Ton zu Feuer
Lutz Glandien Feuer zu Ton (1994) für Flöte und Klavier mit Audio-Zuspiel
ist ein Auftragswerk der 15. musik-biennale berlin, wurde für Eberhard Blum (Flöte) und Steffen Schleiermacher (Klavier) komponiert und von den beiden am 19. März 1995 im Konzerthaus Berlin uraufgeführt. Ausgangsbasis der Komposition sind Flötenklänge, die Eberhard Blum für das Stück aufnahm und die von Lutz Glandien analysiert und bearbeitet wurden. Er erstellte am Computer eine Klangskizze, die er dann in eine Partitur übertrug. Es entsteht ein hybrider Dialog zwischen den beiden live-gespielten Instrumenten und den Klängen des Audio-Zuspiels, das Flöte und Klavier nach einem gemeinsamen Beginn einen kurzen Moment der Zwiesprache lässt, um dann um so heftiger einzufallen und die beiden Interpreten zu höchster Virtuosität anzutreiben. Zum Schluss findet das Stück zu einem ruhigen Epilog, hinter den statischen Klängen von Flöte und Klavier verdichtet das Tonband die Luft- und Klappengeräusche der Flöte zu knisterndem Feuerklang. Lutz Glandien (*1954) Die Tradition des experimentellen Liedertheaters der 70/80er Jahre bildet den Hintergrund für die musikalische Entwicklung des Berliner Komponisten Lutz Glandien. Von 1977-1983 war er Pianist und Komponist des Schicht-Theaters in Dresden, das schon damals im Grenzbereich zwischen Lied und Theater arbeitete und mit multimedialen Formen experimentierte. Nach dem Studium zeitgenössischer Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Wolfram Heicking (1979- 1983) und in der Meisterklasse der Akademie der Künste in Berlin bei Georg Katzer (1985-1987) schrieb Glandien zahlreiche Werke für Soloinstrumente, Kammerensembles und Sinfonieorchester, unter anderem ein Konzert für Tuba und Orchester (1987) für den Tubisten Michael Vogt. Gegen Ende der 80er Jahre wandte sich Glandien von tradierten musikalischen Formen zeitgenössischer Komposition ab, indem er begann, Instrumente für seine Kompositionen zu entwickeln und zu bauen und sich der Produktion Elektroakustischer Musik zuzuwenden. Sein kompositorisches Schaffen verlagerte sich vom Schreibtisch ins Musikstudio. Eine Auswahl seiner zahlreichen elektroakustischen Kompositionen erschien auf der CD Scenes from no Marriage (1994, RéR Megacorp, London) und auf der Porträt-CD Lutz Glandien (1995, Wergo). In den 90er Jahren richtete er sein eigenes Tonstudio ein, wo er Musik und Soundtracks zu über 150 Hörspielen, Dokumentarfilmen, Kunstvideos und Ausstellungen produzierte. Er realisierte mehrere Klanginstallationen im öffentlichen Raum gemeinsam mit dem Architekten Malte Lüders. Die Bekanntschaft mit dem englischen Schlagzeuger und Produzenten Chris Cutler initiierte seine Zusammenarbeit mit Musikern aus der Improvisations- und Avantgarde-Rockszene, die sich in der CD Domestic Stories (1992, RéR) und dem Projekt P53 (1995, RéR) manifestierte. In den nachfolgenden Studioproduktionen The 5th Elephant (2002, RéR) und Lost in Rooms (2003, RéR) entwickelte er einen neuen Kompositionsansatz. Die in einer virtuellen Collagetechnik entstandenen Stücke bezeichnet er als virtualectric stories. Nach 2000 produzierte Glandien mehrere Kompositionen für Ensembles des zeitgenössischen Tanzes: Tanzcompagnie Rubato (Berlin), Jin Xing Dance Theatre (Shanghai) und Akira Kasai (Tokyo). Die Zusammenarbeit mit dem Berliner Instrumentenbauer Bernhard Deutz markierte 2005 eine Rückbesinnung auf tonale instrumentale Kompositionen. Mit den von Deutz gebauten Saiteninstrumenten spielte Lutz Glandien 2007 die CD Kyomei ein. Nach 2010 wandte Glandien sich dem Bereich Performance zu. In Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Choreografin Iris Sputh entstanden mehrere Tanzperformances, u.a. das Stück „Höchstens erschweigen – aber was“, ein Tanz- und Videoprojekt gemeinsam mit der Performerin Maria Lucchese. In Zusammenarbeit mit Susanne Fröhlich entstanden mehrere Kompositionen für Bassblockföten, Monochorde und Elektronik verbunden mit Liveauftritten. Die Bekanntschaft mit dem Multiinstrumentalisten Sören Birke mündete in der CD-Produktion Inluk. 2013 wurde seine Musiktheaterproduktion „Der Ring“ im Gewandhaus zu Leipzig mit großem Erfolg aufgeführt. Momentan entwickelt Glandien ein Konzept zum Thema: Neues von der Insel - Utopien in der zeitgenössischen Musik. Lutz Glandien erhielt mehrere Kompositionspreise sowie Stipendien in Paris, Berlin, Köln, Aarhus und Tokyo.
