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NEWSLETTER 2017 | Nr. 18 21. und 28. November
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Turning Points in My Life
„Komponieren heißt reisen. Ich reise allein. Auf der Fahrkarte steht der Zielbahnhof. Aber wenn ich dort ankomme, habe ich schon die nächste Fahrkarte in der Hand, zu einem neuen, anderen Ziel. Ich denke immer nur daran, aufzubrechen. Was nicht mit Unzufriedenheit zu verwechseln ist. Die innere Neugier treibt mich dazu an, die Reise fortzusetzen. Auf die Gefahr hin, dass sie mich in ein Labyrinth führen könnte.”
(Mayako Kubo)
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DEGEM,
am kommenden Dienstag, 21. November macht die "Unerhörte Musik" einen Ausflug in den Grenzbereich zwischen Improvisation und Komposition. Das All-Star-Kammerensemble ad hoc spielt Freie Musik, komponiert.
"Die acht MusikerInnen des Ensembles spielen in sensibler Korrespondenz und Kontrapunktik Neue und experimentelle Musik ad hoc, frei und intensiv dem musikalischen Augenblick nachspürend. Dem Klang und einander Raum gebend, entsteht im musikalischen Spiel manchmal das Unerhörte - lange Spannungsbögen, kurze, explosive oder innige Momente, Nähern und Entfernung, Klangkonglomerate, Flächen, Linien oder Punkte, geräuschhafte, melodische und materiale Strukturen, Fremdheit und Verschmelzung. Getragen von diesem musikalischen Impetus spielt das Ensemble oftmals völlig frei zusammen - interpretiert aber ebenfalls zeitgenössische Notationen, die kompositorisch zeitliche Strukturen und Klangvorstellungen vorgeben, jedoch viel Raum für deren Ausgestaltung im Moment lassen. Eine Besonderheit des Ensembles ist die klanglich-musikalische Erkundung von außergewöhnlichen Räumen."
Zur Aufführung kommen Werke und Konzepte von Thomas Gerwin UA, Susanne Stelzenbach, Karlheinz Stockhausen, Katia Guedes und den Musikern selbst.
Eine Einführung in das Programm findet um 19:45 Uhr statt.
Drei herausragende Solisten, die Geiger Marianne Boettcher und Peter Rainer und die Pianistin Yoriko Ikeya gestalten einen Trioabend am darauffolgenden Dienstag, 28. November:
Werke der Berliner Komponisten Susanne Stelzenbach, Walter Zimmermann, Rainer Rubbert, Georg Katzer, Anton Safronov, Gabriel Iranyi und Gisbert Näther stehen auf dem Programm. |
Dienstag,21. November 2017 | 20:30 Uhr | Kammerensemble ad hoc |
Kammerensemble ad hoc
Thorsten Bloedhorn, Elektrische Gitarre Klaus Janek, Kontrabass, Elektronik Thomas Gerwin, präp. Banjo, Objekte, Elektronik, Leitung Katia Guedes, Sopran, Stimme Dietrich Petzold, Violine, Viola Claudia Risch, Flöte, Altsaxophon, Baßklarinette Susanne Stelzenbach, Konzertflügel, Elektronik Uygur Vural, Violoncello
Einführung um 19:45 Uhr
Freie Musik, komponiert
Bloedhorn/Janek/Gerwin/Guedes/Petzold/Risch/Stelzenbach/Vural
Klangbild UM-17 (2017) für Ensemble UA
Instant Composition
Thomas Gerwin
BIG BAN (2015) für präpariertes Banjo und Elektronik
Der Titel dieser Komposition ist bewußt mehrdeutig gewählt. Einzelne musikalische Materialien beziehen sich auf die Glocken des „Big Ben“ in London, andere auf den Urknall „Big Bang“ und schließlich besteht das gesamte klingende Material aus den Klängen eines 6-saitigen Banjos und dessen Bearbeitungen im elektronischen Studio. Dabei entstanden aus den ursprünglich aufgenommenen Klängen mehrere Klangfamilien mit verschiedenen Generationen; das Spiel mit dem engeren oder weiteren Verwandtschaftsgrad der Klänge stellt, zusammen mit einer vollständig durchkomponierten Choreographie von Artikulationen sowie dem ständig changierenden Spiel im Zwischenbereich von Klang und Geräusch die wichtigsten Kompositionsparameter her. Es gibt mehrere Fassungen dieses Stückes, die Fassung für Banjo, elektronisches Zuspiel und Tanz erlebte bei der Pyramidale 2015 ihre Uraufführung, die Fassung für Banjo und elektroakustisches Zuspiel im DEGEM-Konzerte beim Kontakte-Festival 2017 in der Akademie der Künste Berlin.
