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NEWSLETTER 2018 | Nr. 6 20. und 27. März
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„The eye should learn to listen before it looks”
(Robert Frank)
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wegen Krankheit muss das für den kommenden Dienstag angekündigte Konzert mit Anna Korondi "...was verhüllt war" leider ausfallen, bzw. in den September verschoben werden.
Wir freuen uns umso mehr, dass die Cellistin Ulrike Brand und der Pianist Martin Schneuing für Dienstag, 20. März ein exquisites Ersatzprogramm vorgeschlagen haben:
Hommage à Bernd Alois Zimmermann Vor exakt 100 Jahren, am 20. März 1918 wurde Bernd Alois Zimmermann geboren, ein Ausnahmekomponist, der heute vielleicht mehr nachwirkt, als die Vertreter der Darmstädter Schule. Er schrieb:
"Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind, wie wir wissen, lediglich an ihrer Erscheinung als kosmische Zeit an den Vorgang der Sukzession gebunden. In unserer geistigen Wirklichkeit existiert diese Sukzession jedoch nicht, was eine realere Wirklichkeit besitzt als die uns wohlvertraute Uhr, die ja im Grunde nichts anderes anzeigt, als dass es keine Gegenwart im strengeren Sinne gibt. Die Zeit biegt sich zu einer Kugelgestalt zusammen. Aus dieser Vorstellung (…) habe ich meine (…) pluralistische Kompositionstechnik entwickelt, die der Vielschichtigkeit unserer Wirklichkeit Rechnung trägt. "
Auf dem Programm stehen Werke für Violoncello und/oder Klavier von Bernd Alois Zimmermann sowie Kompositionen von Charlotte Seither und Samuel Tramin.
Am darauf folgenden Dienstag, 27. März wird der israelische E-Gitarrist Dennis Sobolev, ein Grenzgänger zwischen Neuer Musik, Jazz und Improvisation sein Programm mit dem phantastischen Titel Is there life on Mars: yet another possibility vorstellen, darin die Aufführung des über 40 Jahre verschollenen (und dank eines wiedergefundenen Live-Mitschnitts 2007 rekonstruierten) The Possibility of a New Work (1966) von Morton Feldman sowie Werke von Johannes Kreidler, Andrej Koroliev UA, Sergej Khismatov UA, Alexandra Filonenko UA und Fausto Romitelli.
Aus einem Gespräch zwischen John Cage und Morton Feldman:
MF: (…) I wrote a piece for electric guitar, and I tried to overcome the fact of an electric guitar. And so Christian (Wolff) came over to the house and I had him try various things, very strange things and strange registers, and when it didn’t sound like an electric guitar, I wrote it down (laughs). I mean, it seemed too obvious just to write a piece for electric guitar. He plays it very beautifully, very hesitant. JC: Merce Cunningham told me it was marvelously soft ... MF: Yes. JC: ... and yet it was coming through an electric sound system. MF: Yes. JC: And it was still very soft? MF: Yes. It was very difficult to do (laughs). JC: I know it would be. It must have been magnificent. MF: I have to recopy it. I gave him the only score. I wasn’t sure about the piece. In fact, when they asked me for a piece for the program, I said, “Well, there might be a possibility of a piece for electric guitar,” and that’s what they wrote down in the program, “A Possibility of a Piece for Electric Guitar”. JC: But it has another title now? MF: No (…) |
Dienstag, 20. März 2018 | 20:30 Uhr |Ulrike Brand - Martin Schneuing |
Ulrike Brand, Violoncello Martin Schneuing, Klavier
Hommage à Bernd Alois Zimmermann
Bernd Alois Zimmermann
aus: Enchridion - Kleine Stücke für Klavier (1949-1951) für Klavier
Eine „sehr rheinische Mischung von Mönch und Dionysos“ – so hat Zimmermann sich einmal selbst charakterisiert. Groß angelegten, explosiven Werken aller Gattungen stehen solche einer fast asketischen Zurücknahme gegenüber. Der zweite Teil der Enchiridion überschriebenen Sammlung von Klavierstücken entstand 1952 und trägt den Untertitel Exerzitien. Die Satzbezeichnungen Vigil, Hora und Matutin beziehen sich dabei auf das klösterliche Stundengebet, obwohl Zimmermann selbst eher nüchtern auf die Funktion des Zyklus als „Ausdrucks- und Anschlagsstudien“ verweist. Zimmermann war zeitlebens ein religiöser, katholisch geprägter Mensch. Einen Großteil seiner späteren Partituren versah er mit dem Kürzel O.A.M.D.G., dem Wahlspruch der Jesuiten: „Omnia ad maiorem Dei gloriam“ („Alles zur größeren Ehre Gottes“).
