Sonntag, 27. November 2016

Unerhörte Musik | Newsletter | 2016 | Nr. 22



NEWSLETTER 2016 | Nr. 22
29. November und 6. Dezember
BKA-Club-Konzert 2. Dezember





"Das Sujet ist für mich von untergeordneter Bedeutung; ich will darstellen, was zwischen mir und dem Objekt lebt."
(Claude Monet)
DEGEM,
Dienstag, 29. November, 20:30 Uhr:

...in quell'aria... heißt das Programm des österreichischen Ensembles um die Sängerin Gina Mattiello, den Komponisten Reinhold Schinwald mit den Solisten Petra Stump (Bassklarinette) Maruta Staravoitava (Flöte, Bassflöte) und Theo Nabicht (Kontrabassklarinette) als Berliner Gast.
„in quell'aria senza tempo tinta“ ist Dantes "Inferno" entnommen : vor der Folie einer „zeitlos schwarzen Landschaft“ entfaltet sich ein differenziertes Spektrum ausgehend von Kompositionen für Bassklarinette, Kontrabassklarinette und Live Elektronik.
Die sprachbezogenen Kompositionen für Stimme, Flöte und Bassklarinette solo fördern implizit und explizit musikalische Aspekte der Texte zutage, begreifen ihre Architektur als Ausgangspunkt für Klangstrukturen oder übertragen ihre Semantik in klangliche Metaphern.
Werke von Christian Klein, Reinhold SchinwaldRebecca Saunders, Beat Furrer, Charlotte Seither und Salvatore Sciarrino

Am Freitag, 2. Dezember um 23:30 Uhr startet das nächste BKA CLUB Konzert als Post Release Concert mit Schneider ASS: Jochen Arbeit, Günter Schickert und Schneider TM  (Gitarren)
Die drei Gitarristen unterschiedlicher Generationen erforschen das Klangleben ihrer Gitarren, wo sie mit Hilfe von Electronik (E-Drums, Modularsystem) und exotischen Instrumenten (z.B. Balafon, Schnecken-Horn, Mbira) die magischen Wege von Krautrock, Psychedelic, Freejazz, Punk, Industrial, Techno und Minimal-Elektronik durchwandern.
Ein Abend der musikalischen Magie, der die jeweiligen Einflüsse zulässt, sie aber gleichzeitig  transzendiert.

Am Dienstag, 6. Dezember freuen wir uns, nach vielen Jahren wieder die Maulwerker zu Gast zu haben mit Michael Hirsch, Ariane Jeßulat, Henrik Kairies, Christian Kesten, Katarina Rasinski,
Steffi Weismann und Sam Ashley als Gast.
Unter dem Titel OUI OUI JAJA verbirgt sich ein konzeptuelles Programm, das Sprachkompositionen einbettet in Klavierwerke zu 4 - 14 Händen sowie Werke die den Übergang zwischen Instrumental- und Sprachkomposition ausmessen von Makiko Nishikaze, Ariane Jeßulat, Alessandro Bosetti, Michael Hirsch und Sam Ashley UA.
Die Musiker geben eine Einführung in das Programm um 19:45 Uhr
 Inhalt
 Dienstag, 29. November | ...in quell'aria...
 Dienstag, 6. Dezember | Maulwerker
Dienstag, 29. November 2016 | 20:30 Uhr |  ...in quell'aria...
Petra Stump, Bassklarinette
Theo Nabicht, Kontrabassklarinette
Maruta Staravoitava, Flöte, Bassflöte
Gina Mattiello, Stimme
Reinhold Schinwald, Klangregie
Konzeption: Gina Mattiello, Reinhold Schinwald

...in quell'aria...

