Sonntag, 27. Februar 2022

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FWD - Newsletter Unerhörte Musik | 2022 | Nr. 05

 


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NEWSLETTER 2022 | Nr. 05
1. und 8. März


„Musik und Rhythmus finden ihren Weg
zu den geheimsten Plätzen der Seele.(Platon)


Liebe Interessierte,

häufiger Gast in der “Unerhörten Musik” ist die Pianistin Fidan Aghayeva-Edler mit immer neuen inspirierten Programmen.

Passend zum luftigen Übertitel DANCING DUST AND BREATHING LIGHT hat sie in den letzten Jahren bzw. unmittelbar zu Lockdown-Zeiten entstandene Klavierwerke ausgewählt, die sie am kommenden Dienstag, 1. März spielen wird.

 

 

What is now will

soon be past

Just because you do it

doesn ́t mean you always will.

Whether you ́re

dancing dust or

breathing light

you ́re never exactly

the same, twice.

 

(Yrsa Daley-Ward)

 

Die letzten zwei Jahren waren demütigend, grausam und oft hoffnungslos. Umso mehr braucht man einen frischen Atemzug ins Lustige, Spielerische, Tänzerische, Mobile, Flexible und Unfixierte. Darum geht es in diesem Programm: eine bunte, fröhliche, hoffnungsvolle Mischung mit vielen Zitaten, Andeutungen, Schattenspiel, futuristischen Technologie und Lebenslust. Hauptsache, nicht zu Ernst!”

Werke von Miika Hyytiäinen UAEli Simić-Prošić, Arthur Kroschel UA, Isabel Mundry, Miika Hyytiäinen UA, Marti Epstein, Dominik Susteck, Katarzyna Taborowska UA, Olga Rayeva UA und Olga Neuwirth
 

… zusätzlich wie gewohnt als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):https://youtu.be/RoghITx_Tes


Das Trio Momentum hat ein - sowohl von der Instrumentation, als auch von der Auswahl der Komponisten - koreanisch angemutetes Programm für den darauf folgenden Dienstag, 8. März zusammengestellt: 

Berlin-Seoul: Fließende Übergänge

 

Es spielen Jieun Kang, Haegeum, Hong Yoo, Daegeum/Janggu und Il-Ryun Chung, Gitarre

 Die Musik bewegt sich im Spannungfeld von originärer koreanischen Musik und Improvisation bis hin zu komponierter Neuer Musik der Welt - einer neuen Richtung jenseits der bekannten Pfade der Weltmusik oder der klassischen Neuen Musik.”

Auf dem Programm stehen Werke von Young-Gyu Jang, Sandeep Bhagwati, Il-Ryun Chung UA, Jared Redmond und Trio Momentum UA
 


… zusätzlich wie gewohnt als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):https://youtu.be/mM9TPVOEWUM


Dienstag, 1. März 2022 | 20:00 Uhr

DANCING DUST AND BREATHING LIGHT

LIVE-STREAM:    https://youtu.be/RoghITx_Tes

Fidan Aghayeva-Edler, Klavier

Tickets online kaufen / order tickets online

DANCING DUST AND BREATHING LIGHT

 

 

Miika Hyytiäinen 

Torstainen (2021) UA
für Klavier

 

Im Sinne der mobilen Form, die Mitte 20.Jahrhunderts von u.a. K.Stockhausen, M.Feldman, P.Boulez genutzt wurde, komponiert Miika Hyytiainen im Jahr 2021 ein aleatorisch gebautes Werk Torstainen. Es besteht aus 10 Miniatüren, die mithilfe eines Algorithmus zufällig (also, jedesmal neu, deshalb ein Sternchen bei UA) zu einem kompletten Stück kombiniert werden. Die Pianistin weiß erst nach dem Blättern mit dem Pedal welches Teil als nächstes kommt. Zwischen den Teilen improvisiert sie kleine (oder große Übergänge) anhand der bestehenden Tonleiter. Die Miniaturen, in unterschiedlichster Reihenfolge gespielt, heißen: 

