Donnerstag, 13. Oktober 2022

FWD - Newsletter Unerhörte Musik | 2022 | Nr. 17


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NEWSLETTER 2022 | Nr. 17
18. und 25. Oktober


„Die Verwunderung über das Neue ist schon eine Wertschätzung seines Gelingens."
(Balthasar Gracián y Morales)


Liebe Interessierte,

zwei der herausragenden Interpret:innen für Neue Musik, der Flötist Klaus Schöpp und die Pianistin Yoriko Ikeya, die beide in vielfältigsten Zusammenhängen die „Unerhörte Musik“ nahezu von Anfang an begleiten, konzertieren zu unserer Freude am kommenden Dienstag, 18. Oktober.

Ton zu Feuer:

Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp präsentieren einen Konzertabend der Kontraste und spüren den vielfältigen und experimentellen Klängen ihrer Instrumente nach. Im titelgebenden Stück von Lutz Glandien werden die Flötentöne in den Klang eines knisternden Kaminfeuers verwandelt. 
Charlotte Seither zeigt einen Mikrokosmos mit Inside-Piano und Piano-Pianissimo Spiel der Flöte. Jo Kondos „Pergola“ ist eine Gartenlandschaft der komplexen Rhythmen und des abstrakten Melos, in Klaus Schöpps „Seven Sketches“ verwandeln sich Mehrklänge, Luft- und Quietschgeräusche zu einer Andeutung klassischer Klanggeste.
Conrado del Rosario
s „Diesseits“ ist ein Dialog zwischen den Klängen der Kontrabassflöte vom Band und dem live-gespielten Instrument. 
Makiko Nishikaze lotet den Raum zwischen Stille und rätselhaftem Tondialog aus. Das Konzert endet mit „Noces dances“ von Rainer Rubbert: ausgelassene, aber auch nachdenkliche Tänze für Klavier und vier verschiedene Flöten.“

… und wie immer zusätzlich als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):https://youtu.be/zkYxeVEyCqI

 


Das junge Berliner Trio [k l aː ŋ ʃ p ɛ k t r ʊ m] mit

Paula Breland, Klarinette
Jennifer Aßmus, Violoncello
Anna-Katharina Schau, Akkordeon

gründete sich im Jahr 2020 und gewann bereits im darauffolgenden Jahr den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie “Ensemble für Neue Musik” und den Sonderpreis Neue Musik der Ensemble-Akademie Freiburg.

Am Dienstag, 25. Oktober präsentiert es sein Programm

Retrospektive:

Was war, was ist, was wird sein?

Die große Bandbreite an Klangfarben der drei Instrumente Klarinette, Violoncello und Akkordeon ermöglicht den jungen Musikerinnen, ihre eigene, unverwechselbare Tonsprache zu entwickeln.

Die aktive künstlerische Auseinandersetzung mit neuen Spieltechniken auf den jeweiligen Instrumenten, die Exploration von neuen Klängen sowie die Entstehung neuer Werke für diese Besetzung führte zum Programm „Retrospektive“ mit Werken von Friedrich Goldmann, Rachel C. Walker, Chatori Shimizu UA, Chatori ShimizuJuliane Klein, Philipp Henkel UA und Georg Katzer.“

… und wie immer zusätzlich als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):https://youtu.be/mGGkrQeU-XM


Dienstag, 18. Oktober 2022 | 20:00 Uhr

Ton zu Feuer

LIVE-STREAM:    https://youtu.be/zkYxeVEyCqI

Klaus Schöpp, Flöten

Yoriko Ikeya, Klavier

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Ton zu Feuer 


 

Lutz Glandien


Feuer zu Ton (1994) 
für Flöte und Klavier mit Audio-Zuspiel

 

ist ein Auftragswerk der 15. musik-biennale berlin, wurde für Eberhard Blum (Flöte) und Steffen Schleiermacher (Klavier) komponiert und von den beiden am 19. März 1995 im Konzerthaus Berlin uraufgeführt. Ausgangsbasis der Komposition sind Flötenklänge, die Eberhard Blum für das Stück aufnahm und die von Lutz Glandien analysiert und bearbeitet wurden. Er erstellte am Computer eine Klangskizze, die er dann in eine Partitur übertrug. Es entsteht ein hybrider Dialog zwischen den beiden live-gespielten Instrumenten und den Klängen des Audio-Zuspiels, das Flöte und Klavier nach einem gemeinsamen Beginn einen kurzen Moment der Zwiesprache lässt, um dann um so heftiger einzufallen und die beiden Interpreten zu höchster Virtuosität anzutreiben. Zum Schluss findet das Stück zu einem ruhigen Epilog, hinter den statischen Klängen von Flöte und Klavier verdichtet das Tonband die Luft- und Klappengeräusche der Flöte zu knisterndem Feuerklang.
 