Rebecca Saunders
Caerulean (2010/11)
für Bassklarinette

Die langjährige Zusammenarbeit mit Carl Rosman führte mich dazu, eine komplexe Palette von Stille, unstabilen und fragilen Klängen für die Bassklarinette, zu erforschen. Die zwei- und dreiteiligen Klänge oder Paare werden durch Vertauschung von zwei Serien schwach geblasener Töne kombiniert, von denen alle miteinander kombiniert werden können und dann sich weiter mit doppelten Trillerfiguren, Flatterzunge und eine Vielzahl an klangfarblichen Nuancen ausdifferenzieren. Die notwendig flüchtigen Pianissimo Klänge faszinieren mich aufgrund ihrer innewohnenden Fragilität, Vergänglichkeit und Schönheit sowie ihrer Fähigkeit aufzutauchen und wieder in Stille zu entschwinden, wie wenn der kompositorische Akt darin bestünde, Klänge zu enthüllen, sie aus der Reserve der Stille zu locken. Neue Erkundungen zeigen auf, dass Klänge, die laut gespielt werden, überraschend direkt und intensiv waren und mir so ermöglichten, einen extremen klangfarblichen Kontrast an formal kritischen Momenten innerhalb der gesamten Komposition einzusetzen. Letzten Endes kann dieses Solo ebenfalls als einfache ein- bis dreiteilige melodische Linie gehört werden, endlos in sich kreisend. Ein Zitat von Samuel Beckett kristallisiert gewisse Gedanken heraus, die mich während des Kompositionsprozesses beschäftigten: „..The strokes now faint now clear as if carried by the wind but not a breath and the cries now faint now clear. ... As he stood there all bowed down and to his ears faint from deep within again and again oh...“ (Samuel Beckett: Stirrings Still. 1986-89, John Calder Publisher, London.)
Rebecca Saunders wurde 1967 in London geboren. Sie studierte Komposition bei Nigel Osborne an der Universität Edinburgh sowie bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe. Sie lebt gegenwärtig in Berlin. Für ihr Schaffen erhielt sie zahlreiche renommierte Auszeichnungen, u.a. den Ernst-von-Siemens-Förderpreis, den musicaviva Kompositionspreis von ARD und BMW AG, den Paul-Hindemith-Preis, den Royal Philharmonic Society Award in der Kategorie Kammermusik (2008 und 2012) sowie den von der GEMA verliehenen Deutschen Musikautorenpreis 2010 für Instrumentalmusik. 2009 wurde sie Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 2013 wurde sie an die Sächsische Akademie der Künste in Dresden aufgenommen. In der Spielzeit 2009/10 war sie „Capell-Compositeur“ der Staatskapelle Dresden. Rebecca Saunders unterrichtete als Gastdozentin bei den Darmstädter Ferienkursen (zuletzt 2010 und 2012) und war Dozentin bei der Akademie „impuls“ in Graz (zuletzt 2011 und 2013) sowie bei den Musiktagen in Ostrava. Von 2012 bis 2014 war sie Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Charlotte Seither
the long distance from zero to one (2010)
for voice of any range
Das Stück besteht aus wenigen, fest stehenden Klangformeln, die sich zum Teil aneinander annähern oder auf andere Weise untereinander verspiegelt sind. Sie stehen als „Objekte in der Zeit“, bilden zugleich aber auch ein unterirdisches syntaktisches System aus, innerhalb dessen sich vielfältige Binnenbezüge aufzeigen lassen. Der Rhythmus, die An- bzw. Abwesenheit eines Objektes, ist dabei ebenso „sprechend“ wie die Objektformel selbst. Während Klanglaut, Rhythmus, Form und Struktur genauestens festgelegt sind, sind Stimmlage und Tonhöhen in dem Stück frei.
Charlotte Seither, geboren 1965 in Landau / Pfalz studierte Komposition, Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik in Hannover und Berlin und ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. 1998 promovierte sie zum Dr. phil. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat und im Vorstand des Deutschen Komponistenverbands (DKV). Daneben ist sie eine gefragte Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. Mit ihren Werken ist sie zu Gast auf internationalen Festivals wie ISCM Weltmusiktage Tongyeong, Gaudeamus Amsterdam, Wien Modern, Biennale Venedig, Warschauer Generationen Festival oder IFWM Seoul. 2009 erhielt sie den Rom-Preis für die Deutsche Akademie Villa Massimo. Als Artist in residence lebte und arbeitete sie darüber hinaus auch in der Cité des Arts Paris (1999), im Deutschen Studienzentrum Venedig (1993), in der Akademie Schloss  Solitude Stuttgart (1995), in der Villa Aurora Los Angeles (2000) und im ArtLab Johannesburg (2015). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995), den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Ciutat de Palma / Spanien (2004) und den Förderpreis des Ernst von Siemens Musikstiftung (2002). Für ihr musikalisches Schaffen wurde Charlotte Seither mit dem Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet (2010). Im August 2013 kam ihr Orchesterstück Language of Leaving bei den BBC Proms in London zur Uraufführung. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises 2014.

Beat Furrer
auf tönernen Füßen (2001)
für Stimme und Flöte
Die Verbindung von Stimme und Flöte zieht sich seit vielen Jahren durch Beat Furrers Schaffen. In „auf tönernen füssen“ kombiniert der Komponist das in den späten fünfziger Jahren entstandene Gedicht „Etwas wie Küsten kleefarben und Gewahrsam der Meere“ mit einem berühmten Titel der Dichterin: „Arie auf tönernen Füßen“ war 1998 ein Hörspiel überschrieben. Im Atmen, in geräuschhaften Plosivlauten, melodischen Floskeln treffen sich Sprache und Instrument, verschränken sich ineinander, sollen bisweilen kaum unterscheidbar sein. Eine eigene Notationsweise trennt in Ereignisschichten: Mund und Finger haben ein je eigenes System, entsprechend mehrschichtig ist das Spiel der Flöte. Sprachhafte Artikulation, Konsonanten, stimm-haftes oder geblasenes Atemgeräusch werden als Gestaltungsmittel vom Agieren der Finger und Klappengeräuschen separiert. „ordinario“ geblasene Töne werden mit verschiedenen Mundstellungen variiert, weitere Ebenen treten durch Überblasstufen hinzu. Entsprechend agiert die Stimme im Zwischenbereich von Flüstern und stimmhafter Sprache. Mayröckers Text verschränkt naturhafte Bilder und Befindlichkeiten in einer Fülle von evokativen Momenten, er ist ein fortgesetztes bildhaftes Umschreiben eines Zustandes. Diesen Vorgang des sprachlichen Vorantastens, eines Beobachtens und Geschichtenerzählens, ohne dass der Gegenstand greifbar würde, bringt Furrers Komposition zum Klingen. Zäsuren schaffen den Raum für die Flöte, sie führt Bewegungen des Sprachklangs weiter und installiert schließlich regelmäßige Muster. „Ich wollte musikalisch einen Raum zu Mayröckers suggestiv theatralischer Szenerie hinzuschaffen, ohne die Semantik des Textes zu zerstören. Dabei führen verschiedene Stufen der Stilisierung vom Sprechen hin zu elementaren Geräuschen fast zu einem Ansatz des Singens und treffen sich dort mit der Artikulation der Flöte.“ (Marie Luise Maintz)
Beat Furrer wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen Musikschule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper „Die Blinden“, „Narcissus“ wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper Graz uraufgeführt. 1996 war er „Composer in residence“ bei den Musikfestwochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater „Begehren“ in Graz uraufgeführt, 2003 die Oper „invocation“ in Zürich und 2005 das Hörtheater „FAMA“ in Donaueschingen. Seit Herbst 1991 ist Furrer Ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Eine Gastprofessur für Komposition nahm er 2006-2009 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt wahr. Seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2006 wurde er für „FAMA“ mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Venedig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater „Wüstenbuch“ am Theater Basel uraufgeführt. Ende der 1990er hat er gemeinsam mit Ernst Kovacic „impuls“ als internationale Ensemble- und KomponistInnenakademie für zeitgenössische Musik in Graz gegründet. 2014 erhält er den großen österreichischen Staatspreis.

