Berlin Stories
Michael Hirsch
Opera
für Stimme und Ghettoblaster (2001)
Das
Stück für Sängerin und CD Zuspielung wurde 2001 für Anna Clementi
komponiert und ist Teil der größeren Komposition “Das Konvolut”. Der Part der Sängerin gliedert sich in 11 “Nummer”, die 3 verschiedenen Typen angehören: Szene, Rezitativ und Arie. Die Szenen sind in der Partitur beschriebene theatrale Aktionen mit teilweise auch akustischen Resultaten. Die Rezitative sind Sprechvorgänge, deren Musikalisierung vorwiegend in der punktuellen Zerschneidung der Silben besteht. Die
Arien sind sehr kurze gesungene Passagen. Der Gesang soll nicht
opernhaft sondern fast kindlich sein, wie ein plötzliches Zurückfallen
in Kindheitserinnerungen.
Michael Hirsch
wurde 1958 geboren und lebte als Komponist in Berlin. Neben
Instrumentalmusik, Vokalmusik und musique concrète lag ein besonderer
Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit beim Musiktheater zwischen
traditioneller Oper einerseits und experimentellen, performativen
Projekten andererseits, sowie verschiedenen genreübergreifenden
Mischformen mit Elementen von Hörspiel und Sprachkomposition.
Aufführungen seiner Werke bei den Donaueschinger Musiktagen, Festival
Ultraschall, Maerz-Musik, Eclat-Festival Stuttgart, Musica Viva München,
Wittener Tage für neue Kammer Musik, Dresdner Tage für zeitgenössische
Musik, Theater Bielefeld, Staatsoper Hannover, Stuttgarter Staatsoper
u.v.a. Michael Hirsch erhielt den Elisabeth-Schneider-Preis für
Komposition und den Busoni-Kompositionspreis. Nominierung zum Deutschen
Musikautorenpreis in der Kategorie Musiktheater. Michael Hirsch verstarb
im Februar 2017.
George Brecht
aus: Water Yam (1962)
3 piano pieces
Water
Yam erschien 1963 und wird als eines der einflußreichsten Werke des
Fluxus gesehen. Das Werk besteht aus Karten mit Anleitungen, Begriffen
oder Substantiven, die als Event-Scores zu betrachten sind. Water Yam ist eine Art Vorläufer der Conceptual Art.
George Brecht, geboren 1926 in New York City war ein US-amerikanischer Künstler der Fluxus-Bewegung. 1958/59 besuchte er den Kurs Experimental Composition von John Cage an der New School for Social Research in New York. 1959 nahm er schon an ersten Fluxus-Aktionen teil und organisierte gemeinsam mit Robert Watts in den frühen 1960ern das „Yam Festival“ in New York. 1965 siedelte er über nach Frankreich, in die Kleinstadt Villefranche-sur-Mer bei Nizza, und schloss sich der europäischen Fluxus-Bewegung an. Von 1968 bis 1969 hatte er am College of Art and Design in Leeds
eine Professur inne. Brecht schuf vornehmlich sogenannte „Ready mades“
bzw. „Event-Objekte“, Werke, die wesentlich auf vorgefundenen
Gegenständen beruhen.1970 zog Brecht nach Düsseldorf, 1972 nach Köln. Brecht war nachhaltig beeinflusst vom Zen-Buddhismus. Sein Werk besteht neben Objekten der Bildenden Kunst auch aus Filmen, Büchern und Kompositionen. George Brecht starb 2008 im Alter von 82 Jahren in Köln.
Walter Zimmermann
me incanto (2015)
für Stimme (Dieter Schnebel zum 85sten)
Das Stück ist ein Ausschnitt aus dem längeren Stück "Novo Ben" für Viola und Stimme in einer Person. Es
enthält Gedichte des im Grado - (Halbinsel bei Venedig)- Dialekt
schreibenden Biagio Marin, der mit Pier Paolo Pasolini befreundet war.
Der Träumende, der Lebendige
der Singende und Verehrende,
ihn erfasst das Meer
bleibt nichts notwendig.
Bin ich nach Welt begehrlich
und Summen und Zahlen,
verlier ich den Namen
des Meeres.
Hab ich Gedanken und Plan,
verlier ich die Sterne und (Infinität
werde der Stein, die Mauer die steht
im schweigenden Land.
Aber träume ich und singe ich,
beginnt das besondere Licht
ich spüre göttlichen Atem
und verzaubere mich.)
e l’infinito,
devento piera e muro,
ne l’ágere più sito.
Se sogno e canto,
inpinisso el gno siel de nuòli d’oro,
e respiro el divin in ogni poro,
e del mister me incanto.
Clementi/Stern/Schwitters
aus: Schwitterland (2016)
Mansarde/Dom
Wir
haben unsere Lieblingsgedichte von Kurt Schwitters musikalisch
umgesetzt. Zum Teil sogar Gedichte miteinander kombiniert. Das Ergebnis
sind kurze abstrakte und psychedelische Songs.