Lutz Glandien (*1954)
Die Tradition des experimentellen Liedertheaters der 70/80er Jahre bildet den Hintergrund für die musikalische Entwicklung des Berliner Komponisten Lutz Glandien. Von 1977-1983 war er Pianist und Komponist des Schicht-Theaters in Dresden, das schon damals im Grenzbereich zwischen Lied und Theater arbeitete und mit multimedialen Formen experimentierte. Nach dem Studium zeitgenössischer Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Wolfram Heicking (1979- 1983) und in der Meisterklasse der Akademie der Künste in Berlin bei Georg Katzer (1985-1987) schrieb Glandien zahlreiche Werke für Soloinstrumente, Kammerensembles und Sinfonieorchester, unter anderem ein Konzert für Tuba und Orchester (1987) für den Tubisten Michael Vogt. Gegen Ende der 80er Jahre wandte sich Glandien von tradierten musikalischen Formen zeitgenössischer Komposition ab, indem er begann, Instrumente für seine Kompositionen zu entwickeln und zu bauen und sich der Produktion Elektroakustischer Musik zuzuwenden. Sein kompositorisches Schaffen verlagerte sich vom Schreibtisch ins Musikstudio. Eine Auswahl seiner zahlreichen elektroakustischen Kompositionen erschien auf der CD Scenes from no Marriage (1994, RéR Megacorp, London) und auf der Porträt-CD Lutz Glandien (1995, Wergo). In den 90er Jahren richtete er sein eigenes Tonstudio ein, wo er Musik und Soundtracks zu über 150 Hörspielen, Dokumentarfilmen, Kunstvideos und Ausstellungen produzierte. Er realisierte mehrere Klanginstallationen im öffentlichen Raum gemeinsam mit dem Architekten Malte Lüders. Die Bekanntschaft mit dem englischen Schlagzeuger und Produzenten Chris Cutler initiierte seine Zusammenarbeit mit Musikern aus der Improvisations- und Avantgarde-Rockszene, die sich in der CD Domestic Stories (1992, RéR) und dem Projekt P53 (1995, RéR) manifestierte. In den nachfolgenden Studioproduktionen The 5th Elephant (2002, RéR) und Lost in Rooms (2003, RéR) entwickelte er einen neuen Kompositionsansatz. Die in einer virtuellen Collagetechnik entstandenen Stücke bezeichnet er als virtualectric stories. Nach 2000 produzierte Glandien mehrere Kompositionen für Ensembles des zeitgenössischen Tanzes: Tanzcompagnie Rubato (Berlin), Jin Xing Dance Theatre (Shanghai) und Akira Kasai (Tokyo). Die Zusammenarbeit mit dem Berliner Instrumentenbauer Bernhard Deutz markierte 2005 eine Rückbesinnung auf tonale instrumentale Kompositionen. Mit den von Deutz gebauten Saiteninstrumenten spielte Lutz Glandien 2007 die CD Kyomei ein. Nach 2010 wandte Glandien sich dem Bereich Performance zu. In Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Choreografin Iris Sputh entstanden mehrere Tanzperformances, u.a. das Stück „Höchstens erschweigen – aber was“, ein Tanz- und Videoprojekt gemeinsam mit der Performerin Maria Lucchese. In Zusammenarbeit mit Susanne Fröhlich entstanden mehrere Kompositionen für Bassblockföten, Monochorde und Elektronik verbunden mit Liveauftritten. Die Bekanntschaft mit dem Multiinstrumentalisten Sören Birke mündete in der CD-Produktion Inluk. 2013 wurde seine Musiktheaterproduktion „Der Ring“ im Gewandhaus zu Leipzig mit großem Erfolg aufgeführt. Momentan entwickelt Glandien ein Konzept zum Thema: Neues von der Insel - Utopien in der zeitgenössischen Musik. Lutz Glandien erhielt mehrere Kompositionspreise sowie Stipendien in Paris, Berlin, Köln, Aarhus und Tokyo. 


 

Charlotte Seither


stilles haus (nachbeben) (2019)
für Flöte und Inside-Piano

 

ist ein Auftragswerk von „klangwerk am bauhaus“ und wurde beim Klangkunstfest Weimar am 01.09.2019 von Elizaveta Birjukowa (Flöte) und Christoph Ritter (Klavier) uraufgeführt.

Das Stück beschäftigt sich in extremer Weise mit den experimentellen Klängen von Flöte und Klavier:

Während der/die Flötist:in ausschließlich Whizzle-Tones, Flageolets und Luftgeräusche zu spielen hat, schließlich nur auf dem Kopfstück und auf einer Lotusflöte bläst, bringt die/der Pianist:in seine/ihre Klänge durch Inside-Klavier-Spielen hervor: Die wenigen Töne, die auf den Tasten zu spielen sind, werden abgedämpft („gemutet“) oder durch Berühren der Saite zum Flageolettklang. Der Reichtum aller weiteren Klavierklänge wird durch das direkte Spiel im Inneren des Klaviers erzeugt. So entsteht ein neuer und unerhörter Klangraum zwischen Flöte und Klavier.

Charlotte Seither beschreibt ihre Herangehensweise folgenderweise: „Zu Beginn des Arbeitsprozesses suche ich stets den ‚inneren Raum‘ als erste Vorstellung. Das ist nichts Architektonisches oder Dreidimensionales, sondern eher die Vorstellung, dass ein Ton eine zusätzliche Dimension hat, die über die bekannten Parameter wie Höhe oder Dauer hinausgeht. Man könnte diesen Raum auch als dritten Ort bezeichnen, als emotionalen Raum, der die Tiefe eines Tones (im Sinne einer psychologischen Valenz) bemisst. Gleichwohl scheint dieser ‚innere Raum‘ auch in sich mehrdimensional: Für keinen einzigen Ton ist dieser jemals der Gleiche, auch formt jedes Stück einen ganz eigenen, so nicht mehr wiederholbaren inneren Raum aus. Jene Hülle also, in die dann vor dem leeren weißen Blatt hinein komponiert wird, ist nie schon von vornherein existent. Sie muss erst projektiert, mit aller Kraft angesaugt und aus dem Dunkel gezogen werden. Immer wieder versucht jener Raum, sich dem Zugriff des Komponiert-Werdens zu entziehen. Er will also verborgen bleiben, im Nicht-Komponiert-Werden verharren, anstatt ans helle Tageslicht gezogen zu werden. Man muss um ihn werben, ihn immer wieder rufen und anlocken bis er sich zeigt und berühren lässt. Nun wird er fasslich: Im Beschriften des Raumes durch den dann eigentlichen Kompositionsprozess gewinnt er dann zunehmend Gestalt, erhält einen Körper und Namen. Die Ausarbeitung eines Stückes, das Erfinden seiner konkreten musikalischen Textur beginnt also nie, bevor dieser Raum nicht in einem gewissen Maß durchschritten ist. Ein erster Takt wird also erst möglich, wenn dieser Raum einen gewissen Grad an Konkretheit gewonnen hat, wenn einem im Schreiben auf irgendeine Weise klar wird, wie man ihn durchschreiten kann. Wie ein Blinder tastet man sich als Suchender schließlich durch dieses Dunkel hindurch, versucht, aus dem Spärlichen, das sich tasten lässt, Rückschlüsse zu ziehen auf die Beschaffenheit des Raumes im Ganzen, auf die Objekte, die sich in ihm befinden, seine Temperatur, Schwingung, seine Tiefenverhältnisse und Transparenz. Unser logisches Denken hat nur beschränkte Möglichkeiten, Dinge miteinander zu verknüpfen. Unser vorsprachliches Wahrnehmungssystem hingegen ist weitaus komplexer und kann Projektionen herstellen, die unsere Vernunft niemals zu fügen weiß. Es produziert einen Raum, dessen innere Logik stets über sich selbst verfügt, ohne sich je zu erklären. Es erzeugt Beziehungen, deren Unschärfen im Augenblick des Entstehens größtmögliche Verlässlichkeit aufzeigen – jenseits von Ordnen und Zählen. Alles in allem unterliegt dieser dritte Ort einer höchst eigenwilligen Form von Wahrheit. Wahrheit, die sich nicht legitimiert, die nicht herrschen will, nicht nach Gültigkeit fragt oder sich brüstet. Sie stellt keinen Anspruch. Sie ist einfach nur da. Es ist die Wahrheit der Unschärfe, Wahrheit des Schattens. 

