Donnerstag, 24. Oktober 2019

BERLIN - Newsletter Unerhörte Musik | 2019 | Nr. 18

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NEWSLETTER 2019 | Nr. 18
29. Oktober und 5. November


Kunst ist das Flüstern der Geschichte, das durch den Lärm der Zeit zu hören ist
(Julian Barnes)

Liebe Interessierte,
zwei Konzerte mit asiatischer Anmutung erwarten Sie an den kommenden beiden Dienstagen: ... on dragon's shell haben die Blockflötenvirtuosin Gaby Bultmann, und die Koto-Spielerin Makiko Goto ihr Programm am Dienstag, 29. Oktober genannt:
Die Oberseite der Koto wird als Drachenpanzer bezeichnet …
Die traditionelle japanische Langbrettzither Koto der japanischen Gagaku-Hofmusik ist in den letzten 40 Jahren zu einem international wichtigen Instrument zeitgenössischer Musik geworden - genauso wie die Blockflöte.
Die Sawai Koto School lehrt ein modernes, virtuoses und kraftvolles Kotospiel und lässt das Instrument auch in vielen modernen und mikrotonalen Stimmungen erscheinen.
Ebenso besitzt die Blockflöte aufgrund ihrer vermeintlichen Einfachheit durch offene, klappenlose Grifflöcher eine große klangliche Flexibilität, die erst die moderne Musik seit etwa 1970 wirklich auszunutzen vermag.

In diesem Konzert präsentieren wir ausgewählte Werke der "Pioniergeneration" von
Toshio Hosokawa, Tadao Sawai und Gerhard Stäbler, aber auch in den letzten Jahren entstandene Werke von René Kuwan, Rainer Rubbert und Mayako Kubo sowie zwei Uraufführungen von Chico Mello UA und Fabrizio de Rossi Re UA für unsere Instrumente.“

Einführung:  19 Uhr 20

Das renommierte Klarinettenduo Beate Zelinsky und David Smeyers hat sich mit dem Akkordeonspieler Krisztián Palágyi für das Trioprogramm
drängend, zögernd, entschwindend zusammengetan, das am darauffolgenden Dienstag, 5. November in der „Unerhörten Musik“ zur Aufführung kommt.
Schon seit 1992 haben wir unser Duo immer wieder durch Akkordeon erweitert, das wie die Klarinetten mit Luft arbeitet und dadurch einerseits einen beeindruckend hohen Verschmelzungsgrad der Instrumente ermöglicht, andererseits im Trio eine unerschöpfliche Vielfalt an Klängen bietet, die immer wieder zu neuen Kompositionen herausfordert.“
Auf dem Programm stehen Werke von Jukka Tiensuu, Younghi Pagh-Paan, Georg Katzer UA, Nikolaus Brass und Akira Nishimura

Einführung:  19 Uhr 20
Dienstag, 29. Oktober 2019 | 20:00 Uhr
... on dragon's shell
Gaby Bultmann, Blockflöten
Makiko Goto, Koto, Bass-Koto
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... on dragon's shell


Tadao Sawai

Jogen no Kyoku 
(1979)
für Tenorblockflöte und 13saitige Koto 

Jogen no kyoku ist original für Shakuhachi und Koto geschrieben und ist eine Hommage an das alte Japan kombiniert mit zeitgenössischen Gestaltungsideen: „Es ist ein Lied, das ich schrieb, als ich über die Menschen der alten Zeit nachdachte, wie sie zum Mond aufschauten und ihre Gedanken und Gebete zu ihm schickten.“
Tadao Sawai studierte an der Tokyoter University for Fine Arts and Music und war Koto-Virtuose, Komponist und Gründer der Sawai Koto School, die die Spielweise der traditionellen Gagaku-Koto erweiterte und zur Neuen Musik öffnete. Er nahm auch eine jazzig angehauchte Platte mit dem Titel „J.S. Bach Is Alive and Well and Doing His Thing on the Koto“ auf.


