Wird diese Nachricht nicht richtig dargestellt, klicken Sie bitte hier. Der kulturpolitische Wochenreport (42. KW) Digitalisierung & Kultur, Gewinner des Ideenwettbewerbs „Kultur + Nachhaltigkeit, Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?, Fotowettbewerb: Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland, Text der Woche
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Sehr geehrte Damen und Herren,
wie schön, dich endlich wiederzusehen. Wie schön, endlich wieder von Mensch zu Mensch ohne Maschine miteinander zu sprechen. Wie schön, die Atmosphäre des Miteinanders zu spüren. Sehr oft waren diese und andere Ausrufe in der letzten Zeit zu hören. Die coronabedingten Sitzungen per Zoom, das Verfolgen von Musik oder von Aufführungen im Livestream, die virtuellen Ausstellungen, all dies führte vor Augen und Ohren wie analog wir Menschen doch sind. Live ist live. Der unmittelbare Austausch, der direkte Kontakt, er kann nicht durch digitale Formen ersetzt werden. Jedoch wäre es verkürzt, das Digitale auf eine Lückenbüßerrolle zu reduzieren.
Digitale Kunstproduktion ist längst ein alter Hut. In der bildenden Kunst und in der Musik gehört die digitale Werkschöpfung zu den Selbstverständlichkeiten. Elektroakustische Musik ist auch technologiegetrieben. Was vor Jahrzehnten noch riesige Räume beanspruchte, wie das Studio für elektronische Musik des WDR, passt heute in ein kleines Computergehäuse. Das legendäre Studio für elektronische Musik des WDR war weltweit eines der ersten Studios seiner Art und steht für die Produktion und Unterstützung avancierter Musikproduktion. Obwohl es bereits in den 1950er Jahren aufgebaut wurde, erhielt es seine Bekanntheit durch Karlheinz Stockhausen, der ab 1963 dort wirkte. Elektroakustische Musik heute ist avancierte Kunstmusik, populäre Musik, Werbe- und Filmmusik. Künstliche Intelligenz wird bei vielen Kompositionen heute selbstverständlich genutzt.
In der bildenden Kunst kann der Bogen von Nam June Paik, einem Pionier der Videokunst aus den 1960er Jahren, bis zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gezogen werden. Mit dem ZKM in Karlsruhe und der Kunsthochschule für Medien in Köln haben sich zwei Kunsthochschulen in Deutschland der künstlerischen Ausbildung in »Medienkunst« verschrieben. Die Zahl der in der Künstlersozialkasse versicherten Medienkünstlerinnen und -künstler der Berufsgruppe bildende Kunst wächst stetig an. Auffallend ist hier, dass im Jahr 2019 1.276 versicherten Künstlern 543 versicherte Künstlerinnen gegenüberstanden. Medienkunst – eine Domäne der Männer.
In der darstellenden Kunst werden mit der Akademie für Digitalität und Theater am Theater Dortmund neue Wege beschritten. Das Besondere ist hier, dass es nicht allein um die Nutzung digitaler Techniken in der normalen Theaterproduktion geht, sondern um eine eigene Sparte am Theater, die eine eigene künstlerische Entwicklung vorantreiben will. Die Akademie für Digitalität und Theater bildet neben der Oper, dem Ballett, den Philharmonikern, dem Schauspiel und dem Kinder- und Jugendtheater die sechste Sparte des Theaters Dortmund.
Eine noch junge Kunstform sind die Computerspiele. Games haben gegenüber den anderen künstlerischen Sparten ein Alleinstellungsmerkmal: Es gab sie noch nie analog, sondern schon immer digital.