 

Charlotte Seither (* 1965 in Landau / Pfalz) ist als Komponistin bei internationalen Festivals zu Gast, wie Wien Modern, Gaudeamus Amsterdam, ISCM World Music Days, Tongyeong, BBC Proms oder Biennale Venedig. Als erste Deutsche wurde sie mit dem 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995) ausgezeichnet. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2002), und war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat, im Vorstand des Deutschen Komponistenverbands (DKV) und im Präsidium des Deutschen Musikrats (DMR). Daneben wirkt sie als Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. 2009 erhielt sie das Stipendium für die Deutsche Akademie Villa Massimo in Rom. Weitere Stipendien führten sie in die Cité des Arts Paris, ins Deutsche Studienzentrum Venedig, in die Akademie Schloss Solitude Stuttgart, ins ArtLab Johannesburg und in die Villa Aurora Los Angeles. Für ihr Musikschaffen erhielt sie 2010 den Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen. Sie ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises der GEMA (2014). Von Kulturstaatsministerin Grütters wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Charlotte Seither ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg (EASA).

 

 

Klaus Schöpp


Seven Sketches (2016) 
für Flöte und Klavier

 

sind Prof. Roswitha Staege gewidmet, die Klaus Schöpp von 1983-1988 an der Musikhochschule des Saarlandes zum Flötisten ausgebildete. Das Stück wurde in einem Konzert anlässlich ihrer Emeritierung als Professorin der Universität der Künste Berlin am 26.04.2016 uraufgeführt. Die sieben Klanggesten, aus denen das Stück besteht, sind miteinander verwoben, ein Miteinander zerbrechlicher und konkreter Klänge, die durch fließende und unbestimmte Harmonien zusammengeführt werden. Zum Schluss des Stückes findet die Flöte zu größerer Konkretheit und setzt zu einem Motiv an, das an das kleine Flötensolo aus „Montagues und Capulets“ (aus „Romeo und Julia“) von Sergej Prokofieff erinnert, das Roswitha Staege als Soloflötistin des RSO Saarbrücken unnachahmlich und in unvergesslicher Schönheit spielte.
 

 

Jo Kondo


Pergola (1994)
für Flöte und Klavier

 

Jo Kondo fand Anfang der 70er Jahre zu einem persönlichen Kompositionsstil, den er „Sen no Ongaku“ nennt, Musik der Linie. In dieser radikal vereinfachten Musik geht er streng linear vor, er verteilt Töne auf verschiedene Ebenen und erreicht mehrdeutige Melodien, Hoquetus. In Folge dieser Kompositionsweise wendete er sich danach stärker harmonischen Gedanken zu und verweist auch damit auf die Ursprünge der europäischen, der „westlichen“ Musik. 

In „Pergola“ geht es um die eigenartigen Harmonien, die Kondos Musik zu Grunde liegen: Aus konsequent geschichteten Dissonanzen (entweder aus Quarten oder aus Sekunden gebaut) leuchten einzelne Töne auf und verbinden sich zu einer fasslichen Melodik, die in ihrer Einbindung in die statische, sozusagen sachliche Harmonik seltsam fremd und von eigener Schönheit erfüllt ist. Dabei wird von den Spielern genaueste Beachtung der vorgeschriebenen Artikulationen verlangt und somit eine Mehrstimmigkeit erreicht, die die Folge der Harmonien als Folge der Stimmführung begreift. Dazu kommt eine schwebende Rhythmik, die Messiaens „Nicht umkehrbare Rhythmen“ verwendet. Flöte und Klavier treffen sich in verschiedenen Momenten zu einem rhythmischen Miteinander, diese herausgehobenen Passagen -die an zwei Stellen sogar in ein veritables Unisono münden, sowie an einer weiteren in eine Heterophonie, ein zeitlich minimal versetztes Unisono – deuten auf die mittelalterliche Tradition der Isorhythmik. So lässt sich auch der Titel des Stückes verstehen: Pergola als starres Gerüst, an dem sich frei die Rosenblüten ranken.

 

Jo Kondo (*1947 Tokyo) studierte Komposition an der Tokyo University of Arts von 1968 bis 1972. Er verbrachte ein Jahr (1977-78) in New York mit einem Stipendium der John D. Rockefeller III Stiftung. 1979 lehrte er, auf Einladung des Canada Council, als Gastprofessor an der University of Victoria, British Columbia. 1986 hatte er eine Residenz als Senior Fellow des British Council in London. 1987 wurde er Composer in Residence der Hartt School of Music, Hartford, Connecticut, USA und er unterrichtete an der Dartington International Summer School in England. Er ist emeritierter Professor der Ochanomizu University Tokyo und der Showa University of Music, Kawasaki, Japan.