Salvatore Sciarrino
L´orizzonte luminoso di Aton (1999)
für Flöte
Im assoziativen Umfeld der Phrase „Nach dem eigenen Atem“ entstand „All'aure in una lontananza“. Von der Entdeckung der Physiologie (und der Psyche) bis hin zur Auswahl bestimmter, innerhalb dieser Physiologie gebildeter Artikulationen, bewegt sich „L'orizzonte luminoso di Aton“. Deshalb verbindet die Entstehung von Zeitbewusstsein zwei extreme Vorgänge. Der nebelhafte Austritt von Bildern im Gegensatz zu einer horizontalen pulsierenden Linie. Letzteres neigt dazu nicht mehr komponiert zu sein. Ein lebendiger Trieb, der sich von Moment zu Moment ändern kann: weder unausgesprochen noch durch Worte entsteht der Klang und kehrt zum Atem zurück. (Übersetzung : Reinhold Schinwald)
Salvatore Sciarrino wurde 1947 in Palermo geboren. Als zwölfjähriger Autodidakt verfasste er seine ersten Kompositionen. Sciarrino erachtet die Werke, die vor 1966 entstanden sind, als wichtige Punkte seiner musikalischen Entwicklung. Nach einigen Jahren, die er mit klassischen Studien an der Universität Palermos verbrachte, zog er 1969 nach Rom und 1977 nach Mailand um. Seit 1983 wohnt Sciarrino in Città die Castello, Umbrien. Im Laufe seiner Karriere hat er Auftragswerke für die größten und wichtigsten Institutionen der zeitgenössischen Musikszene komponiert: Das Teatro alla Scala, die Biennale in Venedig, das Amsterdam Concertgebouw, die musica viva des Bayerischen Rundfunks, die Donaueschinger Musiktage, die Wittener Tage für neue Kammermusik oder die Schwetzinger Festspiele gehören bis heute zu seinen Auftraggebern. Daneben hat Sciarrino eine umfangreiche Diskographie mit mehr als 100 CD-Einspielungen vorzuweisen. Von 1978 bis 1980 hatte Sciarrino die künstlerische Leitung des Teatro Comunale di Bologna inne. Im Lauf seiner Karriere wurde Salvatore Sciarrino mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Prince Pierre de Monaco Preis und dem Feltrinelli International Award. 2012 erhielt er »für die Erneuerung der Möglichkeiten von Vokal- und Instrumentalmusik und für die Einzigartigkeit seines Klangmaterials« den BBVA Foundation Frontiers Of Knowledge Award. Sciarrino ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Accademia di Santa Cecilia in Rom und der Akademie der Künste in Berlin.

Reinhold Schinwald
membra disiecta (2016)
für Kontrabassklarinette und Live Elektronik UA
membra disiecta läßt sich mit zerstreute oder zerrissene Glieder übersetzen und bezeichnet aus ihrer organischen Ordnung gerissene Teile eines Ganzen. Der dem Stück zugrunde liegende Text basiert auf den Mythen um „Isis und Osiris“ und beschreibt einen Prozess des Erinnerns, Suchens, Auflesens und Benennens von Körperfragmenten. Für den Ägyptologen Jan Assmann erschließt sich die Zerrissenheit als Todesbild einerseits aus dem altägyptischen Körperbild als eine zur beseelten Einheit verbundenen Vielheit von Gliedern und andererseits aus den Gegenbildern in Gestalt der Todesheilung durch Sammeln, Zusammenfügen, Vereinigen und Verknüpfen. Der tote Körper als membra disiecta soll Lähmung überwinden und Handeln ermöglichen. Dieses metaphorische Todesbild, dient also als Folie für das Lebensbild, in der der Körper durch den Vollzug von Einbalsamierungsritualen überführt werden soll. Bei den Ritualen wird der Tote ununterbrochen angeredet. Dieser Sprachstrom hat die Funktion, die zerstreut vorgestellten Gliedmaßen in einen Text zu versammeln, der sie als neue Einheit beschreibt.
nICHt (2013)
für Stimme und Flöte
Eine Frau erinnert sich, stockend. Biographie-Bruchstücke erzählen von Gewalt, Lieblosigkeit, Zensur. Ihr Widerruf vielleicht. An-Sprechen gegen die Leere. Und eine Stimme, wie aus ihrer dritten Person heraustretend: „ . . was? . . wer? . . nein! . . sie! . . “. Die Wand zwischen der sprechenden Instanz und dem Angesprochenen wird brüchig, worauf sich weitere Eruptionen von Erinnerungen ereignen: Wer oder was spricht? Wessen Geschichte wird erzählt? nICHt ist die Konfrontation zwischen Textschicht und musikalischer Artikulation. Die Leerstellen des inneren Dramas sind aufgehoben in der musikalisch erklingenden Schrift. Beschreibungen zwischen Innen- und Aussenwelt sind auf Frau / Flöte / Stimme übertragen: „ . . die ganze Zeit das Sausen . . dumpfes Rauschen wie Wasserfall . . und der Strahl . . flackernd . . an und aus . . “ Flötentöne halten Zwiesprache mit der erinnerten, vielleicht auch verlorenen Stimme einer anderen Person, die sich unwillkürlich wiederholt in einem unablässigen Schwall – „ . . schmerzlos . . bislang . . ha! . . bislang . .“ (Auftragswerk WIEN MODERN)