Bernd Alois Zimmermann
4 kurze Studien (1970) für Cello solo
Die Vier kurzen Studien von Bernd Alois Zimmermann, im Frühjahr 1970 kurz vor seinem Freitod auf Anregung von Siegfried Palm für eine Sammlung Studien zum Spielen Neuer Musik entstanden, sind weit mehr als ein Übungswerk, das sozusagen vorbereitend auf bestimmte technische Probleme, etwa in seiner Solosonate oder in den beiden Konzerten, eingeht (unterschiedliche Zeitverläufe durch voneinander abzuhbende Klangfärbungen, differenziertes Pizzicato-Spiel auch mit Flageolettönen, kantables Spiel in extremen Höhen). Sie sind so etwas wie eine verdichtete Rückschau auf etwa zwei Jahrzehnte kompositorischen Auslotens der Ausdrucksmöglichkeiten dieses Streichinstrumentes, das Zimmermann - als der „Vox humana” am nächsten stehend - bevorzugt nutzte, weil „geeignet also, zu singen”.
Charlotte Seither
Gran Passo (2006) für Klavier
Gran passo arbeitet mit der Verschränkung verschiedener Fluchtlinien: Sie ergeben sich aus dem motorischen Pulsieren kleiner Einheiten auf den Tasten wie auch aus dem Überschreiten des Klangraums in den Innenbereich des Flügels. Es ist die treibende Kraft des Rhythmus, die durch das stets weiterschreitende Abgreifen von Obertönen im Flügelinnenraum in Tonhöhe umschlägt, wie auch Tonhöhe, zerlegt in kleinere Einheiten, nicht selten wieder als Rhythmus in Erscheinung tritt.
Charlotte Seither, geboren 1965 in Landau / Pfalz studierte Komposition, Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik in Hannover und Berlin und ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. 1998 promovierte sie zum Dr. phil. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat, im Vorstand des Deutschen Komponistenverbands (DKV) und im Präsidium des Deutschen Musikrats (DMR). Daneben ist sie eine gefragte Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. Mit ihren Werken ist sie zu Gast auf internationalen Festivals wie ISCM Weltmusiktage Tongyeong, Gaudeamus Amsterdam, Wien Modern, Biennale Venedig, Warschauer Generationen Festival oder IFWM Seoul. 2009 erhielt sie den Rom-Preis für die Deutsche Akademie Villa Massimo. Als Artist in residence lebte sie auch in der Cité des Arts Paris (1999), im Deutschen Studienzentrum Venedig (1993), in der Akademie Schloss Solitude Stuttgart (1995), in der Villa Aurora Los Angeles (2000) und im ArtLab Johannesburg (2015). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995), den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Ciutat de Palma / Spanien (2004) und den Förderpreis des Ernst von Siemens Musikstiftung (2002). Für ihr musikalisches Schaffen wurde Charlotte Seither mit dem Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet (2010). Im August 2013 kam ihr Orchesterstück Language of Leaving bei den BBC Proms in London zur Uraufführung. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises 2014.
Samuel Tramin
Duo I (2016) für Cello und Klavier
Das Stück entstand 2016 für eine kleine Konzerttournee. Da wenig Zeit war, sowohl für die Komposition, als auch für Proben, wurde es von Anfang an so konzipiert, das die beiden Parts relativ solistisch für sich ablaufen (... und also wenig zusammen geprobt werden müssen). Manchmal sind solche pragmatischen Gegebenheiten ein inspirierender Anlass, der ein Stück formt, was unter anderen Umständen völlig anderes geschrieben würde. So gehen hier beide Instrumente äusserlich kaum aufeinander ein. Eher wehrt sich dass Cello gegen die klangliche Fülle des Klaviers und das Klavier weigert sich hartnäckig, im Sinne eines wohlgesitteten Duos Materialien des Cellos zu übernehmen und in einen wirklichen Dialog einzutreten. Aber ist dem wirklich so?