1980 gründete Kondo das Musica Practica Ensemble für Neue Musik und war Leiter des Ensembles bis zu seiner Auflösung 1991. Er hat über 130 Kompositionen geschrieben, von Solostücken bis hin zu Orchesterwerken und elektronischer Musik. Seine Werke wurden international aufgeführt, in Japan, in den USA und in Europa, und ihre Einspielungen auf verschiedenen Labels wie HatArt, ALM, Fontec, Deutsche Grammophon usw. veröffentlicht. Er hat Kompositionsaufträge von zahlreichen Organisationen erhalten und seine Musik wurde bei vielen internationalen Festivals präsentiert. Kondo hat ausführlich über musikalische Themen geschrieben und seit 1979 hat er fünf Bücher veröffentlicht, in denen er detailliert über seine ästhetischen und kompositorischen Ansichten spricht. Er ist außerdem assoziierter Herausgeber der „Contemporary Music Review“.

In 2000 leitete er die Kompositionsklasse der Dartington International School of Music und war Juror des Internationalen Gaudeamus Kompositionswettbewerbs. Seine Musik war Schwerpunkt in den Festivals Huddersfield Contemporary Music Festival 2005 und Tanglewood Contemporary Music Festival 2011. 

2012 wurde Kondo zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters ernannt. Bei der Zeremonie wurde er als einer der bedeutendsten japanischen Komponisten bezeichnet und sein persönlicher Kompositionsstil wurde wie folgt beschrieben:

„Seine Musik wird charakterisiert durch seine einzigartige Persönlichkeit, die japanische ästhetische Sensibilität mit westlicher harmonischer Struktur verbindet. Vielleicht gibt es einen Nachklang von Morton Feldman, dem großen amerikanischen Komponisten, aber Kondos Musik beinhaltet ein weitaus größeres Universum, sie ist gleichzeitig klar und dynamisch, kontemplativ und voller Energie.“



 

Conrado del Rosario


Diesseits (2003)
für Kontrabassflöte und Audio-Zuspiel

 

wurde für Klaus Schöpp geschrieben und von ihm am 06.05.2003 im Festkonzert zum 15-jährigen Bestehen der Konzertreihe Unerhörte Musik in der Berliner Kabarett Anstalt uraufgeführt. Das Stück lotet die Möglichkeiten der Kontrabassflöte aus, Conrado del Rosario ballt die Klänge der Flöte zu eindrucksvollen Tonkaskaden zusammen, lässt kunstvoll Klappen- und Luftgeräusche in fast industrielle Sounds übergehen und gibt doch auch Raum für die Live gespielte Kontrabassflöte. Das Stück lässt neben genau ausnotierten Passagen auch Raum für Improvisation und steht damit auch in der Tradition des von Conrado del Rosario gegründeten Berlin Improvising Composers‘ Ensemble, das von 1989 bis 1998 bestand und in dem auch Klaus Schöpp mitwirkte.

 

Conrado del Rosario (*1958, Angeles City, Pampanga, Philippinen)

erhielt ein Stipendium für das Studium von Komposition, Dirigieren und Flöte am Musikhochschule der Universität der Philippinen bei Lucio San Pedro, Francisco Feliciano, Ramon Santos, Eric Barcelo und Sonny Yangco. Er arbeitete als professioneller Musiker, Komponist und Arrangeur für Studio und Film in Manila und unterrichtete Musiktheorie am Asian Institute for Liturgy and Music. Er gewann den 3. Preis in der Kategorie Soloinstrumente (Flöte) bei den Nationalen Wettbewerben für junge Künstler. Er dirigierte das Kammerorchester für junge Künstler und das Philippine Philharmonic Orchestra im Kulturzentrum der Philippinen. Mit seinem Streichquartett Nr. 1 gewann er den ersten Preis im Kammermusikkompositionswettbewerb der Liga der philippinischen Komponisten und erhielt ein Stipendium der Young Artists of the Philippines Foundation für weitere Studien an der Berliner Hochschule der Künste, wo er Komposition bei Isang Yun und Witold Szalonek studierte. 

Er gewann 1985 den Internationalen Kompositionswettbewerb Hambach und 1988 den 2. Preis beim Internationalen Kompositionswettbewerb Hitzacker. 1988, 1991, 1992 und 1997 erhielt er Arbeitsstipendien des Berliner Kultursenats. Sein Kammermusikstück "Pine Whispers" wurde als einer der vier Finalisten des IRINO International Composition Competition 1995 in Japan ausgewählt. Er wurde 1997 zu einer Konzert-Vortrags-Tour beim Pacific Music Festival in Kanada eingeladen. 1998 erhielt er ein Arbeitsstipendium an der Cite International des Arts in Paris. 

Seine Werkliste umfasst Kompositionen für Orchester, Kammermusik, Stücke für improvisierende Ensembles, elektronische Musik, Musik für Radio und eine Kammeroper. Aufführungen und Sendungen seiner Kammermusik und seiner Oper in verschiedenen europäischen, asiatischen und amerikanischen Städten und Festivals. Er war Mitglied des Gamelan-Ensembles der Banjar Gruppe Berlin. 1989 gründete er B I C E - Das Berlin Improvising Composers Ensemble und trat mit dieser Gruppe in verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten auf. 

Seit 2007 ist er zum Jazz zurückgekehrt, um für Berliner Jazzgruppen wie Understatement, das BeCool Jazz Quartet, Sowat von Funk und OhrJazzMus zu formen, zu spielen und zu schreiben.

Im November 2013 kehrte er in seine Heimatstadt Angeles City, Pampanga, zurück und gründete das Jazz Collective von KAPAMU (Kapampangan Musicians). Er baute den Veranstaltungsort „Jazz Grill“ auf und gründete das Bambusinstrumentensemble SUNLAG. Er war Mitglied der philippinischen Delegation von Komponisten beim China Asean Music Festival 2017 in Nanning und Gastredner und Performer beim Maceda100 Symposium. 

Conrado del Rosario war 2017 der herausragendste Kapampangan-Preisträger im Bereich der Künste und erhielt 2018 den Pupul ning Banua Award for Music. Er wurde 2018 mit dem Aliw Award als bester Solo-Instrumentalist ausgezeichnet. 


