Während
der Entstehung des Stückes habe ich mich viel mit Rock- und Punkmusik
beschäftigt, vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit gewisse
Spieltechniken der E-Gitarre und des E-Bass auf Streichinstrumente zu
übertragen. Das Stück entstand während eines Stipendienaufenthaltes auf
Schloss Wiepersdorf. Die relative Isoliertheit des Ortes führte dazu,
dass ich mich in einigen Werken Besetzungen zuwandte, die sich an kein
spezifisches Ensemble oder Musiker richtete. Die Kombination von Viola
und Violoncello hat mich interessiert, da diese Instrumente in
besonderer Weise miteinander harmonieren.
Sebastian
Elikowski-Winkler studierte Komposition bei Friedrich Goldmann an der
Universität der Künste Berlin (Diplom 2005), bei Marek Kopelent an der
Musikakademie Prag HAMU sowie bei Vladimir Tarnopolski am Moskauer
Tschaikowski Konservatorium; weitere Studien der Musikwissenschaft,
Kunstgeschichte und Architektur führten ihn an die Technischen
Universität Berlin.
Auszeichnungen / Preise:
2015 Stipendiat des Berliner Senats "Arbeits- und Recherchestipendien"
2015 Ćišinski-Förderpreis der Stiftung für das sorbische Volk
2013 Stipendiat des Berliner Senats im Deutschen Studienzentrum Venedig
2011 Kompositionsstipendium des Berliner Senats
2009 Stipendiat im Künstlerhaus Ahrenshoop
2008 NaFöG – Stipendiat der UdK Berlin
2008 Stipendiat des Brandenburgischen Misteriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf
2007 DAAD-Stipendiat bei Vladimir Tarnopolski in Moskau
2006 Stipendiat des Berliner Senats in der Cité International des Arts Paris
2006 DAAD-Stipendiat in Rostov, Russland
2005 DAAD-Stipendiat in Duschanbe, Tadschikistan
Margarete Huber
Rituals in Outer Space (2014)
für Viola und Zuspiel
Im
Werk „Rituals in Outer Space“ steht gleichermaßen die
Auseinandersetzung mit dem spezifischen Klangspektrum der Viola wie auch
die Suche nach untypischen, ungewöhnlichen, und dennoch organischen
Gesten und Klangvarianten im Zentrum. Spezifische bewegungsformen
(Fallen, Steigen, Stocken, Gleiten) und Affekte, ghanaische Rhythmen und
arabischer Maquam, Tonales und Mikrotonales, die Klänge der Viola und
der Sound eines historischen elektronischen Instruments, … - Das
Vertraute und das (vermeintlich) Fremde trifft aufeinander, verändert
sich wechselseitig, nähert sich an, verschmilzt oder bleibt sich fremd.
(M.H.)
Margarete
Huber ist Sängerin und Komponistin. Studium an der Universität der
Künste und Humboldt Universität Berlin und in Bremen. Meisterkurse bei
György Kurtág, Nigel Rogers und Barbara Schlick.
Preise und Stipendien: Prix-Marguerite-de-Reding (1.Preis),
Internationaler Musikwettbewerb für Junge Kultur (2.Preis), Berliner
Hauptstadtkulturfonds, Stipendium Musiktheaterakademie Festspielhaus
Hellerau, Stipendium Kunstfestival Begehungen Chemnitz, Erste
deutsch-polnische Kompositionswerkstatt,...)
Aktuell Mitglied im Berliner ensemble xenon für Neue Musik, im
internationalen Ensemble oper unterwegs, Barock-Duo mit Eva Schulze,
Liedduo mit Tomas Bächli und Bernd Sandner, und Improvisation solo.
Als Komponistin Werke für Kammermusik, Orchester und Musiktheater.
Verwendung von Instrumenten, Elektronik, Circuitbending, Soundscapes und
Visuellem, in Vokalmusik textorientiert wie non-semantisch. (
Beispiele: Oper springteufel , Text Kathrin Röggla, über
Arbeitslosigkeit, fra un po für türkische Sipsi und Atemgeräusche, JETZT
für Streichtrio) 3 oft wiederkehrende Pressezitate: „virtuos“,
„sinnlich“, „radikal.“
Engagements/Aufführungen an internationalen Festivals (Festival Musica
Antiqua Montenegro, Diagonale, Musiktheatertage Wien, Vieux Média-La
Generale Paris, Theaterfestival München, Internationaler Wettbewerb für
Stimmkunst, Festival Neue Musik Basel, Tonlagen Festival, L‘accademia
amore, Wie es ihr gefällt, Randspiele, Europafestival, Klangwerkstatt
Berlin, Tage für Alte Musik, ImprovisationXchange, Internationaler
Kongress Mikrotonalität, Erste deutsch-polnische Kompositionswerkstatt,
european opera cooperation, Kryptonale, Transartfestival,...) und
Rundfunk (Deutschlandradio, SRF, SWR, RBB,...)