THIRDS IN REGISTERS OR I <3 VOXRA ——SMALL CANON FOR A VERY BIG TOY PIANO ——DEMO UNDER MY WINDOW ——“I HATE TRILLS” —— JEUDITUDE CULINAIRE: RAVIOLI D’ENFANCE D’UN SIR —— SITTING ON A PIER WHILE THE BIRDS ARE LOUD —— DEMONSTRATION OF THE ARTISTS —— I <3 ICE CREAM+I <3 BIRDS+I <3(ICE CREAM+BIRDS) —— THEY COMPLIMENTED ACADEMIC COMPOSITION AND I GOT SO IRRITATED I COMPOSED THIS, ACADEMIC AND TRISTAN (I HEARD YESTERDAY), AM I A GOOD BOY NOW? —— MORGEN MORSEN NUR NICHT HEUTE

 

Einige Miniaturen wurden in der Zusammenarbeit mit Fidan Aghayeva-Edler komponiert. 
In diesem Konzert wird „Torstainen“ zweimal gespielt.
 

Die Musik von Miika Hyytiäinen wurde bereits auf den meisten Festivals sowie anderen bedeutenden Orten in Finnland und Deutschland aufgeführt. Der vielseitige Gebrauch der menschlichen Stimme und die Intimität des Klangs sind typisch für seine Musik. Diese vereint verschiedene Kunstformen wie Instrumentales Theater, Performance, Theater und akademische Vorlesung. Hyytiäinen machte seinen Abschluss an der Universität der Künste in Berlin, wo er Komposition und Experimentelles Musiktheater studierte. Er promovierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki über die Kommunikation von Singenden und Komponierenden.

 

 

Eli Simić-Prošić

Rebonds à deux (2018)
für Klavier mit Zuspiel

 

Rebonds á deux ist eine Meditation und Erkundung der Idee von Grenzen, Begrenzungen und Rebounding um neue kreative Möglichkeiten zu entdecken. Indem ich Takt für Takt die Struktur von Iannis Xenakis' Rebonds A für Solo-Schlagzeug als Rahmen nehme, transformiert mein eigenes Werk das hypnotische Rauschen und den Sog der Rhythmen des Originals, indem es sie in neue Dimensionen erweitert: Im Resonanzkörper des Klaviers wird das, was einst tonlos war, nun zu einem Ton, und selbst ein einzelner Schlag erzeugt seine eigenen kristallinen Echos. 

Eli Simić-Prošić ist fasziniert von der Idee der Musik als komponierte Zeit und den Möglichkeiten, dramatische Rituale und zeitliche Geografien zu schaffen, die ein solches Verständnis bietet. Er ist Komponist und Pianist mit australischen Hintergrund, und lebt derzeit in Berlin.

 

 

Arthur Kroschel 

Sautillement for piano (2021) UA

 

Das Stück Sautillement für Klavier wurde im Jahr 2021 komponiert. Das Stück ist Fidan Aghayeva-Edler gewidmet.

 

Artur Kroschel, Komponist, Pädagoge, Absolvent der Prof. Jan Astriab in der Kompositionsklasse an der Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie in Poznań, wo er derzeit den Lehrstuhl für Komposition leitet. Preisträger bei Komponistenwettbewerben in Polen, Frankreich und Deutschland, seine Werke wurden von hervorragenden Solisten und berühmten Orchestern, Chören und Ensembles für zeitgenössische Musik u.a. dem Ensemble Aleph, Sinfonietta Leipzig, Pierrot Lunaire Ensemble Wien, Warehouse Ensemble, Modern Art Ensemble, Duo Namaste, an_Arche NewMusicEnsemble, Ensemble ON, Idiom Project Ensemble, Poznań Philharmonic Orchestra, Jenaer Philharmonie, Camerata Silesia The Katowice City Singers' Ensemble bei zahlreichen Festivals und Konzerten für zeitgenössische Musik in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien aufgeführt.

 

 

Isabel Mundry 

Turning Around (2015)
für Klavier

 

 

Isabel Mundry erforscht in ihrem Schaffen die differenzierte Klangmöglichkeiten im Bezug zwischen Zeit, Raum und Wahrnehmung. Komponieren verstehe ich als das tönende Erfassen eines Augenblicks (egal welcher Dauer), in sich vielschichtig, geprägt und prägend zugleich, durch die musikalische Artikulation meines individuellen Hören. Idee und Intention, Strukturfragen und kompositorisches Handeln sind hier drei untrennbar ineinandergreifende Aspekte, in ihrer Relativität zeigt sich ihre Zeitlichkeit, in ihrer besonderen Relation liegt die Einzigartigkeit einer Komposition. (Isabel Mundry) Turning Around (2013) ist eine Auftragskomposition zum 10-jährigen von Kulturradio RBB.