Charlotte Seither stilles haus (nachbeben) (2019) für Flöte und Inside-Piano
ist ein Auftragswerk von „klangwerk am bauhaus“ und wurde beim Klangkunstfest Weimar am 01.09.2019 von Elizaveta Birjukowa (Flöte) und Christoph Ritter (Klavier) uraufgeführt. Das Stück beschäftigt sich in extremer Weise mit den experimentellen Klängen von Flöte und Klavier: Während der/die Flötist:in ausschließlich Whizzle-Tones, Flageolets und Luftgeräusche zu spielen hat, schließlich nur auf dem Kopfstück und auf einer Lotusflöte bläst, bringt die/der Pianist:in seine/ihre Klänge durch Inside-Klavier-Spielen hervor: Die wenigen Töne, die auf den Tasten zu spielen sind, werden abgedämpft („gemutet“) oder durch Berühren der Saite zum Flageolettklang. Der Reichtum aller weiteren Klavierklänge wird durch das direkte Spiel im Inneren des Klaviers erzeugt. So entsteht ein neuer und unerhörter Klangraum zwischen Flöte und Klavier. Charlotte Seither beschreibt ihre Herangehensweise folgenderweise: „Zu Beginn des Arbeitsprozesses suche ich stets den ‚inneren Raum‘ als erste Vorstellung. Das ist nichts Architektonisches oder Dreidimensionales, sondern eher die Vorstellung, dass ein Ton eine zusätzliche Dimension hat, die über die bekannten Parameter wie Höhe oder Dauer hinausgeht. Man könnte diesen Raum auch als dritten Ort bezeichnen, als emotionalen Raum, der die Tiefe eines Tones (im Sinne einer psychologischen Valenz) bemisst. Gleichwohl scheint dieser ‚innere Raum‘ auch in sich mehrdimensional: Für keinen einzigen Ton ist dieser jemals der Gleiche, auch formt jedes Stück einen ganz eigenen, so nicht mehr wiederholbaren inneren Raum aus. Jene Hülle also, in die dann vor dem leeren weißen Blatt hinein komponiert wird, ist nie schon von vornherein existent. Sie muss erst projektiert, mit aller Kraft angesaugt und aus dem Dunkel gezogen werden. Immer wieder versucht jener Raum, sich dem Zugriff des Komponiert-Werdens zu entziehen. Er will also verborgen bleiben, im Nicht-Komponiert-Werden verharren, anstatt ans helle Tageslicht gezogen zu werden. Man muss um ihn werben, ihn immer wieder rufen und anlocken bis er sich zeigt und berühren lässt. Nun wird er fasslich: Im Beschriften des Raumes durch den dann eigentlichen Kompositionsprozess gewinnt er dann zunehmend Gestalt, erhält einen Körper und Namen. Die Ausarbeitung eines Stückes, das Erfinden seiner konkreten musikalischen Textur beginnt also nie, bevor dieser Raum nicht in einem gewissen Maß durchschritten ist. Ein erster Takt wird also erst möglich, wenn dieser Raum einen gewissen Grad an Konkretheit gewonnen hat, wenn einem im Schreiben auf irgendeine Weise klar wird, wie man ihn durchschreiten kann. Wie ein Blinder tastet man sich als Suchender schließlich durch dieses Dunkel hindurch, versucht, aus dem Spärlichen, das sich tasten lässt, Rückschlüsse zu ziehen auf die Beschaffenheit des Raumes im Ganzen, auf die Objekte, die sich in ihm befinden, seine Temperatur, Schwingung, seine Tiefenverhältnisse und Transparenz. Unser logisches Denken hat nur beschränkte Möglichkeiten, Dinge miteinander zu verknüpfen. Unser vorsprachliches Wahrnehmungssystem hingegen ist weitaus komplexer und kann Projektionen herstellen, die unsere Vernunft niemals zu fügen weiß. Es produziert einen Raum, dessen innere Logik stets über sich selbst verfügt, ohne sich je zu erklären. Es erzeugt Beziehungen, deren Unschärfen im Augenblick des Entstehens größtmögliche