Thomas Gerwin ist klassisch ausgebildeter Komponist und Klangkünstler, kam sehr früh zur Improvisation und zur elektroakustischen Musik, seit 1990 arbeitet er außerdem intensiv im Bereich „Soundscape Composition“ und radiophone Kunst. Hauptsächlich in seinem Berliner Studio inter art project komponiert er instrumentale und (live-)elektronische Werke für Konzert und Performance, inszeniert experimentelle Hörstücke und kreiert Klang-Installationen und -Objekte. Als Ausdrucksmittel seiner raumkünstlerischen, vielfach multisensorialen Arbeiten bezieht er neben den Musikern auch Elektronik, Theater, Tanz, Film, Licht, Duft, Geschmack und taktile Reize ein und experimentiert interdisziplinär mit neuen Konzert- und Rezeptionsformaten klingender Kunst. Gerwin ist Gründer und künstlerischer Leiter mehrerer Ensembles sowie des jährlichen „Internationalen Klangkunstfests Berlin“ (seit 2004). Seit 2017 ist er außerdem künstlerischer Leiter des „intersonanzen“-Festivals des BVNM e.V. in Potsdam. Er wurde mit verschiedenen nationalen und internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, seine Werke werden weltweit aufgeführt, gesendet und ausgestellt.
Susanne Stelzenbach
TIME NOW (2017) für Ensemble
Was passiert JETZT? Musik live zu hören, bedeutet für das Publikum auch die Entscheidung, eine bestimmte Zeit des Lebens gemeinsam mit anderen Interessierten zu verbringen. In diesem Zusammenhang bezieht sich der Titel meines Stückes nicht nur auf die Komposition an sich, sondern möchte auch die Hörenden für dieses gemeinsame „JETZT- Gefühl“ sensibilisieren. Die agierenden und reagierenden die Musiker*innen folgen In TIME NOW den verbalen und grafischen Vorgaben der zeitlich strukturierten Partitur.
Susanne Stelzenbach geboren in Reudnitz (Thüringen), lebt als freischaffende Komponistin in Berlin. Schwerpunkte ihres Schaffens sind Kammermusik, Kompositionen für Orchester, Audioart und Musiktheater. Sie ist künstlerische Leiterin des Festivals „pyramidale“ in Berlin Hellersdorf. 2012, 2013 und 2016 war sie Leiterin des Festivals "intersonanzen" in Potsdam. Susanne Stelzenbach ist Mitglied der Komponistengruppe Atonale e.V. Berlin. Sie erhielt zahlreiche Kompositionsstipendien, Aufträge und Preise und ist Komponistin des europaweit beachteten Musiktheaterprojektes Unter-Wasser-Oper AquAria-PALAOA – Das Alter der Welt (Uraufführung 2011 im Jugendstilbad Stadtbad Neukölln). Im Mai 2015 wurde ihre Komposition "Luftspiel in fünf Teilen" für großes sinfonisches Blasorchester im großen Sendesaal des RBB uraufgeführt. Ihre Werke werden weltweit aufgeführt und gesendet von Deutschlandfunk, DeutschlandRadio Kultur, MDR, RBB, WDR, DRS2 u.a.