 

 

 

Miika Hyytiäinen 

Torstainen (2021) UA
für Klavier

 

 

 

Marti Epstein 

The Piano at the Palace Beautiful (2019)

 

The Piano at the Palace Beautiful wurde im Auftrag vom Pianisten Don Berman, mit Bezug auf Little Women von Louisa May Alcott, komponiert, und schildert eine der vier Schwestern, die zurückhaltende Beth March. 

Das Einzige, was sie aus ihrem Schneckenhaus herausholte, war die Musik. Schon zu Beginn des Buches wird ihre Leidenschaft für das Klavierspiel mehrfach erwähnt. Eine meiner Lieblingsszenen im Buch ist die, in der Beth, nachdem sie vom alten Mr. Laurence eingeladen wurde, in sein Herrenhaus nebenan zu kommen, um auf dem vernachlässigten Klavier zu spielen, das seiner Tochter gehört hatte, zaghaft das Haus - The Palace Beautiful - betritt und zu spielen beginnt (wir sollten nicht vergessen, wie mutig das für sie war). Der alte Mr. Laurence sitzt oben in seinem Arbeitszimmer und hört ihr zu. In meinem Stück stelle ich mir vor, was er gehört haben könnte; nicht nur, was sie tatsächlich spielte, sondern wie seine Erinnerung den Klang des Klaviers, der die Treppe hinaufwehte, gefiltert und verändert haben könnte. <...> In meiner Vorstellung spielt sie durch Hymnen und improvisiert vielleicht sogar, während sie sich in ihrer eigenen Welt verliert. Mein Stück nimmt eine Methodistenhymne, Fortitude (Musik von David Smith, Text von Maltbie Babcock), als Gerüst, um das ich andere Arten von Klängen schichte, von denen ich mir vorstelle, dass sie sie entweder spielt oder Mr. Laurence sie hört (oder beides). 

 

Marti Epstein ist eine aktive Pianistin und eine engagierte Lehrerin. Sie ist Professorin für Komposition am Berklee College of Music, wo sie seit 1991 Harmonie, Kontrapunkt und Komposition unterrichtet, und gehört auch zum Lehrkörper des Boston Conservatory. Sie ist 2020 Guggenheim-Stipendiatin für Musikkomposition.

 

 

Dominik Susteck 

Dunkel-Licht (2009)
für Klavier

 

Die Tatsache, dass Dominik Susteck auch Organist ist, und dass das Stück im Dezember komponiert wurde, zeigen eine klare Assoziation mit getimtem Kirchenlicht durch das bunte Fenster während der Christmesse. 

Dominik Susteck studierte Kirchenmusik, Komposition, Musiktheorie und Orgel. 2007-2021 war er Organist der Kölner Kunst-Station Sankt Peter. Als Kooperationspartner kuratierte und begleitete er bis zu 80 Konzerte im Jahr, darunter auch Großveranstaltungen und Festivals. Neben Lehrtätigkeit an Hochschulen in Essen, Düsseldorf, Weimar und Köln machte Dominik Susteck mit modernen Improvisationskonzerten auf sich aufmerksam. Daneben spielte er zahlreiche Uraufführungen von Werken jüngerer Komponisten. Sein überwiegend auf zeitgenössische Musik ausgerichtetes Repertoirepräsentierte er auf mehreren CDs beim Label Wergo und Querstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk. Als Komponist wurde er mit Preisen ausgezeichnet.

 

 

Katarzyna Taborowska 

Oceans and Islets (2022) UA
für Klavier und fixed media

 

Oceans and Islets für Klavier und fixed media, 2022, komponiert für Fidan Aghayeva-Edler. Dies ist meine nächste Komposition mit dem Untertitel /Pop Art Picture/. Diese Reihe von Kompositionen stellt den Interpreten vor etwas andern, nicht nur instrumentale Aufgaben. Die Stücke aus dieser Reihe basieren auf klaren Bezügen zu tonaler Harmonik und vokal-melodischen Motiven und oszillieren zwischen dem Genre der instrumentalen Miniatur, dem klassischen Kunstlied und dem Popsong.