Thomas Stern, geboren in Bremen, lebt seit 1984 in Berlin. Bassist, Komponist und Sound Engineer. Hat
unter anderem mit “Mona Mur”, Meret Becker, Rausch, Katharina Franck,
Ulrike Haage, Iris ter Schiphorst, Anna Clementi, “Automat”, “Berliner
Ring” F.M. Einheit, Jessie Evans, Caspar Brötzmann, “The Swans” und
viele andere. Langjährige Zusammenarbeit mit ‘Einstürzende Neubauten”.
Anna Clementi,
italienisch-schwedische Stimmkünstlerin und Performerin studierte
Querflöte, Schauspiel und Gesang. ihr Repertoire umfaßt zeitgenössische
Musik, Improvisation, elektronische Musik und Musiktheater. Ein
besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Werk von John Cage.
Zahlreiche Komponist*innen haben für sie geschrieben und ihr Stücke
gewidmet. Sie ist auf den wichtigsten Festivals weltweit aufgetreten.
Jürgen Grözinger
This Is (Not) My Song (2019)
für Stimme UA
„This
Is (Not) My Song“ ist inspiriert aus vielfältigen musikalischer
Situationen, die ich als Schlagzeuger mit der Sängerin und Performerin
Anna Clementi gemeinsam kreierte und die zwischen neuer Musik,
experimentell-freiem Spiel, zeremoniellen und meditativen Szenerien und
Pop-Momenten changierten.
This Is (Not) My Song
I don´t wanna sing your song!
I don´t wanna follow your score!
I am not inside your dream.
Qu´es-çe que c´est - a good piece?
Qu´es-çe que c´est - musica contemporanea?
Let me sing a melody.
When I think of you, the same sound always returns.
When I think of the misterio del suono,
I try to get deeper
inside.
And then – little by little
every music seems to disappear.
Jürgen Grözinger,
Schlagzeuger, Komponist, DJ, und Fotograf, bewegt sich in den
Grenzbereichen zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik, und Pop-Kultur.
Ein wichtiges Anliegen ist ihm, neben intellektueller Reflektion, ein
sinnlicher Zugang zur Musik. Das gilt für seine eigenen Werke, aber
auch für die Programme seines Ensembles und das von ihm gestaltete
Festival in Ulm. Seine Ideen prägen vielfältige Formate, wie zum Beispiel:
das Festival „KlangHaus“ - neue musik im stadthaus ulm
Klassik-Lounge
/ Klassik-Klub als Verbindungen von DJ-Ästhetik mit Konzertkultur -
z.b. für das Projekt "Yellow Lounge", Berlin, für die Dresdner
Musikfestspiele, für den Rundfunkchor Berlin, für die Komische Oper,
für den WDR3-KlassikKlub, für die Philharmonic Lounge (der Württembergischen Philharmonie)
Als Komponist schreibt er meist für sein eigenes Ensemble, aber auch für Film, Tanz und Theater.
Als
klassischer Schlagzeuger spielt er in Orchester-und
Ensembleformationen. Seine Soloprogramme bewegen sich von
kraftvoll-rhythmischen Werken Groove bis zu meditativen Sessions mit
Gongs, Rahmentrommeln und anderen Instrumenten.
Neben der Musik widmet er sich der Fotografie.
Immer spiegelt seine Arbeiten seine ständige Auseinandersetzung mit den
gesellschaftlichen sowie politischen Fragestellungen und Wertesystemen
seiner Umgebung. Das Fundament und die Wurzeln seiner Arbeit sieht er in
der europäischen Kultur und ihrer Einbettung in eine globale Welt.
Seine
eigene Formation ist das Ensemble "European Music Project“, ein
international besetztes Ensemble, das auf höchstem Niveau im Gebiet der
zeitgenössischen Musik, Improvisation und Formen der Pop-Musik in einer
Kernbesetzung und mit Gast-Musiker*innen und Solist*innen arbeitet.
Clementi/Stern/Schwitters
aus: Schwitterland (2016)
Doppelmoppel
George Brecht
aus: Water Yam (1962)
Cork Thunder
Stepha Schweiger
Koi Song (2017)
für Stimme und Zuspiel DE
(für Anna Clementi)
Koi Song basiert auf der elektronischen Komposition KOI (2017), die das Gedicht „beautiful things“ von Anna Hetzer beinhaltet, gesprochen von Anna Clementi. Diese Komposition ist erweitert um Gesang und Performance. Das Gedicht hat mit Japanischer Tradition zu tun, mit Natur und Gefühl, und der Idee von Veränderung, ausgedrückt in dem Satz „Zäune, die anfangen zu rosten“. Diesen Gedanken erweitere und verstärke ich in der Komposition im Sinne eines Vorwärtstreibens, das Veränderung bewegt. Die 1000 Jahre alte, im Gedicht erwähnte, Geschichte von Genji, zeigt Frauen in ihrer traditionellen benachteiligten Rolle. Sie durften nicht einmal das Haus verlassen und den Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen würden, vorher nicht sehen. Heute kämpfen Frauen immer noch für ihre Rechte auf der ganzen Welt. Deshalb habe ich Fragmente des Women’s March von Ethel Smyth (1911), den sie für die Suffragetten-Bewegung komponiert hat, in die Komposition KOI SONG einbezogen.