Hommage á Karlheinz Stockhausen
Momente (1962-69) für Ensemble ad hoc
“Spiele einen Ton so oft Du willst, solange Du willst. Gewähre und verschaffe ihm dabei den Raum, den er braucht.“
Karlheinz Stockhausen (1928–2007) komponierte 375 einzeln aufführbare Werke, darunter den Opernzyklus LICHT – „Die sieben Tage der Woche“, der zwischen 1977 und 2003 entstand und insgesamt etwa 29 Stunden Musik umfasst. Stockhausen, dessen Ziel es war, nach der Woche auch noch die Stunden des Tages, die Minute und die Sekunde zu musikalisieren, setzte sein Werk im Anschluss an LICHT mit dem Zyklus KLANG – „Die 24 Stunden des Tages“ fort. Karlheinz Stockhausen begann seine kompositorische Laufbahn Anfang der 1950er Jahre. Stockhausens gesamtem Werk ist eine Bestimmung als „geistliche Musik“ zu eigen, die nicht nur in Kompositionen mit geistlichen Texten, sondern auch in der „Oberton-Musik“, „Intuitiven Musik“, „Mantrischen Musik“ bis zur „Kosmischen Musik“ von „Stimmung“, „Aus den sieben tagen“, „Mantra“, „Sternklang“, „Inori“, „Atmen gibt das Leben“, „Sirius“, LICHT oder KLANG deutlich wird. Nahezu sämtliche Uraufführungen seiner Werke hat Stockhausen selbst dirigiert oder mitgespielt oder als Klangregisseur geleitet und damit zahlreiche modellhafte Aufführungen und Aufnahmen in aller Welt realisiert. Stockhausen hatte mehrere Gastprofessuren in der Schweiz, in USA, Finnland, Holland und Dänemark inne. 1971 wurde er zum Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Köln, 1996 zum Ehrendoktor der Freien Universität Berlin, 2004 zum Ehrendoktor der Queen’s University Belfast ernannt. Er war Mitglied von 12 internationalen Akademien der Künste und Wissenschaften und erhielt zahllose Kompositionspreise. Stockhausens frühe Werke wurden überwiegend bei der Universal Edition Wien verlegt, alle späteren (ab Werk Nr. 30) im 1975 gegründeten Stockhausen-Verlag.
Katia Guedes
Ent-puppen (2017) Szenisch-musikalische Performance
„Ent-puppen“ ist eine kleine szenisch-musikalische Performance, in der Gestus und Musik gleichzeitig improvisiert werden. Die Performerin folgt einem szenischen Plan, der zusammen mit dem Klang im improvisatorischen Arbeitsprozess entwickelt wurde. Musikalisch entwickelt sich das Stück in Form von Patterns, die sich wiederholen und allmählich verändern, in Form von Variationen, die aufeinander folgen und in der ursprünglichen Form nicht wieder vorkommen. Die Gesten folgen der Musik: zur gleichen Pattern den gleichen Gestus. In den Variationen aber besteht die Möglichkeit, ganz synchron mit der Musik zu spielen, oder sich eben davon zu distanzieren. Gezeigt wird eine Figur, die sich aus einer schüchternen Position auf den Weg der Selbstverwirklichung begibt. Das „aus sich heraus“-Experimentieren versucht, über die Menschen zu sprechen, die sich nichts Neues trauen, und aus Sicherheitsgründen weiter in einer beschränkten Lebensform existieren. Das Experimentieren von Form und Klang wirft den Menschen unweigerlich in eine Verfremdung seiner selbst, was auch oft einen komischen Aspekt hervorruft. Sich selbst nicht wiedererkennen zu können, kann erschreckend sein, aber auch ein lustiges Abenteuer. Der Titel „Ent-puppen“ weist auf den Prozess der Schmetterlinge hin, aber auch auf den Versuch, nicht eine „Puppe“ zu sein, sondern etwas Lebendiges. Die Uraufführung fand im Auftrag und im Rahmen des Internationalen Klangkunstfests berlin 2017 statt.
Katia Guedes wurde in Brasilien geboren und lebt als Sängerin und Komponistin in Berlin. Sie studierte Oboe, Gesang und Komposition in São Paulo, Gesang an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, Musik- und Theaterwissenschaft an TU und FU Berlin. Als Sängerin arbeitet sie vor allem im Bereich zeitgenössischen Musiktheaters. Daneben internationale Konzerttätigkeit u. a. mit ensemble mosaik, Kammerensenble Neue Musik Berlin, Modern Art Sextett, United Berlin, Ensemble Resonanz, Ensemble Courage, Nieuw Ensemble Amsterdam und Klangforum Wien. Als Komponistin trat sie auf in der Pyramidale 2012 und 2014, im BKA Berlin, in der 5. Diagonale-Bielefeld sowie auf dem Festival von Avignon 2015. Sie erhielt diverse Preise und Aufzeichnungen. Uraufführungen u.a.: Susanne Stelzenbach / Ralf Hoyer KLIMA_vorher.sagen; Lucia Ronchetti Der Sonne entgegen, Lezioni di Tenebra; Elena Mendoza / Matthias Rebstock niebla; Aurelio Cataneo La philosophie dans le labyrinthe; Klaus Lang die architektur de regens, Klaus Schedl / Tato Taborda Amazonas; Matthias Steinauer keyner nit.