 

Katarzyna Taborowska studierte Komposition bei Prof. Lidia Zielińska an der Musikakademie in Poznań. Ihre Kompositionen wurden auf zahlreichen Festivals für zeitgenössische Musik aufgeführt, darunter der Warschauer Herbst, der Poznaner Musikfrühling, Musica Polonica Nova in Wrocław, das Audio Art Festival in Krakau, das Internationale Festival für elektronische Musik in Bourges, ACOUSMANIA in Bukarest, Musicacoustica in Peking u. a.

 

 

Olga Rayeva 

Ping-Pong (2021) UA
für Klavier

 

Unter den Werken von Olga Rayeva haben Klavierstücke einen besonderen Platz - sie sind wie die Seiten eines Tagebuchs, das sie während ihres gesamten kompositorischen Lebens schreibt, darunter große und kleine Zyklen, Einzelstücke, Stücke zu vier Händen, für zwei Klaviere... Wie die Komponistin selbst sagt: "Das Klavier ist mein Wal-Freund, der mich immer inspiriert”. Es gab alle möglichen Experimente damit, innen und außen, und jetzt ist ein weiteres Stück hinzugekommen - ein sehr einfaches, nur auf der Tastatur, im Grunde aus dem Zyklus der "pandemischen" Soli für verschiedene Instrumente, die alle von Einsamkeit handeln. Das Thema "Spielen" für Rayeva immer wichtig. Ping-Pong ist Dodekaphonie in einer minimalistischen Lösung, und es zeigt Rayeva’s charakteristisches Merkmal - das Spiel mit Obertönen. So kommt es, dass in einem so kleinen Stück Dodekaphonie + Minimalismus + Spektralismus zu hören sind.

 

Olga Neuwirth 

Trurl Tichy Tinkle (2016)
für Klavier

 

Dank Olga Neuwirths Interesse für Wissenschaft, Architektur, Literatur, Film und Bildende Kunst lassen sich in vielen ihrer Stücke Ensemble, Elektronik und Videoeinspielungen zu einem genreübergreifenden visuellen und akustischen Sinnerlebnis verschmelzen. Dafür gilt sie in der sogenannten „Neuen Musik“-Szene als Pionierin. Auch das Solo Klavierstück Trurl-Tichy-Tinkle (2016, rev.), eines ihrer großen Klavierstücke, das sie in Berlin schrieb und dem Pianisten Christopher Park widmete, stellt sich eine bizarre Mischung aus kontrastierenden Elemente dar, die sich selbst als ein organisches Patchwork zitieren und an mehreren Medienformate erinnern.


Die Pianistin Fidan Aghayeva-Edler ist aktiv in der Neue Musikszene Berlins und arbeitet eng mit zeitgenössischen Komponist*innen zusammen. 2019 erschien ihre Solo-CD „Verbotene Klänge: Sechs Suiten“ mit den Werken verfemter KomponistInnen, 2020 kamen weitere Alben "Twenty for Piano" und "The Black Garden" raus. Ihre Arbeit ist von unterschiedlichen Stipendien und Förderungen des u.a. Musikfonds Berlin, Deutsche Orchester-Stiftung, Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Fonds Darstellende Künste unterstützt. 

Während Corona-Pandemie hat sie diverse Projekte durchgeführt und neue Konzertformate entwickelt, wie Livestream-Konzerte mit zahlreichen Uraufführungen, Schaufensterkonzerte und virtuelle Duo-Improvisationen. Sie entdeckt immer wieder neue musikalische Sphären, wie improvisierte Performances mit erweiterten Klaviertechniken und realisiert interdisziplinäre Projekte (u.a. mit Poesie und Tanz). Außerdem spielt sie in Theaterproduktionen und im Film.

 


Dienstag, 8. März 2022 | 20:00 Uhr

Berlin-Seoul: Fließende Übergänge

LIVE-STREAM:    https://youtu.be/mM9TPVOEWUM

Trio Momentum

Jieun Kang
, Haegeum
Hong Yoo, Daegeum/Janggu
Il-Ryun Chung, Gitarre

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Berlin-Seoul: Fließende Übergänge

 

 

Young-Gyu Jang

Beompe - Buddhist Chant, "Bokcheongge’’ (2018)
für Haegeum und Elektronik

 

 

The Buddhist song „Bokcheonggae“ contains the following lyrics: 
"I prostrate myself and ask for good fortune. I pray to you, Goddess of mercy"

 

Jang Young-gyu, a musician, composer, and member of Uhuhboo Project and LEENALCHI has been involved in numerous projects in the fields of film, theater, dance, and visual art since the late 90s. He has shown experimental musical tendencies through textures of sound and segments of rhythm. Recently, he has been attempting to study the areas of traditional instruments, sounds and performances and to realize new structures of tradition by connecting them with contemporary music.