Fabrizio de Rossi Re

Futakuchi-Onna (2019)

für Bassblockflöte und Bass-Koto UA

Futakuchi-Onna (二口女 oder ふたくちおんな) ist ein Yōkai, eine Art weibliches Fabelwesen des japanischen Volksglaubens und ist charakterisiert durch zwei Münder – ein zweiter Mund befindet sich auf der Rückseite ihres Kopfes. Verschiedene Legenden ranken sich um diese Figur. Dieses Schlaflied für Futakuchi-Onna ist außerdem inspiriert von drei Haikus von Yosa Buson (1716-1783) und Kobayashi Issa (1763 -1827).

Fabrizio de Rossi Re studierte Komposition am "Conservatorio di S.Cecilia” in Rom bei Mauro Bortolotti und Instrumentation bei Raffaello Tega. Stark prägend in seiner künstlerischen Ausbildung waren außerdem Studien beim Jazz-Pianisten Umberto Cesari, bei Sylvano Bussotti, Salvatore Sciarrino und Luciano Berio.
Sein Schaffen umfasst ein breites kompositorisches Spektrum, charakterisiert durch eine Musiksprache auf der ständigen Suche nach einem klanglichen Weg, der vielfältige stilistische Erfahrungen beinhaltet und das Gleichgewicht hält zwischen einer offenen und direkten Kommunikationsform und dem sprachlichen Erbe der historischen Avantgarde.
Unter seinen Kompositionen befinden sich zahlreiche Musiktheaterwerke, von denen die Oper „King Kong amore mio“ aktuell im Teatro Como und im CNM San Francisco aufgeführt wurde. Zahlreiche Aufträge kommen von öffentlichen Radio- und Fernsehanstalten (RAI), zuletzt “Sirene Migranti - canti di ringraziamento delle donne migranti salvate nel Mediterraneo” für Orchester und die Radiooper „Il Dio denaro (non avrai altro dio al di fuori me)“.
Aktuell schreibt er “Animali Fantastici” für Hong Kong zum 500. Gedenkjahr für Leonardo da Vinci. Außerdem entstanden viele kammermusikalische Werke sowie Kompositionen für Soloinstrumente. Fabrizio de Rossi Re tritt auch selbst als Pianist und Improvisator auf, ist oft Juror in Kompositionswettbewerben, zuletzt in Kyoto, und unterrichtet Komposition am „Conservatorio G.B.Pergolesi“ in Fermo und an der Università del Lazio.
Seine Werke und CDs werden von Adda Records, Agenda, Ars Publica, BMG Ricordi, Edipan, Ema Vinci, Fonit Cetra, QQD, RAI com, RCA, Semar, Sonzogno, Tactus und Tre Fontane verlegt.


René Kuwan

Episoden 
(2017)
für Bassblockflöte solo

Die einzelnen Episoden des Stückes sind durch japanische Jahreszeitenwörter, sogenannte Kigo, angeregt und versuchen diese, soweit das mit Musik möglich ist, nachzuzeichnen. Kigo sind spezielle Wörter oder Phrasen, die in Japan allgemein mit einer bestimmten Jahreszeit in Verbindung gebracht werden und deshalb in der Literatur eine Ökonomie des Ausdrucks gewährleisten, die besonders in den sehr kurzen Formen der japanischen Poesie, aber auch den längeren Kettenreimen wertvoll waren, um die Jahreszeit zu kennzeichnen, in der das Gedicht oder der Vers angesiedelt ist.
So bewegt sich das Stück in Anlehnung an verschiedene Kigo durch das gesamte Jahr, beginnend und auch wieder endend im Winter.

