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NEWSLETTER 2017 | Nr. 11 30. Mai und 6. Juni
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"Die
Tonkünstler scheinen zu unsern Zeiten einzig und allein darauf bedacht
zu sein, daß sie die natürliche Anmut der Musik ganz aufheben mögen,
welche ihnen seit einigen Jahren zuwider geworden. Sie wenden vielmehr
alle Mühe an, die Musik rauh, widrig und rauschend zu machen. Je
schwerer die Komposition ist, desto größer ist der Ruhm desjenigen, der
dieselbe verfertiget hat. Es ist kein Zweifel, daß die Kunst ganz
untergehen wird, wenn man also fortfährt"
(Ludvig Holberg (1743))
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DEGEM,
im Jahresrhythmus präsentiert das herausragende Berliner Ensemble LUX:NM in der Unerhörten Musik aufregende neue Programme, die jeweils überraschende Facetten der Neuen Musik beleuchten. In
der klanglich flexiblen Besetzung mit dem Kern Saxophon, Posaune,
Akkordeon, Klavier und Violoncello initiiert das Ensemble neue Konzepte
in immer anderen thematischen Zusammenhängen. Am kommenden Dienstag, 30. Mai werden nun unter dem Titel secret snares Kompositionen von Ole Hübner UA, Arne Sanders UA, Thomas Gerwin, Gordon Kampe, Pawel Hendrich UA und Susanne Stelzenbach zur Aufführung kommen.
Einführung: 19:45 Uhr
MIKROWELTEN hat das composer-/performer Duo VOUTCHKOVA | THIEKE mit Biliana Voutchkova, Violine/Stimme und Michael Thieke, Klarinette sein aktuelles Programm genannt. Der Fokus des Programms liegt auf der mikrotonalen Musik:
„Unschärfe
ist eine Form der Ungenauigkeit, Unbestimmtheit, Ungewissheit bei der
Abbildung beziehungsweise Wiedergabe eines Objekts oder Sachverhalts,
sie ist nicht zwangsläufig ein Fehler sondern kann erwünscht oder
unvermeidlich sein. … Unschärfe erzeugt Leerstellen, die als
Auslösemomente für das Ergänzen durch subjektive Konkretisierung dienen,
die weit über das hinausgehen, was eigentlich am Objekt vorhanden ist.
Unschärfe ist der enorme Raum zwischen dem deutlichen und dem Nichtsehen
beim Lesen eines Textes: man sieht stets nur ein Wort oder eine Silbe
deutlich, während der übrige Text unscharf bleibt. Unscharf ist alle
Theorie“
"Kann man ein unscharfes Bild immer mit Vorteil durch
ein scharfes ersetzen? Ist das unscharfe Bild nicht oft gerade das was
wir brauchen?" (Ludwig Wittgenstein)
Am Dienstag, 6. Juni werden Glanzpunkte verschiedener Wege mikrotonale Systeme zu verwenden, zu hören sein in Werken von Christian Kesten DE, Christian Wolff, Julia Werntz, Antoine Beuger, Tristan Murail und der großen Gemeinschaftsarbeit Blurred Music der beiden Performer themselves, Biliana Voutchkova und Michael Thieke UA.
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Dienstag, 30. Mai 2017 | 20:30 Uhr | Ensemble LUX:NM |
LUX:NM
Ruth Velten, Saxophone Florian Juncker, Posaune Silke Lange, Akkordeon Małgorzata Walentynowicz, Klavier Andreas Voss, Violoncello
Thomas Gerwin, Live-Elektronik
secret snares
Ole Hübner
music for j.t. #5b: secret snares (2015/2016) für Altsaxophon, Posaune, Akkordeon und Zuspiel UA
»I HAVE BEEN JUDGED DECEITFULLY BY THE WORLD WITH LIES AND WITH FALSE STATEMENTS, WITH NETS AND SECRET SNARES. LORD, GUARD ME IN THIS DANGER, PROTECT ME FROM FALSE DECEIT!« Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion
music
for j. t. #5b: secret snares is an arrangement of a piece for oboe, two
virtual oboes, audio playback, and live electronics from The Navidson
Records, a 6-hour performative installation I realized in 2016 with Till
Wyler von Ballmoos (mise-en-scène), Tassilo Tesche (video & stage),
Kristian Hverring (sound design), Maxine Devaud (performance), and many
more. The installation examines shifts and delusions of perception in
overwhelming situations, and concepts of the construction and
de-construction of reality, virtuality, and fictionality. By using audio
samples of the above-noted choral from Bach’s St Matthew Passion, a
reference is made to the (not only) Christian idea of a transcendental
afterlife that frees the soul from the lies, delusions, and seductions
of material life and human injustice. In this arrangement, which is
anyway out of the original context, main parts of the audio playback are
transcribed to the instrumental parts so that not anymore the despair
of the godforsaken soloist, but now the interaction and the virtuosity
of the three instruments is highlighted.
Ole
Hübner, 1993 geboren, studierte Komposition in Hannover bei Benjamin
Lang und Joachim Heintz sowie in Köln bei Johannes Schöllhorn und
Michael Beil. Zusätzlichen Unterricht erhielt er u.a. bei Sarah Nemtsov,
Chaya Czernowin und José Mariá Sánchez-Verdú. Seit 2015 studiert er
u.a. bei Heiner Goebbels am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft
in Gießen. Er war an Musiktheaterproduktionen am Theater Aachen, der
Deutschen Oper Berlin, dem Konzert Theater Bern und der Münchener
Biennale beteiligt und arbeitet(e) u.a. mit dem Ensemble Modern, dem
Ensemble Garage, dem Decoder Ensemble, dem Ensemble Adapter, dem Trio
Catch, diversen Performancekollektiven sowie Solist*innen wie Julia
Mihály, Frauke Aulbert, Sebastian Berweck, Helen Bledsoe, Béatrice
Gaudreault-Laplante, Dirk Rothbrust, Antoine Françoise und Gilles
Grimaître zusammen. Stücke von ihm wurden bereits in Deutschland,
Österreich, der Schweiz, Polen, Italien, Dänemark, Japan, Israel,
Singapur und Kanada aufgeführt. Er bewegt sich oftmals im Bereich von
Musiktheater, Theatermusik und Hörtheater. Themen wie etwa die
Konzeption und Manipulation von Wirklichkeiten; Strategien des
Vermittelns und Erlebens von »Authentizität«; Erinnerung, Reproduktion
und Wiederholung als künstlerische Mittel und Motivationen; Narration
und Narrativität; das Situative; das Abwesende; das Aufspüren und
Herausarbeiten des Theatralen in der Musik und des Musikalischen im
Theaters … werden sowohl in seiner künstlerischen als auch seiner
theaterwissenschaftlichen Arbeit kritisch beleuchtet und bearbeitet. Die
Bereicherung und Neubewertung von Wissen und Techniken der neuen Musik
durch theaterwissenschaftliche Sichtweisen spielt dabei zunehmend eine
wichtige Rolle.
Arne Sanders
ETYM III (2016) für Akkordeon und Saxophone UA
Der
Zyklus der ETYM-Stücke basiert auf der Idee, aus einer gemeinsamen
Wurzel (einem "Genotyp") mehrere an der Oberfläche ("phänotypisch")
unterschiedliche Stücke hervorgehen zu lassen. Die Anregung für den
ETYM-Zyklus geht auf folgendes Zitat aus Arno Schmidts "Zettels Traum"
hervor: "Also das bw spricht Hoch=Worte. Nun wißt ihr aber, aus FREUDs
Traumdeutung, wie das ubw ein eigenes Schalks-Esperanto lallt; indem es
einerseits Bildersymbolik, andrerseits Wort-Verwandtheiten ausnützt, um
mehrere Bedeutungen gleichzeitig wiederzugeben. Ich möchte nun diese
neuen, wortähnlichen Gebilde ETYMS heißen: der obere Teil des
Unbewußten: spricht ETYMS." Arne Sanders
wurde 1975 in Leer geboren, studierte zunächst Musikwissenschaft,
Germanistik und Philosophie in Göttingen und von 1997 bis 2002
Komposition an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf bei Prof.
Manfred Trojahn. Von 2003 bis 2006 war er Meisterschüler von Prof.
Friedrich Goldmann an der Universität der Künste Berlin. Er nahm an
zahlreichen Kursen und Meisterkursen teil, u.a. bei Mathias Spahlinger,
Chaya Czernowin, Steven Kazuo Takasugi und Richard Barrett. Stipendien
erhielt Arne Sanders u.a. von der Stiftung KulturFonds, dem
Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur,
vom Land Niedersachsen sowie der Bundesrepublik Deutschland;
Aufenthaltsstipendien u.a. in Schloss Wiepersdorf, den Künstlerhäusern
Worpswede, der Cité Internationale des Arts Paris und dem Deutschen
Studienzentrum Venedig. 2004 war er Preisträger des 7.
Kompositionswettbewerbs des Göttinger Symphonieorchesters, 2009 der
Viola-Stiftung Walter Witte. Aufführungen erfolgten durch
Instrumentalisten und Ensembles wie James Avery, Rüdiger Bohn, Edith
Salmen, Janne Rättyä, Stockholm Chamber Brass, Ensemble adapter,
Ensemble SurPlus, NotaBu-Ensemble u.a. Seit 2003 war Arne Sanders
mehrfach Gastdozent für Musiktheorie (Schenkerian Analysis) und
Komposition an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in
Deutschland; darüber hinaus hält er Vorträge und veröffentlicht Texte
zur Musik des 20./21. Jahrhunderts.
Thomas Gerwin
TEXTUR, filigran (2016) für 6 Instrumente ad libitum (Saxophon, Posaune, Akkordeon, Klavier, Violoncello und Live-Elektronik)
Diese
Komposition ist graphisch notiert, die gesamte Partitur befindet sich
auf einem einzigen großen Blatt. Die Einrichtung der Partitur
(Stimmverteilung in gemeinsamen Minutenblöcken oder simultan gelesenen
Einzelstimmen sowie die Diskussion über die Verklanglichung der
graphisch dargestellten Ereignisse en détail) durch die MusikerInnen im
Gruppenprozess ist integraler Bestandteil der Interpretation. JedeR
MusikerIn bekommt das gleiche Blatt, das dann mittels farbiger
Einzeichnungen zur persönlichen Stimme wird. Nur die einzelnen
traditionell notierten Passagen erzeugen definierte Tonhöhen, alles
andere ist (mehr oder weniger) geräuschhaft. Das Klangbild aus Geräusch
und Stille mit gelegentlichen Tonkonglomeraten soll insgesamt sehr
luzide, zart, durchhörbar gehalten sein und nur kurz an besonderen
Stellen massiv und laut werden. Die Art der Notation soll eine besonders
hohe ästhetische Authentizität evozieren. Das Stück ist dem Ensemble
LUX:NM gewidmet.
Thomas Gerwin, klassisch ausgebildeter Komponist
und Klangkünstler, kam sehr früh zur elektroakustischen Musik, seit
1993 arbeitet er außerdem intensiv im Bereich "Soundscape Composition"
und radiophone Kunst. Hauptsächlich in seinem Berliner Atelier inter art
project komponiert er instrumentale und (live-) elektronische Werke für
Konzert und Performance, inszeniert experimentelle Hörstücke und
kreiert Klang- und Video-Installationen. Als Ausdrucksmittel seiner
interaktiven und "situativen" raumkünstlerischen Arbeiten bezieht er oft
Neue Medien, Theater, Tanz, Film, Licht und Skulptur mit ein.
Gleichzeitig improvisiert er seit früher Jugend bzw. komponiert spontan
mit Gitarre, gefundenen Objekten, Live-Elektronik sowie seit 2008 auch
mit seinem präparierten 6-saitigen Banjo, einer "perfekten Kombination
aus Schlag- und Saiteninstrument" und unterrichtet im Exploratorium -
Zentrum für improvisierte Musik und kreative Musikpädagogik Berlin. Er
wurde mit verschiedenen nationalen und internationalen Preisen und
Stipendien ausgezeichnet (u.a. 2007 Hörspielpreis der Akademie der
Künste sowie 2008 "Hörspiel des Jahres 2007" >mit zwei
unterschiedlichen SWR-Produktionen<, Klangkunst-Stipendium des
Berliner Senats 2008, ausgewählt für die offizielle CD der ICMC 2010 in
New York), Artist in Residence in Stockholm 1998, Sidney 2002, Mexico
City 2008, San Francisco 2014, Hörbuch der Woche Bayerischer Rundfunk
März 2016, Hörbuch des Monats ARD Mai 2016); seine Werke werden weltweit
aufgeführt, gesendet und ausgestellt. Thomas Gerwin, Gründungsmitglied
des World Forum for Acoustic Ecology, ist künstlerischer Leiter mehrerer
Ensembles (u.a. "Kammer-Ensemble ad hoc" und "RaumKlangEnsemble"), der
Konzertreihe "KlangWelten ad hoc" sowie des jährlichen "Internationalen
Klangkunstfests Berlin". Seit 2017 ist er Vorsitzender des
Brandenburgischen Vereins Neue Musik BVNM e.V. und künstlerischer Leiter
der "intersonanzen" (Festival Neuer Musik) in Potsdam und im Land
Brandenburg.
Gordon Kampe
Wolfis Musik aus KAP HOORN (2016) für Saxophon, Posaune, Akkordeon, Klavier und Violoncello
»Wolfis
Musik ist Teil eines längeren Zyklus' (Kap-Hoorn), der im vergangenen
Jahr die Musik für eine Konzertinstallation bildete. Die Cellostimme
des Stücks ist so, wie ich den Widmungsträger über Jahre immer wieder
(und viel zu selten) spielend erlebt oder in Aufnahmen gehört habe:
Voller Einsatz, con passione und das Pianissimo dabei nie vergessend.«
(Gordon Kampe)
Gordon Kampe wurde 1976 in Herne geboren. Nach
einer Ausbildung zum Elektriker, Kompositionsstudium bei Hans-Joachim
Hespos, Adriana Hölszky und Nicolaus A. Huber. Außerdem Studium der
Musik- und Geschichtswissenschaften in Bochum. Mehrfache Auszeichnungen,
darunter der Folkwangpreis, der Stipendienpreis der Darmstädter
Ferienkurse, der Stuttgarter Kompositionspreis (2007 und 2011), einen
Komponistenpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung (2016) sowie den
Rom-Preis (Villa Massimo) sowie den Schneider-Schott-Preis (2016). Er
erhielt u.a. Stipendien der Berliner Akademie der Künste und
Arbeitsstipendien für die Cité des Arts Paris, die Künstlerhöfe
Schreyahn und Schöppingen sowie für das SWR-Experimentalstudio. 2008
Promotion mit einer Arbeit über Märchenopern im 20. Jhdt. Kampe ist
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Folkwang Universität der Künste
und war 2014/15 Vertretungsprofessor für historische Musikwissenschaft
an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Seit 2012 ist Kampe
gewähltes Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften/Leopoldina.
Paweł Hendrich Holoedr (2017) für Saxophon, Posaune, Akkordeon, Klavier und Violoncello UA
Der
Titel Holoedr stammt von dem griechischen Wort Holos - „ganz“ (im Sinne
von - „ungeteilt“) zusammengesetzt mit einer Endung -edr. Diese Endung
beschreibt einen Körper etwas, das eine bestimmte Anzahl von Wänden hat,
zum Beispiel Tetrahedron. Die Idee des Stückes war es, holistische
Phänomene auf Musik zu übertragen, d.h. Systeme, die etwas neues Ganzes
schaffen, eine neue Qualität bauen. Die individuellen Stimmen der
Komposition sind ein unteilbares des Ganzes, aber ihre Zusammenstellung
definiert die neuen Funktionen, die sich sonst nicht aus den einzelnen
Stimmen ergeben wurden.
Paweł Hendrich was born in 1979 in
Wrocław (Poland). After studying engineering and economics at the
Wrocław University of Economics he studied composition at the K.
Lipiński Academy of Music in Wrocław and at the Hochschule für Musik in
Cologne. The works of Paweł Hendrich have been performed at concerts and
festivals in Austria, China, Czech Republic, Denmark, Estonia, Germany,
Hungary, Latvia, Lithuania, Malta, Poland, Russia, Slovakia, Spain,
Sweden, Turkey and United States of America. The composer has received
commissions from: Warsaw Autumn Festival (Ensemble Musikfabrik),
Deutschlandfunk (Kwartludium), Goethe-Institut, BHF BANK Stiftung and
Ensemble Modern, The Municipality of Wrocław (NOSPR), Polish Institute
in Madrid (PluralEnsemble), Institute of Music and Dance, Orkiestra
Muzyki Nowej, The Forbidden City Chamber Orchestra, National Forum of
Music (Lutosławski Quartet, LutosAir Quintet), ZAiKS Polish Authors'
Association as well as from the Polish Composers' Union (Pablostrom,
Orkest de Ereprijs). For several years now, he has been programming,
composing and performing live electroacoustic music. With Cezary
Duchnowski and Sławomir Kupczak he founded the electroacoustic group
Phonos ek Mechanes. The Trio participated in festivals and concerts in
Poland and abroad.
Susanne Stelzenbach
PROS & CONS (2016) für Saxophon, Posaune, Akkordeon, Klavier, Violoncello und Zuspiel
Die
Komposition entstand 2016 für das Konzertprojekt „Das goldene
Zeitalter“ des Ensembles LUX:NM. Neben den fünf Instrumenten gibt es ein
elektroakustisches Zuspiel. Ich verwende darin Klänge meiner
Text-Klang-Komposition „eigentlich wollte ich mir nur ein wenig die
Stadt ansehen“ aus dem Jahr 2003. Das Zuspiel definiert einen
akustischen Raum, der die live gespielten Klänge auf unterschiedliche
Art und Weise beeinflusst. Parallel laufende Gedanken in Worten, Sätzen
und Halbsätzen blitzen auf. Sprache und Musik, Sinn und Unsinn, das Für
und Wider - das Absurde unserer Gegenwart. Die Texte sprechen der
Kontrabassist Matthias Bauer, die Tänzerin Iris Sputh und die
Sprecherzieherin Andrea Tralles. (Susanne Stelzenbach)
Susanne
Stelzenbach, geboren in Reudnitz (Thüringen), lebt als freischaffende
Komponistin in Berlin. Schwerpunkte ihres Schaffens sind Kammermusik,
Kompositionen für Orchester, Audioart, Musiktheater. Sie ist
künstlerische Leiterin des Festivals „pyramidale“ in Berlin Hellersdorf.
2012, 2013 und 2016 war sie Leiterin des Festivals "intersonanzen" in
Potsdam. Sie erhielt zahlreiche Kompositionsstipendien, Aufträge und
Preise, u.a. 2006 den via nova-Kompositionspreis Weimar, 2006 und 2008
wurden ihre elektroakustischen Kompositionen "Apfel" und "five minutes
hen`s egg" für das international ausgeschriebene Women’s Electroacoustic
Listening Room Project California, State University/Fullerton
ausgewählt, 2008 war sie Preisträgerin des Internationalen
Komponistinnen-Wettbewerbs in Unna, 2009 erhielt sie den Miriam Gideon
Composition Award (USA), 2013 ein Berliner Kompositionsstipendium. Susanne
Stelzenbach ist Komponistin des europaweit beachteten
Musiktheater-projektes Unter-Wasser-Oper AquAria-PALAOA – Das Alter der
Welt (Uraufführung 2011 im Jugendstilbad Stadtbad Neukölln). Neben einem
„normalen“ Instrumentarium sind auch (Live-)Gesang und
Schlagzeugaktionen unter Wasser einbezogen, außerdem Tonaufzeichnungen
der PALAOA Horchstation im antarktischen Ozean. 2012 erschien bei
Kreuzberg Records eine Porträt CD der Komponistin. 2015 wurde ihre
Komposition "Luftspiel in fünf Teilen" für großes sinfonisches
Blasorchester im großen Sendesaal des RBB uraufgeführt. Ihre Werke
werden weltweit aufgeführt und von Deutschlandfunk, DeutschlandRadio
Kultur, MDR, RBB, DRS2, GreekRadio3 u.a. gesendet.
LUX:NM contemporary
music ensemble hat sich innerhalb kurzer Zeit den Ruf eines hervor-
ragenden Kammermusikensembles erarbeitet und sich zu einem international
gefragten Ensemble für zeitgenössische Musik entwickelt. 2010 wurde
das Ensemble auf Initiative von Ruth Velten und Silke Lange aus
mehreren Solisten gründete, um selbstbestimmte und vielseitige
Kammermusikprogramme mit einer klanglich flexiblen Besetzung zu
erarbeiten. Als undirigiertes Ensemble widmet sich LUX:NM der
Interpretation Neuer Musik und versteht sich zugleich als Initiator
zeitgenössischer Musik. Eine intensive Ensemblearbeit ermöglicht
außergewöhnliche neue Projekte, in dessen Programmarbeit Elektronik und
szenische Ideen selbstverständlich ihren Platz finden. So setzen sich
die MusikerInnen des Ensembles neben der Aufführung bereits bestehender
Kompositionen besonders dafür ein, Werke noch unbekannter KomponistInnen
zu initiieren und in ihr Repertoire aufzunehmen. Als
gefragte Kammermusiker und auf internationalen Wettbewerben
ausgezeichnete Musiker sind die Instrumentalisten des Ensembles
regelmäßig auf wichtigen Konzertpodien und Festivals der Neuen Musik zu
Gast. Mit verschiedenen eigenen Produktionen setzt das Ensemble
thematische Schwerpunkte und beleuchtet so verschiedene Facetten der
Neuen Musik:
u.a. in<>between internationale Konzertreihe (seit
2011), AtemLos (inszeniertes Konzert in Zusammenarbeit mit der
zeitgenössischen Oper Berlin, 2013), Effervescent Powder „Spuren des
Populärmusikalischen in der Neuen Musik“ (2011/2012), Fluxus reloaded
(F)LUX:NM (2015 in Kooperation mit der Staatsoper Berlin), Böse Büchse
(2015), HOME SWEET HOME - ein szenisches Konzertprojekt (2015, IM
FOKUS/LUX:NM Produktion), Kap Horn liegt auf Lee (2016, szenische
Konzertinstallation, Musik: Gordon Kampe), Aaron S. (2016,
Multimedia-Oper von Slawomir Wojciechowski), Diary, Random and Pickles
(2016, Musikperformance von Pierre Jodlowski), Taxi Music (2017, Musik:
Sarah Nemtsov, Amen Feizabadi, Amir Shpilman, Lefteris Veniadis, Turgut
Ercetin) Seit Ende 2013 ist LUX:NM Ensemble in Residence der
Konzertreihe IM FOKUS in Berlin. 2017 wird das Debütalbum LUXUS (GEN
16443) des Ensembles vom Preis der deutschen Schallplattenkritik auf der
Bestenliste ausgezeichnet.
CD Veröffentlichungen zeitgenössischer Musik des Ensembles liegen bei Wergo, DUX und Genuin vor: 2013/DUX - Porträt-CD Agnieska Stulginska 2015/Wergo - Porträt-CD Johannes Kreidler/Deutscher Musikrat 2016/GENUIN - LUXUS (GEN 16443)
www.luxnewmusic.de |
Dienstag, 6. Juni 2017 | 20:30 Uhr | VOUTCHKOVA | THIEKE DUO |
VOUTCHKOVA | THIEKE DUO
Biliana Voutchkova, Violine/Stimme Michael Thieke, Klarinette
MIKROWELTEN
Christian Kesten
untitled #2 (bread and butter) (2016) für Violine (mit Stimme) und Klarinette DE
Drei
Tonräume. Jeder Tonraum besteht aus fünf Tönen in Achteltonabständen.
Die zentralen Töne der Tonräume stehen in kleinen Sekundabständen
zueinander, durch die Verteilung in verschiedene Register ergeben sich
allerdings eine kleine Septime, eine kleine None und eine große
Quartdezime, wenn je zwei Tonräume zusammentreffen. Durch die
Achteltonvarianten gibt es immer wieder andere mikrotonale Versionen der
Intervalle. Wenn die Tonräume im „quasi unisono“ zusammenkommen, hört
man dann das Feld sich variierender Achteltöne. Im Anschluss erscheinen
durch Mehrklänge und Vokaleinsatz vierstimmige, monolithisch
nebeneinander stehende Akkorde.
Christian Kesten ist Komponist,
Regisseur, Klang- und Intermedia-Künstler, Vokalist und Performer. Sein
künstlerisches Interesse gilt dem „Dazwischen“, den Zwischenräumen
zwischen Musik und Theater, Musik und Sprache, zwischen Musik und
Bildender Kunst. Er erforscht die Verbindungen von Klang und Aktion,
Musik und Skulptur, die Durchdringung von Klang und Stille, Klang und
Raum. Seine international präsentierten Solo-Performances arbeiten
mit Stimme, Körper, Objekt, Video/Film und Zuspiel/Fieldrecordings. Er
erhielt Kompositionsaufträge von Ensembles wie Object Collection New
York, Rue du Nord Lausanne, dem Solistenensemble Kaleidoskop Berlin und
anderen, mit denen er abendfüllende Werke in Bühnenräumen wie
Radialsystem V Berlin oder Schauspielhaus Wuppertal realisierte. Daneben
entwickelte er ortsspezifische Arbeiten für Bahnhöfe, Kellerräume oder
die drei Fahrstühle des Museums Moderner Kunst Wien. Kesten erhielt
diverse Stipendien und Förderungen, z.B. Villa Aurora Los Angeles 2007,
Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2015 oder Civitella Ranieri Music
Fellowship 2016. Gastvorträge, -seminare, Lehraufträge in Berlin,
Europa, Israel, Nord- und Südamerika. Er ist Mitglied der Maulwerker
und seit 2006 ist er Co-Kurator des LABOR SONOR, der Berliner
Konzertreihe für experimentelle Musik, Performance und Film.
Christian Wolff aus: Exercises (1973-75) für Performer (Version für Violine und Klarinette)
Vom
Standpunkt des Komponierens aus sind die „Exercises“ (und vor allem die
„Exercises 1-14“) das Ergebnis der Bemühung um eine sowohl freie als
auch gezielte Unmittelbarkeit des Schreibens, die der Improvisation
vergleichbar ist. Das niedergeschriebene Ergebnis lässt die
Interpretenwiederum im gleichen Geist spielen, wobei dazukommt, dass
ihre Aufführungdurch die Präsenz (den Klang) von gleichzeitig Spielenden
in die eine oder andere Richtung gelenkt wird. (Christian Wolff)
Born
in 1934 in Nice, France, Christian Wolff has lived in the U.S. since
1941. Studied piano with Grete Sultan and briefly composition with John
Cage. Associated with Cage, Morton Feldman, David Tudor and Earle Brown,
then with Frederic Rzewski and Cornelius Cardew. Since 1952 associated
with Merce Cunningham and his dance company. Taught Classics at Harvard
(1962-70) and Classics, Music and Comparative Literature at Dartmouth
College (1971-1999). Active as a composer, writer, performer, also
improviser with, among others, Takehisa Kosugi, Keith Rowe, Steve Lacy,
Christian Marclay, Larry Polansky, Kui Dong and AMM. Honors include DAAD
Berlin fellowship, grants from theAsian Council, Mellon Foundation,
Fromm Foundation, Meet the Composer, Foundation for Contemporary
Performing Arts (the John Cage award); honorary degrees from California
Institute of the Arts and from Huddersfield University (UK), membership
in the Akademie der Kuenste, Berlin, and the American Academy of Arts
and Sciences, lifetime achievement award from the state of Vermont.
Julia Werntz
aus: Unto tree i (2003) für Violine solo
I
composed *unto thee i* in 2003 for a violin and dancer duo, on erotic
poems that they had chosen by the early 20th-Century American poet E.E.
Cummings. My approach was to create a real musical passageway between
text and movement. However, the piece works equally well without dance;
the music casts the sense of motion directly to the audience. Microintervals—twelfth-tones,
sixth-tones, and quarter-tones—are integrated nuances, essential
details of the larger gestures, inseparable from rhythmic impulses and
contours. (Julia Werntz)
The music of American composer Julia
Werntz has been almost exclusively microtonal since the mid-1990s.
Through her music, her published writings, her teaching, and her
activities as Artistic Director of the Boston Microtonal Society, she
has emerged as an important voice in the field of microtonal music. Her
compositions have been presented at concert series and festivals around
Europe and the United States. Werntz is on the faculty of both the
Berklee College of Music and the New England Conservatory, and teaches
microtonal composition and ear training at both schools, among other
courses. She has published articles on microtonal and other contemporary
music in numerous journals. Her manual of microtonal ear training and
composition, “Steps to the Sea,” was included in the book *1001
Microtones*, edited by Manfred Stahnke and Sarvenaz Safari, published by
Bockel Verlag (Germany) in 2014. Her compositions are available through
Frog Peak Music.
Antoine Beuger aus: Dedekind Duos (2003) für 2 Performer
Antoine
Beuger's "Dedekind duos" are dedicated to mathematician Julius Wilhelm
Richard Dedekind. Two performers play specified pitches as long tones
carefully listening to each other. From these pieces fundamental
questions concerning the nature of separation and togetherness emerge,
as does the serendipity of coincidence, focusing on how people interact
with each other and project sound in performance.
Antoine Beuger
ist ein niederländischer Komponist, Flötist und Musikverleger. Beuger
studierte von 1973 bis 1978 Komposition bei Ton de Leeuw und Flöte bei
Koos Verheul am Conservatorium van Amsterdam. Danach wirkte er als
Dozent an einer Theaterschule. Seit 1990 arbeitet er als freischaffender
Komponist und gründete 1992 zusammen mit Burkard Schlothauer den
Musikverlag Edition Wandelweiser, dessen Geschäftsführer er ist. Seit
1994 ist er als künstlerischer Leiter der Konzertreihe Klangraum des
Kunstraumes Düsseldorf tätig. 1995 eröffnete er den Werkraum Ürdinger
Straße 11 in Köln. Seit 1996 ist er Lehrbeauftragter für Philosophie an
der Kunstakademie Düsseldorf. Beuger lebt in Haan bei Düsseldorf.
Tristan Murail
Les Ruines Circulaires (2006) für Klarinette und Violine
After
a short story by Jorge-Luis Borges: a man dreams, dreams of another
person who gradually comes to life, becomes real, acquires
consciousness. Then the dreamer notices that he is in fact only the
product of someone else's dream. The violin dreams - its melody slowly
growing out of the clarinet music. The two instruments confront each
other, the clarinet triumphs, and in turn begins to dream. This dream
elicits a new violin melody... The Circular Ruins: the vestiges from a
far distant past are of course also brought to mind: the stone circles
standing in Scotland,Stonehenge, Karnack, the monolithic statues in
Corsica, the nuraghi in Sardinia, and the unusual group of stones
standing somewhere in Senegal, though I have forgotten the name...
(Tristan Murail)
Born in 1947 in Le Havre, France, Tristan Murail
received degrees in classical and North African Arabic languages and in
economics before turning to composition. A student of Olivier Messiaen,
he won the Prix de Rome in 1971 and spent two years at the Villa
Médicis. Upon his return to Paris in 1973, he founded the Itinéraire
ensemble with a group of young composers and performers. The group
became widely renowned for its groundbreaking explorations of the
relationship between instrumental performance and many aspects of
electronics. In the eighties, Tristan Murail began using computer
technology to further his research into acoustic phenomena. This lead
him to years of collaboration at IRCAM, where he taught composition from
1991 to 1997, and helped develop the Patchwork composition software.
Murail also thought at numerous schools and festival worldwide, and is
currently a professor of composition at Columbia University, New York.
Voutchkova/Thieke
Blurred Music (2017) für Violine und Klarinette UA
Das
Duo arbeitet in seinem neuen Programm mit dem Thema Unschärfe im
musikalischen Feld, sowohl auf der formalen kompositorischen Ebene,
alsauch im Detail des musikalischen Materials. Die Struktur der Musik
erzeugt eine Unschärfe, improvisierte Teile wechseln sich mit Feldern
vorstrukturierten Materials ab, in denen Zuspielbänder mit Aufnahmen des
Duos live gedoppelt werden. Identisches Material, das sowohl live als
auch vom Band erklingt, so daß bei der Ausführung unweigerlich
Unschärfen entstehen, in der zeitlichen Dimension, in rhythmischen,
klangfarblichen und motivischen Variationen, in der mikrotonalen
Interpretation der Tonhöhen. Der live gespielte Anteil des gedoppelten
Materials ist nach wie vor improvisiert, aber in einem durch das vom
Band eingespielte Material eingeschränkten Rahmen.
"Kann man ein
unscharfes Bild immer mit Vorteil durch ein scharfes ersetzen? Ist das
unscharfe Bild nicht oft gerade das was wir brauchen?" (Ludwig
Wittgenstein)
Biliana Voutchkova
studierte klassische Violine, in ihrer College-Zeit begann sie ihre
Verbundenheit mit den Szenen zeitgenössischer und improvisierter Musik
in New York. Sie ist eine engagierte Improvisatorin und Interpretin,
deren Arbeit sich über einen weit gespannten Bereich von Musik, Klang
und Bewegung erstreckt; eine risikofreudige Musikerin, die das
zeitgenössische und klassische Repertoire mit derselben Inspiration und
Freiheit angeht, die ihre energischen Improvisationen charakterisieren.
Sie lebt in Berlin und ist in Kooperationen mit Tänzern, Improvisatoren,
Komponisten und bildenden Künstlern involviert, darunter ihre Kollegen
von Grapeshade, Frances-Marie Uitti, Matthias Bauer, Audrey Chen, Louise
Wagner, Chiyoko Szlavnics und Michael Thieke. Sie tritt weltweit in
Konzertreihen und auf Festivals auf und arbeitet unter anderem mit
Solistenensemble Kaleidoskop, Ensemble Modern, Splitter Orchestra,
Insomnio und MozaikEnsembles, Das Neue Ensemble Hannover und Oper Dynamo
West zusammen. www.bilianavoutchkova.net
Michael Thieke
ist in zahlreiche Projekte involviert, deren Fokus auf
unterschiedlichen und kontrastierenden Facetten seiner musikalischen
Interessen liegt. Zu diesen Interessen gehören experimentelle
Songformen, improvisierende Kollektive, kollektiv komponierte Musik bis
zu Projekten an den Rändern des Jazz. Seine musikalischen Forschungen
haben ihn zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Spektrum der
Klangfarbe und den Facetten der Einfachheit geführt, mit einem
speziellen Interesse an Mikrotonalität und damit verbundenen
Klangphänomenen. Bevorzugt arbeitet er Langzeitkollaborationen und
kollektiven Zusammenhängen. Konzerttourneen führten ihn unter anderem
nach Japan, China, USA, Kanada, Libanon und seine Arbeit ist auf
zahlreichen Plattenveröffentlichungen dokumentiert. Er spielt unter
anderem mit The International Nothing, The Pitch, Der Lange Schatten,
The Magic I.D., Splitter Orchester, Porta Chiusa und Hotelgäste, sowie
in Duos mit Olivier Toulemonde und Biliana Votchkova. www.michael-thieke.de |
Hören Sie? Wir freuen uns auf Sie!
Herzlich grüßen Sie Rainer Rubbert und Martin Daske
Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- € Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
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