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NEWSLETTER 2016 | Nr. 22 29. November und 6. Dezember
BKA-Club-Konzert 2. Dezember
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"Das Sujet ist für mich von untergeordneter Bedeutung; ich will darstellen, was zwischen mir und dem Objekt lebt."
(Claude Monet)
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DEGEM,
Dienstag, 29. November, 20:30 Uhr:
...in quell'aria... heißt das Programm des österreichischen Ensembles um die Sängerin Gina Mattiello, den Komponisten Reinhold Schinwald mit den Solisten Petra Stump (Bassklarinette) Maruta Staravoitava (Flöte, Bassflöte) und Theo Nabicht (Kontrabassklarinette) als Berliner Gast.
„in
quell'aria senza tempo tinta“ ist Dantes "Inferno" entnommen : vor der
Folie einer „zeitlos schwarzen Landschaft“ entfaltet sich ein
differenziertes Spektrum ausgehend von Kompositionen für Bassklarinette,
Kontrabassklarinette und Live Elektronik. Die sprachbezogenen
Kompositionen für Stimme, Flöte und Bassklarinette solo fördern implizit
und explizit musikalische Aspekte der Texte zutage, begreifen ihre
Architektur als Ausgangspunkt für Klangstrukturen oder übertragen ihre
Semantik in klangliche Metaphern.
Werke von Christian Klein, Reinhold Schinwald, Rebecca Saunders, Beat Furrer, Charlotte Seither und Salvatore Sciarrino
Am Freitag, 2. Dezember um 23:30 Uhr startet das nächste BKA CLUB Konzert als Post Release Concert mit Schneider ASS: Jochen Arbeit, Günter Schickert und Schneider TM (Gitarren)
Die
drei Gitarristen unterschiedlicher Generationen erforschen das
Klangleben ihrer Gitarren, wo sie mit Hilfe von Electronik (E-Drums,
Modularsystem) und exotischen Instrumenten (z.B. Balafon,
Schnecken-Horn, Mbira) die magischen Wege von Krautrock, Psychedelic,
Freejazz, Punk, Industrial, Techno und Minimal-Elektronik durchwandern.
Ein Abend der musikalischen Magie, der die jeweiligen Einflüsse zulässt, sie aber gleichzeitig transzendiert.
Am Dienstag, 6. Dezember freuen wir uns, nach vielen Jahren wieder die Maulwerker zu Gast zu haben mit Michael Hirsch, Ariane Jeßulat, Henrik Kairies, Christian Kesten, Katarina Rasinski,
Steffi Weismann und Sam Ashley als Gast.
Unter dem Titel OUI OUI JAJA
verbirgt sich ein konzeptuelles Programm, das Sprachkompositionen
einbettet in Klavierwerke zu 4 - 14 Händen sowie Werke die den Übergang
zwischen Instrumental- und Sprachkomposition ausmessen von Makiko Nishikaze, Ariane Jeßulat, Alessandro Bosetti, Michael Hirsch und Sam Ashley UA.
Die Musiker geben eine Einführung in das Programm um 19:45 Uhr |
Dienstag, 29. November 2016 | 20:30 Uhr | ...in quell'aria... |
Petra Stump, Bassklarinette Theo Nabicht, Kontrabassklarinette Maruta Staravoitava, Flöte, Bassflöte Gina Mattiello, Stimme Reinhold Schinwald, Klangregie Konzeption: Gina Mattiello, Reinhold Schinwald
...in quell'aria...
Rebecca Saunders
Caerulean (2010/11) für Bassklarinette
Die
langjährige Zusammenarbeit mit Carl Rosman führte mich dazu, eine
komplexe Palette von Stille, unstabilen und fragilen Klängen für die
Bassklarinette, zu erforschen. Die zwei- und dreiteiligen Klänge oder
Paare werden durch Vertauschung von zwei Serien schwach geblasener Töne
kombiniert, von denen alle miteinander kombiniert werden können und dann
sich weiter mit doppelten Trillerfiguren, Flatterzunge und eine
Vielzahl an klangfarblichen Nuancen ausdifferenzieren. Die notwendig
flüchtigen Pianissimo Klänge faszinieren mich aufgrund ihrer
innewohnenden Fragilität, Vergänglichkeit und Schönheit sowie ihrer
Fähigkeit aufzutauchen und wieder in Stille zu entschwinden, wie wenn
der kompositorische Akt darin bestünde, Klänge zu enthüllen, sie aus der
Reserve der Stille zu locken. Neue Erkundungen zeigen auf, dass Klänge,
die laut gespielt werden, überraschend direkt und intensiv waren und
mir so ermöglichten, einen extremen klangfarblichen Kontrast an formal
kritischen Momenten innerhalb der gesamten Komposition einzusetzen.
Letzten Endes kann dieses Solo ebenfalls als einfache ein- bis
dreiteilige melodische Linie gehört werden, endlos in sich kreisend. Ein
Zitat von Samuel Beckett kristallisiert gewisse Gedanken heraus, die
mich während des Kompositionsprozesses beschäftigten: „..The strokes now
faint now clear as if carried by the wind but not a breath and the
cries now faint now clear. ... As he stood there all bowed down and to
his ears faint from deep within again and again oh...“ (Samuel Beckett:
Stirrings Still. 1986-89, John Calder Publisher, London.)
Rebecca
Saunders wurde 1967 in London geboren. Sie studierte Komposition bei
Nigel Osborne an der Universität Edinburgh sowie bei Wolfgang Rihm in
Karlsruhe. Sie lebt gegenwärtig in Berlin. Für ihr Schaffen erhielt sie
zahlreiche renommierte Auszeichnungen, u.a. den
Ernst-von-Siemens-Förderpreis, den musicaviva Kompositionspreis von ARD
und BMW AG, den Paul-Hindemith-Preis, den Royal Philharmonic Society
Award in der Kategorie Kammermusik (2008 und 2012) sowie den von der
GEMA verliehenen Deutschen Musikautorenpreis 2010 für Instrumentalmusik.