Bernd Alois Zimmermann
Sonate (1960) für Cello solo
Mit der Sonate für Cello solo (1960) und den Dialogen für 2 Klaviere und Orchester (2. Fassung 1965) entwickelte Zimmermann das Konzept der „pluralistischen Klangkomposition". Durch die Überlagerung mehrerer Metren und Rhythmen entstand eine Schachtelform unterschiedlicher Zeitebenen; zusätzlich kamen Zitate zur Anwendung.
Bernd Alois Zimmermann
Intercomunicazione (1967) per violoncello e Pianoforte
Das Duo intercommunicazione zielt nicht nur auf "extreme Kommunikationsbedingungen", das Stück thematisiert die Unmöglichkeit, die "unvereinbaren Instrumente" zu kombinieren: Cello und Klavier spielen weitgehend unabhängig voneinander. Und dies geschieht in extremen Zeitdehnungen, um das Zeitgefühl außer Kraft zu setzen und die "extrem langen Zeitschichten der einzelnen Phasen mit aller Bewusstheit so lang als erforderlich darzustellen." Bernd Alois Zimmermann wurde am 20. März 1918 in Erftstadt-Bliesheim geboren. Er starb am 10. August 1970 in Frechen-Königsdorf bei Köln. Er war einer der herausragenden deutschen Komponisten der musikalischen Avantgarde, der in der Auseinandersetzung mit der Neuen Musik zu einem eigenen Stil fand. Sein bekanntestes Werk ist die Oper Die Soldaten. Zimmermann wuchs im ländlich-katholischen Milieu der Eifel auf. Sein Vater war Beamter bei der Reichsbahn und betrieb im Nebenerwerb Landwirtschaft. Ab 1929 besuchte Bernd Alois Zimmermann die katholische Privatschule im Kloster Steinfeld, wo er sich erstmals systematisch mit Musik auseinandersetzte und den Grundstein für seine enorme literarische Bildung legte. Als 1936 die Privatschulen in Deutschland von den Nationalsozialisten geschlossen wurden, wechselte Zimmermann auf ein staatliches katholisches Gymnasium in Köln, wo er 1937 das Abitur ablegte. Im gleichen Jahr leistete er seinen Reichsarbeitsdienst ab und schrieb sich zum Wintersemester 1937/38 an der Hochschule für Lehrerausbildung in Bonn ein. Eigentlich wollte Zimmermann Theologie studieren, begann aber dann im Wintersemester 1938/39 das Studium der Schulmusik, Musikwissenschaft und Komposition an der Hochschule für Musik Köln. 1940 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht, aus der er im Herbst 1942 wegen einer schweren Hautkrankheit entlassen wurde. Er nahm das Studium wieder auf, dessen Abschluss sich durch Kriegsende und Nachkriegswirren bis 1947 verzögerte. Bereits seit 1946 war Zimmermann als freischaffender Komponist tätig, überwiegend für den Rundfunk. Von 1948 bis 1950 nahm er an den Kranichsteiner/Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil, unter anderem bei René Leibowitz und Wolfgang Fortner, und arbeitete 1950-52 als Lektor für Musiktheorie am Musikwissenschaftlichen Institut der Kölner Universität. 1957 bekam Zimmermann ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom und übernahm 1958 als Nachfolger von Frank Martin eine Kompositionsprofessur an der Kölner Musikhochschule, wo er das Seminar für Bühnen-, Film- und Rundfunkmusik begründete. In den 1960er Jahren etablierte er sich als erfolgreicher Komponist. Er wurde 1960 mit dem Großen Kunstpreis von Nordrhein-Westfalen und 1966 mit dem Kunstpreis der Stadt Köln geehrt. 1964 erhielt er ein zweites Stipendium für die Villa Massimo und wurde 1965 Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Einen Ruf als Kompositionsprofessor an die Berliner Hochschule der Künste lehnte er 1968 ab. 1969 wurde er mit dem Berliner Kunstpreis ausgezeichnet. Zum Ende des Jahrzehnts verstärkten sich bei Zimmermann depressive Tendenzen und führten zu einer psychischen Krise, hinzu kam ein sich schnell verschlimmerndes, inoperables Augenleiden. Am 10. August 1970 nahm sich der Komponist das Leben.
Die Cellistin Ulrike Brand konzertiert als Solistin auf internationalen Festivals für Neue Musik, wo sie zahlreiche Werke uraufgeführt hat, die in ihrem Auftrag enstanden und ihr gewidmet sind. Ihr besonderes Interesse gilt grenzüberschreitenden Projekten in den Bereichen Bildende Kunst, Tanz und Performance. Sie setzt sich intensiv mit freier und konzeptuelle Improvisation auseinander, wobei sie im Zwischenbereich von improvisierter und notierter Musik eigene Stücke entwickelt. 2015 erhielt sie zusammen mit dem Composer-Performer Tomomi Adachi und mit dem Gitarristen Olaf Rupp das Arbeits-und Recherchestipendium des Berliner Senats. 2016 war sie Stipendiatin des Kultusministeriums Brandenburg im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf.
Martin Schneuing studierte Klavier und Percussion an den Hochschulen für Musik Hannover/Konservatorium Osnabrück und „Hanns Eisler“ Berlin, bei Peter Florian, Ullrich Schlie, Alan Marks und Gerald Fauth. Parallel dazu belegte er Musikwissenschaften an der FU Berlin und besuchte Meisterkurse u.a. bei Gyorgi und Marta Kurtag, Konrad Meister, Wolfram Rieger und Dietrich Fischer-Dieskau. Neben dem Studium und der beginnenden Tätigkeit als Pianist schrieb er zunächst Musiken für Theaterproduktionen, für die er das Autorenpseudonym Samuel Tramin verwendete, welches er seitdem auch für Konzertmusik beibehielt. Konzerte als Komponist, Klaviersolist, Liedbegleiter und musikalischer Leiter von Ensembleproduktionen klassischer, aber vor allem auch zeitgenössischer Musik führten ihn über Deutschland hinaus ins gesamte europäische Ausland und über Engagements des Goethe–Instituts wiederholt bis in den Nahen Osten. Er arbeitete für verschiedene Theater (Probebühne Osnabrück, Städtische Bühnen Osnabrück, Hebbel-Theater Berlin, Theater des Westens, Berlin, Deutsche Oper, Berlin, Staatsoper Berlin), für Rundfunk- und Fernsehsender sowie Kinofilme spielte er Aufnahmen ein, übernahm damit zusammenhängende darstellerische Aufgaben, und musizierte für CD–Produktionen. In der Gesangsabteilung der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ arbeitet er seit 1997 als Lehrbeauftragter, seit 2014 explizit für Einstudierungen NEUE(r) MUSIK. Er ist als Komponist, Interpret und Jurymitglied wiederholt Gast verschiedener Institutionen und Festivals NEUER MUSIK und schreibt häufig im Auftrag renommierter Interpreten NEUER MUSIK. Seine Werke erscheinen im Verlag Neue Musik, Berlin/Köln. Zusammen mit den Komponisten Rainer Rubbert, Gabriel Iranyi, Stefan Lienenkämper und Eres Holz gründete er 2009 „Atonale e.V.“, einen Zusammenschluss von insgesamt zwölf Berliner Komponisten. Für „Atonale e.v.“ konzipierte und organisierte er bisher u.a. die Reihe „Zeitgenössische Lyrik/Zeitgenössische Musik“, in der sich Berliner Komponisten mit aktueller Lyrik auseinandersetzten (bisher sechs Konzerte) und, in Zusammenarbeit mit der Staatsoper Berlin, „Atonale in der Staatsoper I,II,III“, ein jährlich stattfindendes kleines Festival NEUER MUSIK der Atonale-Mitglieder, welches im Juni 2018 zum vierten Mal stattfindet sowie die bereits in Dänemark präsentierte Gemeinschaftsoper „Ovartaci“. |
Dienstag, 27. März 2018 | 20:30 Uhr | Dennis Sobolev, E-Gitarre |
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Dennis Sobolev, E-Gitarre
Is there life on Mars: yet another possibility
Morton Feldman
The Possibility of a New Work (1966) for Electric Guitar
Feldman's long lost piece for solo electric guitar has been reconstructed thanks to the triumvirate effort of guitarist Seth Josel, Feldman archivist Chris Villars, and Other Minds. Unknowingly stolen in 1967 along with Christian Wolff's guitar case, the piece has remained shrouded in mystery for decades. The score is reconstructed in two versions: one based on a single page sketch by Feldman titled "The Possibility" and another based on a recording of Wolff performing the work as part of a concert presented in 1966.
Morton Feldman (1926- 1987) war ein amerikanischer Komponist. Er gilt als einer der Pioniere der grafischen Notation. Weil diese dem Interpreten zu viel Freiheiten ließ, verwarf er sie 1969 wieder und kehrte zur präzisen Notation zurück. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er im Alter von zwölf Jahren durch seine Klavierlehrerin Madame Maurina-Press. 1941 begann er, Komposition zu studieren; 1944 wurde er Schüler von Stefan Wolpe. 1971–1972 lebte Feldman für ein Jahr als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin. 1973 erreichte ihn eine Anfrage der University of New York in Buffalo, die nach Edgard Varèse benannte Professur zu übernehmen, bis dahin hatte er in der familieneigenen Schneiderei für Kinderbekleidung gearbeitet. Er unterrichtete und komponierte danach bis zu seinem Tod im Jahr 1987. Mit zum Teil radikalen Längen versuchte Feldman, sich dem traditionellen Konzertbetrieb entgegenzustellen. Feldmans Frühwerk enthält wichtige Anregungen zur Neuen Musik: In seinen kammermusikalischen Projections 1–5 (1950/51) wird zum wahrscheinlich ersten Mal die genaue Ausführung der, grafisch notierten, Partitur den Musikern überlassen. Ähnliche Ansätze finden sich auch in weiteren Werken Feldmans aus den 1950er Jahren. Mit den 70er Jahren kehrt Feldman mit dem Stück The Viola In my Life I für immer zur präzisen Notation zurück. Seine Affinität zu bildlicher Darstellung – auch als Inspiration für seine Kompositionen – hat Feldman oft betont, besonders bemerkenswert etwa bei seinem Chorwerk Rothko Chapel (1971) oder seiner Orchester-Komposition Coptic Light (1985). Auch die Muster und Techniken von anatolischen Teppichknüpfern (Yürüks) beeinflussten ihn. Feldman arbeitete auch mehr mit Flows von Klängen, am Klavier viel mit Pedal, dabei mit Blick auf Zugehörigkeit der Klänge bis hin zu Dissonanzen.„Die Klänge sollten für sich stehen - wie Skulpturen im Raum - ohne auf etwas zu verweisen oder etwas anderes abzubilden als sich selbst.“
Johannes Kreidler
Typogravitism (2016) für E-Gitarre, Video und Zuspiel
Johannes Kreidler, geboren 1980 studierte von 2000 bis 2006 an der Musikhochschule Freiburg und am Conservatorium Den Haag Komposition, Elektronische Musik und Musiktheorie, u.a. bei Mathias Spahlinger und Orm Finnendahl. Seit 2006 unterrichtet er als Lehrbeauftragter Komposition, Musiktheorie, Gehörbildung und Elektronische Musik an verschiedenen Musikhochschulen, seit 2013 an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 2012 erhielt er den Kranichsteiner Musikpreis. Aufführungen auf Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen (2012 und 2015), den Wittener Tagen für Neue Kammermusik (2013), den Darmstädter Ferienkursen (2010, 2012, 2014 und 2016), MaerzMusik Berlin (2016), Ultraschall Berlin (2013 und 2014), Eclat Stuttgart (2015), Wien Modern (2013), dem Ultima Festival Oslo (2010 und 2014), Musica Strasbourg (2010), der Gaudeamus Music Week (2010 und 2018), Warschauer Herbst (2015 und 2017), Huddersfield Contemporary Music Festival (2010 und 2011) und der Biennale Venedig (2017). Im Wolke-Verlag sind die Bücher erschienen Loadbang. Programming Electronic Music in Puredata (2009) und Musik mit Musik – Texte 2005-2011 (2012).
Fausto Romitelli
Trash TV Trance (2002) für E-Gitarre
"I believe that popular music has changed our perception of sound and established new forms of communication, written Fausto Romitelli. Long, composers of art music, "the last defenders of the art", refused any interbreeding with "commercial" music. (...) The boundless energy, violent and visionary impact, the relentless search for new sounds able to open the "doors of perception": these aspectsdu most innovative rock seem to join the expression worries some contemporary composers." In Trash TV Trance, Fausto Romitelli pushes the argument to the extreme, serving a speech resolutely committed simultaneously distanced - in a spirit summed by the title of the piece - this sometimes leaves escape multiple devices diffusers sounds and images that fill our daily lives. The guitarist (electric) is alone on stage, with a number of effects pedals placed at his feet - nothing extraordinary, they are pedals that most rock guitarists use everyday. Solo wacky and humorous where the theatrical game of the interpreter plays a role as important as his nervous phrasing, chopped, saturated to the interruption, the work proceeds by obsessive loops and frenetic zapping, and larsens false contacts, while releasing some improbable moments and fragmentary lyrical. A dark and funny work, melancholic and powerful, at the same time.
Fausto Romitelli (1963- 2004) studierte Komposition am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand und besuchte anschließend Kurse an der Accademia Chigiana di Siena bei Franco Donatoni und der Scuola Civica di Milano. 1991 ging er nach Paris, wo er Schüler von Hugues Dufourt und Gérard Grisey war und Studien am IRCAM betrieb, wo er von 1993 bis 1995 compositeur en recherche war. Mit seinen Kompositionen gewann Romitelli zahlreiche europäische Wettbewerbe und wurde zu bedeutenden Festivals wie dem Festival d’Automne, Ultima Helsinki, dem Steirischen Herbst (Graz) und den Darmstädter Ferienkursen eingeladen. 2004 erlag er in Mailand einem Krebsleiden.
Sergej Khismatov
Aue (2018) for electric guitar UA
Eine der visuellen Interpretationen dieses Stücks ist eine Aue, auf der eine große Vielfalt unterschiedlicher Blumen und Pflanzen wächst. Aber diese Aue ist nicht gewöhnlich. Sie befindet sich auf einem noch nicht entdeckten Exoplaneten.
Sergey Khismatov wurde 1983 in St. Petersburg geboren. An der Europäischen Universität St. Petersburg studierte er bis 2010. 2010-2012 besuchte Khismatov Kompositionsseminare von Prof. Moritz Eggert in München. Er nahm teil an Kompositionsmeisterklassen mit Enno Poppe, Pascal Dusapin und Helmut Lachenmann. Als Komponist interessiert sich Khismatov für das Klangbild unserer Zeit, industrielle Klanglandschaft, Raummusik, Theatermusik usw. Er führte Projekte wie Cymbals Quartet, Microphones Quartet oder Voice Quartet auf, die von der Industrieumgebung inspiriert und als Raummusik präsentiert wurden. In 2017 hat Khismatov ein bedeutendes Projekt A-Musik im Bergbau-Technik-Park realisiert. Mit seinem Kammeroper Zyklus "to the left" gewann er 2014 den Boston Metro Opera Advocacy Award; seine Mini-Oper "nach basho" hat den ersten Preis des OSSIA Wettbewerbs in NY gewonnen, sowie den zweite Preis des Franz-Josef-Reinl-Stiftung-Wettbewerbs 2012. Khismatov erhielt diverse Preise und Auszeichnungen. 2015 erhielt Khismatov das Stipendium im Künstlerhaus European Dukley Art Residence in Budva und 2013-2014 das Stipendium im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Er ist Gewinner des Hof Klang Kompositionswettbewerbs mit dem Werk „Voice Quartet“ und wurde damit Hof Klang artist-in-residence 2013. Er wurde 2012 mit einem Preis des Ministeriums für Kultur von St. Petersburg ausgezeichnet, und ist Preisträger der Franz Josef Reinl-Stiftung.
Andrej Koroliov
Inventur (2018) für E-Gitarre UA
wer gesellschaftliche/politische normierung als unzumutbar empfindet, sollte etwas dagegen tun; die bandbreite der mittel ist unermesslich. "inventur" erkennt normierung und hierarchie als unerträgliche zustände und entwickelt strategien zu ihrer bekämpfung. (ak)
Andrej Koroliov, geboren 1982 lebt und arbeitet als Komponist und Pianist in Hamburg. Sein kompositorisches Werk wurde auf zahlreichen internationalen Festivals wie "Darmstädter Ferienkurse für neue Musik" und "Klang" Kopenhagen aufgeführt. Er ist zudem Gründungsmitglied des "Decoder Ensemble".
Alexandra Filonenko
SUPRIME (2018) für E-Gitarre, Licht und Elektronik UA
Mit „SUPRIME“ stellt sich eine multimediale Komposition für Solist, Licht und Elektronik vor. Die Idee ist eine Mischung von E- und U-Musik, die Virtuosität des Solisten (das Material ist ein virtuoser Part mit neuen Spieltechniken und pseudo-Dancemusik, auch mit gewissen Showelementen), Licht und dem Dialog zwischen dem Solisten und der Elektronik.Alexandra Filonenko schloss Ihr Hauptstudium und Aufbaustudium Komposition bei Edison Denisov und Wladimir Tarnopolski am Moskauer Konservatorium P.I. Tschaikowsky ab. Sie war Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin, im Schloss Solitude, Künstlerhaus Schreyahn, der Musikakademie Rheinsberg und der Casa Baldi (Italien). Preisträgerin beim Kompositionswettbewerb Händelfestspiele, „Arbeiten mit Arditti“, Deutsche Oper Berlin, Zeitgenössische Oper Berlin/Operare (Musiktheater „Rapunzel“), Young Euro Classik. Ihre Werke wurden aufgeführt von: Ensemble Ascolta, Ensemble Aleph, Kairos Quartett, Arditti Quartett, Neue Vokalsolisten, Solisten der Deutsche Oper Berlin, Thomas Zehetmair, Studio Neue Musik(Moskau), Maulwerker, eNsemble (S-Petersburg), Ensemble KNM , Solisten des Musica Aeterna Chor, Music Kollegium Winterthur, Daniel Gloger, Konstantin Manaev, Henja Semmler, Natalia Pschenitchnikova u.a. Ihre Werke wurden u.a. aufgeführt bei: Festival Musica Nova (Heidelberg), Gaudeamus Musikwoche (Amsterdam), Akademie der Künste, (Berlin), Moskauer Herbst, Unerhörte Musik (BKA Berlin), Ultraschall , Märzmusik , Sommer in Stuttgart, Eclat, Dyagilev Musiktage (Perm), Klangspuren Schwaz, Young Euro Classic, Klangwerkstatt Berlin, Salzburgerer Biennale, ISCM, Musik der Jahrhunderten, Moskauer Herbst. 2016 erschien die erste CD „NACKT“ bei FANCMUSIC Musiklabel. Alexandra Filonenko ist freischaffende Komponistin und lebt in Berlin.
Dennis Sobolev wurde 1975 geboren, ist Gitarrist und Professor an der Jerusalemer Kunsthochschule, "Jerusalem Conservatory Hassadna". Er hat einen Master-Abschluss der Jerusalem Academy of Music, wo er Jazzgitarre bei Steve Peskoff und Komposition bei Slava Ganelin und Ari Ben Shabetai studierte. Er nahm auch an verschiedenen Akademien wie der Matrix Academy in Freiburg und den Sommerkursen für Neue Musik in Darmstadt teil. Er ist hauptsächlich in der New Music Szene aktiv - als Solist und Mitglied im Musica Nova Ensemble, sowie in der Jazz- / Echtzeitmusikszene als Mitglied verschiedener Projekte. Als Performer arbeitete er mit Chaya Czernowin, Simon Steen Andersen, Amnon Wolman, Stefan Prins, Clinton McCallum, Lois Vierk, Jean Claude Jones und Albert Beger u.a. Denis Sobolev lebt in Jerusalem. |
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Martin Daske und Rainer Rubbert
Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- € Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
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