René Kuwan, ursprünglich aus der von Nähe von Dresden stammend, ist ein in
Berlin lebender Komponist. 2013 absolvierte er die studienvorbereitende Ausbildung im Hauptfach Komposition an der Musikschule „Paul Hindemith“ in Berlin Neukölln. Seine Lehrer waren unter anderem Steffen Schellhase und Matthias Jann. Seit 2016 studiert er Komposition bei Prof. Hanspeter Kyburz an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.
Seine Stücke wurden bereits auf namhaften Festivals für zeitgenössische Musik, wie z. B. den „Berliner Randfestspielen“ oder Orten wie der Koreanischen Botschaft, dem „Haus der Kulturen der Welt“ und dem Berliner Abgeordnetenhaus aufgeführt.
Im Moment absolviert er ein Auslandssemester bei Prof. Veli-Matti Puumala an der Sibelius Akademie in Helsinki.

 

Toshio Hosokawa

Nocturne (1982)
für Bass-Koto solo

Musik ist der Ort, an dem sich Töne und Schweigen begegnen. (Toshio Hosokawa)
Meine erste Komposition für ein traditionelles japanisches Musikinstrument, Nocturne, ist für die 17saitige koto (jûshichigen) geschrieben, die wie das Cello bei den Streichern das Baβinstrument unter den Zithern darstellt. Sie besitzt, verglichen mit der üblichen 13saitigen koto, einen volleren Klang und eine gröβere Dynamik. Daβ ich die Komposition mit Nocturne überschrieben habe, erklärt sich aus meiner Vorstellung einer Musik, die gleichsam mitten in der Stille zwischen den einzelnen Tönen, d.h. im Dunkeln schwebt. Schon in diesem frühen Werk war ich auf eine Musik aus, die die Welt im Innersten des menschlichen Herzens heftig in Schwingungen versetzt. Und diese Neigung meiner Musik hat sich bis heute in jeder meiner Kompositionen forgesetzt.
Nocturne ist für Kazue Sawai geschrieben in Berlin, 1982. Toshio Hosokawa
 
Toshio Hosokawa wurde in Hiroshima geboren und kam 1976 nach Berlin, um an der Hochschule der Künste bei Isang Yun Komposition zu studieren. Von 1983 bis 1986 setzte er seine Ausbildung an der Hochschule für Musik in Freiburg bei Klaus Huber fort. 1980 nahm er erstmalig an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil, wo einige seiner Werke aufgeführt wurden. Ab 1990 kehrte er regelmäßig als Dozent nach Darmstadt zurück. Hosokawas Kompositionen umfassen Orchesterwerke, Solokonzerte, Kammer- und Filmmusik sowie Arbeiten für traditionelle japanische Instrumente. Seine Werke sind von der westlichen Theorie von Schubert bis Webern in gleicher Weise beeinflusst wie von der traditionellen japanischen Musikkultur. Für Hosokawa ist der Kompositionsprozess mit den Vorstellungen des Zen Buddhismus und dessen symbolhafter Deutung der Natur verbunden.
Seine Werke werden weltweit von international renommierten Orchestern und Dirigenten, unter anderem von Kazushi Ono, Kent Nagano, Sir Simon Rattle und Robin Ticciati uraufgeführt. Längst konnten sich viele von Hosokawas Werken als fester Bestandteil des zeitgenössischen Repertoires etablieren. Hosokawa erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise und wurde 2001 zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt. 2006/07 und 2008/09 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt am Wissenschaftskolleg in Berlin. Composer in Residence war er bei der Biennale di Venezia, dem Tokyo Symphony Orchestra, der Internationalen Sommerakademie der Hochschule Mozarteum Salzburg, den Internationalen Musikfestwochen Luzern, musica viva in München, Klangspuren in Schwaz, Musica nova Helsinki, Acanthes in Villeneuve-lez-Avignon sowie Warsaw Autumn.