 


Makiko Nishikaze


due (1996)
für Flöte und Klavier

 

für Klavier und drei verschiedene Flöten (Altflöte, Piccolo, Bassflöte) hat eine dialogische Struktur, bei der die Flöten tastend zu Melodiefragmenten und -gestalten finden. Das Klavier bleibt fast durchgehend akkordisch und blockhaft, aber immer zart und verhalten und stellt der rätselhaften Suche der Flöten einen eigenen, geschlossenen harmonischen Raum gegenüber. Zwischen den getragenen Flötentönen und den Nachklängen des Klaviers entstehen sozusagen gefärbte Pausen, die das Stück strukturieren und den Zuhörer mitnehmen auf dem Weg durch die verästelten Harmonien.

 

Makiko Nishikaze (*1968 Wakayama, Japan)

studierte Komposition zuerst in Japan, dann am Mills College, Kalifornien, bei Alvin Curran und an der Hochschule der Künste Berlin bei Walter Zimmermann. Sie hat das Studium als Meisterschülerin abgeschlossen.

An Preisen und Stipendien erhielt sie u.a. Akademie Schloss Solitude (1999-2000), Künstlerhof Schreyahn (2001-02), Villa Aurora in Los Angeles (2003), Künstlerinnenförderung der Senatsverwaltung Berlin (2004), Künstlerhäuser Worpswede (2006), Förderungspreis der Akademie der Künste (2007), Kompositionsstipendium der Kulturverwaltung des Berliner Senats (2010), Deutsches Studienzentrum Venedig (2011), Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (2013), Hauptstadtkulturfonds (2013) Casa Baldi Olevano Romano, Deutsche Akademie Rom (2014), AIR Krems, Österreich (2014), NES, Iceland (2014), Arbeits- und Recherchestipendium der Kulturverwaltung des Berliner Senats (2015), artbellwald, Schweiz (2016) Composer in Reisidence IGNM Wallis, Schweiz (2018), Artist in Community KulttuuriKauppila, Finnland (2019), Kulturaustauschstipendium des Landes Berlin Paris (2019), Serlachius Residency, Finnland (2021), Gastkünstlerin-WackerKunst (2021), Arbeitsstipendium Ernste Musik und Klangkunst, Kulturverwaltung des Landes Berlin (2021), Kulturaustauschstipendium des Landes Berlin Global (2022)

Ihre Werke wurden bei Festival weltweit aufgeführt, u.a. bei:
Chamber Music Festival Kanagawa, Japan (1997), “The art of composition towards the 21st Century”, Jerusalem (1998) Musica Silenciosa, Rio de Janeiro (1998), Festival PianoPianoForteForte, Berlin (1999), The Brno International Music Festival, Tschechien
(1999), Eclat, Festival Neue Musik (2000), Festival De Klankfabriek, Widooie, Belgien (2002), MaerzMusik, Festival für Aktuelle Musik (2003, 2006, 2014) New Music Marathon Northwestern University, Chicago (2006) Festival Klangwerkstatt, Berlin (1995, 2006, 2009, 2011, 2013, 2018), Donaueschinger Musiktage (2007),“Music We’d Like to Hear”, London (2007, 2009, 2011, 2017), Musiktheater für Kinder, Concert Hall Shizuoka, Japan (2009), Seetaler Poesiesommer-Clavichordfestival, Schweiz (2013, 2017), Ulrichsberger Kaleidophon, Österreich (2013), Ostrava Days, Tschechien (2015), Anton Webern zum 70 Todestag, Mittersill, Österreich (2015), Music From Japan, New York (2018), BAM! Festival für aktuelles Musiktheater, Berlin (2018)

Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sie sich mit räumlicher MusikEin Raum ist für sie ein Klangkörper, der die akustische und visuelle Wahrnehmung zu einem ganzheitlichen Ereignis werden lässt. Oft werden Performativ-Aktionen mit Klangobjekten in das Konzept integriert.
Ein anderer wichtiger Schwerpunkt in ihrer Arbeit sind Tasteninstrumente. Makiko Nishikaze hat viele Stücke für Klavier, Clavichord und Cembalo komponiert und selbst aufgeführt. Es handelt sich darin nicht um den Versuch, eine neue Spieltechnik zu erfinden, sondern darum, eine neue musikalische Einstellung zu entwickeln. Mit gewohnter Spieltechnik versucht sie eine vielschichtige Klangfarbe zu schaffen. Ihre Kompositionen sind nicht auf exzentrische Resultate hin angelegt, sondern sie sollen als eine Art Kompass dienen auf dem Weg zu einem neuen Level der Fähigkeit zu hören.

Ihre Videowerke, als visuelle Komposition und Elektroakustische Kompositionen wurden präsentiert bei (Auswahl):
Festival Forum Wallis, Schweiz (2018): Klanginstallation
KultuuriKauppila, Finnland (2019): Video- und Klangpräsentation
Bauhaus-Universtät Weimar (2019): Klangpräsentation mit Performance
Museum Reutlingen (2019): Klanginstallation
Festival “Den Bogen Spannen”, Darmstadt (2019): Videoinstallation
Ausland, Berlin (2019): Videopräsentation
GEDOK Stuttgart (2020): Video- und Klangpräsentation
Internationaler Waldkunstpfad, Darmstadt (2020): Video- und Klanginstallation
ARThaus Altheim (2021): Videoinstallation
Serlachius Residency Gallery, Finnland (2021): Videoinstallation
Tage der Industriekultur Rhein-Main (2021): Klanginstallation
Wacker Kunst (2021): Videoinstallation
SWITCH 2021, Irland: video installation
Kunsthalle Darmstadt (2021): Videoinstallation
Pikisaari Biennale, Finnland (2022): Video- und Klanginstallation

 

 

Rainer Rubbert


Noces Dances (1998)
für Flöten und Klavier

 