Thomas Gerwin
x-change 2.0 (2017) 5 Sätze für Kammerensemble UA
Hier beschreibt die Partitur nicht, was gespielt wird, sondern wie und wo gespielt wird - sowie die interaktiven Bewegungen von Klang und Musizierenden im Raum. Dadurch entsteht ein stringent komponiertes Stück, das gleichzeitig den Musizierenden ein Höchstmaß an dialogischem Austausch und persönlicher Freiheit gewährt. Der Klangimpuls und damit der Ursprung der Bewegung geht bei A. und B. jeweils von einem/r Spieler_in aus. Der ankommende Klang wird von den anderen erst musikalisch reflektiert und dann variiert weitergegeben. In den Sätzen C. und D. entstehen nachvollziehbare Dialoge zwischen einzelnen. In Satz C‘ schließlich beziehen sich die Musizierenden in besonderer Weise auf den Klangraum in ihrer Mitte – in dem sich das Publikum befindet.
KAMMERENSEMBLE AD HOC
Thomas Gerwin (siehe oben), präp. Banjo, Objekte, Elektronik, Leitung
Thorsten Bloedhorn (Elektrische Gitarre) geb. 1966 in Bremen, Studium der Psychologie, Soziologie, Philosophie und Religionswissenschaft in Berlin. Zusammenarbeit mit Musikern, Tänzern, Video- und Performancekünstlern. „Für mein handwerkliches Spiel benutze ich eine tiefer gestimmte, bundlose E-Gitarre, einen Bassverstärker, sowie Werkzeuge zur Präparation. Mein Interesse gilt vor allem dem musikalische Prozess und seiner Struktur: Wie organisiert sich das Klangmaterial im Zusammenspiel mit anderen Musikern und Künstlern? Wie entsteht eine Intensität der Hörerfahrung? Wie knüpft sich das Netz zwischen Hörern und Spielern?“
Katia Guedes, Sopran, Stimme (siehe oben) Klaus Janek (E- und Kontrabass, Live-Elektronik) geb. 1969 in Bolzano, studierte klassischen Kontrabass bei M. Muraro und besuchte Workshops bei D. Holland, P. Kowald, L. B. Morris, Jaribu Shahid. Arbeitet an experimenteller Musik und Klang Recherche am akustischen und prozessierten Kontrabass, an der Erweiterung des musikalischen Vokabulars in Kreation und Wahrnehmung. Er komponiert Musik für Tanztheater, TV, eine Houseoper und Sounddesign für Meta Design AG, Berlin. Konzert und Festivaleinladungen in EU, USA, Russland, Israel, Canada, China, Malaysia und Japan.
Dietrich Petzold, (Violine, Viola) Jahrgang 1954, 1959 bis 1970 klassische Violinausbildung (in Eisenach und Weimar), seit 1975 freiberuflich als Geiger und Bratscher solistisch tätig inverschiedenen Besetzungen, LP- und CD- Produktionen, Film und TV (u.a. mit: Zotos Compania, Mikis Theodorakis, Chris Jarrett, Johannes Bauer, Kemal Dinç, Butch Morris), seit 1980 zahlreiche Kompositionen für Theater, Film, TV, ca. 40 Musiken für Hörspiel und Feature u.a. für SWF, MDR, NDR, DR, ORF, RBB), Ton- und Wortregie u.a für live-Aufnahmen Tuscan Sun Festival (IMG Artists), Randspiele-Festival, zahlreiche Hörbücher und Kammermusikproduktionen
Susanne Stelzenbach, Konzertflügel, Elektronik (siehe oben)
Claudia Risch (Flöte, Saxophon, Bassklarinette) geb. 1953, entwickelte auf dem Saxophon spezielle Spieltechniken und eine eigene Klangsprache, die sie akustisch und ohne die Zuhilfenahme fremder Klangerzeuger oder -verfremder erarbeitet. Umso fruchtbarer ist die Zusammenarbeit mit Elektronikern, die die Klänge ergänzen oder sampeln und verfremden können. Zusammenarbeit mit Musikern aus der Improvisierten Musik sowie in den Grenzbereichen zur Neuen Musik, mit Tänzerinnen und Videokünstlern.