 

Gerhard Stäbler

if not, winter (2006/07)
für Tenorblockflöte und 13saitige Koto

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if not, winter
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Sappho, übertragen von Anne Carson

Die Komposition „if not, winter“ für Tenorblockflöte und 13-saitige Koto, inspiriert von einem fragmentarischen Gedicht der antiken Dichterin Sappho, entstand im Winter
2006/2007 in Mariou auf Kreta. Angeregt von der Sho-Spielerin Mayumi Miyata und später auch von Makiko Goto beschäftigte sich Gerhard Stäbler schon in den 1980/90er Jahren mit fernöstlicher Musik, vor allem aber mit der japanischen Gagaku-Musik. Spuren hinterließ diese Auseinandersetzung nicht nur in „if not, winter“, sondern bereits in den Werken „Palast des Schweigens“ für Sho solo (1993), eine Musik, die sich dezidiert auf Christa Wolfs Roman „Kassandra“ bezieht, und in „KARAS.KRÄHEN“ für Ensemble und elektronische Klänge (1994/1995), in denen Stäbler untergründige Linien der antiken Welt zur traditionellen Musik des Fernen Ostens zog, zweier unterschiedlichen und doch auch nahen kulturellen Sphären.

Gerhard Stäbler zählt zu den profiliertesten Komponisten seiner Generation: Ur- und Erstaufführungen fanden in den letzten Jahren u.a. im norwegischen Bergen, Breslau, Düsseldorf, Duisburg, Tokio, Karlsruhe, Frankfurt, Kiew, Mülheim an der Ruhr, Ulm, beim WDR Köln, Mainfranken Theater Würzburg, Seoul, Busan und Gwangju (Korea), an der Norske Opera Oslo, in Linz und München und Ende April beim Festival Acht Brücken 2019 statt.
Ausgedehnte Gastspielreisen führten ihn jüngst gemeinsam mit seinem Partner Kunsu Shim als Komponist, Lehrer und Performancekünstler regelmäßig nach Korea, Norwegen, Portugal, Großbritannien sowie in die USA und nach Südamerika. Zu seinem diesjährigen 70sten Geburtstag wurde und wird er u.a. in den koreanischen Städten Busan und Seoul, in Trier, Stuttgart, Essen, Düsseldorf und Duisburg mit Konzerten geehrt. In Köln fand dazu im Auftrag der Kunststiftung NRW am 28. September ein eintägiges Festival mit vier hochkarätigen Konzerten statt. Wie im Frühjahr 2019 wird Stäbler auch im kommenden Jahr auf Einladung der Kunststiftung NRW einige Monate in deren Künstlerresidenz in Istanbul verbringen.
Im Mai 2015 erschien mit Unterstützung der Kunststiftung NRW das erste englisch-sprachige Buch „live / the opposite / daring“ über die kompositorische Arbeit Gerhard Stäblers des amerikanisch-englischen Musikwissenschaftlers Paul Attinello.
Von 2000 bis 2010 und seit der Wiedereröffnung im Herbst 2015 leiten Gerhard Stäbler und Kunsu Shim den EarPort im Duisburger Innenhafen als Ort für experimentelle Musik und Begegnung zwischen den Künsten.


Chico Mello

Requiem
(2019)
für Tenor- und Bassblockflöte und Bass-Koto 
UA

Requiem gehört einer Reihe von Stücken, in welchen ich mit Fragmenten brasilianischer Musica Popular-Stücke komponiere (u.a. John Cage at the Beach Nr. 0, Debaixo da bossa, Rayuela, Debaixo da noite). Dabei werden Teile aus dieses in mir tief gespeicherten Liedfundus immer wieder mit verschiedenen Methoden aufeinander- bzw. nebeneinandergelegt, de- und rekomponiert, de- und rekontextualisiert. Meine Liebe zu dieser Musik wird dabei Teil meiner kompositorischen Aktivität.
Bei diesem Stück handelt es um eine Hommage an den in diesem Jahr verstorbenen Erfinder des Bossa Nova – Stils, der Sänger und Gitarrist João Gilberto. Alle Songfragmente stammen aus seinem Repertoire. Seine unverwechselbare Art, leise zu singen, die von ihm erfundene Art Gitarre zu spielen, seine virtuose, immer wieder verrückende Rhythmik haben das, was in diesem Stück passiert, inspiriert.
Eine breite interkulturelle und instrumentale Verschiebung findet dabei statt: brasilianische Gesang und Gitarre werden zur barockgeprägten Blockflöte und japanischen Koto. Die Bossa Nova Musik ruht (lat. requies, ruhen) nun in einer anderen Sphäre.