Christian Klein
…in quell´aria... (2008)
für Bassklarinette und Live Elektronik



Der Titel des Stücks geht auf ein Zitat aus Dantes Inferno zurück in dem es heisst: „in quell'aria senza tempo tinta“ also in etwa: „in dieser zeitlos schwarzen Landschaft“. „Aria“, mit seiner Bedeutungsvielfalt, als „Luft“, „Arie“ und hier als Areal oder Landschaft fügte sich sehr gut zu dem, was meine Arbeit am Stück, meine Suche während der Arbeit, beschreiben könnte. Es sollte auf den Minoritensaal - das einstige Sommerrefektorium des Minoritenklosters am Mariahilferplatz in Graz - nicht nur „zugeschnitten“ sein, sondern implizit und spezifisch darauf reagieren. Daher war es naheliegend, zunächst den Raum akustisch zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Analysen bilden das dem Stück zugrundeliegende Tonmaterial. Formal besteht „...in quell’aria...“ aus vier ineinander übergehenden Teilen: drei sogenannten „Inseln“ und einer „Strophe“. Die Segmente unterscheiden sich durch Tonmaterial, Dichte, rhythmische Struktur und die Art der live-elektronischen Transformation. „...in quell’aria...“ ist ein Auftragswerk des Kulturzentrums bei den Minoriten, Graz und ist der Interpretin der Uraufführung Petra Stump gewidmet.Christian Klein wurde 1969 in Saarlouis geboren. Ab 1989 Klavierstudium bei Bernd Glemser und Komposition bei Theo Brandmüller an der Hochschule für Musik und Theater des Saarlandes in Saarbrücken. Ab 1998 Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Lebt seither in Graz. Kurse u. a. bei Gérard Grisey, Elliott Carter, Harrison Birtwistle und Klaus Huber. 1996 Förderstipendiat der Landeshauptstadt Saarbrücken. 1994 und 1996 Stipendiat des Kultusministeriums des Saarlandes bei den internationalen Ferienkursen in Darmstadt. 2005 Preisträger beim internationalen Kompositionswettbewerb Impuls und Förderpreis der Stadt Graz. Von 2002-2013 gemeinsam mit Florian Geßler Kurator für Neue Musik beim Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz. Aufführungen in Deutschland, Frankreich, USA, Österreich u. a. bei den Darmstädter Ferienkursen, Musik im 20. Jahrhundert, im Radiokulturhaus Wien (Portraitkonzert im Auftrag des ORF und der Jeunesse), im Miller Theatre an der Columbia University u.v.m. Mitglied beim Komponistenverein die andere saite und Gründungsmitglied des Vereins artresonanz, Graz. Zusammenarbeit mit Interpreten wie dem Ensemble Contrechamps, Stefan Litwin, Michael Wendeberg, dem RSO Saarbrücken, Michael Stern, dem Klangforum Wien, Johannes Kalitzke, dem artresonanztrio, artresonanzensemble und zeitfluss ensemble u.v.a.

Gina Mattiello tritt seit 1999 in Musik- und Theaterproduktionen auf. Ihr künstlerischer Fokus liegt in der Aufführung von zeitgenössischen Texten und Partituren zwischen den Bereichen Theater und Neuer Musik. Ihre Stimmausbildung erhielt sie am Institute for Living Voice in Belgien u.a. durch David Moss, Meredith Monk und Phil Minton sowie an der Hochschule der Künste Bern durch Franziska Baumann, wo sie das Masterstudium Théâtre Musical - Composition and Theory und Literarisches Schreiben mit Auszeichnung abschloss. Sie erhielt Stipendien vom BKA und dem SKE-Fonds. Zu den Komponisten, mit denen sie zusammenarbeitet und deren Stücke sie zur Uraufführung brachte, zählen u.a. Daniel de la Cuesta, Tamara Friebel, Elisabeth Harnik, Christoph Herndler, Peter Jakober, Bernhard Lang, Periklis Liakakis, Jorge Sánchez-Chiong und Reinhold Schinwald. Kollaborationen u.a. mit dem NewTonEnsemble, quartett22, Ensemble PHACE, Ensemble EIS, zinc & copper works und dem Koehne Quartett. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet sie mit dramagraz und dem Regisseur Ernst Marianne Binder. Sie war u.a. Gast bei Wien Modern, im steirischen Herbst, dem Feldkirch Festival, den Wiener Festwochen, den Klangspuren Schwaz, dem Festival für die Beweglichkeit, beim KomponistInnenforum Mittersill, im ORF-RadioKulturhaus, Wiener Konzerthaus, Künstlerhaus Wien und in der Dampfzentrale Bern. 2011 gastierte sie als Schauspielerin beim Taschenopernfestival in der Oper „fremd körper“ von Reinhold Schinwald. 2011 spielte sie in Kathrin Rögglas „wir schlafen nicht“. 2013 war sie als Schauspielerin in der Sprechoper „kein licht“ von Elfriede Jelinek zu erleben. 2014 gastierte sie an der Grazer Oper in „k. frammenti dell´attesa“ von Lorenzo Romano und „hystéra“ von Zesses Seglias. 2015 schrieb sie das Libretto zur Musiktheaterproduktion „ungeduld“ nach Stefan Zweig, die im Basler Gare Du Nord zur Uraufführung gelangte. Sie hat ihren ersten Lyrikband „Zikadengesänge“ bei der edition art&science veröffentlicht. 2007 hat sie das „e_may Festival für neue und elektronische Musik“ initiiert und bis 2012 co-kuratiert. In dieser Zeit konnten 50 Aufträge an Komponistinnen vergeben werden, deren Kompositionen im Festival zur Uraufführung gelangten.

Theo Nabicht wurde 1963 geboren. Er studierte von 1983 bis 1987 an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" Saxophon, Flöte und Klavier. Von 1995 bis 1997 spezialisierte er sich und studierte Bassklarinette (Meisterklasse) am Conservatoire de Strasbourg. Nach 1985 sammelte er Bühnenerfahrungen in gemeinsamen Projekten mit Musikern wie Bert Wrede, Mauro Gnecchi Thierry Madiot, Michail Alperin, Werner Dafeldecker, Anthony Braxton, Peter Kowald und Fred Frith. Er ist langjähriges Mitglied des "Kammerensemble Neue Musik Berlin" war Gast beim "Klangforum Wien" und dem "Ensemble modern". Er arbeitete unter anderem als Komponist für Theater-, Tanz- und Fernsehproduktionen. In den letzten Jahren tritt Theo Nabicht immer mehr solistisch in Erscheinung. Dabei stehen Kompositionen von zeitgenössischen Komponisten sowie eigene Werken im Vordergrund. Theo Nabicht legte diverse Platten- und CD-Aufnahmen vor und beschäftigt sich heute vorwiegend mit der Aufführung zeitgenössischer Musik, der improvisierten Musik und Komposition in unterschiedlichsten Genres. Seit 2007 spielt Theo Nabicht die Selmer Kontrabassklarinette von Wolfgang Stryis mit freundlicher Unterstützung einer Person, die sich als stiller Mäzen versteht. Vielen Dank dafür!