Rainer Rubbert
Idyllen (1987)
für Viola und Violoncello
I. Calmo
II. Inquieto
III. Adagio espressivo
IV. Aggressivo
V. Molto lento
Rainer
Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf.
1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin
bei Prof. Witold Szalonek, der ihn in seiner Radikalität – den
vermeintlichen Widerspruch zwischen avanciertem musikalischen Material,
kompositorischer Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen –
maßgeblich beeinflusste. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien,
u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium
Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik
der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007den
Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di
Fossacesia.
Seit 1989 ist er einer der künstlerischen Leiter der Konzertreihe
Unerhörte Musik. 2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von
Tanja Langer. 2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis
ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Frédéric Pattar
Sur le fil (2002)
für Viola und Violoncello DE
Frédéric
Pattar, geboren 1969 in Dijon, lebt in Dijon. Musikalische Ausbildung
zunächst in Dijon (Klavier, Kammermusik, Begleitung, Komposition), dann
1989–1992 in Châlon-sur-Saône (elektroakustische Musik), ab 1995 in Lyon
bei Gilbert Amy (Diplom 1998); 1999 Aufenthalt am Pariser IRCAM.
Verschiedene Auszeichnungen (z.B. 2005 Kompositionspreis der Fondation
André Boucourechliev) und Kompositionsaufträge, u.a. vom Festival
d’Automne à Paris und vom Musée du Louvre; Aufführungen durch namhafte
Ensembles, darunter das „Ensemble Intercontemporain“, „Accroche Note“,
„Cairn“ und das Manfred-Quartett. Seine enge Zusammenarbeit mit dem
Ensemble „L’Instant Donné“ schlug sich in mehreren der Gruppe
zugeeigneten Stücken nieder; im Mai gastierten Pattar und das Ensemble
auf Einladung des Instituts für Neue Musik der Hochschule für Musik und
Theater in Hannover.
Die Stücke von Frédéric Pattar sind meist kammermusikalisch besetzt,
manchmal unter Verwendung von weniger gebräuchlichen Instrumenten wie
der persischen Bechertrommel Zarb oder dem Fender-Rhodes-Piano. Die
rhythmisch sehr flexibel gehaltene Musik wird von einem zuweilen
durchaus lyrischen Melos durchzogen; die Linien verdichten sich an
intensiven dramatischen Höhepunkten zu harmonischen Texturen von
eigenartiger Strahlkraft. Im Rahmen seines Berlin-Aufenthaltes als Gast
des Künstlerprogramms plant Frédéric Pattar u.a. die Fertigstellung
eines umfangreichen Werkes für dreizehn Instrumente und sechs Vokalisten
nach Virginia Woolfs Roman „The Waves“.
Julio Estrada
Yuunohui‘yei op. E.18c (1983)
für Violoncello solo
Die
Yuunohui-Werkserie, deren erster Vertreter, das 1983 geschriebene und
1990 überarbeitete Yuunohui’yei für Cello solo, wohl zum ersten Mal in
Berlin aufgeführt wird, ist durch die Unabhängigkeit der einzelnen
musikalischen Parameter gekennzeichnet. Nicht–Synchronizität von Klang
und Rhythmus ist ein Konzept, dass in der Meinung Estradas „näher an der
Natur und an der Realität“ angesiedelt ist, als die „künstlich“
hergestellte Synchronizität.
Estradas
nennt diese Konzept eines Kontinuums "Microtimbre"; es bedeutet,
vereinfacht ausgedrückt, dass die Aktivitäten eines Parameters als
Intensität auf der Zeitachse analog in einem anderen abgebildet werden
können, wobei jeder Parameter von gleicher Bedeutung ist: So lässt sich
ein Tonhöhen–Glissando aufwärts auf dem Gebiet der Dynamik durch ein
crescendo oder rhythmisch durch eine sich bis zum Tremolo
beschleunigende Impulsfolge ausdrücken.
Es handelt sich hier um ein erweitertes Noten- und Zeichensystem, das
bis zu fünf Parametern ausdifferenziert und Mikrotöne einschliesst.