Chico Mello, geboren in Curitiba, Brasilien, Medizin- und Musikstudien in Curitiba. Kompositionsstudium privat bei José Penalva (Curitiba) und H.J. Koellreutter (São Paulo) sowie an der Universität der Künste (Berlin) bei Dieter Schnebel und Witold Szalonek. Promotion im Fach Musikwissenschaft an der Technische Universität Dortmund. Wichtige Begegnungen mit lateinamerikanischen und europäischen Komponisten in den Cursos latinoamericanos de música contemporanea.
Internationale und interkulturelle Arbeit im Bereich experimenteller, improvisierter Musik, sowie Musiktheater und brasilianischer Popularmusik.
Aufführungen, u.a., bei den Donaueschinger Musiktagen, Musica Viva (München), Inventionen (Berlin), Festival Música Nova (São Paulo), Angelica (Bologna), Other Minds (São Francisco), Ultima (Oslo).
Ko-kurator des Escuta Festivals (Rio de Janeiro), der Oficina de Música (Curitiba) sowie der MärzMusik (Berlin).


Rainer Rubbert
 
Musique pour décourager les rossignols (2012)
für singende Altblockflötistin

Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf. 
1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek, der ihn in seiner Radikalität - den vermeintlichen Widerspruch zwischen avanciertem musikalischen Material, kompositorischer Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen - maßgeblich beeinflusste.
Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007 den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di Fossacesia.
Seit 1989 ist er einer der künstlerischen Leiter der Konzertreihe Unerhörte Musik.
2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von Tanja Langer.
2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet.
 

Makiko Goto

Haiku 
(Improvisation)
für Bass-Koto solo


Mayako Kubo
 
Nur meine Stimme bleibt (2018)
für Sopran- und Tenorblockflöte und 13saitige Koto

Was bleibt am Ende?
Izanagi und Izanami gehören seit langem zu meiner kompositorischen Arbeit. Das Stück „Nur meine Stimme bleibt“ ist eine Studie zur Oper „Izanagi“. Koto-Spielerin und Blockflötistin stellen den Schmerz Izanamis dar, denn sie muss das nicht erfüllte Wiedersehen und den Bruch des Vertrauens von Izanagi, dem japanischen Orpheus, ertragen. Wenn ihr Körper nicht mehr existiert, dann bleibt nur ihre Stimme in der Luft.