Während in der künstlerischen Produktion die Digitalisierung bzw. ihre Vorformen schon lange Einzug gehalten haben, hat die Verbreitung und Vermittlung künstlerischer Werke im digitalen Raum eine deutlich kürzere Geschichte. Das hängt mit der technischen Ausstattung der Institutionen und vor allem mit den Übertragungskapazitäten im Netz zusammen. Erst die technische Innovation und der Ausbau der Netze machte es möglich, Bewegtbild zu übertragen und massentauglich zu machen. Was heute selbstverständlich ist, wie das Anschauen eines Films auf dem Smartphone, war vor einem Jahrzehnt noch Zukunftsmusik. Da der Breitbandausbau in vielen Regionen in Deutschland nach wie vor absolut unzureichend ist, ist der Zugang zu digital zugänglichen Informationen oder auch Werken auch vom Stand- bzw. Wohnort abhängig.
Die Corona-Pandemie der letzten Monate hat uns gelehrt, dass digitale Angebote so einfach auch nicht zu erstellen sind. Es gehört eben mehr dazu als die Handykamera auf einen ausübenden Künstler oder eine Künstlerin zu halten und ein Stück aufzunehmen. Der Charme des Unperfekten löst sich auf, wenn vieles unperfekte zu sehen ist.
Auch digitale Vermittlung und kulturelle Bildung brauchen ein Konzept, benötigen Expertise und eine adäquate Umsetzung. Vieles ist in den letzten Monaten neu entstanden, dem Impuls geschuldet, zumindest »irgendwie« präsent zu sein. Einiges davon wird sicherlich verschwinden, manches wird bleiben. Die zentrale Herausforderung wird darin bestehen, Angebote weiterzuentwickeln, Ressourcen bereitzustellen, damit Menschen diese Konzepte erdenken, planen, umsetzen und vor allem pflegen können. Investitionen in die digitale Vermittlung und Verbreitung sind keine Einmal- sondern Dauerinvestitionen. Das muss bedacht werden, wenn jetzt schnell Mittel bereitgestellt werden, um die Digitalisierung im Kulturbereich voranzutreiben. Nur wenn das Angebot permanent weiterentwickelt, technisch und inhaltlich jeweils auf dem neuesten Stand ist, bleibt es auf Dauer attraktiv und findet sein Publikum.
Die wichtigste Aufgabe ist aber jetzt, die vielfältigen neuen digitalen Angebote auch als künstlerische Leistung zu monetisieren. Bislang können noch viel zu wenige Kulturschaffende in der digitalen Welt ihr Brot verdienen.
Lesen Sie zu diesem Thema den Schwerpunkt in der aktuellen Politik & Kultur auf den Seiten 15 - 25.
Ihr
Olaf Zimmermann Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates twitter.com/olaf_zimmermann
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Aktuelle Texte zur Digitalisierung & Kultur
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| Worin besteht die Kultur des Analogen? Was macht digitale Kultur aus? Welchen Wert haben heute noch Live-Events? Wo und wie funktionieren Online-Ausstellungen? Wie kann digitale musisch-künstlerische Vermittlung gelingen? Unsere Autorinnen und Autoren geben vielfältige Antworten auf diese Fragen. |
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3 x Kultur + Nachhaltigkeit
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Gewinner des Ideenwettbewerbs „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ stehen fest: Fonds Nachhaltigkeitskultur fördert 10 Projekte |
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| Die Gewinnerprojekte für den Ideenwettbewerb „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) sind ausgewählt. Sie sollen jeweils für bis zu 12 Monate mit maximal 50.000 Euro gefördert werden.
Ausführliche Infos hier.
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Die Idee zu diesem Wettbewerb ist aus der Zusammenarbeit zwischen BUND und Deutscher Kulturrat entstanden.