Uygur Vural, MFA (Violoncello) Berlin-based multidisciplinary artist Uygur Vural was born in Antalya. He is currently working as a freelance instructor, cello performer, composer, technical/academic advisor and responsible for international art organizations in Berlin. Uygur Vural majored in Music in Antalya Anatolian Fine Arts High School then studied Cello and Composition at İstanbul Bilgi University. In the year of 2010, he received his Master of Fine Arts degree in Visual Communication Design. During his studies, he was lucky enough to work with pioneers of Turkish Jazz/Modern Music scene. Ricky Ford, Donovan Mixon, Jeff MacAuley, Ali Perret, Can Kozlu, Kurşat And were among the names whom he worked with. Since the beginning of his musical journey, Uygur Vural has been performing with many musicians from different musical genders, stages, and countries such as Ricky Ford, Jeff McAuley, Jürg Solothurnman, Korhan Erel, Axel Dorner, Elisabetta Lanfredini and many others. He is currently making a musical collaboration with Italian Singer/Improviser Elisabetta Lanfredini since April 2013. They are creating projects with a wide range of improvisation-based musical and conceptual repertory in a diversity of languages, from lullabies to Italian/Turkish political/traditional songs. This duo’s first project “Gezi Resistance on the Road” was performed for the first time in “Teatro Valle” Rome on July 2013. Uygur has been working and researching about experimental performance techniques and non-classical (Classical Western Music) forms of cello, using them in his improvisation performances. His music interacts with many different musical styles such as Free Improvise, Classical Ottoman/Indian/Arabic and European Contemporary music, jazz etc. It is often possible to hear the influences from a very rich background of Anatolian musical and cultural richness through his music. Besides his music career, Uygur Vural also worked as a Research Assistant (2007-2010) and Instructor (Audio, Contemporary Art) (2008-2011) at the Department of Film and Television at İstanbul Bilgi University.
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Dienstag, 28. November 2017 | 20:30 Uhr | Trioabend |
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Marianne Boettcher, Violine Peter Rainer, Violine Yoriko Ikeya, Klavier
Trioabend
Rainer Rubbert
Magische Duette (1995) für zwei Violinen und Klavier
I. Alla breve II. Adagio III. Largo, con tristezza IV. Isterico V. Molto lento
Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf. 1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek, der ihn in seiner Radikalität – den vermeintlichen Widerspruch zwischen avanciertem musikalischen Material, kompositorischer Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen – maßgeblich beeinflusste. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di Fossacesia. Seit 1989 ist er einer der künstlerischen Leiter der Konzertreihe Unerhörte Musik. 2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von Tanja Langer. 2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Susanne Stelzenbach
Dualis (2006) für Violine solo
DUALIS besteht eigentlich aus zwei Stücken mit unterschiedlichem Charakter, die wechselseitig erklingen. Die Komposition ist deshalb in zwei Systemen notiert. Der Solist springt dabei manchmal taktweise von einem Stück zum anderen. Auf diese Weise entsteht ein lebhafter Dialog zwischen den beiden Kompositionen.
Susanne Stelzenbach, geboren in Reudnitz (Thüringen) lebt als freischaffende Komponistin in Berlin. Schwerpunkte ihres Schaffen sind Kammermusik, Kompositionen für Orchester, Audioart und Musiktheater. Sie ist künstlerische Leiterin des Festivals „pyramidale“ in Berlin Marzahn-Hellersdorf. 2012, 2013 und 2016 war sie darüber hinaus künstlerische Leiterin des Festivals „intersonanzen“ in Potsdam. Susanne Stelzenbach ist Mitglied der Komponistengruppe Atonale e.V. Berlin. Sie erhielt zahlreiche Kompositionsstipendien, Aufträge und Preise. Im September 2017 erschien bei KREUZBERG RECORDS ihre neue CD „treiben“. Ihre Werke werden weltweit aufgeführt und gesendet.