In Kobe aufgewachsen macht Mayako Kubo am Osaka College of Music einen Abschluss (BA) als Pianistin. 1972 geht sie nach Wien, um an der Universität der Künste Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Friedrich Cerha zu studieren, dazu Musikgeschichte und Philosophie. 1980 setzt sie ihre Studien bei Helmut Lachenmann in Hannover und Stuttgart fort. 1985 lässt sich Kubo in Berlin nieder. Von 1990 bis 1994 arbeitet sie in Marino bei Rom; seither lebt sie wieder in Berlin. Sie ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik “ZeitMusik”. Kubos Kompositionsstil verdankt viel ihrer klassischen Klavierausbildung, den Studien am Institut für Elektroakustische und Experimentelle Musik Wien sowie der Auseinandersetzung mit anderen szenischen Künsten wie Tanz, Theater und Performance. Die Uraufführung der Oper „Rashomon“ 1996 in Graz – ein Auftragswerk des Opernhauses und des Steirischen Herbstes – gerät zu einem der Höhepunkte ihrer Karriere. Kubos zweite Oper „Osan“ folgte 2005. Als Auftragswerk des New National Theatre Tokyo wurde sie dort mit großen Erfolg uraufgeführt.. Ihre dritte Oper “Der Spinnfaden” gelangt 2010 in Berlin zur Uraufführung. 2017/18 erhielt sie ein Paris-Stipendium von der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin. Mit ihrem Werk „Sanriku Lieder“ (für die Opfer des Tsunami 2011) gewann das Kyoto Philharmonic-Chamber Orchestra den Sagawa Musikpreis 2017. Mayako Kubo war Fellow der Japan Foundation, des Hanse-Wissenschaftskollegs, der Yaddo Foundation und der Bogliasco Foundation. Ihre Kompositionen wurden auf den wichtigsten internationalen Musikfestivals wie den Donaueschinger Musiktagen, MärzMusik oder Wien Modern aufgeführt und von bekannten Künstler_innen interpretiert, darunter Peter Eötvös, Ensemble Modern, Hagen-Quartett, Auryn Quartett, Klangforum Wien, Kyoto Symphony Orchestra, Südwestfunk Orchester oder Tokyo Philharmonic Orchestra. Kubos Oeuvre von rund 160 Kompositionen ist im Ariadne Musikverlag, bei Breitkopf & Härtel, bei edition nova vita und im Verlag Neue Musik erschienen.
Gaby Bultmann studierte Blockflöte in Berlin, Amsterdam und Mailand und interessiert sich vor allem für ganz alte und ganz neue Musik. Auftritte solo und mit verschiedenen Ensembles; interdisziplinäre und Musiktheater-Projekte, 6 eigene CDs. Organisation mehrerer Kompositionswettbewerbe, zuletzt ein Kompositionswettbewerb zu Hildegard von Bingen (CD mit den Kompositionen der Preisträger). Neue Musik Projekte in verschiedenen Besetzungen, u.a. mit Marimba oder dem Cornucopia-Ensemble. Leiterin der Abteilung Weltmusik an der Leo Kestenberg Musikschule Berlin, Guide im Musikinstrumenten-Museum und Gemäldegalerie Berlin, Research und Vorträge zur Geschichte der Musikinstrumente und Rekonstruktionsprojekte.
 
Makiko Goto wurde in Tokyo geboren und begann im Alter von 9 Jahren Koto zu spielen. Mit 12 Jahren wurde sie Schülerin von Kazue und Tadao Sawai am „Sawai Koto Institute“, wo sie den Grad der Meisterin („Shihan“) erlangte. 1986 zog sie nach Hawaii (USA), wo sie als Lehrerin am Ethnic Music Departement of the University of Hawaii tätig war und einen Zweig der Sawai Koto Schule begründete. Seit 1992 lebt sie in den Niederlanden.
Goto's Repertoire umfasst sowohl traditionelle wie auch zeitgenössische Musik der Koto, der 17-saitigen Bass-Koto und der 21-saitigen Koto. Sie spielt weltweit in verschiedenen Besetzungen (Duo, Trio, Elektronische Musik-Ensembles, Theater, Tanz etc.) und Ensembles und nahm an vielen Festivals für Zeitgenössische Musik teil. Sie wirkte in Uraufführungen von Konzertstücken für Koto und Orchester des Bayerischen Symphonieorchesters München und des L'Orchèstre Philharmonique de Radio France mit. Ihre Auftritte wurden im Radio und Fernsehen international ausgestrahlt. Zudem hat sie bei verschiedenen CDs mit zeitgenössischen und traditionellen Stücken für Koto solo und Ensemble-Musik instrumental und vokal mitgewirkt.
Sie leitet eine Kotoklasse an der Berliner Leo Kestenberg Musikschule
Dienstag, 5. November 2019 | 20:00 Uhr
drängend, zögernd, entschwindend
Beate Zelinsky und David Smeyers, Klarinetten
Krisztián Palágyi, Akkordeon
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drängend, zögernd, entschwindend


Jukka Tiensuu

Plus IV
(1992)
für Klarinette, Bassklarinette und Akkordeon

Das virtuose, in einem strettoartigen Kanon komponierte „Plus IV“ des Finnen Jukka Tiensuu (*1948) erzeugt einen ganz eigenen Sog und erfüllt damit exakt die Intention des Komponisten, nämlich die Musik auf der Suche nach ihrer fundamentalen Essenz unkommentiert für sich selbst sprechen zu lassen. Die Triofassung mit Bassklarinette entstand für uns anlässlich eines Porträtkonzerts des Komponisten im Sommer 2000.


Younghi Pagh-Paan

Ta-Ryong V (1995)
für 2 Klarinetten und Akkordeon

Die aus Korea stammende Komponistin Younghi Pagh Paan (*1945), die Komponieren als Prozess der Selbstfindung im Spannungsfeld östlicher und westlicher Traditionen definiert, bezieht sich in „Ta-Ryong V“ auf jahrhundertealte koreanische Bauernmusik und versucht die Lebendigkeit und Kraft der alten Traditionen in den neuen Kontext ihrer Musik hineinzutragen. Zum Titel sagt die Komponistin selbst:
„Ta-Ryong ist einer der allgemeinsten Begriffe der koreanischen Musik. Wir nennen Ta-Ryong das Wiederholen eines Grundrhythmus in einem immer wiederkehrenden Vierer- oder Sechsermetrum. Die Faszination des Ta-Ryong besteht aber gerade in der nahezu unbegrenzten Variierungsfähigkeit dieser immer gleichen Grundlage, insbesondere in der Bauernmusik (Nong-Ak). An dieses konkrete Genre des Musizierens, an das ich mich lebhaft aus meiner Kindheit erinnere, versuche ich anzuknüpfen.“


Georg Katzer

drängend, zögernd, entschwindend
(2007)
für Klarinette, Bassklarinette und Akkordeon UA

Der im Mai diese Jahres verstorbene Georg Katzer (1935-2019) änderte wenige Wochen vor seinem Tod sein Werk „drängend, zögernd, entschwindend“ für unsere Besetzung, ersetzte also den Cello-Part durch Bassklarinette. Die drei Begriffe des Titels finden sich in der Musik sehr plastisch widergespiegelt. Die Uraufführung dieser neuen Fassung widmen wir Georg Katzer zu seinem Gedenken.


Nikolaus Brass

Songs and Melodies
(2018)
für zwei Klarinettisten und Akkordeon

Nikolaus Brass (*1949) sagt über sein uns gewidmetes und im Sommer 2019 uraufgeführtes Trio: „Die „Songs and Melodies“ für zwei Klarinetten und Akkordeon bestehen aus fünf musikalischen Miniaturen ohne Titel, mit einem namenlosen Vorspiel und einem Nachsatz, der mit „Farewell“ überschrieben ist. Wenn es graphische Skizzen wären, ginge es um Linie und Schraffur. Da es statt Griffel und Papier „Melodieinstrumente“ sind und ein Akkordeon, die hier auftreten, geht es um „Songs and Melodies“. Die Linie, die hinter allem Liedhaften und Melodiösen liegt, hat mich interessiert. Linie ist Bewegung und Ausdruck dieser Bewegung, also sowohl Abbild als auch Gegenwart von Energie. Die Energie der physikalischen Schwingungskurve wird im Umwandlungsprozess des Hörens in eine körperlich-geistige Schwingungskurve transponiert, die wir dank des unerschöpflichen Fundus unserer Assoziationen ständig neu synthetisieren, ausgestalten und deuten. Hörend begegnen wir nicht Schall, sondern uns selbst, unseren „Songs and Melodies“, die wir ständig aus uns selbst und unserer Geschichte bilden.“