Gewinner des Wettbewerbes sind:
- Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW + Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V.:
Das Projekt vereint Kultur- und Umweltbildung und plant, durch vier aufeinander aufbauende Projektbausteine didaktische Konzepte zu entwickeln, die junge Menschen dazu ermutigen, Heimat verantwortungsbewusst, kreativ und ressourcenschonend zu gestalten. - Amt für Kultur und Denkmalschutz, Landeshauptstadt Dresden + Umweltzentrum Dresden e.V.:
Das Projekt „Culture for Future“ möchte den Dresdner Kultursektor zukunftsfähig machen, indem dieser um nachhaltige Ansätze ergänzt wird. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Leitfadens für nachhaltige Kultur, der die Implementierung von nachhaltigem Handeln in Kunst und Kultur aufzeigen und ermöglichen soll. - Die Urbanisten e.V. + NABU Dortmund:
Die Urbanisten und der NABU Dortmund entwickeln interdisziplinär ein modulares System für die kooperative und nachhaltige Gestaltung von Schulgeländen, das von Pädagog*innen selbstständig und im Rahmen der Lehrpläne im Unterricht durchgeführt werden kann. Die theoretische Wissensvermittlung und Durchführung verschiedener Projekte erleichtert die notwendige Sensibilisierung zukünftiger Generationen für nachhaltiges Denken und Handeln. - Festival Alte Musik Knechtsteden + Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V.:
Jacques Offenbachs vielschichtige Oper “König Karotte” ist der Ausgangspunkt für ein interdisziplinäres Musik-Projekt, bei dem rund 300 Grundschulkinder kreativ und interaktiv für Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Demokratie begeistert werden. - Forum Umwelt und Entwicklung/Deutscher Naturschutzring + Kulturzentrum Lagerhaus e.V.:
Gegenstand des Projekts „Walgesang“ ist eine musikalische Meerespolitiktour durch vier Städte. Die Tour verbindet informative Vorträge mit Musik und möchte das Bewusstsein von Jung und Alt für eine andere Meerespolitik und den Schutz bedrohter maritimer Ökosysteme stärken. - Freunde der Lübbenaubrücke e.V. + Biosphärenreservat Spreewald:
„Kulturenergie am GLEIS 3“ möchte das Kulturzentrum Lübbenau und dessen Umfeld zum Leuchtturm für nachhaltiges Leben in der Stadt entwickeln. Zentrale Veranstaltung ist der Markt der Nachhaltigkeit. Dieser bietet eine Informations-, Diskussions- und Vernetzungsplattform für regionale Nachhaltigkeitsakteure und gibt Gästen einen umfassenden Überblick über Nachhaltigkeitsaktivitäten. Auch mit dem benachbarten Biosphärenreservat, zu dem eine Brücke gebaut werden soll. - KARO AG + BUND Landesverband Mecklenburg-Vorpommern:
Das Projekt vernetzt die Kunst-, Kultur- und Medienbildungskompetenzen der FRIEDA 23 mit den Bildungskompetenzen der Ökovilla im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich. Ziel ist es, interdisziplinäre Projekt- und Bildungsangebote für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern zu schaffen. Auch soll der Austausch von Kompetenzen zwischen Naturschutzorganisationen und Kulturträgern in Fachworkshops organisiert sowie ein Kultur-Umwelt-Bildungskatalog erstellt werden. - Kassiopeia e.V. + NABU Ortsgruppe Warndt:
Ich schütze, was ich liebe” soll durch emotionalen Zugang und ästhetische Praxis dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Einsichten in die Natur gewinnen und diese mit Interesse verinnerlichen. Das Projekt ermöglicht nicht nur vielfältige Formen der Naturbegegnung, etwa Forschungstouren und Experimente, sondern auch eine umfangreiche Palette künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten. - Landesverband der Jugendkunstschulen und Kultur-pädagogischen Einrichtungen Bayern e.V. + Stadt Amberg – Stabsstelle Klimaschutz:
Im Rahmen des Vorhabens „Freiräumen“ werden öffentliche Orte in Einklang mit Nachhaltigkeit gebracht und entsprechend „geräumt“ und umgestaltet. Durch die ästhetische Transformation des öffentlichen Raums werden Identifikations-, Reflexions- und Bildungsprozesse angestoßen, wodurch sich die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen als Mitgestalter*innen ihres Lebensumfelds erleben. - Naturschutzbund Deutschland e.V., Blumberger Mühle + Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Brandenburg e.V.:
Die „Naturkonzerthalle“ ist eine integrative und partizipative Möglichkeit, um die Gedanken rund um die Erhaltung der Natur und den Schutz der biologischen Vielfalt auf neue Art und Weise zu vermitteln. Das Musik- und Naturevent ist eine Symbiose aus Naturschutz, Musik, Wissenschaft und visueller Kunst und soll zum Umdenken anregen.
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„Guten Morgen!“ – anstelle von „Gute Nacht“ – sagen sich im Dossier „Heimat & Nachhaltigkeit“ nicht nur Fuchs und Hase, sondern auch der Kultur- und Naturbereich.
Stellvertretend arbeiten der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Deutsche Kulturrat seit Jahren eng zusammen. Klar ist, wenn es darum geht, nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern und unsere Natur zu schützen, müssen wir als Gesellschaft vermehrt auf die erforderlichen kulturellen Kompetenzen schauen. Die Zusammenarbeit der zivilgesellschaftlichen Akteure aus Kultur und Natur gilt es, auszuweiten.
Das Dossier berichtet nicht nur über die Zusammenarbeit zwischen BUND und Deutschem Kulturrat sondern zeigt neue Lösungsansätze auf, wie ein Kulturwandel hin zu mehr nachhaltiger Entwicklung gelingen kann.
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| Die kulturelle Zukunft von Mensch und Insekt muss neu gestaltet werden. Deshalb widmen sich die Organisation Insekt Respect in ihrer nächste Tagung einem neuen kulturellen gesellschaftlichen Umgang mit Insekten, mit Biodiversität und mit der Natur.
Im Zusammenhang mit unserer Aktivitäten zur Stärkung der Zusammenarbeit des Kulturbereiches mit dem Naturschutzbereich, weisen wir auf eine spannende Online-Diskussion mit Prof. Dr. Harald Welzer (FuturZwei) am 21.10.20 hin, dass wir ideell unterstützen:
Weitere Infos hier. |
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Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?
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| Hier finden Sie Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Hier finden Sie zusätzlich eine aktuelle Übersicht der Programme "Neustart Kultur" nach Bewerbungsfristen geordnet (Stand: 07.10.2020).
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| Hier finden Sie Informationen zu den Maßnahmen der einzelnen Bundesländer im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Hier finden Sie zusätzlich eine tabellarische Übersicht der Länderhilfen (Stand 12.10.2020).
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Fotowettbewerb: Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland |
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Machen Sie mit beim bundesweiten Fotowettbewerb #jüdischerAlltag der getragen wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration.
Mehr Infos: fotowettbewerb-juedischer-alltag.de |
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Text der Woche: Helmut Hartung "Pressemedien in der Subventionsfalle?"
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Die Print-Verlage haben unter der Corona-Pandemie in den Monaten März bis Mai stark an Anzeigenumsätzen eingebüßt. Während die überregionalen Zeitungen und viele Zeitschriften bei neuen Abos für Print bzw. die digitalen Angebote steigende Umsätze verzeichnen konnten, deckten bei den Regionalzeitungen und den meisten Zeitschriften die dafür gestiegenen Einnahmen die Werbeverluste nicht ab. Damit sind die meisten Zeitungs- und Zeitschriftenverlage gezwungen, Einsparungen vorzunehmen bzw. Investitionen zu streichen oder zu strecken. Es ist nicht übertrieben festzustellen, dass die wirtschaftliche Basis vieler Verlage, vor allem im analogen Printgeschäft, erodierte.
Helmut Hartung ist Chefredakteur des Blogs www.medienpolitik.net.
Lesen Sie den Text hier!
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... Deutscher Kulturrat e.V. Taubenstr. 1 10117 Berlin
Web: www.kulturrat.de E-Mail: post@kulturrat.de
Tel: 030-226 05 28-0 Fax: 030-226 05 28-11
Verantwortlich: Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
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