Walter Zimmermann
The Echoing Green (1989) für Violine und Klavier
I. II. III. VI.
Das Kinderlied: "Ich bin das ganze Jahr vergnügt" dient als Grundlage eines Prozesses der Umformung und Auflösung, wobei es an keiner Stelle in seiner Originalgestalt auftaucht. Schon in seiner ersten Präsentation zu Beginn des Stückes hat sich dieses eigentlich fröhliche Lied fast bis zur Unkenntlichkeit in ein melancholisches, kaum greifbares Thema, gleichsam eine verschwommene Erinnerung an die Kindheit verwandelt. Durch verschiedene Umwandlungsprozesse entfernt sich die Textur von dem ursprünglichen Kinderlied bis hin zum Vergessen. Das Sieb des Eratosthenes, ein mathematisches Verfahren zur Erstellung einer Primzahlentabelle, und der Einsatz von magischen Quadraten dient zur Umgestaltung der Tonhöhen des Liedes. Mithilfe musikalischer Echoformen weichen die Liedkonturen auf und Echo als Widerhall zwischen Erinnern und Vergessen, greift auch den Beckettschen Begriff des Echos, als "Residua" auf. Die Idee des Echos kann also durchaus auch literarisch-philosophisch betrachtet werden. Die vier verschiedenen Sätze entsprechen Musikalisierungen des Echos: Im ersten Satz schaffen Vorschläge und Unisoni Reperkussionen; das besondere klangliche Verhältnis des temperiert gestimmten Klaviers zur pythagoräisch gestimmten Violine wird als Intonations-Echo besonders im zweiten Satz hörbar: Oktavversetzungen werden zu Echos im dritten Satz der Wechsel von arco- zu pizzicato-Spiel im Violinpart wie auch die dort vorkommenden "Quasi-Unisoni" schaffen Echowirkungen im vierten Satz in dem aus dem durchgearbeiteten Kinderlied eine neue, schmerzlich intensive Melodie entsteht.
Walter Zimmermann, 1949 in Schwabach (Mittelfranken) geboren. 1970-73 Studien im Institut für Sonologie in Utrecht (mit O. E. Laske) und im ethnologischen Zentrum JaapKunst in Amsterdam. 1976 Aufnahmen von Volksmusik in der Oase Siwa, in einem Ghetto in Pittsburgh, in einem Indianerreservat in Montana und im Hinterland von Fürth. 1977 Eröffnung des Beginnerstudios in einer ehemaligen Fabriketage in Köln. Veranstaltung von regelmässigen Konzerten mit neuer Musik von diesem Jahr. 1980 Förderpreis der Stadt Köln. 1981 Erster Preis “Ensemblia”, Mönchengladbach. 1982-84 Dozent an den Darmstädter Ferienkursen. Seit 1982 Kompositionslehrer am Conservatoire in Liège. 1987 Villa Massimo, Rom. 1988 Lehrauftrag im Koninlijk Konservatorium Den Haag. Lebt in Frankfurt. 1989 SchneiderSchott Preis. Seit 1990 Kompositionslehrer in Karlsruhe. 1992-93 Gastprofessur Folkwanghochschule Essen. 1993 Professur für Komposition an der Hochschule der Künste Berlin.
Georg Katzer
Duosonate (1986) für zwei Violinen
Der Titel der Komposition bezieht sich nicht auf das bekannte klassische Formmodell, das seine tektonische Spannung aus dem Dualismus zweier Themen bezieht, auch ist nicht die frühklassische monothematische Form gemeint, sondern viel naiver und unmittelbarer weist er hin er auf den Wortsinn: sonare=klingen. Also meint der Titel schlicht: Klangstück. Dem entsprechend enthält sich das Werk jeder Programmatik, sei sie ästhetischer oder allgemein philosophischer Art. Es begibt sich einfach auf die Suche nach den Gravitationslinien, die von dem anfangs exponierten Material ausgehen. Dieses ist zunächst nichts weiter als zwei Varianten eines von mir häufiger benutzten Modus, also etwa einer Art von Tonleiter mit unregelmäßigem Sprossenabstand.