Verlässlichkeit aufzeigen – jenseits von Ordnen und Zählen. Alles in allem unterliegt dieser dritte Ort einer höchst eigenwilligen Form von Wahrheit. Wahrheit, die sich nicht legitimiert, die nicht herrschen will, nicht nach Gültigkeit fragt oder sich brüstet. Sie stellt keinen Anspruch. Sie ist einfach nur da. Es ist die Wahrheit der Unschärfe, Wahrheit des Schattens. Charlotte Seither (* 1965 in Landau / Pfalz) ist als Komponistin bei internationalen Festivals zu Gast, wie Wien Modern, Gaudeamus Amsterdam, ISCM World Music Days, Tongyeong, BBC Proms oder Biennale Venedig. Als erste Deutsche wurde sie mit dem 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995) ausgezeichnet. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2002), und war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat, im Vorstand des Deutschen Komponistenverbands (DKV) und im Präsidium des Deutschen Musikrats (DMR). Daneben wirkt sie als Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. 2009 erhielt sie das Stipendium für die Deutsche Akademie Villa Massimo in Rom. Weitere Stipendien führten sie in die Cité des Arts Paris, ins Deutsche Studienzentrum Venedig, in die Akademie Schloss Solitude Stuttgart, ins ArtLab Johannesburg und in die Villa Aurora Los Angeles. Für ihr Musikschaffen erhielt sie 2010 den Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen. Sie ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises der GEMA (2014). Von Kulturstaatsministerin Grütters wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Charlotte Seither ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg (EASA). Klaus Schöpp Seven Sketches (2016) für Flöte und Klavier
sind Prof. Roswitha Staege gewidmet, die Klaus Schöpp von 1983-1988 an der Musikhochschule des Saarlandes zum Flötisten ausgebildete. Das Stück wurde in einem Konzert anlässlich ihrer Emeritierung als Professorin der Universität der Künste Berlin am 26.04.2016 uraufgeführt. Die sieben Klanggesten, aus denen das Stück besteht, sind miteinander verwoben, ein Miteinander zerbrechlicher und konkreter Klänge, die durch fließende und unbestimmte Harmonien zusammengeführt werden. Zum Schluss des Stückes findet die Flöte zu größerer Konkretheit und setzt zu einem Motiv an, das an das kleine Flötensolo aus „Montagues und Capulets“ (aus „Romeo und Julia“) von Sergej Prokofieff erinnert, das Roswitha Staege als Soloflötistin des RSO Saarbrücken unnachahmlich und in unvergesslicher Schönheit spielte. Jo Kondo Pergola (1994) für Flöte und Klavier
Jo Kondo fand Anfang der 70er Jahre zu einem persönlichen Kompositionsstil, den er „Sen no Ongaku“ nennt, Musik der Linie. In dieser radikal vereinfachten Musik geht er streng linear vor, er verteilt Töne auf verschiedene Ebenen und erreicht mehrdeutige Melodien, Hoquetus. In Folge dieser Kompositionsweise wendete er sich danach stärker harmonischen Gedanken zu und verweist auch damit auf die Ursprünge der europäischen, der „westlichen“ Musik. In „Pergola“ geht es um die eigenartigen Harmonien, die Kondos Musik zu Grunde liegen: Aus konsequent geschichteten Dissonanzen (entweder aus Quarten oder aus Sekunden gebaut) leuchten einzelne Töne auf und verbinden sich zu einer fasslichen Melodik, die in ihrer Einbindung in die statische, sozusagen sachliche Harmonik seltsam fremd und von eigener Schönheit erfüllt ist. Dabei wird von den Spielern genaueste Beachtung der vorgeschriebenen Artikulationen