2009 wurde sie Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 2013 wurde
sie an die Sächsische Akademie der Künste in Dresden aufgenommen. In der
Spielzeit 2009/10 war sie „Capell-Compositeur“ der Staatskapelle
Dresden. Rebecca Saunders unterrichtete als Gastdozentin bei den
Darmstädter Ferienkursen (zuletzt 2010 und 2012) und war Dozentin bei
der Akademie „impuls“ in Graz (zuletzt 2011 und 2013) sowie bei den
Musiktagen in Ostrava. Von 2012 bis 2014 war sie Professor an der
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Charlotte Seither
the long distance from zero to one (2010) for voice of any range
Das
Stück besteht aus wenigen, fest stehenden Klangformeln, die sich zum
Teil aneinander annähern oder auf andere Weise untereinander verspiegelt
sind. Sie stehen als „Objekte in der Zeit“, bilden zugleich aber auch
ein unterirdisches syntaktisches System aus, innerhalb dessen sich
vielfältige Binnenbezüge aufzeigen lassen. Der Rhythmus, die An- bzw.
Abwesenheit eines Objektes, ist dabei ebenso „sprechend“ wie die
Objektformel selbst. Während Klanglaut, Rhythmus, Form und Struktur
genauestens festgelegt sind, sind Stimmlage und Tonhöhen in dem Stück
frei.
Charlotte Seither, geboren 1965 in
Landau / Pfalz studierte Komposition, Klavier, Musikwissenschaft und
Germanistik in Hannover und Berlin und ist Stipendiatin der
Studienstiftung des deutschen Volkes. 1998 promovierte sie zum Dr. phil.
Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat und im Vorstand des Deutschen
Komponistenverbands (DKV). Daneben ist sie eine gefragte Jurorin und
Kuratorin in internationalen Gremien. Mit ihren Werken ist sie zu Gast
auf internationalen Festivals wie ISCM Weltmusiktage Tongyeong,
Gaudeamus Amsterdam, Wien Modern, Biennale Venedig, Warschauer
Generationen Festival oder IFWM Seoul. 2009 erhielt sie den Rom-Preis
für die Deutsche Akademie Villa Massimo. Als Artist in residence lebte
und arbeitete sie darüber hinaus auch in der Cité des Arts Paris (1999),
im Deutschen Studienzentrum Venedig (1993), in der Akademie
Schloss Solitude Stuttgart (1995), in der Villa Aurora Los Angeles
(2000) und im ArtLab Johannesburg (2015). Sie erhielt zahlreiche
Auszeichnungen, darunter den 1. Preis im Internationalen
Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995), den 1. Preis im
Internationalen Kompositionswettbewerb Ciutat de Palma / Spanien (2004)
und den Förderpreis des Ernst von Siemens Musikstiftung (2002). Für ihr
musikalisches Schaffen wurde Charlotte Seither mit dem Praetorius
Musikpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet (2010). Im August 2013
kam ihr Orchesterstück Language of Leaving bei den BBC Proms in London
zur Uraufführung. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutschen
Musikautorenpreises 2014.
Beat Furrer
auf tönernen Füßen (2001) für Stimme und Flöte
Die
Verbindung von Stimme und Flöte zieht sich seit vielen Jahren durch
Beat Furrers Schaffen. In „auf tönernen füssen“ kombiniert der Komponist
das in den späten fünfziger Jahren entstandene Gedicht „Etwas wie
Küsten kleefarben und Gewahrsam der Meere“ mit einem berühmten Titel der
Dichterin: „Arie auf tönernen Füßen“ war 1998 ein Hörspiel
überschrieben. Im Atmen, in geräuschhaften Plosivlauten, melodischen
Floskeln treffen sich Sprache und Instrument, verschränken sich
ineinander, sollen bisweilen kaum unterscheidbar sein. Eine eigene
Notationsweise trennt in Ereignisschichten: Mund und Finger haben ein je
eigenes System, entsprechend mehrschichtig ist das Spiel der Flöte.
Sprachhafte Artikulation, Konsonanten, stimm-haftes oder geblasenes
Atemgeräusch werden als Gestaltungsmittel vom Agieren der Finger und
Klappengeräuschen separiert. „ordinario“ geblasene Töne werden mit
verschiedenen Mundstellungen variiert, weitere Ebenen treten durch
Überblasstufen hinzu. Entsprechend agiert die Stimme im Zwischenbereich
von Flüstern und stimmhafter Sprache. Mayröckers Text verschränkt
naturhafte Bilder und Befindlichkeiten in einer Fülle von evokativen
Momenten, er ist ein fortgesetztes bildhaftes Umschreiben eines
Zustandes. Diesen Vorgang des sprachlichen Vorantastens, eines
Beobachtens und Geschichtenerzählens, ohne dass der Gegenstand greifbar
würde, bringt Furrers Komposition zum Klingen. Zäsuren schaffen den Raum
für die Flöte, sie führt Bewegungen des Sprachklangs weiter und
installiert schließlich regelmäßige Muster. „Ich wollte musikalisch
einen Raum zu Mayröckers suggestiv theatralischer Szenerie
hinzuschaffen, ohne die Semantik des Textes zu zerstören. Dabei führen
verschiedene Stufen der Stilisierung vom Sprechen hin zu elementaren
Geräuschen fast zu einem Ansatz des Singens und treffen sich dort mit
der Artikulation der Flöte.“ (Marie Luise Maintz)
Beat
Furrer wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen
Musikschule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung
nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei
Roman Haubenstock-Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien,
das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist.
Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper „Die
Blinden“, „Narcissus“ wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper
Graz uraufgeführt. 1996 war er „Composer in residence“ bei den
Musikfestwochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater „Begehren“ in Graz
uraufgeführt, 2003 die Oper „invocation“ in Zürich und 2005 das
Hörtheater „FAMA“ in Donaueschingen. Seit Herbst 1991 ist Furrer
Ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst in Graz. Eine Gastprofessur für Komposition nahm er
2006-2009 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Frankfurt wahr. Seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in
Berlin. 2006 wurde er für „FAMA“ mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale
Venedig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater „Wüstenbuch“ am
Theater Basel uraufgeführt. Ende der 1990er hat er gemeinsam mit Ernst
Kovacic „impuls“ als internationale Ensemble- und KomponistInnenakademie
für zeitgenössische Musik in Graz gegründet. 2014 erhält er den großen
österreichischen Staatspreis.