I emotionslos für Altflöte und Klavier

II manisch für Piccoloflöte und Klavier

III unterkühlt, sehr ruhig und frei für Bassflöte und Klavier

IV zusammen für Flöte und Klavier

 

sind ein Hochzeitsgeschenk für Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp und wurde von den beiden am 07.09.1999 in der Konzertreihe „Unerhörte Musik“ in der Berliner Kabarett Anstalt BKA uraufgeführt.
Die vier Sätze für vier unterschiedliche Flöten und Klavier stellen sozusagen vier Charakterstücke dar, deren Emotion und Struktur mit der jeweiligen Besetzung korreliert:
Der erste Satz („emotionslos“) für Altflöte und Klavier ist bestimmt durch die Mehrklänge der Altflöte und durch ihre experimentelle Tongebung.
Der zweite Satz („manisch“) für Piccolo und Klavier ist hochvirtuos und hat einen beinahe hysterischen Charakter, der durch die Verfremdungen des Klaviers (der Flötist muss eine Metallplatte ins Klavier legen) noch unterstützt wird.
Der ruhige und rätselhafte dritte Satz („unterkühlt“) wird durch den Klang der Bassflöte aber auch durch die intermittierenden Inside-Klavier Aktionen bestimmt.
Im vierten Satz („zusammen“) für große Flöte und Klavier verschmelzen die beiden Instrumente schließlich in virtuosem und sich rhythmisch ergänzenden Spiel.

 

Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf. 
1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek.
Er erhielt Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007 den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis, 2012 den „
Premio Città di Fossacesia" beim Internationalen Kompositionswettbewerb "marenostrum" in Italien und 2013 den renommierten "Deutschen Musikautorenpreis".
2007 schuf er gemeinsam mit der Schriftstellerin Tanja Langer die Oper „Kleist“ für das Brandenburger Theater.
Er lebt und arbeitet in Berlin.

Yoriko Ikeya 

kam mit abgeschlossenem Hochschulstudium der Toho-Gakuen Music University Tokyo nach Berlin, um ihr Studium an der Universität der Künste bei Prof. Erich Andreas und Prof. Klaus Hellwig fortzusetzen. 1988 schloß sie ihr Studium mit der Konzertreife ab und trat eine Stelle als Dozentin an der Universität der Künste an.

Yoriko Ikeya ist Preisträgerin großer Klavierwettbewerbe. Als Solistin ist sie mit verschiedenen Sinfonieorchestern aufgetreten und hat zahlreiche Recitals auf internationalen Bühnen gegeben.

Sie ist Mitbegründerin des modern art ensembles Berlin und seit 1994 Mitglied des Ensembles UnitedBerlin.

Sie tritt bei internationalen Festivals auf, Konzertreisen führten sie durch viele Länder Europas, Südamerikas und Asiens. Sie ist als Kammermusikpartnerin international renommierter Solisten aufgetreten, hat mit vielen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten zusammengearbeitet und hat über 250 Werke uraufgeführt.

Ihre Arbeit als Solistin und Kammermusikerin ist auf über 20 CD‘s dokumentiert, darunter eine Klavier-Solo CD mit Musik zeitgenössischer Berliner Komponisten („Berlinisches Tagebuch“, Thorofon), die Einspielung der Werke für Saxophon und Klavier von Jean-Baptiste Singelée (zusammen mit Christian Peters, Dabringhaus) und eine Duo-CD zeitgenössischer Musik für Flöte und Klavier (zusammen mit Klaus Schöpp, „Songs of a desert bird, Made from nothing).

 

Klaus Schöpp (*1963 Völklingen/Saar)

studierte Querflöte an der Musikhochschule Saarbrücken und an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Roswitha Staege und Prof. Karlheinz Zoeller. Er war Flötist im Konzerthausorchester Berlin und wirkte in zahlreichen weiteren Orchestern und Ensembles mit.

Ein besonderer Schwerpunkt ist die zeitgenössische Musik. Klaus Schöpp ist Interpret der neuesten Kompositionen, improvisierender Musiker und Komponist. Als Flötist und Manager des modern art ensembles hat er zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen initiiert und organisiert.

Als Komponist ist er Autodidakt, er konsultierte den philippinischen Komponist Conrado del Rosario, dessen Werke er seit vielen Jahren spielt. Er hat Stücke für Soloinstrumente sowie Kammermusikwerke für verschiedene Besetzungen mit und ohne Stimme komponiert.


Dienstag, 25. Oktober 2022 | 20:00 Uhr

Retrospektive

LIVE-STREAM:   https://youtu.be/mGGkrQeU-XM

Trio [k l aː ŋ ʃ p ɛ k t r ʊ m]

 

Paula Breland, Klarinette
Jennifer Aßmus, Violoncello
Anna-Katharina Schau, Akkordeon

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Retrospektive

 


Friedrich Goldmann

Calmo, esitando un po' (2004)
für Klarinette, Violoncello und Akkordeon


 

„Ruhig, ein wenig zögerlich“ ist der Titel der Trio-Komposition von Friedrich Goldmann. Die Komposition zeigt das unverwechselbare Klangspektrum der Instrumentenkombination und nutzt dabei dynamische Grenzen aus. Dabei treten die Instrumente sowohl solistisch als auch im Duett und im Gesamtklang als Trio auf. Durch das ganze Werk ziehen sich fantasievolle Melodien, denen fast schon romantische Melancholie innewohnt.

Friedrich Goldmann (1941-2009) begann seine musikalische Ausbildung 1951 als Mitglied des Dresdner Kreuzchors. Im Alter von 18 Jahren nahm er als Stipendiat der Stadt Darmstadt an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik bei Karlheinz Stockhausen teil. Ab 1959-1962 studierte er Komposition an der Dresdner Hochschule für Musik und legte sein Examen ab. Von 1962 bis 1964 war er Meisterschüler von Rudolph Wagner-Régeny an der Akademie der Künste Berlin. Zugleich arbeitete er als freier musikalischer Assistent am Berliner Ensemble, wo er u.a. Heiner Müller, Luigi Nono und Ruth Berghaus begegnete. Seit 1968 lebte er als freischaffender Komponist in Berlin.

 


Rachel C. Walker

Lingua Mirror Images (2021)
für Klarinette, Violoncello und Akkordeon

 

Linghua mirror images“ enthüllt ein Netz rotierter Transkriptionen, die die prägenden Erinnerungen an die Chaozhou-Dialektpoesie der chinesischen Dichterin Ruan Xuefang, der irakischen Dialektpoesie des arabischen Dichters Nadeem Al-Aloosi und ein Volkslied in einen gemeinsamen Raum bringen.