verlangt und somit eine Mehrstimmigkeit erreicht, die die Folge der Harmonien als Folge der Stimmführung begreift. Dazu kommt eine schwebende Rhythmik, die Messiaens „Nicht umkehrbare Rhythmen“ verwendet. Flöte und Klavier treffen sich in verschiedenen Momenten zu einem rhythmischen Miteinander, diese herausgehobenen Passagen -die an zwei Stellen sogar in ein veritables Unisono münden, sowie an einer weiteren in eine Heterophonie, ein zeitlich minimal versetztes Unisono – deuten auf die mittelalterliche Tradition der Isorhythmik. So lässt sich auch der Titel des Stückes verstehen: Pergola als starres Gerüst, an dem sich frei die Rosenblüten ranken. Jo Kondo (*1947 Tokyo) studierte Komposition an der Tokyo University of Arts von 1968 bis 1972. Er verbrachte ein Jahr (1977-78) in New York mit einem Stipendium der John D. Rockefeller III Stiftung. 1979 lehrte er, auf Einladung des Canada Council, als Gastprofessor an der University of Victoria, British Columbia. 1986 hatte er eine Residenz als Senior Fellow des British Council in London. 1987 wurde er Composer in Residence der Hartt School of Music, Hartford, Connecticut, USA und er unterrichtete an der Dartington International Summer School in England. Er ist emeritierter Professor der Ochanomizu University Tokyo und der Showa University of Music, Kawasaki, Japan. 1980 gründete Kondo das Musica Practica Ensemble für Neue Musik und war Leiter des Ensembles bis zu seiner Auflösung 1991. Er hat über 130 Kompositionen geschrieben, von Solostücken bis hin zu Orchesterwerken und elektronischer Musik. Seine Werke wurden international aufgeführt, in Japan, in den USA und in Europa, und ihre Einspielungen auf verschiedenen Labels wie HatArt, ALM, Fontec, Deutsche Grammophon usw. veröffentlicht. Er hat Kompositionsaufträge von zahlreichen Organisationen erhalten und seine Musik wurde bei vielen internationalen Festivals präsentiert. Kondo hat ausführlich über musikalische Themen geschrieben und seit 1979 hat er fünf Bücher veröffentlicht, in denen er detailliert über seine ästhetischen und kompositorischen Ansichten spricht. Er ist außerdem assoziierter Herausgeber der „Contemporary Music Review“. In 2000 leitete er die Kompositionsklasse der Dartington International School of Music und war Juror des Internationalen Gaudeamus Kompositionswettbewerbs. Seine Musik war Schwerpunkt in den Festivals Huddersfield Contemporary Music Festival 2005 und Tanglewood Contemporary Music Festival 2011. 2012 wurde Kondo zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters ernannt. Bei der Zeremonie wurde er als einer der bedeutendsten japanischen Komponisten bezeichnet und sein persönlicher Kompositionsstil wurde wie folgt beschrieben: „Seine Musik wird charakterisiert durch seine einzigartige Persönlichkeit, die japanische ästhetische Sensibilität mit westlicher harmonischer Struktur verbindet. Vielleicht gibt es einen Nachklang von Morton Feldman, dem großen amerikanischen Komponisten, aber Kondos Musik beinhaltet ein weitaus größeres Universum, sie ist gleichzeitig klar und dynamisch, kontemplativ und voller Energie.“
Conrado del Rosario Diesseits (2003) für Kontrabassflöte und Audio-Zuspiel