Georg Katzer, geb. 1935 in Habelschwerdt, Schlesien, begann als Autodidakt zu komponieren, studierte bei Rudolf Wagner-Regeny und Ruth Zechlin in Berlin und an der Akademie der Musischen Künste in Prag. Danach war er Meisterschüler von Hanns Eisler an der Akademie der Künste Berlin (Ost). Seit 1963 lebt K. als freischaffender Komponist in und bei Berlin. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
Anton Safronov
Zum Andenken an Edison Denisov (1997/2011) für Klavier solo
Anton Safronov, geboren 1972 in Moskau, studierte Komposition bei Edison Denissov (Moskau), Walter Zimmermann (Berlin) und Wolfgang Rihm (Karlsruhe). Er erhielt Stipendien des DAAD, des Berliner Kultursenats, der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR, der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom und gewann internationale Kompositionswettbewerbe in Moskau und in Besançon (Frankreich). Seine Werke wurden bei zahlreichen Festivals uraufgeführt, u.a. Gaudeamus Music Week, ECLAT, ISCM World New Music Days in Stuttgart, Dresdner Tage für Zeitgenössische Musik, Moskauer Biennale für Zeitgenössische Künste u.a. Das Ensemble Aventure Freiburg und das Ensemble UnitedBerlin widmeten Safronov Porträtkonzerte. Safronov arbeitete mit dem Sinfonieorchester der St. Petersburger Philharmonie, dem Orchestre National de Lille, dem Ensemble Modern, dem Schönberg Ensemble (Amsterdam), dem Scharoun Ensemble Berlin, dem Ensemble Ascolta (Stuttgart), dem Moscow Contemporary Music Ensemble und dem eNsemble (St. Petersburg) zusammen. Safronov ist Mitglied der Structural Resistance Group (StRes) und Dozent am Tschaikowsky-Konservatorium Moskau.
Gabriel Iranyi
Quatre Mouvements (2010) für Violine und Klavier
I. Lento II. Presto e leggiero III. Adagio IV. Allegro vivo
Der Zyklus Quatre Mouvements für Violine und Klavier entstand 2009. Die Musik ist nicht erzählerisch: sie notiert die Zustände und die Wandlungen der Wahrnehmungen in der Zeit. Im I. Mouvement, Lento entstehen Klangkonstellationen, welche - durch den Wechsel ihre Klangfarben - sich immer neu artikulieren. Das II. Mouvement, Presto e leggiero definiert sich durch seine Polymetrik: Durch asymetrische Überlagerung metrischer Pulsierungen entsteht ein zerbrechliches Balancespiel zwischen Violine und Klavier und - für den Zuhörer – eine Kette nicht vorhersehbare metrische Gruppierungen. Das III. Mouvement, Adagio kontrastiert ruhigklingende Flächen im Klavierpart und die mal gebundene, mal zersplitterte Gestik der Violine. Das IV. Mouvement, Allegro vivo lässt immer weiter wachsende Spannungen enstehen: Die zum Leben "erweckten" Obertonschwebungen (tonlos blockierte tiefste Oktave, mit III. Steinway Pedal) artikulieren eine differenzierte Klangschicht: das Klangspektrum wird erweitert.
Gabriel Iranyi wurde in Klausenburg (rumänisch Cluj-Napoca, Siebenbürgen) Rumänien geboren. 1971 erhielt seinen Master of Arts in Komposition der „George Dima“ Musikakademie in Klausenburg und eine Professur für Kontrapunkt (Renaissance, Barock und XX. Jahrhundert) in Jassy an der „George Enesco“ Musikuniversität. 1978 und 1984 nahm er als DAAD-Stipendiat an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik in der Kompositionsklassen von Helmut Lachenmann, Christobal Halffter und Brian Ferneyhough teil. Besonders prägend waren für ihn die Begegnungen mit György Ligeti, György Kurtág, Morton Feldman und Günther Becker.
Gisbert Näther
Trio (2014) für zwei Violinen und Klavier
I. II. III.
Dieses Trio ist eine Komposition mit der traditionellen Satzfolge schnell- langsam -schnell. Dabei heben sich die drei Sätze in der musikalischen Struktur und Aussage stark voneinander ab. In den beiden Ecksätzen bestimmen kleine rhythmische Elemente, die zu größeren Melodiebögen zusammengefasst werden, das Tongerüst. Im 2.Satz erzeugen schwebende Klangkonstellationen im Flageolett der beiden Violinen, gebrochen durch kleine motivische Klaviereinwürfe, eine mystische Stimmung. Im 3.Satz gibt es dann noch eine kurze Rückbesinnung auf den 2.Satz, ehe sich tänzerische Elemente des 3.Satzes in furioser Weise bis zum Schluss gesteigert werden. Die Kammermusik wurde in bitonaler Manier komponiert.