Akira Nishimura

Meditation on the Melody of Gagaku ‚Kotoriso‘ (1996)
für zwei B-Klarinetten und Akkordeon

Die höfische Gagaku-Musik Japans, auf der Akira Nishimuras (*1953) „Meditation on the Melody of Gagaku ‚Kotoriso‘“ basiert, erreichte bereits im 9. Jahrhundert ihre Ausprägung als japanische Kunstform und spielt bis heute in ihrer Verbundenheit mit Kult, Religion und Mythen eine bedeutende Rolle. Mit den drei modernen Instrumenten, die durch ihren hohen Verschmelzungsgrad über große Strecken zu einem Superinstrument zusammenwachsen, erreicht der Komponist eine Klanglichkeit, die trotz der Anmutung an längst vergangene Zeiten die Zuhörer in eine neue akustische Welt mitnimmt. Akira Nishimura komponierte und widmete uns sein Werk 1996, seitdem ist es ein viel gespieltes Repertoirestück.
Krisztián Palágyi, geb.1991 als Sohn einer ungarischen Familie in Serbien, gewann als Solist bei nationalen und internationalen Wettbewerben insgesamt zwanzig erste Preise. Er war Masterstudent von Edwin Alexander Buchholz im Fach Akkordeon und von Prof. David Smeyers im Studiengang „Interpretation Neue Musik“ an der Hochschule für Musik Köln. Bei Festivals wie Viva Musica München, Acht Brücken Köln, Forum für Neue Musik Köln, Inselfestival, Best of NRW spielte er mehrere Uraufführungen, z.T. mit Rundfunkmitschnitten. Krisztián Palágyi war/ist Stipendiat der Hartmut und Lore Schuler Stiftung, der Yehudi Menuhin Live Music Now, der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung und der Dr. Werner Jackstädt Stiftung. Er spielt auf einem italienischen Instrument Bugari ’Black Line’ Omnia.

Die beiden Klarinettisten Beate Zelinsky und David Smeyers arbeiten seit 1980 als DAS KLARINETTENDUO zusammen. Durch ihre Kooperation mit Komponisten unterschiedlichster Stilrichtungen entstanden fast 50 Klarinettenduos und viele weitere Werke, Adriana Hölszky, Nikolaus Brass und Atli Ingólfsson widmeten ihnen Doppelkonzerte. Als DAS KLARINETTENDUO, mit Partnern wie Streichquartett, Akkordeon, Kontrabass, Klavier und Stimme sowie mit anderen Kammerensembles und als Solisten spielten sie eine Reihe von LPs und CDs ein. Zuletzt erschien eine CD mit sämtlichen Kammermusikwerken von Nikolaus Brass für Klarinettenduo und Streicher (NEOS 11704) sowie eine weitere CD mit den drei für sie komponierten Doppelkonzerten (NEOS 11708). Für ihr 40jähriges Jubiläum im Jahr 2020 planen die beiden Musiker als Rückschau und als Blick auf die Zukunft eine Konzertreihe mit von ihnen angeregten Werken, als Duo und gemeinsam mit vielen befreundeten Musikern.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Martin Daske und Rainer Rubbert

 
P.S.: Gerne weisen wir auf eine musikalisch und politisch mutige Uraufführung im Brandenburger Theater hin: 
30.10.2019 und 01.11.2019, um 19.30 Uhr
Brandenburger Theater, Grabenstraße 14, 14776 Brandenburg an der Havel, Großes Haus
Ahead of Struwwelpeter“
Kammeroper von David R. Coleman
Libretto von Irene Dische
Ensemble Quillo und die Brandenburger Symphoniker
Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
Copyright © 2019 Unerhörte Musik All rights reserved.
Sie sind in unserem Verteiler, weil Sie das hoffentlich wollten.

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