Salvatore Sciarrino
L´orizzonte luminoso di Aton (1999) für Flöte
Im
assoziativen Umfeld der Phrase „Nach dem eigenen Atem“ entstand
„All'aure in una lontananza“. Von der Entdeckung der Physiologie (und
der Psyche) bis hin zur Auswahl bestimmter, innerhalb dieser Physiologie
gebildeter Artikulationen, bewegt sich „L'orizzonte luminoso di Aton“.
Deshalb verbindet die Entstehung von Zeitbewusstsein zwei extreme
Vorgänge. Der nebelhafte Austritt von Bildern im Gegensatz zu einer
horizontalen pulsierenden Linie. Letzteres neigt dazu nicht mehr
komponiert zu sein. Ein lebendiger Trieb, der sich von Moment zu Moment
ändern kann: weder unausgesprochen noch durch Worte entsteht der Klang
und kehrt zum Atem zurück. (Übersetzung : Reinhold Schinwald)
Salvatore
Sciarrino wurde 1947 in Palermo geboren. Als zwölfjähriger Autodidakt
verfasste er seine ersten Kompositionen. Sciarrino erachtet die Werke,
die vor 1966 entstanden sind, als wichtige Punkte seiner musikalischen
Entwicklung. Nach einigen Jahren, die er mit klassischen Studien an der
Universität Palermos verbrachte, zog er 1969 nach Rom und 1977 nach
Mailand um. Seit 1983 wohnt Sciarrino in Città die Castello, Umbrien. Im
Laufe seiner Karriere hat er Auftragswerke für die größten und
wichtigsten Institutionen der zeitgenössischen Musikszene komponiert:
Das Teatro alla Scala, die Biennale in Venedig, das Amsterdam
Concertgebouw, die musica viva des Bayerischen Rundfunks, die
Donaueschinger Musiktage, die Wittener Tage für neue Kammermusik oder
die Schwetzinger Festspiele gehören bis heute zu seinen Auftraggebern.
Daneben hat Sciarrino eine umfangreiche Diskographie mit mehr als 100
CD-Einspielungen vorzuweisen. Von 1978 bis 1980 hatte Sciarrino die
künstlerische Leitung des Teatro Comunale di Bologna inne. Im Lauf
seiner Karriere wurde Salvatore Sciarrino mit vielen Preisen
ausgezeichnet, darunter mit dem Prince Pierre de Monaco Preis und dem
Feltrinelli International Award. 2012 erhielt er »für die Erneuerung der
Möglichkeiten von Vokal- und Instrumentalmusik und für die
Einzigartigkeit seines Klangmaterials« den BBVA Foundation Frontiers Of
Knowledge Award. Sciarrino ist Mitglied der Bayerischen Akademie der
Schönen Künste, der Accademia di Santa Cecilia in Rom und der Akademie
der Künste in Berlin.
Reinhold Schinwald
membra disiecta (2016) für Kontrabassklarinette und Live Elektronik UA
membra
disiecta läßt sich mit zerstreute oder zerrissene Glieder übersetzen
und bezeichnet aus ihrer organischen Ordnung gerissene Teile eines
Ganzen. Der dem Stück zugrunde liegende Text basiert auf den Mythen um
„Isis und Osiris“ und beschreibt einen Prozess des Erinnerns, Suchens,
Auflesens und Benennens von Körperfragmenten. Für den Ägyptologen Jan
Assmann erschließt sich die Zerrissenheit als Todesbild einerseits aus
dem altägyptischen Körperbild als eine zur beseelten Einheit verbundenen
Vielheit von Gliedern und andererseits aus den Gegenbildern in Gestalt
der Todesheilung durch Sammeln, Zusammenfügen, Vereinigen und
Verknüpfen. Der tote Körper als membra disiecta soll Lähmung überwinden
und Handeln ermöglichen. Dieses metaphorische Todesbild, dient also als
Folie für das Lebensbild, in der der Körper durch den Vollzug von
Einbalsamierungsritualen überführt werden soll. Bei den Ritualen wird
der Tote ununterbrochen angeredet. Dieser Sprachstrom hat die Funktion,
die zerstreut vorgestellten Gliedmaßen in einen Text zu versammeln, der
sie als neue Einheit beschreibt.
nICHt (2013) für Stimme und Flöte
Eine
Frau erinnert sich, stockend. Biographie-Bruchstücke erzählen von
Gewalt, Lieblosigkeit, Zensur. Ihr Widerruf vielleicht. An-Sprechen
gegen die Leere. Und eine Stimme, wie aus ihrer dritten Person
heraustretend: „ . . was? . . wer? . . nein! . . sie! . . “. Die Wand
zwischen der sprechenden Instanz und dem Angesprochenen wird brüchig,
worauf sich weitere Eruptionen von Erinnerungen ereignen: Wer oder was
spricht? Wessen Geschichte wird erzählt? nICHt ist die Konfrontation
zwischen Textschicht und musikalischer Artikulation. Die Leerstellen des
inneren Dramas sind aufgehoben in der musikalisch erklingenden Schrift.
Beschreibungen zwischen Innen- und Aussenwelt sind auf Frau / Flöte /
Stimme übertragen: „ . . die ganze Zeit das Sausen . . dumpfes Rauschen
wie Wasserfall . . und der Strahl . . flackernd . . an und aus . . “
Flötentöne halten Zwiesprache mit der erinnerten, vielleicht auch
verlorenen Stimme einer anderen Person, die sich unwillkürlich
wiederholt in einem unablässigen Schwall – „ . . schmerzlos . . bislang .
. ha! . . bislang . .“ (Auftragswerk WIEN MODERN)
Christian Klein
…in quell´aria... (2008) für Bassklarinette und Live Elektronik
Der
Titel des Stücks geht auf ein Zitat aus Dantes Inferno zurück in dem es
heisst: „in quell'aria senza tempo tinta“ also in etwa: „in dieser
zeitlos schwarzen Landschaft“. „Aria“, mit seiner Bedeutungsvielfalt,
als „Luft“, „Arie“ und hier als Areal oder Landschaft fügte sich sehr
gut zu dem, was meine Arbeit am Stück, meine Suche während der Arbeit,
beschreiben könnte. Es sollte auf den Minoritensaal - das einstige
Sommerrefektorium des Minoritenklosters am Mariahilferplatz in Graz -
nicht nur „zugeschnitten“ sein, sondern implizit und spezifisch darauf
reagieren. Daher war es naheliegend, zunächst den Raum akustisch zu
analysieren. Die Ergebnisse dieser Analysen bilden das dem Stück
zugrundeliegende Tonmaterial. Formal besteht „...in quell’aria...“ aus
vier ineinander übergehenden Teilen: drei sogenannten „Inseln“ und einer
„Strophe“. Die Segmente unterscheiden sich durch Tonmaterial, Dichte,
rhythmische Struktur und die Art der live-elektronischen Transformation.