Es existieren Einzelsolos für die vier Streichinstrumente, für ein
Tasteninstrument, für Geräuschmacher sowie ein „Bauplan“ für die
Erstellung von Soli für Bläser, die miteinander kombinierbar sind, da
sie alle denselben Formplan verwenden. Bei einer gleichzeitigen
Aufführung mehrerer Soli ist darauf zu achten, dass die den konkreten
Werten zugrunde liegenden x/y-Graphen bei verschiedenen Soli auch auf
verschiedenen Parametern liegen.
Julio
Estrada wurde 1943 in Mexiko Stadt geboren. Er lernte zunächst Klavier
und Violoncello, von 1960 bis 1962 erhielt er Kompositionsunterricht bei
Julián Orbón. Zwischen 1965 und 1969 studierte Estrada in Paris bei
Nadia Boulanger und Olivier Messiaen sowie bei Jean-Ètienne Marie und
besuchte Kurse bei Henri Pousseur, Iannis Xenakis, Karlheinz Stockhausen
und György Ligeti.
Ab 1970 arbeitete er an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko
(UNAM) als Leiter verschiedener Ensembles, Kompositionslehrer und
Experte für Neue-Musik-Programme am dortigen Rundfunk. Seit 1974
beschäftigt er sich vor allem mit musikwissenschaftlichen Forschungen;
u.a. verfasste er die zehnbändige Enzyklopädie La Música de México. 1990
wurde Julio Estrada Forschungsleiter am Institut für Ästhetik und
angewandte Mathematik der UNAM.
Er verfasste neben musiktheoretischen Schriften auch literarische und
literaturwissenschaftliche Texte, u.a. ein Buch über den mexikanischen
Romancier Juan Rulfo. Julio Estrada unterrichtete u.a. am
Lateinamerika-Institut in Neu-Mexiko und an den Universitäten von
Stanford und San Diego, er forschte in Brasilien, Spanien, Italien und
Deutschland, arbeitete mit dem von Xenakis entwickelten Upic-System und
am CCRAM-Computer-Zentrum in Stanford und pflegte regen Austausch mit
Linguisten, Psychologen und Naturwissenschaftlern. Seine Kompositionen
wurden bei zahlreichen Festivals aufgeführt. 1981 und 1986 verlieh
Frankreich ihm den Ordre des Arts et des Lettres. Zwischenzeitlich lebte
Julio Estrada jahrelang in Paris, mittlerweile aber wieder in der Nähe
von Mexiko Stadt.
Max E. Keller
Inseln (2002)
für Viola und Violoncello
Die
ersten Skizzen zu „Inseln“ entstanden auf einer Busfahrt in Mexico, von
San Cristóbal des Las Casas nach der klassischen Maya-Stätte Palenque,
mitten im hohen Regenwald gelegen. Und für einmal mag die Umgebung einen
gewissen Einfluss auf den musikalischen Grundgedanken gehabt haben.
Die beiden verwandten und doch so ungleichen Streichinstrumente gehen
anfangs von leisen, ruhenden Klangflächen aus., bei denen sie möglichst
weitgehend verschmelzen. Ein schwaches Ausscheren des einen oder anderen
Instrumentes kann wie ein Katalysator für einen Umbruch in eine
ähnliche Welt wirken oder aber für einen Ausbruch in gänzlich andere
dynamische, strukturelle oder klangliche Gefilde. Auf verschiedenen
Wegen kehren die Instrumente zurück zu einem neuen Gemeinsamen, das im
Verlauf des Werkes sich verändert. Ebenso verändern sich die Ausbrüche,
die gemeinsam, leicht oder stärker individuell oder auch solistisch
erfolgen oder gar in eine Gemeinsamkeit neuer Qualität umschlagen.
(M.E.K.)
Der
Schweizer Max. E. Keller begann seine musikalische Karriere als
Freejazzpianist in den legendären 60er Jahren. Ab 1973 schrieb er über
70 Werke verschiedenster Besetzung, auch elektronische Musik. Oft
vertonte er politisch engagierte Texte, auch in szenischen Werken, so
etwa die Miniaturoper „Egon – aus dem Leben EINES BANKBEAMTEN“ mit fast
30 Aufführungen. Seine Kompositionen sind in ganz Europa, in Nord- und
Südamerika und in Australien aufgeführt und gesendet worden. Mehrere
Arbeitsaufenthalte in Berlin. Die CD’s „Kammermusik“ bei col legno sowie
„Klingen im Gegenwind“ (Jecklin Edition) sind seinen Werken gewidmet.
„agieren und reagieren“ erschien 2003 auf einer Portrait-CD des
Schweizer Komponistenverbandes.
|