Gisbert Näther wurde 1948 in Ebersbach (Oberlausitz) geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule für Musik „Carl-Maria-von-Weber“ in Dresden die Fächer Horn und Komposition. Nach dem Staatsexamen wirkte er als Hornist in der Jenaer Philharmonie und am Potsdamer Hans-Otto-Theater. 1981 wechselte er zum DEFA-Sinfonieorchester, dessen Mitglied er immer noch ist (heute „Deutsches Filmorchester“). Gisbert Näther hat für traditionelle Kammermusikbesetzungen komponiert, aber auch für weniger alltägliche – z.B. ein Werk für 12 Fagotte. Außerdem enthält sein kompositorisches Repertoire nicht wenige Stücke für Schulmusik. Nach 1992 entstanden Werke für großes Orchester – mit und ohne Solisten, uraufgeführt unter anderem von der Deutschen Oper Berlin, von den Berliner Symphonikern und dem Deutschen Filmorchester. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Gisbert Näther ist Mitglied im Deutschen Komponisten-Interessenverband und im Brandenburgischen Verein Neue Musik e.V.
Peter Rainer studierte am Zilcher Konservatorium in Würzburg und an der Southern Methodist University in Dallas, Texas/USA. Als Konzertmeister arbeitete er beim iPalpiti Orchestra in Los Angeles und bei der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam. Peter Rainer ist Gründer des Persius Ensembles und des Merlino Streichquartetts und seit 2012 Geiger im sehr erfolgreichen Max Brod Klaviertrio. Er ist Mitbegründer und Konzertmeister der Kammerakademie Potsdam. Als anerkannter Pädagoge unterrichtet er seit 2007 Violine an der Universität der Künste Berlin und dem Julius–Stern-Institut für musikalische Nachwuchsförderung. Seit 2016 betreut es als Fachbereichsleiter die nächste Generation junger Geiger und Musiker am Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach (HfM Hanns Eisler)
Marianne Boettcher studierte in Berlin und ergänzte ihre Studien in Genf bei Henryk Szeryng in Genf. Heute leitet sie als Honorarprofessorin eine Geigenklasse an der UdK Berlin. Sie wurde bekannt als Interpretin klassischer und romantischer Musik, regelmäßig bezieht sie neue Musik in ihre Konzerte ein. Viele Kompositionen von bekannten Komponistinnen und Komponisten sind für sie geschrieben und von ihr uraufgeführt worden. Zahlreiche Auszeichnungen, CD-Produktionen, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen markieren ihren Weg. Sie war Gast bekannter Festspiele u.a. Berliner Festwochen, Henryk-Wieniawski-Festival in Polen. Umfangreiche Konzert-Tourneen führten sie wiederholt in die USA, nach Russland und Japan sowie in fast alle europäischen Länder. Sie mehrmals eingeladen, Meisterkurse zu geben und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Yoriko Ikeya kam mit abgeschlossenem Hochschulstudium der Toho-Gakuen Music University Tokyo nach Berlin, um ihr Studium an der Universität der Künste bei Prof. Erich Andreas und Prof. Klaus Hellwig fortzusetzen. 1988 schloß sie ihr Studium mit der Konzertreife ab und trat eine Stelle als Dozentin an der Universität der Künste an. Yoriko Ikeya ist Preisträgerin großer Klavierwettbewerbe. Als Solistin ist sie mit verschiedenen Sinfonieorchestern aufgetreten und hat zahlreiche Recitals auf internationalen Bühnen gegeben. Sie ist Mitbegründerin des modern art ensembles Berlin und seit 1994 Mitglied des Ensembles UnitedBerlin. Sie tritt bei internationalen Festivals auf, Konzertreisen führten sie durch viele Länder Europas, Südamerikas und Asiens. Sie ist als Kammermusikpartnerin international renommierter Solisten aufgetreten, hat mit vielen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten zusammengearbeitet und hat über 250 Werke uraufgeführt. Ihre Arbeit als Solistin und Kammermusikerin ist auf über 20 CD‘s dokumentiert, darunter eine Klavier-Solo CD mit Musik zeitgenössischer Berliner Komponisten („Berlinisches Tagebuch“, Thorofon), die Einspielung der Werke für Saxophon und Klavier von Jean-Baptiste Singelée (zusammen mit Christian Peters, Dabringhaus) und eine Duo-CD zeitgenössischer Musik für Flöte und Klavier (zusammen mit Klaus Schöpp, „Songs of a desert bird, Made from nothing). |
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske
Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- € Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
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