„...in quell’aria...“ ist ein Auftragswerk des Kulturzentrums bei den
Minoriten, Graz und ist der Interpretin der Uraufführung Petra Stump
gewidmet.Christian Klein wurde 1969
in Saarlouis geboren. Ab 1989 Klavierstudium bei Bernd Glemser und
Komposition bei Theo Brandmüller an der Hochschule für Musik und Theater
des Saarlandes in Saarbrücken. Ab 1998 Kompositionsstudium bei Beat
Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Lebt
seither in Graz. Kurse u. a. bei Gérard Grisey, Elliott Carter,
Harrison Birtwistle und Klaus Huber. 1996 Förderstipendiat der
Landeshauptstadt Saarbrücken. 1994 und 1996 Stipendiat des
Kultusministeriums des Saarlandes bei den internationalen Ferienkursen
in Darmstadt. 2005 Preisträger beim internationalen
Kompositionswettbewerb Impuls und Förderpreis der Stadt Graz. Von
2002-2013 gemeinsam mit Florian Geßler Kurator für Neue Musik beim
Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz. Aufführungen in Deutschland,
Frankreich, USA, Österreich u. a. bei den Darmstädter Ferienkursen,
Musik im 20. Jahrhundert, im Radiokulturhaus Wien (Portraitkonzert im
Auftrag des ORF und der Jeunesse), im Miller Theatre an der Columbia
University u.v.m. Mitglied beim Komponistenverein die andere saite und
Gründungsmitglied des Vereins artresonanz, Graz. Zusammenarbeit mit
Interpreten wie dem Ensemble Contrechamps, Stefan Litwin, Michael
Wendeberg, dem RSO Saarbrücken, Michael Stern, dem Klangforum Wien,
Johannes Kalitzke, dem artresonanztrio, artresonanzensemble und
zeitfluss ensemble u.v.a.
Gina
Mattiello tritt seit 1999 in Musik- und Theaterproduktionen auf. Ihr
künstlerischer Fokus liegt in der Aufführung von zeitgenössischen Texten
und Partituren zwischen den Bereichen Theater und Neuer Musik. Ihre
Stimmausbildung erhielt sie am Institute for Living Voice in Belgien
u.a. durch David Moss, Meredith Monk und Phil Minton sowie an der
Hochschule der Künste Bern durch Franziska Baumann, wo sie das
Masterstudium Théâtre Musical - Composition and Theory und Literarisches
Schreiben mit Auszeichnung abschloss. Sie erhielt Stipendien vom BKA
und dem SKE-Fonds. Zu den Komponisten, mit denen sie zusammenarbeitet
und deren Stücke sie zur Uraufführung brachte, zählen u.a. Daniel de la
Cuesta, Tamara Friebel, Elisabeth Harnik, Christoph Herndler, Peter
Jakober, Bernhard Lang, Periklis Liakakis, Jorge Sánchez-Chiong und
Reinhold Schinwald. Kollaborationen u.a. mit dem NewTonEnsemble,
quartett22, Ensemble PHACE, Ensemble EIS, zinc & copper works und
dem Koehne Quartett. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet sie mit
dramagraz und dem Regisseur Ernst Marianne Binder. Sie war u.a. Gast bei
Wien Modern, im steirischen Herbst, dem Feldkirch Festival, den Wiener
Festwochen, den Klangspuren Schwaz, dem Festival für die Beweglichkeit,
beim KomponistInnenforum Mittersill, im ORF-RadioKulturhaus, Wiener
Konzerthaus, Künstlerhaus Wien und in der Dampfzentrale Bern. 2011
gastierte sie als Schauspielerin beim Taschenopernfestival in der Oper
„fremd körper“ von Reinhold Schinwald. 2011 spielte sie in Kathrin
Rögglas „wir schlafen nicht“. 2013 war sie als Schauspielerin in der
Sprechoper „kein licht“ von Elfriede Jelinek zu erleben. 2014 gastierte
sie an der Grazer Oper in „k. frammenti dell´attesa“ von Lorenzo Romano
und „hystéra“ von Zesses Seglias. 2015 schrieb sie das Libretto zur
Musiktheaterproduktion „ungeduld“ nach Stefan Zweig, die im Basler Gare
Du Nord zur Uraufführung gelangte. Sie hat ihren ersten Lyrikband
„Zikadengesänge“ bei der edition art&science veröffentlicht. 2007
hat sie das „e_may Festival für neue und elektronische Musik“ initiiert
und bis 2012 co-kuratiert. In dieser Zeit konnten 50 Aufträge an
Komponistinnen vergeben werden, deren Kompositionen im Festival zur
Uraufführung gelangten.
Theo
Nabicht wurde 1963 geboren. Er studierte von 1983 bis 1987 an der
Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" Saxophon, Flöte und Klavier. Von
1995 bis 1997 spezialisierte er sich und studierte Bassklarinette
(Meisterklasse) am Conservatoire de Strasbourg. Nach 1985 sammelte er
Bühnenerfahrungen in gemeinsamen Projekten mit Musikern wie Bert Wrede,
Mauro Gnecchi Thierry Madiot, Michail Alperin, Werner Dafeldecker,
Anthony Braxton, Peter Kowald und Fred Frith. Er ist langjähriges
Mitglied des "Kammerensemble Neue Musik Berlin" war Gast beim
"Klangforum Wien" und dem "Ensemble modern". Er arbeitete unter anderem
als Komponist für Theater-, Tanz- und Fernsehproduktionen. In den
letzten Jahren tritt Theo Nabicht immer mehr solistisch in Erscheinung.
