Viola d'Amore JETZT! Farzia Fallah
ruhig, mit Feuerwerk in den Augen (2022) für Viola d'amore M. schrieb mir per WhatsApp. Mit ihm bin ich am meisten in Kontakt. Mit J. wollte ich an einer Musik Performance arbeiten. Ein Geigenspieler sitzt auf einem Fahrrad und versucht voranzukommen, und ständig scheitert. Das Scheitern ist Teil unserer Geschichte. M. erzählte über die Begegnung mit dem iranischen Professor im Zug. Sehr ruhig, aber mit sehr viel Feuerwerk in den Augen. Begeisterung, Wille, Wut, Trauer, Ruhe. Es ist nicht so leicht. Ich kenne das. Für Ruhe braucht man Akzeptanz. Seit dem Absturz des ukrainischen Flugzeugs frühmorgens in Teheran ist es zwei Jahre her. Ich habe M. darum gebeten, mir mehr über die Geschichte von Feuerwerk zu erzählen. M. schrieb über krasse wache Augen, hinter denen es blitzt und funkelt. Es ist fast zwei Jahre her, als ich das nine dispositions geschrieben habe. N. ist weiterhin im Gefängnis. Aber nicht nur sie. Es ist nicht so leicht. Für Akzeptanz braucht man Zeit. Ich bin müde. Wir alle. Ich werde irgendwann für M. ein Solo schreiben - ruhig, mit Feuerwerk in den Augen. Farzia Fallah wohnt freischaffend in Köln, komponiert leidenschaftlich und arbeitet international mit verschiedenen wunderbaren Ensembles und Musikern. Ihr künstlerischer Weg wurde bereits durch verschiedene Preise und Stipendien gefördert. 2022 war sie ausgezeichnet mit Forum junger Komponisten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 2020 bekam sie den Oldenburger Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik. Als Stipendiatin hat sie bereits im Deutschen Studienzentrum in Venedig sowie im Künstlerdorf Schöppingen, Künstlerhaus Lauenburg und Künstlerhof Schreyahn gearbeitet. Zudem war sie Stipendiatin von Archiv Frau und Musik. 2023 erscheint eine Porträt-CD von ihr bei WERGO in der Reihe Edition Zeitgenössische Musik.
Oxana Omelchuk
Böhmisches Lied // 3. Versuch (2017) für Viola d'amore Die erste Version des Böhmischen Liedes entstand 2007: im Wuppertaler Stadtmuseum habe ich eine Spieluhr entdeckt, die, laut Ankündigung, „La Bohème“ von G. Puccini abspielen sollte. Ich bin keine große Kennerin der Opernliteratur, trotzdem schien es mir, dass die abgespielte Melodie nicht von Puccini stammt. Ich habe die Spieluhr gekauft, eine „La Bohème“-Partitur ausgeliehen und, wie zu erwarten war, festgestellt, dass die von der Spieluhr abgespielte Melodie nicht von Puccini ist. So entstand „Böhmisches Lied//1 Versuch“, in dem eigentlich keine „La Bohème“ erklang. Die Spieluhr wurde verkauft, die ganze Geschichte vergessen, bis ich ein paar Jahre später das Stück wieder aufführen wollte. Da die Spieluhr inzwischen verschenkt wurde, sollte ich eine neue bestellen. Diesmal habe ich bei der Bestellung gezielt Puccini „La Bohème“ eingegeben. Überraschenderweise kam eine Uhr, die sowohl Puccini als auch den „Fake-Puccini“ (meine erste Spieluhr) nicht abspielte. Es war eine 2. „Fake-Puccini“-Melodie, die ich (dafür schäme ich mich) nicht identifizieren konnte. So entstand Böhmisches Lied//2 Versuch. Aus Interesse wollte ich das Spiel wiederholen und habe Puccini ein weiteres Mal bestellt. Es kam eine Uhr mit der Überschrift: „Kandinsky Arabesque“. Das Motiv der Spieluhr-Box war nicht schwer zu entziffern: es sind „Contrasting sounds“ von Wassily Kandinsky. Von wem stammt die Melodie? Debussy und Schumann (die beiden, die mir sofort eingefallen waren) sind es leider nicht. So entstand Böhmisches Lied// 3 Versuch für Viola d`amore. Oxana Omelchuk, 1975 in Weißrussland geboren, studierte bei Johannes Fritsch und Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Neben ihrer kompositorischen Tätigkeit tritt sie als Musikerin (analoge Synthesizer) in verschiedenen Formationen auf, zum Beispiel im Duo mit Constantin Herzog bzw. Florian Zwißler, im Quartett MONOPASS mit Florian Zwißler, Luís Antunes Pena und Mark Polscher sowie im Simon Rummel Ensemble. Omelchuks Musik wurde u.a. vom Ensemble Musikfabrik, dem Ensemble Garage, hand werk, dem ensemble mosaik, dem SWR Vokalensemble, Studio Dan, dem Klangforum Wien und dem Ictus Ensemble aufgeführt, u.a. bei ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, ECLAT Stuttgart, Wien Modern, Afekt Festival Tallinn, musikprotokoll Graz, Ars Musica Brüssel und dem Warschauer Herbst. Sie erhielt verschiedene Auszeichnungen und Stipendien, darunter das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln (2006), den