 

 

Sandeep Bhagwati

The Shadow of our Hands (2017)
für Haegeum (oder Violine) und Bordun 

 

In einer Zeit tiefer Niedergeschlagenheit ob der damaligen politischen und klimatischen Weltlage fielen mir im Herbst 2017 einige Gedichtzeilen von Iannis Ritsos in die Hände, die ich mir so übersetzte: "In unseren Händen/halten wir die Schatten unserer Hände./ Die Nacht ist gnädig./So sehn die Anderen nicht wie wir unsere Schatten festhalten/ Wir bestärken die Nacht./ Wir achten auf uns,/ so mögen wir die Andern für besser halten." Die in diesem Bild verhandelte Spannung zwischen Resignation und Widerstand, Misstrauen und Wohlwollen, Intimität und Weltwachheit rief in mir Melodisches hervor, das sich vor einer unnachgiebigen Klangmasse zu krümmen schien, in sie hinein und aus ihr heraus. Aus dieser Klangvision entstand dieses Stück. Die haegeum, von Jieun Kang gespielt, war mir von einigen Konzertprojekten mit dem Ensemble Extrakte vertraut: ihr weicher, aber unnachgiebiger und manchmal sehr scharfer Klang ruft meine Vision immer wieder hervor. Die Solistin und der Musiker, der die Klangwand erzeugt, haben keine fest ausnotierte Partitur, sondern viele Fragmente, die man nach bestimmten Regeln variabel aufeinander beziehen kann, mit denen man improvisieren kann: jede Aufführung des Werkes spielt sich daher anders ab. Was aber bleibt, ist die meditativ-dunkle Grundstimmung des Werkes, deren Falten und Schatten die Musiker und ihre Zuhörer nachhörend zu erforschen eingeladen sind.

 

Sandeep Bhagwati ist Komponist, Musikforscher, Publizist, Redner, Dichter und Theatermacher. Studium in Salzburg, München und Paris in Dirigieren, Komposition und Computermusik bei Bogusław Schaeffer, Wilhelm Killmayer, Edison Denisow und Rupert Huber. 1990 gründete er mit Moritz Eggert das A•Devantgarde Festival München. Ab 2000 war er Professor für Komposition und Multimedia an der Musikhochschule Karlsruhe, bevor er 2006 als Canada Research Chair an die Concordia University Montréal wechselte. Dort gründete er das matralab, ein Labor für künstlerische Forschung in den Live-Künsten. Seit 8 Jahren leitet er auch zwei trans-traditionelle Ensembles: „Extrakte“ (Berlin) und „Sangeet Prayog“ (Pune). Er hat wesentliche theoretische und praktische Ansätze zur Dekolonisation Neuer Musik und zur künstlerischen Forschung entwickelt und setzt sich für diese Themen auch in der Öffentlichkeit ein. Seine Werke und trans-disziplinären/trans-traditionellen Projekte kann man bei vielen Festivals und in Konzertsälen rund um den Globus erleben. Er lebt und arbeitet derzeit abwechselnd in Montréal, Berlin, Zürich und Mumbai.

 

 

 

Il-Ryun Chung

Guitar Sanjo (2012)
für Gitarre und Janggu

 

Fasziniert von dem musikalischen Genre Koreas „Sanjo“, in dem ein Soloinstrument und eine Janggu (oder Buk) über eine accelerierenden Folge von rhythmischen Zyklen (Jangdan) vielfältigste Melodien und polymetrische Strukturen entstehen lassen, habe 2008 ich eine Werkreihe begonnen, die „New Sanjo Project“ heißt. Guitar Sanjo ist das zweite Werk in dieser Reihe und ist 2012 entstanden.

 

Il-Ryun Chung wurde 1964 in Frankfurt am Main geboren. Bei Carlo Domeniconi studierte er von 1985 bis 1989 Gitarre und Komposition. In den darauf folgenden Jahren 1989-1995 vervollkommnete er an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Jolyon Brettingham-Smith seine kompositorische Ausbildung.