Dabei stehen Kompositionen von zeitgenössischen Komponisten sowie eigene
Werken im Vordergrund. Theo Nabicht legte diverse Platten- und
CD-Aufnahmen vor und beschäftigt sich heute vorwiegend mit der
Aufführung zeitgenössischer Musik, der improvisierten Musik und
Komposition in unterschiedlichsten Genres. Seit 2007 spielt Theo Nabicht
die Selmer Kontrabassklarinette von Wolfgang Stryis mit freundlicher
Unterstützung einer Person, die sich als stiller Mäzen versteht. Vielen
Dank dafür!
Reinhold Schinwald
geboren in Salzburg, lebt und arbeitet in Graz. Kompositionsstudium an
der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Beat Furrer
und Pierluigi Billone sowie Musiktheoriestudium bei Christian Utz,
Clemens Gadenstätter und Georg Friedrich Haas. Toningenieurstudium an
der Technischen Universität Graz. Er hat Meisterkurse u.a. bei Peter
Ablinger, Mark Andre, Chaya Czernowin und Steven Takasugi besucht. 2012
war er Teilnehmer der Experimentalstudio-Akademie matrix des SWR
Freiburg und 2013 Teilnehmer der Akademie Schloss Solitude. 2015 wurde
ihm das Jahresstipendium Musik vom Land Salzburg und 2011 das
Startstipendium für Musik des BKA zuerkannt. 2009 war er Composer in
Residence beim 14. Komponistenforum Mittersill sowie im VCCA (USA). Er
erhielt Kompositionsaufträge von Wien Modern, klang21, dem Hoerfest Graz
2006 und 2008 sowie cercle. 2011 wurde seine Kammeroper „fremd körper“
beim Taschenopernfestival in Salzburg uraufgeführt. Seine Werke wurden
u.a. durch das oenm, dem Ensemble SurPlus, dem Trio Gahl-Stump-Huang
sowie dem Ensemble Reconsil Vienna interpretiert und gelangten beim
musikprotokoll im steirischen herbst, beim 14. Komponistenforum
Mittersill und im Kulturzentrum bei den Minoriten Graz zur Uraufführung.
Neben seiner kompositorischen Tätigkeit ist Reinhold Schinwald
regelmäßig als Klangregisseur und Interpret von Arbeiten mit Live
Elektronik sowie elektroakustischer Kompositionen zu erleben. Zu den
Aufführungsorten an denen er gewirkt hat, zählen u.a. Wien Modern,
Klangaktionen - Gasteig München, Musik im Schömer Haus, Alte Schmiede
Wien, Mozarteum Salzburg, IEM-Graz, MumuthGraz, Music Festival Pula und
das Taschenopernfestival von Klang21. Dabei hat er Arbeiten von
Komponisten wie Peter Ablinger, Michael Beil, Chaya Czernowin, Brian
Ferneyhough, Gérard Grisey, Georg Friedrich Haas, Roman
Haubenstock-Ramati, Christoph Herndler, Peter Jakober, Bernhard Lang und
Luigi Nono zur Aufführung gebracht. Er war Klangregieassistent von
André Richard bei Luigi Nonos Oper "Al gran sole", die 2009 bei den
Salzburger Festspielen aufgeführt wurde. Von 2008 bis 2009 war er als
Mitarbeiter des Medienkunstlabors im Kunsthaus Graz für die Produktion
und Realisation von Performances, Klanginstallationen, Konzerten und
Workshops verantwortlich.
Petra
Stump spielt als freischaffende Klarinettistin in den
unterschiedlichsten Ensembles sowie als Solistin und befasst sich dabei
nicht nur mit dem klassischen Repertoire, sondern auch mit
experimenteller, zeitgenössischer und improvisierter Musik. Seit 2012
ist sie Senior Lecturer für Kammermusik am Joseph Haydn Institut für
Kammermusik und Spezialensembles an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien. Musikalische Ausbildung: 2014 Zertifikatskurs
„Musikphysiologie im künstlerischen Alltag” am
Kurt-Singer-Institut/Universität der Künste Berlin. 1994–2002
Konzertfachstudium Klarinette bei Alfred Prinz und Johann Hindler an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Diplom mit
Auszeichnung. 1997-1999 Bassklarinettenstudium bei Harry Sparnaay am
Conservatorium van Amsterdam. Diplom mit Auszeichnung. 1999–2002 Studium
in der Meisterklasse bei Ernesto Molinari an der Hochschule der Künste
Bern. 2000–2003 Lehrgang für Atem- und Bewegungserziehung bei Johann
Leutgeb an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Maruta
Staravoitava wurde in Weißrussland geboren und lebt momentan in Köln.
Sie begann im Alter von sieben Jahren Flöte zu spielen und studierte
bereits früh am Nationalen Lyzeum der Künste in Minsk in der Klasse von
Svetlana Sitnikova. Mit 17 Jahren wurde sie in die Klasse von Mario
Caroli am Nationalen Konservatorium von Straßburg aufgenommen und hat
dort ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Danach setzte sie ihre
Studien bei Felix Renggli an der Hochschule für Musik in Basel fort und
beendete zugleich ihre Ausbildung in Alter Musik an der „Scola Cantorum
Basiliensis“ mit Marc Hantai. Ihr Interesse an verschiedensten
künstlerischen Ausdrucksformen führte sie schließlich an die Hochschule
der Künste Bern, wo sie einen Masterabschluss im Fach „Théâtre Musical“
bei Françoise Rivalland erwarb. Sie erhielt den Sonderpreis der Severino
Gazzelloni Stiftung in Florenz für ihre Interpretation des Stückes
„Donax“ des italienischen Komponisten Ivan Fedele sowie den ersten Preis
des Wettbewerbs der UFAM. Ihre musikalisches Repertoire reicht von
Barockmusik bis zu zeitgenössischen Kompositionen, die sie weitestgehend
direkt mit den jeweiligen Komponisten erarbeitet. Sie ist Mitglied der
Ensembles „Inverspace“ (Schweiz) und „EXPERIMENTAL“ (Deutschland). Sie
wird regelmäßig zu internationalen Festivals wie „Wien Modern“,
„Warschauer Herbst“, „Moskauer Herbst“, „Lucerne Festival“ u.a.