Reinhold Schinwald geboren in Salzburg, lebt und arbeitet in Graz. Kompositionsstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Beat Furrer und Pierluigi Billone sowie Musiktheoriestudium bei Christian Utz, Clemens Gadenstätter und Georg Friedrich Haas. Toningenieurstudium an der Technischen Universität Graz. Er hat Meisterkurse u.a. bei Peter Ablinger, Mark Andre, Chaya Czernowin und Steven Takasugi besucht. 2012 war er Teilnehmer der Experimentalstudio-Akademie matrix des SWR Freiburg und 2013 Teilnehmer der Akademie Schloss Solitude. 2015 wurde ihm das Jahresstipendium Musik vom Land Salzburg und 2011 das Startstipendium für Musik des BKA zuerkannt. 2009 war er Composer in Residence beim 14. Komponistenforum Mittersill sowie im VCCA (USA). Er erhielt Kompositionsaufträge von Wien Modern, klang21, dem Hoerfest Graz 2006 und 2008 sowie cercle. 2011 wurde seine Kammeroper „fremd körper“ beim Taschenopernfestival in Salzburg uraufgeführt. Seine Werke wurden u.a. durch das oenm, dem Ensemble SurPlus, dem Trio Gahl-Stump-Huang sowie dem Ensemble Reconsil Vienna interpretiert und gelangten beim musikprotokoll im steirischen herbst, beim 14. Komponistenforum Mittersill und im Kulturzentrum bei den Minoriten Graz zur Uraufführung. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit ist Reinhold Schinwald regelmäßig als Klangregisseur und Interpret von Arbeiten mit Live Elektronik sowie elektroakustischer Kompositionen zu erleben. Zu den Aufführungsorten an denen er gewirkt hat, zählen u.a. Wien Modern, Klangaktionen - Gasteig München, Musik im Schömer Haus, Alte Schmiede Wien, Mozarteum Salzburg, IEM-Graz, MumuthGraz, Music Festival Pula und das Taschenopernfestival von Klang21. Dabei hat er Arbeiten von Komponisten wie Peter Ablinger, Michael Beil, Chaya Czernowin, Brian Ferneyhough, Gérard Grisey, Georg Friedrich Haas, Roman Haubenstock-Ramati, Christoph Herndler, Peter Jakober, Bernhard Lang und Luigi Nono zur Aufführung gebracht. Er war Klangregieassistent von André Richard bei Luigi Nonos Oper "Al gran sole", die 2009 bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde. Von 2008 bis 2009 war er als Mitarbeiter des Medienkunstlabors im Kunsthaus Graz für die Produktion und Realisation von Performances, Klanginstallationen, Konzerten und Workshops verantwortlich.

Petra Stump spielt als freischaffende Klarinettistin in den unterschiedlichsten Ensembles sowie als Solistin und befasst sich dabei nicht nur mit dem klassischen Repertoire, sondern auch mit experimenteller, zeitgenössischer und improvisierter Musik. Seit 2012 ist sie Senior Lecturer für Kammermusik am Joseph Haydn Institut für Kammermusik und Spezialensembles an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Musikalische Ausbildung: 2014 Zertifikatskurs „Musikphysiologie im künstlerischen Alltag” am Kurt-Singer-Institut/Universität der Künste Berlin. 1994–2002 Konzertfachstudium Klarinette bei Alfred Prinz und Johann Hindler an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Diplom mit Auszeichnung. 1997-1999 Bassklarinettenstudium bei Harry Sparnaay am Conservatorium van Amsterdam. Diplom mit Auszeichnung. 1999–2002 Studium in der Meisterklasse bei Ernesto Molinari an der Hochschule der Künste Bern. 2000–2003 Lehrgang für Atem- und Bewegungserziehung bei Johann Leutgeb an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Maruta Staravoitava wurde in Weißrussland geboren und lebt momentan in Köln. Sie begann im Alter von sieben Jahren Flöte zu spielen und studierte bereits früh am Nationalen Lyzeum der Künste in Minsk in der Klasse von Svetlana Sitnikova. Mit 17 Jahren wurde sie in die Klasse von Mario Caroli am Nationalen Konservatorium von Straßburg aufgenommen und hat dort ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Danach setzte sie ihre Studien bei Felix Renggli an der Hochschule für Musik in Basel fort und beendete zugleich ihre Ausbildung in Alter Musik an der „Scola Cantorum Basiliensis“ mit Marc Hantai. Ihr Interesse an verschiedensten künstlerischen Ausdrucksformen führte sie schließlich an die Hochschule der Künste Bern, wo sie einen Masterabschluss im Fach „Théâtre Musical“ bei Françoise Rivalland erwarb. Sie erhielt den Sonderpreis der Severino Gazzelloni Stiftung in Florenz für ihre Interpretation des Stückes „Donax“ des italienischen Komponisten Ivan Fedele sowie den ersten Preis des Wettbewerbs der UFAM. Ihre musikalisches Repertoire reicht von Barockmusik bis zu zeitgenössischen Kompositionen, die sie weitestgehend direkt mit den jeweiligen Komponisten erarbeitet. Sie ist Mitglied der Ensembles „Inverspace“ (Schweiz) und „EXPERIMENTAL“ (Deutschland). Sie wird regelmäßig zu internationalen Festivals wie „Wien Modern“, „Warschauer Herbst“, „Moskauer Herbst“, „Lucerne Festival“ u.a. eingeladen. In der Konzertsaison 2014/2015 machte sie zusammen mit dem Pianisten Jonathan Santagada durch ein Kammermusik-Rezital am Royal Opera House von Covent Garden auf sich aufmerksam und nahm mit dem Ensemble „Inverspace“ am Festival „Culturescapes“ sowie mit dem Ensemble „Contempoarte“ am „Maggio musicale fiorentino“ teil. Im März 2015 spielte sie im „Orchestra dell' Academia Nazionale Santa Cecilia“ unter der Leitung von Sir Antonio Pappano in Rom. Maruta Staravoitava hat Workshops für Flötisten und Komponisten an der Universität der Künste in Minsk (Weißrussland), an der Universität für Musik in Manila (Philippinen), am Zentrum für elektroakustische Musik von Moskau (Russland) und an der „Escola de Musica e Belas Artes do Parana“ (Brasilien) abgehalten. Sie war an den CD-Aufnahmen „Folksong“ (2014) mit dem Ensemble „EXPERIMENTAL“, „Lo spazio apparente“ (2013) mit dem Komponisten Maurilio Cacciatore und „Fremde Zeit addendum“ mit dem Ensemble „MOCKBA“ beteiligt.