Rachel C. Walker (*1994, USA) schreibt poetische, klangfarbenspezifische Stücke, die sich aus ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der chinesischen Volksmusik, der musikalischen Zeit und der Sprache ergeben. Sie unterhält langfristige Kooperationen mit zeitgenössischen Schriftsteller*innen, um die philosophischen Verbindungen zwischen Transkription und Übersetzung innerhalb abstrakter musikalischer Syntaxen zu erforschen. 2022 ist sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude. Sie ist künstlerische Leiterin des Kunstkollektivs neuMERZ.

 


Chatori Shimizu

Ningen Poiesis (2022) UA
für Klarinette, Violoncello, Akkordeon und Video 

 

Ningen Poiesis“ wurde von Kollektiv Neumerz in Auftrag gegeben und für das Trio Klangspektrum komponiert. Das Werk besteht aus drei Sätzen, beginnend mit Satz II:

II. die Buße (Repentance)

III. die Vergebung (Forgiveness)

I. die Ignoranz (Ignorance)
 

„Ningen“ ist ein japanisches Wort für Mensch.

Chatori Shimizu wurde 1990 in Osaka, Japan geboren. Er studierte am Kunitachi College of Music (Tokio) Computermusik (BA), am Columbia University (New York) Klangkunst (MFA), und am Hochschule für Musik Carl Maria von Weber (Dresden) Komposition (MM). Seine Musik wurde bereits von vielen renommierten Ensembles und Orchestern gespielt und aufgeführt, u.a. von Shanghai Philharmonic Orchestra, Mivos Quartet, Multilatérale, Linea, NZTrio, S.E.M, und AuditivVokal. Shimizu's Publikationen sind bei der United Music & Media Publishing Belgium zu finden.

 

 

 

Juliane Klein

Aus der Wand die Rinne
 (1996,1997,1998)
für Klarinette, Violoncello und Akkordeon

 

Aus der Wand die Rinne findet seinen Ursprung in der Bildhauerei Britta Brückners. Diese baute ein eigenes Cello, welches Klein vertonte. 1996 entstand das erste von insgesamt 14 Solostücken, die alle ihren Ursprung im Stück für Cello solo finden. Das Werk lässt sich solistisch als auch in beliebiger Konstellation simultan aufführen. Dabei ist jedes Instrument solistisch weiterhin aktiv und es - entsteht ein immer wieder neues Kammermusikwerk.

 

Juliane Klein (*1966, Berlin) erhielt ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik “Hanns Eisler” Berlin. Von 1984 an studierte sie Komposition, Tonsatz und Klavier. Sie gründete und leitete das “Kammermusikensemble Neue Musik Berlin” (zusammen mit Thomas Bruns). Von 1989 bis 1992 war sie Lehrerin für Tonsatz und Komposition an der HfM Hanns Eisler. Ein Aufbaustudium bei Helmut Lachenmann, Stuttgart, folgte in den Jahren 1993-1997. 1999 gründete sie als Verlegerin die Edition Juliane Klein.

 

 

Philipp Henkel

Una panthera in compagnia di marte
 (2022) UA
für Klarinette, Violoncello und Akkordeon

 

In meinem Werk Una Panthera in compagnia di marte beschäftige ich mich mit der Notation des Ars Subtiliors. Die Art und Weiße wie Tempo - und Rhythmuswechsel aufgeschrieben und notiert werden, entzieht sich der konventionellen westlichen metrischen Notation. Die Hierarchie zwischen den Instrumenten spielt eine weitere Bedeutung. Nach einem dominanten Anfang des Akkordeons beginnen Klarinette und Cello gegen die “Herrschaft” des Akkordeons zu rebellieren und sich zu verselbständigen. Das Werk ist dem Trio Klangspektrum gewidmet.

 

Philipp Henkel (*1994) ist ein deutscher Komponist, Kurator und Multimediakünstler mit Sitz in Hannover. In seiner Musik verwandeln gestische Instabilität und erweiterter Expressionismus das subjektive Hörerlebnis. Seine Kompositionen und Multimedia-Arbeiten erforschen die Auswirkungen von Technologie und gesellschaftlichem Scheitern durch einen forschungsbasierten Ansatz. Als Referent ist er auf verschiedenen Kongressen aktiv; Vorträge am ZKM und auf der Csound-Konferenz in Cagli, Italien. Er ist Mitbegründer & Leiter des Kollektivs für neue Musik und Medien “neuMERZ”, sowie Mitglied von Radiant8, einem Ensemble für zeitgenössische Musik in Düsseldorf und künstlerischer Leiter von Ensemble Quarks.

 

 

 

Georg Katzer

 

Oktopus (1997)
für Klarinette, Violoncello und Akkordeon

 

Die im Jahre 1997 komponierten acht kurze Stücke bedienen sich der Tradition der Charakterstücke und sind als musikalische “Schnappschüsse” gedacht. Jeder einzelne Satz erzählt seine eigene Geschichte, bedient eine andere Charakteristik und steht in einem anderen Tempo. Katzer war begeistert davon, wie das Violoncello und die Klarinette mit dem Akkordeon klanglich einhergehen.

Georg Katzer (1935-2019) studierte Komposition bei Rudolf Wagner-Regeny und Ruth Zechlin in Berlin (Ost) und an der Akademie der Musischen Künste in Prag. Danach war er Meisterschüler von Hanns Eisler an der Akademie der Künste der DDR, zu deren Mitglied er im Jahre 1978 gewählt wurde. Ernennung zum Professor für Komposition in Verbindung mit einer Meisterklasse. Hier gründete er 1982 das Studio für Elektroakustische Musik, dessen künstlerischer Leiter er bis 2005 war. Kompositionspreise und Auszeichnungen erhielt er in der DDR, in der Schweiz, in Frankreich, in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland, u.a. das Bundesverdienstkreuz.