eingeladen. In der Konzertsaison 2014/2015 machte sie zusammen mit dem
Pianisten Jonathan Santagada durch ein Kammermusik-Rezital am Royal
Opera House von Covent Garden auf sich aufmerksam und nahm mit dem
Ensemble „Inverspace“ am Festival „Culturescapes“ sowie mit dem Ensemble
„Contempoarte“ am „Maggio musicale fiorentino“ teil. Im März 2015
spielte sie im „Orchestra dell' Academia Nazionale Santa Cecilia“ unter
der Leitung von Sir Antonio Pappano in Rom. Maruta Staravoitava hat
Workshops für Flötisten und Komponisten an der Universität der Künste in
Minsk (Weißrussland), an der Universität für Musik in Manila
(Philippinen), am Zentrum für elektroakustische Musik von Moskau
(Russland) und an der „Escola de Musica e Belas Artes do Parana“
(Brasilien) abgehalten. Sie war an den CD-Aufnahmen „Folksong“ (2014)
mit dem Ensemble „EXPERIMENTAL“, „Lo spazio apparente“ (2013) mit dem
Komponisten Maurilio Cacciatore und „Fremde Zeit addendum“ mit dem
Ensemble „MOCKBA“ beteiligt.
Mit freundlicher Unterstützung durch: Österreichisches Kulturforum Berlin, SKE-Fonds, GFÖM – Gesellschaft zur Förderung Österreichischer Musik, Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7 Musik
Freitag, 2. Dezember 2016 | 23:30 Uhr | Schneider ASS |
BKA CLUB Konzert | Take with: Schneider ASS | Post Release Concert
ASS: Jochen Arbeit, Günter Schickert, Schneider TM (Gitarren)
Die
drei Gitarristen unterschiedlicher Generationen erforschen das
Klangleben ihrer Gitarren, wo sie mit Hilfe von Elektronik (E-Drums,
Modularsystem) und exotischen Instrumenten (z.B. Balafon,
Schnecken-Horn, Mbira) die magischen Wege von Krautrock, Psychedelic,
Freejazz, Punk, Industrial, Techno und Minimal-Elektronik durchwandern. Ein Abend der musikalischen Magie, der die jeweiligen Einflüsse zulässt, sie aber gleichzeitig transzendiert.
www.schneidertm.net www.mirrorworldmusic.com |
Dienstag, 6. Dezember 2016 | 20:30 Uhr | Maulwerker |
Maulwerker
Michael Hirsch Ariane Jeßulat Henrik Kairies Christian Kesten Katarina Rasinski Steffi Weismann
als Gast: Sam Ashley
OUI OUI JAJA
Einführung um 19:45 Uhr
Makiko Nishikaze
Ach, Piano I & V (2016) für Klavier vierhändig
Vorlage
sind die Choräle von J.S. Bach, die er für Orgel oder Instrumente
bearbeitet hat und die wiederum Wilhelm Kempff später für Klavier
bearbeitet hat. Das Ergebnis: völlig neugebaute Kompositionen. Hört man
noch (b)Ach? I : BWV 727 V : BWV 147
Makiko
Nishikaze (*1968 in Wakayama, Japan) studierte Komposition zuerst in
Japan, dann am Mills College, Kalifornien, bei Alvin Curran und an der
Hochschule der Künste Berlin bei Walter Zimmermann. Absolventin als
Meisterschülerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. An Preisen und
Stipendien erhielt sie u.a. das Kompositionsstipendium des Berliner
Senats (2010), Deutsches Studienzentrum Venedig (2011), Künstlerhaus
Schloss Wiepersdorf (2013), Casa Baldi Olevano Romano (2014), AIR Krems
(2014). Ihre Werke wurden weltweit aufgeführt, u.a. bei: MaerzMusik
Berlin (2003, 2006, 2014), New Music Marathon Northwestern University,
Chicago (2006) Festival Klangwerkstatt, Berlin (2006, 2009, 2011),
Donaueschinger Musiktage (2007), “Music We’d Like to Hear”, London
(2007, 2011, 2014), Ulrichsberger Kaleidophon, Österreich (2013).
Lehraufträge für Komposition oder experimentelle Musik an der Wakayama
University, Japan und der UdK Berlin. 2013 Gastkomponistin am Mills
College, Kalifornien. 2014 Gastkomponistin bei den Wiener Tagen der
Zeitgenössischen Klaviermusik. Zahlreiche CDs.
Ariane Jeßulat
Béquille (2000/2016) für 6 Stimmen, Trompete und Gitarre
Béquille
arbeitet mit den klanglichen Nuancen der französischen Sprache als
eigenem musikalischen Material auf der Ebene einer „Mikrotonalität der
Laute“. Das Stück lebt von der diesen Lautverschiebungen innewohnenden
Dynamik: allmählich, ruckartig, in Gruppen oder vereinzelt verwandeln
sich die Laute ineinander, ohne dabei die Atmosphäre des „Französischen“
zu verlassen
Ariane Jeßulat studierte von
1987-1995 an der Hochschule der Künste Berlin und ist Maulwerkerin seit
1989. Solistische Auftritte als Sängerin und Pianistin, z.B. Dieter
Schnebels Werke für Klavier solo sowie den Zyklus LIEBE/LEID von 2015
oder Erhard Großkopfs Drei Stücke für Klavier – quasi una sonata, die
Uraufführung von Michael Hirschs Improvisation für Celesta und das
daraus entwickelte Bastard für Klavier, weiterhin kammermusikalische
Auftritte im Klaviertrio (u. a. Werke von Martinu, Rorem und Stäbler).
Kompositionen für Klavier und Stimme, sowie Sprachkompositionen für die
Maulwerker.