wurde für Klaus Schöpp geschrieben und von ihm am 06.05.2003 im Festkonzert zum 15-jährigen Bestehen der Konzertreihe Unerhörte Musik in der Berliner Kabarett Anstalt uraufgeführt. Das Stück lotet die Möglichkeiten der Kontrabassflöte aus, Conrado del Rosario ballt die Klänge der Flöte zu eindrucksvollen Tonkaskaden zusammen, lässt kunstvoll Klappen- und Luftgeräusche in fast industrielle Sounds übergehen und gibt doch auch Raum für die Live gespielte Kontrabassflöte. Das Stück lässt neben genau ausnotierten Passagen auch Raum für Improvisation und steht damit auch in der Tradition des von Conrado del Rosario gegründeten Berlin Improvising Composers‘ Ensemble, das von 1989 bis 1998 bestand und in dem auch Klaus Schöpp mitwirkte. Conrado del Rosario (*1958, Angeles City, Pampanga, Philippinen) erhielt ein Stipendium für das Studium von Komposition, Dirigieren und Flöte am Musikhochschule der Universität der Philippinen bei Lucio San Pedro, Francisco Feliciano, Ramon Santos, Eric Barcelo und Sonny Yangco. Er arbeitete als professioneller Musiker, Komponist und Arrangeur für Studio und Film in Manila und unterrichtete Musiktheorie am Asian Institute for Liturgy and Music. Er gewann den 3. Preis in der Kategorie Soloinstrumente (Flöte) bei den Nationalen Wettbewerben für junge Künstler. Er dirigierte das Kammerorchester für junge Künstler und das Philippine Philharmonic Orchestra im Kulturzentrum der Philippinen. Mit seinem Streichquartett Nr. 1 gewann er den ersten Preis im Kammermusikkompositionswettbewerb der Liga der philippinischen Komponisten und erhielt ein Stipendium der Young Artists of the Philippines Foundation für weitere Studien an der Berliner Hochschule der Künste, wo er Komposition bei Isang Yun und Witold Szalonek studierte. Er gewann 1985 den Internationalen Kompositionswettbewerb Hambach und 1988 den 2. Preis beim Internationalen Kompositionswettbewerb Hitzacker. 1988, 1991, 1992 und 1997 erhielt er Arbeitsstipendien des Berliner Kultursenats. Sein Kammermusikstück "Pine Whispers" wurde als einer der vier Finalisten des IRINO International Composition Competition 1995 in Japan ausgewählt. Er wurde 1997 zu einer Konzert-Vortrags-Tour beim Pacific Music Festival in Kanada eingeladen. 1998 erhielt er ein Arbeitsstipendium an der Cite International des Arts in Paris. Seine Werkliste umfasst Kompositionen für Orchester, Kammermusik, Stücke für improvisierende Ensembles, elektronische Musik, Musik für Radio und eine Kammeroper. Aufführungen und Sendungen seiner Kammermusik und seiner Oper in verschiedenen europäischen, asiatischen und amerikanischen Städten und Festivals. Er war Mitglied des Gamelan-Ensembles der Banjar Gruppe Berlin. 1989 gründete er B I C E - Das Berlin Improvising Composers Ensemble und trat mit dieser Gruppe in verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten auf. Seit 2007 ist er zum Jazz zurückgekehrt, um für Berliner Jazzgruppen wie Understatement, das BeCool Jazz Quartet, Sowat von Funk und OhrJazzMus zu formen, zu spielen und zu schreiben. Im November 2013 kehrte er in seine Heimatstadt Angeles City, Pampanga, zurück und gründete das Jazz Collective von KAPAMU (Kapampangan Musicians). Er baute den Veranstaltungsort „Jazz Grill“ auf und gründete das Bambusinstrumentensemble SUNLAG. Er war Mitglied der philippinischen Delegation von Komponisten beim China Asean Music Festival 2017 in Nanning und Gastredner und Performer beim Maceda100 Symposium. Conrado del Rosario war 2017 der herausragendste Kapampangan-Preisträger im Bereich der Künste und erhielt 2018 den Pupul ning Banua Award for Music. Er wurde 2018 mit dem Aliw Award als bester Solo-Instrumentalist ausgezeichnet.
Makiko Nishikaze
due (1996) für Flöte und Klavier
für Klavier und drei verschiedene Flöten (Altflöte, Piccolo, Bassflöte) hat eine dialogische Struktur, bei der die Flöten tastend zu Melodiefragmenten und -gestalten finden. Das Klavier bleibt fast durchgehend akkordisch und blockhaft, aber immer zart und verhalten und stellt der rätselhaften Suche der Flöten einen eigenen, geschlossenen harmonischen Raum gegenüber. Zwischen den getragenen Flötentönen und den Nachklängen des Klaviers entstehen sozusagen gefärbte Pausen, die das Stück strukturieren und den Zuhörer mitnehmen auf dem Weg durch die verästelten Harmonien. Makiko Nishikaze (*1968 Wakayama, Japan) studierte Komposition zuerst in Japan, dann am Mills College, Kalifornien, bei Alvin Curran und an der Hochschule der Künste Berlin bei Walter Zimmermann. Sie hat das Studium als Meisterschülerin abgeschlossen. An Preisen und Stipendien erhielt sie u.a. Akademie Schloss Solitude (1999-2000), Künstlerhof Schreyahn (2001-02), Villa Aurora in Los Angeles (2003), Künstlerinnenförderung der Senatsverwaltung Berlin (2004), Künstlerhäuser Worpswede (2006), Förderungspreis der Akademie der Künste (2007), Kompositionsstipendium der Kulturverwaltung des Berliner Senats (2010), Deutsches Studienzentrum Venedig (2011), Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (2013), Hauptstadtkulturfonds (2013) Casa Baldi Olevano Romano, Deutsche Akademie Rom (2014), AIR Krems, Österreich (2014), NES, Iceland (2014), Arbeits- und Recherchestipendium der Kulturverwaltung des Berliner Senats (2015), artbellwald, Schweiz (2016) Composer in Reisidence IGNM Wallis, Schweiz (2018), Artist in Community KulttuuriKauppila, Finnland (2019), Kulturaustauschstipendium des Landes Berlin Paris (2019), Serlachius Residency, Finnland (2021), Gastkünstlerin-WackerKunst (2021), Arbeitsstipendium Ernste Musik und Klangkunst, Kulturverwaltung des Landes Berlin (2021), Kulturaustauschstipendium des Landes Berlin Global (2022) Ihre Werke wurden bei Festival weltweit aufgeführt, u.a. bei: Chamber Music Festival Kanagawa, Japan (1997), “The art of composition towards the 21st Century”, Jerusalem (1998) Musica Silenciosa, Rio de Janeiro (1998), Festival PianoPianoForteForte, Berlin (1999), The Brno International Music Festival, Tschechien (1999), Eclat, Festival Neue Musik (2000), Festival De Klankfabriek, Widooie, Belgien (2002), MaerzMusik, Festival für Aktuelle Musik (2003, 2006, 2014) New Music Marathon Northwestern University, Chicago (2006) Festival Klangwerkstatt, Berlin (1995, 2006, 2009, 2011, 2013, 2018), Donaueschinger Musiktage (2007),“Music We’d Like to Hear”, London (2007, 2009, 2011, 2017), Musiktheater für Kinder, Concert Hall Shizuoka, Japan (2009), Seetaler Poesiesommer-Clavichordfestival, Schweiz (2013, 2017), Ulrichsberger Kaleidophon, Österreich (2013), Ostrava Days, Tschechien (2015), Anton Webern zum 70 Todestag, Mittersill, Österreich (2015), Music From Japan, New York (2018), BAM! Festival für aktuelles Musiktheater, Berlin (2018) Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sie sich mit räumlicher Musik. Ein Raum ist für sie ein Klangkörper, der die akustische und visuelle Wahrnehmung zu einem ganzheitlichen Ereignis werden lässt. Oft werden Performativ-Aktionen mit Klangobjekten in das Konzept integriert. Ein anderer wichtiger Schwerpunkt in ihrer Arbeit sind