Mit freundlicher Unterstützung durch:
Österreichisches Kulturforum Berlin, SKE-Fonds, GFÖM – Gesellschaft zur Förderung Österreichischer Musik,
Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7 Musik
Freitag, 2. Dezember 2016 | 23:30 Uhr | Schneider ASS
BKA CLUB Konzert | Take with: Schneider ASS | Post Release Concert
ASS: Jochen Arbeit, Günter Schickert, Schneider TM  (Gitarren)
Die drei Gitarristen unterschiedlicher Generationen erforschen das Klangleben ihrer Gitarren, wo sie mit Hilfe von Elektronik (E-Drums, Modularsystem) und exotischen Instrumenten (z.B. Balafon, Schnecken-Horn, Mbira) die magischen Wege von Krautrock, Psychedelic, Freejazz, Punk, Industrial, Techno und Minimal-Elektronik durchwandern.
Ein Abend der musikalischen Magie, der die jeweiligen Einflüsse zulässt, sie aber gleichzeitig  transzendiert.

www.schneidertm.net www.mirrorworldmusic.com

Dienstag, 6. Dezember 2016 | 20:30 Uhr | Maulwerker
Maulwerker
Michael Hirsch
Ariane Jeßulat
Henrik Kairies
Christian Kesten
Katarina Rasinski
Steffi Weismann
als Gast: Sam Ashley

OUI OUI JAJA
Einführung um 19:45 Uhr

Makiko Nishikaze
Ach, Piano I & V (2016)
für Klavier vierhändig

Vorlage sind die Choräle von J.S. Bach, die er für Orgel oder Instrumente bearbeitet hat und die wiederum Wilhelm Kempff später für Klavier bearbeitet hat. Das Ergebnis: völlig neugebaute Kompositionen. Hört man noch (b)Ach?
I : BWV 727
V : BWV 147

Makiko Nishikaze (*1968 in Wakayama, Japan) studierte Komposition zuerst in Japan, dann am Mills College, Kalifornien, bei Alvin Curran und an der Hochschule der Künste Berlin bei Walter Zimmermann. Absolventin als Meisterschülerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. An Preisen und Stipendien erhielt sie u.a. das Kompositionsstipendium des Berliner Senats (2010), Deutsches Studienzentrum Venedig (2011), Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (2013), Casa Baldi Olevano Romano (2014), AIR Krems (2014). Ihre Werke wurden weltweit aufgeführt, u.a. bei: MaerzMusik Berlin (2003, 2006, 2014), New Music Marathon Northwestern University, Chicago (2006) Festival Klangwerkstatt, Berlin (2006, 2009, 2011), Donaueschinger Musiktage (2007), “Music We’d Like to Hear”, London (2007, 2011, 2014), Ulrichsberger Kaleidophon, Österreich (2013). Lehraufträge für Komposition oder experimentelle Musik an der Wakayama University, Japan und der UdK Berlin. 2013 Gastkomponistin am Mills College, Kalifornien. 2014 Gastkomponistin bei den Wiener Tagen der Zeitgenössischen Klaviermusik. Zahlreiche CDs.

Ariane Jeßulat
Béquille (2000/2016)
für 6 Stimmen, Trompete und Gitarre
Béquille arbeitet mit den klanglichen Nuancen der französischen Sprache als eigenem musikalischen Material auf der Ebene einer „Mikrotonalität der Laute“.  Das Stück lebt von der diesen Lautverschiebungen innewohnenden Dynamik: allmählich, ruckartig, in Gruppen oder vereinzelt verwandeln sich die Laute ineinander, ohne dabei die Atmosphäre des „Französischen“ zu verlassen
Ariane Jeßulat studierte von 1987-1995 an der Hochschule der Künste Berlin und ist Maulwerkerin seit 1989. Solistische Auftritte als Sängerin und Pianistin, z.B. Dieter Schnebels Werke für Klavier solo sowie den Zyklus LIEBE/LEID von 2015 oder Erhard Großkopfs Drei Stücke für Klavier – quasi una sonata, die Uraufführung von Michael Hirschs Improvisation für Celesta und das daraus entwickelte Bastard für Klavier, weiterhin kammermusikalische Auftritte im Klaviertrio (u. a. Werke von Martinu, Rorem und Stäbler). Kompositionen für Klavier und Stimme, sowie Sprachkompositionen für die Maulwerker.

Makiko Nishikaze
forest-piece II (2010)
für Frauenstimme und Klavier
Es gibt keinen Text für die Stimme.
Über meine Musik: Ich arbeite gern mit beschränktem Material. Eigentlich genieße ich es, die Möglichkeiten im Rahmen einer solchen Beschränkung zu erkunden und konzentriere mich auf die Erzeugung ungewöhnlicher Farben, besonders mit den Beziehungen zwischen den Tönen.
Jeder Klang braucht seine eigene Zeit und seinen eigenen Raum. Für mich besteht der Prozess des Komponierens aus aufmerksamem Zuhören.
Wie immer ist mein Ziel, einen nicht vorhersehbaren musikalischen Fluss zu erzeugen, der den Hörer zur Teilnahme an der Musik in ihrer Präsenz einlädt. So komponiere ich Musik, indem ich mir vorstelle, was die Hörer erwarten – ja ich gehe in meinem eigenen Vorstellungsraum sogar über diese Erwartungen hinaus.
Nach einem Konzert im Jahr 2015 kam eine Frau zu mir und sagte fröhlich, „Ihre Musik zu erleben, ist zu beobachten wie Menschen in einer idealen Gesellschaft sein könnten. Sie verhalten sich wie Ansiedlungen in einer Landschaft, wie Städte in einem Land, die sich ihren Ort suchen und ihre eigene Struktur innerhalb des langen Prozesses des Aufbaus bilden.“
Wirklich?! Wenn ich arbeite, bekomme ich solche Gedanken nicht. Und es stimmt nicht, dass ich mit meiner Musik etwas Konkretes darstellen wollte. Aber ich war überrascht und dachte: „Ach, interessant, wie sie so denkt. Vielleicht könnte es auch so sein…?“
Das Thema ist sehr profund und statt auf ihren Kommentar zu antworten, würde ich lieber weiter komponieren. (
Makiko Nishikaze 2016)