Makiko Nishikaze
forest-piece II (2010) für Frauenstimme und Klavier
Es gibt keinen Text für die Stimme. Über
meine Musik: Ich arbeite gern mit beschränktem Material. Eigentlich
genieße ich es, die Möglichkeiten im Rahmen einer solchen Beschränkung
zu erkunden und konzentriere mich auf die Erzeugung ungewöhnlicher
Farben, besonders mit den Beziehungen zwischen den Tönen. Jeder Klang
braucht seine eigene Zeit und seinen eigenen Raum. Für mich besteht der
Prozess des Komponierens aus aufmerksamem Zuhören. Wie immer ist
mein Ziel, einen nicht vorhersehbaren musikalischen Fluss zu erzeugen,
der den Hörer zur Teilnahme an der Musik in ihrer Präsenz einlädt. So
komponiere ich Musik, indem ich mir vorstelle, was die Hörer erwarten –
ja ich gehe in meinem eigenen Vorstellungsraum sogar über diese
Erwartungen hinaus. Nach einem Konzert im Jahr 2015 kam eine Frau zu
mir und sagte fröhlich, „Ihre Musik zu erleben, ist zu beobachten wie
Menschen in einer idealen Gesellschaft sein könnten. Sie verhalten sich
wie Ansiedlungen in einer Landschaft, wie Städte in einem Land, die sich
ihren Ort suchen und ihre eigene Struktur innerhalb des langen
Prozesses des Aufbaus bilden.“ Wirklich?! Wenn ich arbeite, bekomme
ich solche Gedanken nicht. Und es stimmt nicht, dass ich mit meiner
Musik etwas Konkretes darstellen wollte. Aber ich war überrascht und
dachte: „Ach, interessant, wie sie so denkt. Vielleicht könnte es auch
so sein…?“ Das Thema ist sehr profund und statt auf ihren Kommentar zu antworten, würde ich lieber weiter komponieren. (Makiko Nishikaze 2016)
Alessandro Bosetti
Trinitaire (2015) für 3 Stimmen
Trinitaire
ist ein sehr visuelles Musikstück , das eine Familienkonstellation in
ihren einfachsten Zügen nachzeichnet. Das Stück basiert auf
Repetitionen, Permutationen und dem ständigen Tanz der Generationen. Trinitaire
teilt sich in zwei Teile: der erste ist ein homorhythmischer Chor,
pulsierend und schnell, in dem aus einfachen Permutationen weniger
Wörter (mère – Mutter; père – Vater; sœur – Schwester; frère – Bruder)
eine schnelle Folge flimmernder phonetischer Akkorde entsteht. Die vier
Figuren streiten um die drei allein verfügbaren Plätze in einem
waghalsigen Tanz der Kombinationen. Der erste Teil von Trinitaire ist
als von Hand gezeichnete graphische Partitur notiert, aus der alle drei
Ausführenden gleichzeitig lesen. Auf den ersten Blick sieht die Partitur
wie endlose Wiederholungen von Bleistiftgraphemen aus, die schließlich
von mysteriösen und parasitären Formen infiltriert werden. Der zweite
Teil springt abrupt zu einer komplett anderen Dynamik: die drei Stimmen
singen weiche Glissandi, die an Sinustöne erinnern. Diese fast im Raum
handgreiflich sichtbaren Linien sind nicht konkret notiert, jedoch
unterliegen einem regulierenden System, in dem die Dynamik der
Begegnungen das Zeichnen der Linien bestimmt. Trinitaire ist ein
einfaches, asymmetrisches Stück, in dem für Bosettis Musik typische
Elemente erscheinen: Repetition, Sprache und Biographie.
Alessandro
Bosetti (born Milano, Italy, 1973) is a composer, performer and sound
artist currently based in Marseille. Most of his works delve on
musicality of spoken language and sonorous aspects of verbal
communication. He utilizes misunderstandings, translations and
interviews as compositional tools. He has been presenting pieces for
voice and electronics blurring the line between electro acoustic
composition, aural writing and performance in leading venues as the
GRM/Presences Electroniques festival in Paris, Roulette in NYC, The
Stone in NYC and Cafe OTO in London among many more all over Europe,
Asia and the United States. One of the most innovative radio artists of
his generation he created a vast body of work of hybrid, award winning,
text-sound and radio compositions for the main Radio and Electro
Acoustic Music studios in Europe, most notably for the historical WDR’s
Studio Akustische Kunst in Cologne and Deutschland Radio Kultur in
Berlin. Most recently he was awarded the Phonurgia Nova prize 2012 for
his composition “636? (RTBF 2010) and the IDAF prize 2013 for his
performance “Mask Mirror” an instrument and software that reorganizes
speech for musical purposes enacting an electronic ventriloquism. As a
concert composer he has been writing for ensembles as the Kammerensemble
Neue Musik and Maulwerker in Berlin while upcoming collaboration
include a project for the Janacek Opera house in Brno and a new vocal
piece for the Neue Vokalsolisten Stuttgart. Renard, a cycle of chamber
pieces for guitar, clarinet and voice commissioned in 2013 by the
Besançon museum of Contemporary Art has just been released as an LP by
Les Presses du Reel.
Michael Hirsch
Zu 14 Händen (1995) für 7 Pianisten an einem Klavier
Jedem
der sieben Spieler ist eine Region der Klaviatur und darin ein Akkord
als Tonmaterial zugeordnet. Die Töne des Akkordes werden sowohl als
Gesamtakkord, wie auch als Einzeltöne, zur Melodiebildung und zur
Bildung von Zwei- und Mehrklängen verwendet. Einzelheiten der Verwendung
werden in der Verbalbeschreibung von 14 aufeinanderfolgenden Strukturen
festgelegt, aus denen die Komposition besteht. Die meisten Strukturen
werden quasi kanonartig ausgeführt: Ein Spieler nach dem anderen geht
allmählich zum nächsten Vorgang über, während die übrigen noch beim
Alten bleiben. Erst wenn alle Spieler gemeinsam den neuen Vorgang
spielen, kann wieder ein Spieler zum nächsten u¨bergehen.
Michael Hirsch, geboren 1958 in München. Lebt seit 1981 in Berlin. Seit
1976 kontinuierliche kompositorische Arbeit, die gelegentlich von
Theaterarbeit unterbrochen wird. Gelegentliche Regietätigkeit. Mitglied
des Freyer-Ensembles und der Maulwerker. Zusammenarbeit mit Dieter
Schnebel, Josef Anton Riedl, Helmut Lachenmann u.a. Hirschs
Kompositionen wurden unter anderem bei verschiedenen internationalen
Festivals aufgeführt: Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue
Kammermusik, Klangaktionen, Musica Viva (München), „Berlin in Moskau“,
XIII Cigle de musica del segle XX, Barcelona, Dresdner Tage für
zeitgenössische Musik, Ultraschall Berlin, Eclat Stuttgart, MaerzMusik
(Berliner Festspiele), Musik-Biennale Berlin u.v.a.