Stipendien-Aufenthalt im Künstlerdorf Schöppingen (2007) und ein Aufenthaltsstipendium in der Künstlerresidenz Villa Aurora Los Angeles/USA (2018). Im Oktober 2019 wurde ihre Porträt-CD der Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrates veröffentlicht. Zudem wurde sie 2019 für den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Ensemble mit Elektronik“ nominiert. Oxana Omelchuk lebt und arbeitet als freischaffende Komponistin in Köln. Roman Pfeifer I want these people to believe that there is communication (2017) für Viola d'amore solo Zur Verteidigung der Geisterphotographie: Ca. 50 Dias waren das Mittel, mit dem Sir Arthur Canon Doyle sein Publikum in zahlreichen Vorträgen und Artikeln davor zu überzeugen versuchte, dass Geister auf Photographien fixiert werden können, dass es Materialisationen und Kontaktaufnahmen gibt, dass Stimmen vernommen und Klopfzeichen erhalten werden können. Er vermischte dabei den Glauben an die unzweifelbare Aufzeichnungskraft der Photographie mit dem an unsichtbare Realitäten und der Möglichkeit kommunizierender Räume. So folgt auf die Erscheinung einer Stimme ein Besuch beim Geisterphotographen, und der photographische Beweis nebst wissenschaftlich - philosphischer Erklärung. Die Kommunikation mit Geistern verhält sich nach dem überzeugten Spiritisten Sir Arthur Conan Doyle demnach genau komplementär zur Fiktion: Sherlock Holmes ist ein fiktiver Held, den man für eine reale Figur hält, während man beim Spiritismus meint, alles sei Fiktion, aber eigentlich sind die Erscheinungen real. Roman Pfeifer, 1976 in Freiburg geboren, komponiert, inszeniert, produziert und forscht. Sein Arbeitsfeld bewegt sich zwischen Kammermusik und Elektronik. Insbesondere im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters kollaboriert er mit Künstler*innen unterschiedlichster Disziplinen. Dabei arbeitet er prozessual, unter Einbezug von Klang, Instrument, Bewegung, Stimme, Licht, Raum und Blick. Die 2012 gegründete Kompanie Kammerelektronik steht im Mittelpunkt seiner schöpferischen Arbeit. Für die transdisziplinäre Formation konzipiert und komponiert er Konzertperformances im Kammermusikformat. Roman Pfeifer studierte Instrumentale und Elektronische Komposition bei Nicolaus A. Huber und Dirk Reith an der Folkwang Universität der Künste Essen. Seit 2004 unterrichtet er am dortigen Institut für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM) Komposition, Analyse und Notation. Roman Pfeifer lebt und arbeitet in Köln. Annegret Mayer-Lindenberg
to let go of the universe (2022) für Viola d'amore und Zuspiel Ausgangspunkt für die Idee des Stückes to let go of the universe für Viola d'amore und Zuspiel war die Tatsache, dass die Resonanzsaiten der Viola d'amore einerseits sehr wesentlich sind für den besonderen Klangcharakter dieses Instruments, andererseits selbst nur schwer und sehr eingeschränkt spielbar sind, da sie unter den Spielsaiten und dem Griffbrett nicht leicht zugänglich sind. Für eine intensive Bespielung während eines Konzertes sind sie somit unbrauchbar. Daher besteht das Zuspiel ausschließlich aus Klängen der Resonanzsaiten, meist gestrichen oder gezupft, sodass sie auf diese Weise doch aktiv und nicht nur als Resonanz an diesem Stück beteiligt sind. Der Titel des Stückes bezieht sich auf die Thematik des Loslassens und des Akzeptierens, die für die Entstehung von to let go of the universe ebenfalls wesentlich waren. Thierry Tidrow
Minnelied (2022) für Viola d'amore Wie der Titel schon andeutet, erstrebt Minnelied das lyrische Ethos der Viola d’Amore als Instrument einer fantasierte Ideal der höfische Liebe hervorzuheben.
Thierry Tidrow ist ein mehrfach preisgekrönter kanadischer Komponist, der eine besondere Vorliebe für Musiktheater hat. Geboren in Ottawa, begann Thierry Tidrow seine musikalische Ausbildung mit Chormusik, später studierte er Komposition und Barockgesang an der McGill University in Montréal, anschliessend am Conservatorium van Amsterdam (M. Mus. bei Richard Ayres) und an der Hochschule für Musik Freiburg (bei Brice Pauset). Es folgten zahlreiche Aufführungen seiner Werke in Europa und Nordamerika, u. a. mit Thomas Hampson, Sarah Maria Sun, Ensemble Modern, Klangforum Wien, LUX:NM, Quasar, hand werk, Ensemble Garage, Deutsche Oper Berlin, Deutsche Oper am Rhein, Semperoper Dresden. Er war 2019-22 Composer-in-Residence an der Oper Dortmund. |
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