Alessandro Bosetti
Trinitaire (2015)
für 3 Stimmen
Trinitaire ist ein sehr visuelles Musikstück , das eine Familienkonstellation in ihren einfachsten Zügen nachzeichnet. Das Stück basiert auf Repetitionen, Permutationen und dem ständigen Tanz der Generationen.
Trinitaire teilt sich in zwei Teile: der erste ist ein homorhythmischer Chor, pulsierend und schnell, in dem aus einfachen Permutationen weniger Wörter (mère – Mutter; père – Vater; sœur – Schwester; frère – Bruder) eine schnelle Folge flimmernder phonetischer Akkorde entsteht. Die vier Figuren streiten um die drei allein verfügbaren Plätze in einem waghalsigen Tanz der Kombinationen. Der erste Teil von Trinitaire ist als von Hand gezeichnete graphische Partitur notiert, aus der alle drei Ausführenden gleichzeitig lesen. Auf den ersten Blick sieht die Partitur wie endlose Wiederholungen von Bleistiftgraphemen aus, die schließlich von mysteriösen und parasitären Formen infiltriert werden.
Der zweite Teil springt abrupt zu einer komplett anderen Dynamik: die drei Stimmen singen weiche Glissandi, die an Sinustöne erinnern. Diese fast im Raum handgreiflich sichtbaren Linien sind nicht konkret notiert, jedoch unterliegen einem regulierenden System, in dem die Dynamik der Begegnungen das Zeichnen der Linien bestimmt.
Trinitaire ist ein einfaches, asymmetrisches Stück, in dem für Bosettis Musik typische Elemente erscheinen: Repetition, Sprache und Biographie.

Alessandro Bosetti (born Milano, Italy, 1973) is a composer, performer and sound artist currently based in Marseille. Most of his works delve on musicality of spoken language and sonorous aspects of verbal communication. He utilizes misunderstandings, translations and interviews as compositional tools. He has been presenting pieces for voice and electronics blurring the line between electro acoustic composition, aural writing and performance in leading venues as the GRM/Presences Electroniques festival in Paris, Roulette in NYC, The Stone in NYC and Cafe OTO in London among many more all over Europe, Asia and the United States.  One of the most innovative radio artists of his generation he created a vast body of work of hybrid, award winning, text-sound and radio compositions for the main Radio and Electro Acoustic Music studios in Europe, most notably for the historical WDR’s Studio Akustische Kunst in Cologne and Deutschland Radio Kultur in Berlin. Most recently he was awarded the Phonurgia Nova prize 2012 for his composition “636? (RTBF 2010) and the IDAF prize 2013 for his performance “Mask Mirror” an instrument and software that reorganizes speech for musical purposes enacting an electronic ventriloquism. As a concert composer he has been writing for ensembles as the Kammerensemble Neue Musik and Maulwerker in Berlin while upcoming collaboration include a project for the Janacek Opera house in Brno and a new vocal piece for the Neue Vokalsolisten Stuttgart. Renard, a cycle of chamber pieces for guitar, clarinet and voice commissioned in 2013 by the Besançon museum of Contemporary Art has just been released as an LP by Les Presses du Reel.

Michael Hirsch
Zu 14 Händen (1995)
für 7 Pianisten an einem Klavier
Jedem der sieben Spieler ist eine Region der Klaviatur und darin ein Akkord als Tonmaterial zugeordnet. Die Töne des Akkordes werden sowohl als Gesamtakkord, wie auch als Einzeltöne, zur Melodiebildung und zur Bildung von Zwei- und Mehrklängen verwendet. Einzelheiten der Verwendung werden in der Verbalbeschreibung von 14 aufeinanderfolgenden Strukturen festgelegt, aus denen die Komposition besteht. Die meisten Strukturen werden quasi kanonartig ausgeführt: Ein Spieler nach dem anderen geht allmählich zum nächsten Vorgang über, während die übrigen noch beim Alten bleiben. Erst wenn alle Spieler gemeinsam den neuen Vorgang spielen, kann wieder ein Spieler zum nächsten u¨bergehen.
Michael Hirsch, geboren 1958 in München. Lebt seit 1981 in Berlin.
Seit 1976 kontinuierliche kompositorische Arbeit, die gelegentlich von Theaterarbeit unterbrochen wird. Gelegentliche Regietätigkeit. Mitglied des Freyer-Ensembles und der Maulwerker. Zusammenarbeit mit Dieter Schnebel, Josef Anton Riedl, Helmut Lachenmann u.a. Hirschs Kompositionen wurden unter anderem bei verschiedenen internationalen Festivals aufgeführt: Donaueschinger Musiktage, Wittener Tage für neue Kammermusik,  Klangaktionen, Musica Viva (München), „Berlin in Moskau“, XIII Cigle de musica del segle XX, Barcelona,  Dresdner Tage für zeitgenössische Musik, Ultraschall Berlin, Eclat Stuttgart, MaerzMusik (Berliner Festspiele), Musik-Biennale Berlin u.v.a.