Sam Ashley
Love Among The Immortals (2016) für 5 Stimmen und Klavier vierhändig UA
Sam
Ashley hat sein Leben der Entwicklung eines experimentellen,
nicht-religiösen Mystizismus gewidmet. Dieser ist in einer „Finde es für
dich selbst heraus“-Haltung verwurzelt, einer Haltung im direkten
Gegensatz zu so vielen Traditionen. Sam Ashley beschäftigt sich von
Kindesbeinen an mit Trance. Diese Studien hat er bis heute ohne
Unterbrechung fortgesetzt. Authentische Mystik als kreativer Prozess ist
Sam Ashleys Ausdruck als Komponist und als Künstler. Die Stücke
handeln meist von Glück, Halluzinationen und Zufall. In der Regel sind
es direkte Präsentationen von Magie, von Objekten oder von Phänomenen.
Seine Klangkunst-Installationen beschäftigen sich mit der Suche nach
Möglichkeiten imaginäre Töne zu verstärken. Häufig benutzt er
authentische Inbesitznahmen. Dies ist ein Phänomen, mit dem Sam Ashley
seit mehr als 30 Jahren arbeitet. Alles, was er tut, bezieht sich direkt
auf Trance. Sam Ashley bietet ein einfaches Fenster auf die Dinge, die
zwischen der realen Welt und dem, was sie transzendiert, auftreten. Das
neue, von den Maulwerkern in Auftrag gegebene Stück versteht Ashley als
Song über den Himmel (heaven) oder als Song über Unsterblichkeit, was
das gleiche ist. Ein begleitender Klavierpart erweitert diese
Metapher. Das Klavier wird wie eine Art akustisches „Ouija“
(Alphabettafel/Seelenschreiber) eingesetzt: Eine algorithmisch
generierte Partitur garantiert, dass die auf Akkorden basierenden
Klaviertöne in zufälliger Relation zueinander stehen. In die
intentionslose Tonfolge wird ein Hörer Muster hineinprojizieren. Die
fünf Stimmen wählen aus der Textur aus Einzeltönen Tonhöhen, auf die sie
sich beziehen. Eine Frage, die das Stück untersucht, ist, ob ein Hörer
die gleichen Muster erlebt, die die Performer aufgrund ihres Fokus’
hören.Sam Ashley ist ein
US-amerikanischer Komponist, Sänger und Performancekünstler, der seit
einigen Jahren in Berlin lebt. Ashley arbeitet seit vier Jahrzehnten als
experimenteller Künstler, wobei er sich mit der Trance in der Musik und
der bildenden Kunst auseinandersetzt. Seine Arbeiten umfassen
Solo-Performances, Klanginstallationen sowie zahlreiche
Gemeinschaftsprojekte, mit denen er u.a. in den USA, Kanada, Europa,
Japan, Indonesien und Kuba auftrat. Daneben produzierte er auch
Instrumental-, Tonband-, elektronische und Computermusik und wirkte an
Videoprojekten mit. Er war Gründer und Leiter des Cactus Needle Project,
eines Ensembles für elektronische und Computermusik, mit dem er fünf
Jahre lang in den USA auftrat. Mit dem Duo AA Bee Removal produzierte er
zehn Jahre lang Tonbandstücke. Außerdem produzierte er auch
experimentelle Hörstücke für das Radio. Aufführungen beim Festival
Subtropics Miami 2014, beim Copenhagen Art Festival 2012, Achtundachtzig
Klaviere Festival Linz 2012, BrückenMusik Köln 2005, bei Maerz Musik
2002 („Simultaneous Silence“), Tonic New York 2001 u.v.a. Residenzen bei
okno Brüssel 2007 und 2009, im Tesla e.V. in Berlin 2005-2006, im
Spritzenhaus Hamburg 2002, im Center for Contemporary Music Oakland 1999
u.a. Ausstellungen in der Galerie SPZ Prag 2014, im Grimmuseum 2011,
Galerie leCoq 2009, Skolska Galerie Prag 2009, Künstlerhaus Dortmund
2004 u.a.
Die
Maulwerker sind Vokalensemble, Musikperformer, Musiktheatermacher,
Komponistenkollektiv. Sie sind Spezialisten in den Schnittmengen von
Musik und Theater, Musik und Sprache, in der Durchdringung von Musik und
Raum, von Klang und Stille. Neben den Klassikern der Neuen
(Vokal-)Musik und des Experimentellen Musiktheaters – wie Schnebel, Cage
und Fluxus – bilden jüngere Tendenzen den Schwerpunkt der Arbeit und
damit die rege Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponist/innen,
Hörspielautor/innen, Klangkünstler/innen und Regisseur/innen,
einschließlich Werke der Ensemblemitglieder selbst. Die Maulwerker
wurden Ende 1977 gegründet, traten in den folgenden Jahren in
fluktuierenden Besetzungen auf und kamen 1988/89 in ihrer jetzigen
Besetzung zusammen. Das Ensemble bestritt die Uraufführungen der
wichtigsten musiktheatralen Werke Schnebels, die entweder im
Probenprozess mit den Maulwerkern entstanden oder ihnen, wie die
Schau-Stücke oder die Kafka-Dramolette, auf den Leib geschrieben sind.
Schnebels Grundlagenwerk moderner Vokalmusik – die Materialkomposition
Maulwerke – realisierte das Ensemble in verschiedenen, auch szenischen
Versionen, darunter eine Film-Version (DVD Wergo 2011). Die
Maulwerker kommen aus den unterschiedlichsten künstlerischen Bereichen
wie Gesang, Komposition, Performance, intermediale Kunst,
Instrumentalspiel, Schauspiel und Regie. Alle Maulwerker sind neben
ihren Aktivitäten im Ensemble auch solistisch tätig und verstehen das
Ensemble als einen Zusammenschluss einzelner Künstlerpersönlichkeiten. www.maulwerker.de
Gefördert durch die Initiative Neue Musik Berlin e.V.
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Mit herzlichen Grüßen,
Martin Daske und Rainer Rubbert
Die
Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln des Regierenden
Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei, Kulturelle Angelegenheiten
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
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