Eine Begegnung von großer Wichtigkeit war das Kennenlernen des koreanischen Meistertrommlers Kim Duk-Soo, der ihn mit der Perkussionsmusik Koreas vertraut machte und sein rhythmisches Empfinden entscheidend prägte. 

2009 Mitbegründung des AsianArt Ensembles. 

2016 Composer in Residence beim National Orchestra of Korea.

2017 künstlerische Leitung des Festivals Turbulenzen.

Seit Februar 2014 Leitung des Fachbereichs Komposition/Aktuelle Musik und seit 2019 Professur für Komposition an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und künstlerischer Leiter der Zeitströme.

 

 

Jared Redmond

神託 S H I N T A K (ORACLE) (2018)
für Daegeum solo

 

Shintak (신탁 神託 – “Oracle”) is a one-movement work for solo daegeum performer. It uses an original notation system based on traditional Korean mensural notation and musical theory. Traditional Western music notation is never used. 

The piece proceeds through seven non-programmatic but evocative sections: Night (밤) – Cairn (석총

石塚) – Interior (속) – Trance (무아지경 無我之境) – Voice (음성 音聲) – Hollow (공허 空虛) – Night (밤). In combination, they suggest a dream scene: an ancient place; an occult ritual, in secret, culminating in an ecstasy and the receipt of a message. The daegeum performer, like the figure in our dream scene, is a medium. Engaged in the deciphering of ancient, mysterious symbols, they render unto us a dark riddle. What are we to make of this voice from the other side? 

Shintak was written in 2017-2018 for performer Yoo Hong. 

 

Jared Redmond is a pianist-composer living in Seoul. For several years, a large portion of his creative work is devoted to conceptual and experimental pieces for traditional Korean instruments. His compositions have been performed throughout North America, Europe, and East Asia. He was previously Visiting Professor of Music Composition and Theory at Hanyang University, and currently teaches at the Seoul National University School of Music.

 

 

 

Il-Ryun Chung

Blackbird Calling (2018,Originalversion)
für Daegeum und präparierte Gitarre UA

 

Das Hauptmotiv hat mir tatsächlich eines morgens eine Darmstädter Amsel diktiert. Dieser Vogel sang stundenlang im Morgengrauen diese Töne, die mir fortan nicht mehr aus dem Kopf gingen, denn diese passten sehr gut zur Daegeum, für die ich gerade ein Stück begonnen hatte. Die Gitarre benutzt eine Präparierung mit einem Steg, der unter ein der Basssaiten gesteckt wird und diese und zwei Saiten mit mikrototalen Tonhöhen teilen.

Eine Version für 25-saitige Gayageum und Daegeum wurde 2021 in Korea uraufgeführt. In diesem Konzert erfährt das für Yoo Hong komponierte Stück seine Uraufführung der Originalversion.

 

 

 

Trio Momentum

Shinawi of Darmstadt (2022)
für Daegeum, Haegeum und Gitarre/Janggu UA


Trio Momentum

Ursprünglich 2011 als Duo Momentum mit der koreanischen Bambusquerflöte Daegeum und Gitarre gegründet, existieren verschiedene Trioformationen. In diesem Konzert gesellt sich die koreanischen Kniegeige Haegeum dazu.

Ihre Musik bewegt sich im Spannungfeld von originärer koreanischen Musik und Improvisation bis hin zu komponierter Neuer Musik der Welt - einer neuen Richtung jenseits der bekannten Pfade der Weltmusik oder der klassischen neuen Musik.

 

Jieun Kang Haegeum (Korean bowed string instrument) is a member of Jongmyo Jeryeak (Royal Ancestral Ritual Music)-Korea National Intangible Cultural Heritage 1, member of Ensemble Extrakte, artistic director of WhatWhy Art-a creative music group based on Korean traditional arts. 

She is an active Haegeum performer and director who continues to broaden her musical capacity while striving to stay true to traditions while stimulating creativity at the same time.


Gerne weisen wir noch einmal darauf hin, dass fast alle Konzerte aus den letzten beiden Jahren auf unserem Youtube-Kanal zum Nachhhören bereitstehen:

https://www.youtube.com/c/UnerhörteMusik

 

Immer herzlich grüßen und freuen sich auf Ihren Besuch 

- live oder im Netz –

 

Herzliche Grüße,

Rainer Rubbert und Martin Daske

 


Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007

Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)



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