Das Trio [k l aː ŋ ʃ p ɛ k t r ʊ m] gründete sich im Jahr 2020 und gewann bereits im darauffolgenden Jahr den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie “Ensemble für Neue Musik” und den Sonderpreis Neue Musik der Ensemble-Akademie Freiburg sowie ein Stipendium der Marie-Luise Imbusch-Stiftung Lübeck. 

Die große Bandbreite an Klangfarben der drei Instrumente Klarinette, Violoncello und Akkordeon ermöglicht den jungen Musikerinnen, ihre eigene, unverwechselbare Tonsprache zu entwickeln. Obwohl die Instrumente auf den ersten Blick nicht miteinander verwandt scheinen, schwingen Luft, Knöpfe und Saiten wunderbar zusammen, sodass sie wie Eins klingen können und gleichzeitig ein unerschöpfliches Klangspektrum bieten.

Die aktive künstlerische Auseinandersetzung mit neuen Spieltechniken auf den jeweiligen Instrumenten, die Exploration von neuen Klängen sowie die Entstehung neuer Werke für diese Besetzung in Zusammenarbeit mit jungen Komponist:innen wie René Kuwan, Rachel C. Walker und Philipp Henkel bilden den Schwerpunkt ihrer Arbeit. Wichtige Impulse findet das Trio unter anderem bei Jens Thoben, Goran Stevanović,Max Riefer und Tatjana Prelevic. Seit seiner Gründung war das Trio bei nationalen und internationalen Wettbewerben erfolgreich und erzielte erste Preise beim Akkordeon-Musik-Preis in Bruchsal und beim Internationalen Wettbewerb Val Tidone/Italien.

Im November 2022 erscheint ihre Debüt-CD bei dem Leipziger Label GENUIN.


Anna-Katharina Schau (*1995) begann im Alter von sechs Jahren mit dem Akkordeonspiel, nachdem sie das Instrument in der musikalischen Früherziehung entdeckte. Ihr Interesse an der zeitgenössischen Musik als auch an neuen Spieltechniken leitete sie an die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, wo sie von Prof. Elsbeth Moser im Bachelor und bei Goran Stevanovic im Masterstudiengang ausgebildet wurde. 2022 beendete sie ihr Studium mit dem Master of Music.

Ihre letzten Wettbewerbserfolge Erfolge bei nationalen und internationalen Wettbewerben verzeichnete sie Anna-Katharina Schau beim International Accordion Competition in Pula/ Kroatien einen 2. Preis sowie beim Deutschen Akkordeon Musikpreis mit einem 3. Platz im Jahr 2018. 2021 konnte sie sich den ersten Preis und einen Sonderpreis beim Deutschen Akkordeon Musikpreis 2021 erspielen.
Sie erhielt Förderungen durch die Region Hannover, dem Förderkreis der HMTM Hannover, Yehudi Menuhin Live Music Now Hannover e.V., Yehudi Menuhin Live Music Now Hamburg e.V. sowie der Ernst von Siemens Musikstiftung. 

Neben ihrer umfangreichen künstlerischen Tätigkeit unterrichtet Anna-Katharina Schau an zwei Berliner Musikschulen.


Jennifer Aßmus wurde 2001 in Großburgwedel geboren. Sie begann im Alter von 5 Jahren mit dem Cellospiel. Unterrichtet wurde sie zunächst von Konrad Haesler, später von Jan-Hendrik Rübel. Weitere Anregungen erhielt sie bei Henning Harms, Jorin Jorden und Ulf Tischbirek. Sie nahm regelmäßig sehr erfolgreich bei Jugend musiziert teil und erspielte sich dabei mit dem Violoncello und ihrem Zweitinstrument Klavier sieben Preise auf Bundesebene. Mit unterschiedlichen Sinfonieorchestern brachte sie die Konzerte von Lalo und Dvorak als Solistin zur Aufführung.

Seit ersten Auftritten mit dem Klaviertrio im Alter von 8 Jahren bildet die Kammermusik einen Schwerpunkt ihres Cellospielens. Seitdem konzertierte sie in verschiedenen Kammermusikformationen. Mit ihrem Klavierquintett war sie Stipendiatin der Stiftung Jugend musiziert Niedersachsen. Daraus folgte die Aufnahme von Dvoraks Klavierquintett für den Norddeutschen Rundfunk.Sie war mehrfaches Mitglied im Landesensemble Neue Musik Niedersachsen sowie im Ensemble der Länder, mit dem sie u.a. „Kraken“ von Benjamin Scheuer uraufführte.
Seit Oktober 2019 studiert sie Violoncello bei Alexander Gebert an der Hochschule für Musik Detmold. 

Die Klarinettistin Paula Breland wurde 1997 in Leverkusen geboren. Sie erhielt ihren ersten Klarinettenunterricht im Alter von 15 Jahren bei Eddy Vergauwen. Bereits ein Jahr später erreichte sie erfolgreich den Bundeswettbewerb Jugend Musiziert und wurde Mitglied im Landesjugendorchester NRW. Sie beendete ihr Studium bei Prof. Johannes Peitz und Ulf-Guido Schäfer an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover mit Auszeichnung. Derzeit studiert sie in Lübeck bei dem renommierten Klarinettisten Jens Thoben.
Im Jahr 2016 gewann sie zusammen mit der Akkordeonistin Anna-Katharina Schau als Duo Amabile ein Stipendium der Region Hannover und wurde zudem kurz darauf Stipendiatin der Stiftung Yehudi Menuhin - Live Music Now e.V.



Gefördert durch den Deutschen Musikwettbewerb, ein Projekt des Deutschen Musikrats
 


 

in Kooperation mit neuMERZ  https://www.neumerz.org


Gerne weisen wir immer wieder darauf hin, dass fast alle Konzerte aus den letzten Jahren auf unserem Youtube-Kanal zum Nachhören bereitstehen. Abonnieren Sie sich gerne!

https://www.youtube.com/c/UnerhörteMusik

 

Ob von fern via Livestream oder vor Ort in der „Unerhörten Musik“:
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Mit herzlichen Grüßen,

Rainer Rubbert und Martin Daske

 


Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007

Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)



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