Sam Ashley
Love Among The Immortals (2016)
für 5 Stimmen und Klavier vierhändig UA



Sam Ashley hat sein Leben der Entwicklung eines experimentellen, nicht-religiösen Mystizismus gewidmet. Dieser ist in einer „Finde es für dich selbst heraus“-Haltung verwurzelt, einer Haltung im direkten Gegensatz zu so vielen Traditionen.
Sam Ashley beschäftigt sich von Kindesbeinen an mit Trance. Diese Studien hat er bis heute ohne Unterbrechung fortgesetzt. Authentische Mystik als kreativer Prozess ist Sam Ashleys Ausdruck als Komponist und als Künstler.
Die Stücke handeln meist von Glück, Halluzinationen und Zufall. In der Regel sind es direkte Präsentationen von Magie, von Objekten oder von Phänomenen. Seine Klangkunst-Installationen beschäftigen sich mit der Suche nach Möglichkeiten imaginäre Töne zu verstärken. Häufig benutzt er authentische Inbesitznahmen. Dies ist ein Phänomen, mit dem Sam Ashley seit mehr als 30 Jahren arbeitet. Alles, was er tut, bezieht sich direkt auf Trance. Sam Ashley bietet ein einfaches Fenster auf die Dinge, die zwischen der realen Welt und dem, was sie transzendiert, auftreten.
Das neue, von den Maulwerkern in Auftrag gegebene Stück versteht Ashley als Song über den Himmel (heaven) oder als Song über Unsterblichkeit, was das gleiche ist.
Ein begleitender Klavierpart erweitert diese Metapher. Das Klavier wird wie eine Art akustisches „Ouija“ (Alphabettafel/Seelenschreiber) eingesetzt: Eine algorithmisch generierte Partitur garantiert, dass die auf Akkorden basierenden Klaviertöne in zufälliger Relation zueinander stehen. In die intentionslose Tonfolge wird ein Hörer Muster hineinprojizieren. Die fünf Stimmen wählen aus der Textur aus Einzeltönen Tonhöhen, auf die sie sich beziehen. Eine Frage, die das Stück untersucht, ist, ob ein Hörer die gleichen Muster erlebt, die die Performer aufgrund ihres Fokus’ hören.
Sam Ashley ist ein US-amerikanischer Komponist, Sänger und Performancekünstler, der seit einigen Jahren in Berlin lebt. Ashley arbeitet seit vier Jahrzehnten als experimenteller Künstler, wobei er sich mit der Trance in der Musik und der bildenden Kunst auseinandersetzt. Seine Arbeiten umfassen Solo-Performances, Klanginstallationen sowie zahlreiche Gemeinschaftsprojekte, mit denen er u.a. in den USA, Kanada, Europa, Japan, Indonesien und Kuba auftrat. Daneben produzierte er auch Instrumental-, Tonband-, elektronische und Computermusik und wirkte an Videoprojekten mit. Er war Gründer und Leiter des Cactus Needle Project, eines Ensembles für elektronische und Computermusik, mit dem er fünf Jahre lang in den USA auftrat. Mit dem Duo AA Bee Removal produzierte er zehn Jahre lang Tonbandstücke. Außerdem produzierte er auch experimentelle Hörstücke für das Radio.
Aufführungen beim Festival Subtropics Miami 2014, beim Copenhagen Art Festival 2012, Achtundachtzig Klaviere Festival Linz 2012, BrückenMusik Köln 2005, bei Maerz Musik 2002 („Simultaneous Silence“), Tonic New York 2001 u.v.a. Residenzen bei okno Brüssel 2007 und 2009, im Tesla e.V. in Berlin 2005-2006, im Spritzenhaus Hamburg 2002, im Center for Contemporary Music Oakland 1999 u.a. Ausstellungen in der Galerie SPZ Prag 2014, im Grimmuseum 2011, Galerie leCoq 2009, Skolska Galerie Prag 2009, Künstlerhaus Dortmund 2004 u.a.


Die Maulwerker sind Vokalensemble, Musikperformer, Musiktheatermacher, Komponistenkollektiv. Sie sind Spezialisten in den Schnittmengen von Musik und Theater, Musik und Sprache, in der Durchdringung von Musik und Raum, von Klang und Stille.
Neben den Klassikern der Neuen (Vokal-)Musik und des Experimentellen Musiktheaters – wie Schnebel, Cage und Fluxus – bilden jüngere Tendenzen den Schwerpunkt der Arbeit und damit die rege Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponist/innen, Hörspielautor/innen, Klangkünstler/innen und Regisseur/innen, einschließlich Werke der Ensemblemitglieder selbst.
Die Maulwerker wurden Ende 1977 gegründet, traten in den folgenden Jahren in fluktuierenden Besetzungen auf und kamen 1988/89 in ihrer jetzigen Besetzung zusammen. Das Ensemble bestritt die Uraufführungen der wichtigsten musiktheatralen Werke Schnebels, die entweder im Probenprozess mit den Maulwerkern entstanden oder ihnen, wie die Schau-Stücke oder die Kafka-Dramolette, auf den Leib geschrieben sind. Schnebels Grundlagenwerk moderner Vokalmusik – die Materialkomposition Maulwerke – realisierte das Ensemble in verschiedenen, auch szenischen Versionen, darunter eine Film-Version (DVD Wergo 2011).
Die Maulwerker kommen aus den unterschiedlichsten künstlerischen Bereichen wie Gesang, Komposition, Performance, intermediale Kunst, Instrumentalspiel, Schauspiel und Regie. Alle Maulwerker sind neben ihren Aktivitäten im Ensemble auch solistisch tätig und verstehen das Ensemble als einen Zusammenschluss einzelner Künstlerpersönlichkeiten.
www.maulwerker.de


Gefördert durch die Initiative Neue Musik Berlin e.V.

Mit herzlichen Grüßen,
Martin Daske und Rainer Rubbert




Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei, Kulturelle Angelegenheiten

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)


 
Sollten Sie diesen Newsletter in Zukunft nicht mehr erhalten wollen, schreiben Sie uns eine Mail mit dem Betreff "unsubscribe" an: unerhoerte.musik@web.de

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen