Donnerstag, 7. Dezember 2023

FWD - Newsletter Unerhörte Musik | 2023 | Nr. 21

 


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NEWSLETTER 2023 | Nr. 21
12. Dezember und sehr kurze Winterpause!


Why do so many uf us try to explain the beauty of music,
thus depriving it of its mystery?
"
(
Leonard Bernstein)


Liebe Interessierte,

das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns, das letzte Konzert vor der sehr kurzen Winterpause ankündigen zu können:

Der australische Fagottist James Aylward war zuletzt im Corona-Januar 2021 livegestreamt, aber ohne Publikum zu Gast.

Am kommenden Dienstag, 12. Dezember wird er gemeinsam mit Ingólfur Vilhjálmsson(ausnahmsweise ausschließlich für die Live-Elektronik zuständig) performen:

Nothing can Surpass the Mystery of Stillness

Der Titel dieses Konzerts stammt aus einem Epigramm von E.E. Cummings, das als Inspiration für das Werk von Paul-Heinz Dittrich diente; es gibt einen Einblick in den historischen Klang des alten Ostberliner Elektronikstudios.

Demgegenüber steht mit Transmission von Franck Bedrossian ein moderner Klassiker des Repertoires und mit einem neuen Werk von Hanan Hadžajlić ein noch zeitgenössischeres Spiel mit der Elektronik. 

Die Werke der Berliner Komponisten Elo Masing und Stefan Beyer spielen mit dem Geheimnis der Stille. Beyer arbeitet mit den extrem leisen Klängen von Dyaden, an denen wir in diesem Jahr gemeinsam gearbeitet haben; Masing hingegen spielt mit der Wahrnehmung von Zeit, mit verlangsamten Aufnahmen und langen Fagott-Glissandi, die die winzigen Details des Fagottklangs hervorheben.“

… und wie immer zusätzlich als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):

https://youtube.com/live/4KWBuIr3jDw


Dienstag, 12. Dezember 2023 | 20:00 Uhr

Nothing can Surpass the Mystery of Stillness

LIVE-STREAM:    https://youtube.com/live/4KWBuIr3jDw

James Aylward, Fagott

Ingólfur Vilhjalmsson, Live-Elektronik

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Nothing can Surpass the Mystery of Stillness

 

 

 

Paul-Heinz Dittrich

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 (1982/1983)
für Fagott und Live-Elektronik

 

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e e cummings, Poem 42 from 73 poems (1963 posthum)

 

 

Paul-Heinz Dittrich, geboren 1930 in Gornsdorf/Deutschland, studierte von 1951 bis 1956 an der Musikhochschule in Leipzig und von 1958 bis 1960 als Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Von 1960 bis 1976 unterrichtete er an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Tonsatz, Gehörbildung Kontrapunkt und Formenlehre. Nach 1976 bis 1990 war er als freischaffender Komponist tätig. 1978 wurde er Professor für Komposition und wirkte als Gastprofessor in Freiburg/Breisgau, Los Angeles, Paris und Köln. Von 1983 bis 1991 bildete er Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin aus. In den Jahren 1981 und 1987 war Dittrich "scholar in residence" der Rockefeller-Foundation in Bellagio/Italien.

Von 1990 bis 2002 war Dittrich Professor für Komposition an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin. In diesem Zeitraum wirkte er auch als Gastprofessor an der Daegu Universität/Südkorea, an der Samuel Rubin Academy in Tel Aviv und an der Hebrew-University in Jerusalem/Israel, sowie auch in St. Petersburg und Moskau.
Dittrich arbeitete in verschiedenen Elektronischen Studios: in der Schweiz, in Warschau, in Köln und am Pariser IRCAM.
1991 gründete Dittrich das Brandenburgische Colloquium für Neue Musik und wirkte als dessen künstlerischer Leiter bis 2000.
Paul-Heinz Dittrich war Mitglied der Akademie der Künste Berlin, sowie der Sächsischen Akademie der Künste Dresden.
Zu seinen Kompositionen gehören Werke aus unterschiedlichen Gattungen: Musik für Solo-Instrumente, instrumentale und vokale Kammermusik, Musik mit Live-Elektronik, Szenische Kammermusik, Orchesterwerke. Aufführungen seiner Kompositionen finden in vielen europäischen Ländern, USA und Asien statt.
Der Komponist verstarb 2020 in Zeuthen.

 

 

 

Stefan Beyer
 

Hagelfeier (2023)
für Fagott solo

 

In alter Tradition wurden nach dem Winter die Flurgrenzen abgeschritten. Bei an diesen Brauch anknüpfenden christlichen Flurprozessionen werden Schutzheilige zur Abwendung von Hagel und anderen Unglücksfällen angerufen. Für Schöppingen lassen sich Flurprozessionen um Felder und Gärten seit 1662 nachweisen. Sie führen zur Kapelle auf dem Schöppinger Berg und werden Hagelfeier genannt.

 

Stefan Beyer, geboren 1981 in Braunschweig, lebt und arbeitet in Berlin. Lehramtsstudium Schulmusik und Geschichte (Erstes Staatsexamen) sowie Kompositionsstudium (Konzertexamen) an der Universität bzw. der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. 2011-13 Lehrauftrag im Fach Instrumentation in Leipzig, seit 2011 ständiger Autor der Zeitschrift Musik & Ästhetik (Verlag Klett-Cotta). Residenzen in Los Angeles (Villa Aurora) und Paris (Cité Internationale des Arts), außerdem in Schöppingen, Schreyahn, Wiepersdorf sowie in der Villa Johannes Wasmuth in Rolandswerth. Stipendien (u. a. Studienstiftung des deutschen Volkes, Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berliner Arbeitsstipendien) und Auszeichnungen (u. a. Toru Takemitsu Award). Werke u. a. In Terms of Eigentlichkeit. Eine Rodung (2011, Ensemble Modern), Ich habe nie Menschenfleisch gegessen (2012/16, Tokyo Philharmonic Orchestra), Vi (2019, Ensemble auditivvokal, Kulturpalast Dresden), зaukalt + windig (2019/20, ensemble unitedberlin, Konzerthaus Berlin), Flur (2022, Ensemble Apparat, Klangwerkstatt Berlin), Wie süss ist hier die Luft! (2022/23, für drei Harfen und zehn Gitarren, Zupfensemble des Royal Conservatory Antwerp, Ltg. Thomas R. Moore mit Miriam Overlach und Nico Couck).

 

 


Franck Bedrossian

Transmission (2002)
für Fagott und Live-Elektronik


 

... oder die unwahrscheinliche Begegnung eines der typischsten Instrumente der symphonischen Welt mit neuen Technologien.

Aber hätte man sich wirklich wünschen können, dass diese beiden Welten miteinander kollidieren? In der Tat folgen Verzerrungen und Notsignale aufeinander wie Kommunikationsversuche. Man kann den gnadenlosen Kampf der Sägezahnwellen mit den satten Klängen des Fagotts beobachten oder die seltsame Ähnlichkeit zwischen der Granularsynthese und bestimmten instrumentalen Spieltechniken erkennen.

Das Fagott wurde widerwillig in ein Hybridinstrument verwandelt, halb menschliche Stimme, halb elektrische Gitarre. Die Signaltransformationen ermöglichten es, die Ausrüstung zu entwerfen, die für den Instrumentalisten unerlässlich ist, um sich in einer sauren Umgebung zu bewegen.

 

Der 1971 in Paris geborene Franck Bedrossian wirkte zuletzt als Assistant Professor für Komposition an der University of California, Berkeley. Seine Werke werden von zahlreichen renommierten Orchestern oder Ensembles und auf den wesentlichen Festivals für Neue Musik in Europa, Russland, in den USA und Südamerika interpretiert.
Bedrossians musikalische Ausbildung begann am regionalen Konservatorium (CNR) in Paris. Nach ersten Studien in Harmonielehre, Kontrapunkt, Instrumentation und Analyse lernte er Komposition bei Allain Gaussin. In der Folge trat er in die Kompositionsklasse von Gerard Grisey und Marco Stroppa am Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Paris (CNSMPD) ein. Bei seinem Abschluss erhielt er einstimmig je den ersten Preis in Analyse und Komposition. Von 2002 bis 2003 studierte Bedrossian am IRCAM Computer-Musik und Komposition bei Philippe Leroux, Brian Ferneyhough, Tristan Murail und Philippe Manoury. Außerdem erhielt er Unterricht bei Helmut Lachenmann am Centre Acanthes 1999 und bei der Ensemble Modern Akademie 2004.
2001 erhielt Franck Bedrossian ein Stipendium der Meyer-Stiftung, der Fondation Bleustein-Blanchet für „Vocation“, im Jahr 2004 gewann er den Hervé-Dugardin-Preis der SACEM. 2005 verlieh ihm das Institut de France (Académie des Beaux-Arts) den „Prix Pierre Cardin“ für Komposition. Bedrossian gewann außerdem 2007 den Preis der SACEM für junge Komponisten. Von 2006 bis 2008 war er als Rom-Preisträger Fellow an der Villa Medici.
Vom französischen Kulturminister wurde Franck Bedrossian zum „Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt.

 

 

Elo Masing

Wolves and Winds
 (2021)
für Fagott und Zuspiel DE

 

Shaping response abilities, things and living beings can be inside and outside human and nonhuman bodies, at different scales of time and space. All together the players evoke, trigger, and call forth what—and who—exists.

Donna Haraway, Playing String Figures with Companion Species,
in: Staying with the Trouble, pp 9-29 

 

Elo Masing ist eine Komponistin, freie Improvisatorin und Klangkünstlerin estnischer Herkunft, die derzeit in Berlin lebt. Ihre Musik wurde international von renommierten Solisten und Ensembles wie dem Estonian National Symphony Orchestra, dem Ensemble L’Itinéraire, dem Ensemble Adapter und vielen anderen aufgeführt und ist bei Labels wie Squeaky Kate, squib-box, CRAM, Creative Sources und 577 Records erschienen. Im Jahr 2015 erhielt sie einen Doktortitel von der Royal Academy of Music in London, wo sie die Körperlichkeit des instrumentalen Spiels in der Kammermusik untersuchte. Mit dem Komponisten und Improvisator Dave Maric bildet sie das freie Improvisationsduo Vicious Circus. Masing ist Mitglied des in Berlin ansässigen Komponisten-Improvisations-Ensembles Reanimation Orchestra. Außerdem spielt und arrangiert sie Musik in der experimentellen Rockband Golden Dark. Masings aktuelle kompositorische und performative Praxis beschäftigt sich intensiv mit posthumanistischer Theorie und lässt sich von Denkern wie Donna Haraway, Vinciane Despret, Emanuele Coccia und anderen inspirieren. Seit 13 Jahren führt sie ein künstlerisch-ökologisches Experiment durch, bei dem sie ihren Lebensraum mit Vögeln teilt. Dieses Experiment gipfelt in den Alben Music for Birds (2018, CRAM) und Music with Birds (2022, Creative Sources), die in Zusammenarbeit mit anderen Spezies entstanden sind.

 


 

Hanan Hadžajlić

Schmetterling (2023)
für verstärktes Fagott und Zuspiel

 

Die Komposition ist ein Remix des EDM-Songs Schmetterling (von Hadžajlić) unter Verwendung zeitgenössischer Kompositionstechniken und -verfahren. Der Gesangspart wurde von dem bekannten Balkan-Rap- und Hip-Hop-Künstler Cunami Flo in drei Sprachen aufgenommen: Deutsch, Englisch und Slowenisch.

 

Schmetterling, sicherlich das verrückteste Werk, das ich je geschrieben habe. Warum? Weil es von allen gängigen Erzählungen über zeitgenössische Kompositionsformen in der Welt der zeitgenössischen künstlerischen Musik erheblich abweicht. Oder, sagen wir mal, es ist Markt. Außerdem weicht es von den Idiomen der aktuellen populären Musik ab. Der Kampf zwischen Komplexität und Einfachheit; ihre unterschiedlichen Gesichter. Ein Jahr in sechs Minuten Musik. Es ging um Transformation. Um zur letzten Version des Werks zu gelangen, musste ich mehrere Prozesse durchlaufen. Am schwierigsten war es, einige Modelle musikalischen Verhaltens loszuwerden, die ich jahrelang verwendet hatte. Um Komplexität zu erreichen, ist es notwendig, kleine Teile des Raums zu analysieren, zu erkennen und zu erfassen. Komplexität zu erreichen bedeutet, alle möglichen Details zu organisieren, die Sie erfassen können. Auch die Stille dazwischen. Es ist wie eine Komposition aus Hunderten von Schichten. Im Fall von Schmetterling waren es buchstäblich über hundert Schichten, Kanäle. Aber um Einfachheit zu erreichen, muss man das Unnötige loswerden. Und das ist manchmal der schwierigste Prozess. Am Ende habe ich zwei Hauptschichten erstellt: das Tonband und die Fagottstimme. James wird sie bei einer Live-Performance zusammenbringen und dafür sorgen, dass sie wie aus einem Guss wirken.“

 

Hanan Hadžajlić, geboren 1991 in Slowenien, ist Komponistin, Flötistin und transdisziplinäre Forscherin. Sie lebt derzeit in Sarajevo (Bosnien und Herzegowina), wo sie als Senior Teaching Assistant an der Kompositionsabteilung der Musikakademie der Universität Sarajevo arbeitet. Seit 2012 ist sie Mitglied des Ensembles SONEMUS. Ihre Kompositionen wurden von Ensembles wie Handwerk, Mosaik, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Phace, TaG, Ensemble der Lucerne Festival Alumni, Duo Leise Dröhnung, SONEMUS, New Thread Quartet, Neofonia etc. aufgeführt. Sie ist Mitbegründerin und Managerin der wissenschaftlichen Zeitschrift INSAM Journal of Contemporary Music, Art and Technology (2018) und künstlerische Leiterin des IMPRO Ensembles.

James Aylward wurde 1979 in Australien geboren. Nach seinem Studium in Melbourne bekleidete er Positionen bei der Auckland Philharmonia in Neuseeland und das West Australian Symphony Orchestra und später bei der Jönköpings Sinfonietta in Schweden.

2004 zog er nach Holland, um sein Studium am Conservatorium van Amsterdam abzuschliessen. 

In den Jahren 2008 und 2010 besuchte er die Darmstädter Sommerkurse bei Pascal Gallois. Einige der jüngsten Arbeiten umfassen das Spielen für Ensembles wie das Ensemble Musikfabrik in Köln, das Ensemble Kollektiv in Berlin, Elision Ensemble in Australien und das Doelen Ensemble und AskoSchönberg Ensemble in den Niederlanden.

Er tritt auch als Solist mit Solokonzerter Zeitgenössischer Musik in Deutschland, den Niederlanden und Australien auf.

Ingólfur Vilhjálmsson studierte Klarinette bei Harmen de Boer und Bassklarinette bei dem bahnbrechenden Bassklarinettisten Harry Sparnaay und begann schon früh in seiner Karriere, viele Solostücke für dieses Instrument in Auftrag zu geben und uraufzuführen. 2017 nahm Ingólfur Vilhjálmsson sein Soloalbum "Ingólfur Vilhjálmsson, Solo Bass Clarinet, Contrabass Clarinet" auf, auf dem er Werke von Alistair Zaldua, Jesper Pedersen, Jakob Diehl, Thrainn Hjalmarsson sowie das neuere moderne Repertoire von Franco Donatoni spielt. Er hat mit vielen berühmten Komponisten zusammengearbeitet, darunter Helmut Lachenmann bei seinem Meisterwerk Dal niente, und gibt außerdem häufig Meisterkurse und Workshops für Instrumentalisten und Komponisten. Als Mitglied des renommierten Adapter Ensembles hat er zahlreiche Stücke von Komponisten aus aller Welt uraufgeführt, war auf Tournee in den USA, Japan, Russland und Europa und spielte auf vielen Festivals wie MärzMusik, Ultraschall (Berlin), Dark Music Days (Reykjavik) und Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik. Ingólfur hat alle drei Solo-Klarinettenwerke von Donatoni eingespielt und sein Spiel wurde vom Grammophone Magazine als "beispielhafte, zuweilen heftige Virtuosität" beschrieben. Als autodidaktischer Techniker hat er durch praktische Erfahrung gelernt, alle Arten von Multimediastücken aufzuführen, und seine jüngsten Aktivitäten umfassen Kompositionen für sich selbst, mit Video, Tonband und verstärkten Instrumenten.


Wir wünschen Ihnen eine gute Weihnachtszeit und freuen uns, Sie zum Konzert am 2.Januar 2024 begrüßen zu können, in welchem wir mit der Glissandoflöte und ihrem Protagonisten Erik Drescher musikalisch ins neue Jahr 2024 rutschen werden.
Mit herzlichen Grüßen

Martin Daske und Rainer Rubbert
 

Gerne weisen wir immer wieder darauf hin, dass fast alle Konzerte aus den letzten Jahren auf unserem Youtube-Kanal zum Nachhören bereitstehen. Abonnieren Sie sich gerne!

https://www.youtube.com/c/UnerhörteMusik

 


Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007

Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)



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