Stepha Schweiger ist Komponistin, Singer/Songwriter/Pianistin in den Bereichen Avantgarde, Minimal, Elektro, Experimentell, Konzeptuell, Neue Musik, Song, Krautrock, Industrial, Free Jazz, Post Punk, arbeitet mit Natural Tuning und kommt aus der Spektralmusik. Sie studierte Komposition an der Hochschule der Künste Berlin mit Meisterschülerabschluss. Gespräche mit Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel und anderen. Klavierstudien bei Cristian Petrescu und Larry Porter. Auslandsaufenthalte 1991 in New York, 2000/2001 am Ircam Paris und 2002/2003 am Institute of Sonology Den Haag. Sie lehrte in Form von Vorträgen, Workshops und als Mentorin, so etwa am Institut für Neue Musik, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, an der Kunsthochschule für Medien Köln und an der University of New Mexico, Albuquerque USA. Ihre Texte wurden unter anderen bei KunstMusik, World Edition Köln, und bei positionen, Berlin, veröffentlicht. Einen ihrer ersten Kompositionsaufträge erhielt sie 1993 vom Berliner Senat für das Musiktheater „1au9tu9mn3“. Ihre Werke werden auf internationalen Bühnen gespielt und auf Radio- und TV-Sendern thematisiert. 2017/2018 wird ihr Musiktheater „The Mark on the Wall“ in London und Berlin konzertant und szenisch uraufgeführt. 2018 wird ihre Komposition „ver.blich“ beim musikprotokoll im Steirischen Herbst in einer Neufassung uraufgeführt. In 2018 erscheint das Album ”Now I'm a Plant“ produziert von Hanno Leichtmann.
George Brecht
aus: Water Yam (1962)
2 umbrellas
Laurie Schwartz
Pausstycke (2019)
für Stimme und Elektronik UA
Pausstycke
ist für Anna Clementi in ihrer Muttersprache komponiert. Es geht um die
Notwendigkeit der Stimme eine Pause zu gönnen.
Laurie Schwartz,
geboren in Northampton, Massachusetts (USA), lebt seit Anfang der 80er
Jahre in Europa. Neben ihre kompositorischen Aktivitäten, ist sie auch
Initiatiorin und Kuratorin der Veranstaltungsreihe itinerant interludes
die „pop-up“ Performances zeitgenössischer Musik bei
Austellungseröffnungen in Berliner Galerien präsentiert. Ihre Musik ist
auf CD bei Academy, Esopus, Edition Zeitklang, Cantate-Musicaphon und
Zeitkratzer erschienen.
Clementi/Stern/Schwitters
aus: Schwitterland (2016)
Rackedika/Wenn mir einer sagte
George Brecht
aus: Water Yam (1962)
suitcase 30
Clementi/Stern/Schwitters
aus: Schwitterland (2016)
Nightmare
Iris ter Schiphorst
Changeant (2004/05)
für Stimme und Zuspiel
Changeant
spielt mit Rollen, Stilen, Sprachen…und wurde ursprünglich als kleine
zärtlich-ironische Hommage für die itlalienisch-schedisch-deutsche
Sängerin und Performerin Anna Clementi geschrieben.
In
Changeant ist die Sängerin quasi Performerin, Schauspielerin und
Tänzerin zugleich. Das Stück ist so verrückt und verspielt wie möglich
darzubieten. Trotzdem sollten der Rhythmus sehr präzise sein, das heißt,
das innere Timing sollte immer durchlaufen, besonders in den Passagen,
in denen sich Gesang und Sprache rhythmisch miteinander verschränken.
Der Wechsel zwischen gesungener und gesprochener Sprache sollte so
perfekt wie möglich sein.
Iris ter Schiphorst
liebt es, für Stimme zu schreiben, wie ein Blick in ihr umfangreiches
Werkverzeichnis verrät. Für die Stimmkünstlerin Anna Clementi hat sie
neben kürzeren Songs 4 große Musiktheaterwerke komponiert: die
multimediale Opern ‚Anna’s Wake’ (UA 1993) und 'Silence moves’ (UA
1998), sowie die Kammeropern ‚Euridice’ (UA 2002) und ‚Aung’ (UA 2011).
Iris
ter Schiphorst erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den
renommierten Heidelberger Künstlerinnenpreis 2015. Ihr Werk umfasst
Vokal-, Instrumental- Film- und Bühnenmusik, Hörspiele, Installationen
sowie Solo- und Orchesterwerke. Sie ist Professorin für
Medienkomposition in Wien, außerdem Mitglied der Akademie der Künste
Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
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