Tasteninstrumente. Makiko Nishikaze hat viele Stücke für Klavier, Clavichord und Cembalo komponiert und selbst aufgeführt. Es handelt sich darin nicht um den Versuch, eine neue Spieltechnik zu erfinden, sondern darum, eine neue musikalische Einstellung zu entwickeln. Mit gewohnter Spieltechnik versucht sie eine vielschichtige Klangfarbe zu schaffen. Ihre Kompositionen sind nicht auf exzentrische Resultate hin angelegt, sondern sie sollen als eine Art Kompass dienen auf dem Weg zu einem neuen Level der Fähigkeit zu hören. Ihre Videowerke, als visuelle Komposition und Elektroakustische Kompositionen wurden präsentiert bei (Auswahl): Festival Forum Wallis, Schweiz (2018): Klanginstallation KultuuriKauppila, Finnland (2019): Video- und Klangpräsentation Bauhaus-Universtät Weimar (2019): Klangpräsentation mit Performance Museum Reutlingen (2019): Klanginstallation Festival “Den Bogen Spannen”, Darmstadt (2019): Videoinstallation Ausland, Berlin (2019): Videopräsentation GEDOK Stuttgart (2020): Video- und Klangpräsentation Internationaler Waldkunstpfad, Darmstadt (2020): Video- und Klanginstallation ARThaus Altheim (2021): Videoinstallation Serlachius Residency Gallery, Finnland (2021): Videoinstallation Tage der Industriekultur Rhein-Main (2021): Klanginstallation Wacker Kunst (2021): Videoinstallation SWITCH 2021, Irland: video installation Kunsthalle Darmstadt (2021): Videoinstallation Pikisaari Biennale, Finnland (2022): Video- und Klanginstallation Rainer Rubbert Noces Dances (1998) für Flöten und Klavier
I emotionslos für Altflöte und Klavier II manisch für Piccoloflöte und Klavier III unterkühlt, sehr ruhig und frei für Bassflöte und Klavier IV zusammen für Flöte und Klavier sind ein Hochzeitsgeschenk für Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp und wurde von den beiden am 07.09.1999 in der Konzertreihe „Unerhörte Musik“ in der Berliner Kabarett Anstalt BKA uraufgeführt. Die vier Sätze für vier unterschiedliche Flöten und Klavier stellen sozusagen vier Charakterstücke dar, deren Emotion und Struktur mit der jeweiligen Besetzung korreliert: Der erste Satz („emotionslos“) für Altflöte und Klavier ist bestimmt durch die Mehrklänge der Altflöte und durch ihre experimentelle Tongebung. Der zweite Satz („manisch“) für Piccolo und Klavier ist hochvirtuos und hat einen beinahe hysterischen Charakter, der durch die Verfremdungen des Klaviers (der Flötist muss eine Metallplatte ins Klavier legen) noch unterstützt wird. Der ruhige und rätselhafte dritte Satz („unterkühlt“) wird durch den Klang der Bassflöte aber auch durch die intermittierenden Inside-Klavier Aktionen bestimmt. Im vierten Satz („zusammen“) für große Flöte und Klavier verschmelzen die beiden Instrumente schließlich in virtuosem und sich rhythmisch ergänzenden Spiel. Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf. 1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek. Er erhielt Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007 den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis, 2012 den „Premio Città di Fossacesia" beim Internationalen Kompositionswettbewerb "marenostrum" in Italien und 2013 den renommierten "Deutschen Musikautorenpreis". 2007 schuf er gemeinsam mit der Schriftstellerin Tanja Langer die Oper „Kleist“ für das Brandenburger Theater. Er lebt und arbeitet in Berlin. |
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