Montag, 5. November 2018

Facing North Korea @ Meinblau Berlin

### Wir möchten Sie herzlich einladen // You are cordially invited ###
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FACING NORTH KOREA Chan Sook Choi, Byungjun Kwon, Bernhard Draz, Georg Klein
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Ausstellungseröffnung // Opening
Fr., 9. November 2018 ab 19 Uhr //
Fri., November 9, 2018 from 7 pm


Ausstellung // Duration

10.11. - 03.12. 2018
Do.-So., 14 - 19 Uhr //
Thur. - Sun., 2 - 7 pm
Meinblau Projektraum, Christinenstr. 18/19, 10119 Berlin
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Die Demokratische Volksrepublik Korea gilt als eines der am meisten abgeschotteten und daher rätselhaftesten Länder der Welt. Seit Jahrzehnten erreichen den Westen vor allem beunruhigende, häufig auch übertriebene Berichte aus der Kim-Dynastie. Das grotesk anmutende Konglomerat aus konfuzianischem Kastenwesen, der nationalistisch-kommunistischen Chuch’e-Ideologie und dem ewigen Präsidenten Kim Il Sung bietet vielfältige Inspirationen für eine künstlerische Auseinandersetzung. In der Ausstellung FACING NORTH KOREA setzen sich zwei südkoreanische und zwei deutsche Künstler*innen inhaltlich und ästhetisch mit dem Land und seinem Regime auseinander und versuchen es aus seiner Geschichte und Kultur heraus zu verstehen – möglichst offen und jenseits der üblichen Ressentiments.

Die Medienkünstlerin Chan Sook Choi zeigt ihre Installation Yangjiri (2018), bestehend aus einem 1-Kanal-Video, Objekten und einem Fotoarchiv. In den 1960er Jahren wurde in Südkorea unter der Militärdiktatur von General PARK Chung-hee in unmittelbarer Nähe zur Demilitarisierten Zone (DMZ) ein Propagandadorf errichtet, in dem sich zwangsweise nordkoreanische Kriegsflüchtlinge ansiedeln mussten. Diese Yangjiri-Dörfer wurden inszeniert wie ein riesiges Bühnenbild, alle Türen und Fenster waren gen Norden ausgerichtet. Ziel der Architektur war die Zurschaustellung eines Wohlstands, der de facto nicht vorhanden war. Trotz des strikten Verbots begannen die Bewohner*innen, ihre fast nur aus Fassaden bestehenden, winzigen Behausungen nahezu unmerklich über lange Zeiträume nach hinten zu vergrößern. Diese hinzugefügten Schichten erweitern sich in der filmischen Arbeit der Künstlerin zu schier endlosen, hybriden Räumen ohne Öffnungen.

Direkt unter der militärischen Demarkationslinie, vier km von Nordkorea entfernt, liegt die Insel Kyodong. Während des Koreakriegs war sie Zufluchtsort zahlreicher Flüchtlinge. Byungjun Kwon interpretiert die tragische Geschichte der Insel unter dem Titel Forest of Subtle Truth 3 (2017) als Klanglandschaft. Die dort bis 2018 präsenten Übertragungen der Propagandalautsprecher aus Nord- und Südkorea sind ebenso Bestandteil seiner Komposition wie Naturgeräusche oder der Gesang eines nordkoreanischen Exilanten. Die ortsspezifischen Klänge vermittelt Kwon über Kopfhörer unter Verwendung des Local Positioning System (LPS): Die Besucher*innen können sich mit den Kopfhörern frei bewegen und mit den im Raum angeordneten Klängen interagieren. 

Nach langer Vorbereitung lud Bernhard Draz am Höhepunkt des politischen Konflikts den Klangkünstler Georg Klein im September 2017 auf eine Reise in die DVRK ein. Zwei Tage nach ihrer Ankunft drohte Donald Trump vor den Vereinten Nationen mit der völligen Vernichtung Nordkoreas. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sich Trump ein Jahr später mit Kim Jong Un in Singapur zu einem Gipfel treffen und wenig später ein geradezu romantisches Verhältnis zu dem nordkoreanischen Machthaber eingestehen würde. 
Im Bedürfnis, das abgeschottete Land tatsächlich zu verstehen, hat Bernhard Draz den Versuch der maximalen Annäherung bis zur Einfühlung unternommen. Als Ausdruck dafür integrierte er sich selbst als Protagonist in nordkoreanische Propagandaplakate, die er als großformatige Acrylgemälde mit dem Titel Propaganda mit Empathie (2018) umsetzte. Ursprünglich enthaltene Texte ersetzte er durch Zitate, die keine martialischen Parolen, sondern Aussagen über das Selbstverständnis Nordkoreas beinhalten – mit dem für Korea typischen Humor. Im Foyer des Projektraum zeigt er zudem ein Archiv mit Propagandamaterial aus Nordkorea.

Unter dem Titel The Sound before Silence – Souvenirs from North Korea (2018) verarbeitet Georg Klein die politischen Spannungen in einem persönlichen Bericht. Audiovisuelles Material und gefundene Objekte erinnern an die Reise, als der Kriegsausbruch 2017 alarmierend nah schien. Inszeniert in einer fünfeckigen, isolierten Kammer, steht im Zentrum seiner Dramaturgie ein nordkoreanisches Lied: Bei einer Führung durch eine Blumenausstellung in Pjöngjang bat Georg Klein seine junge, traditionell gekleidete Reiseführerin, das Lied der Kimilsungia zu singen – eine Blumenzucht zu Ehren des ewigen Präsidenten Kim Il Sung. Zurück in Berlin dekomponierte Klein die Aufnahme gemeinsam mit der südkoreanischen Gayageum-Spielerin Youjin SUNG, die so zum ersten Mal in einen musikalischen Dialog mit einer Schwester aus dem Norden tritt.

Kuratiert von Bernhard Draz

Veranstaltet von Meinblau e.V., NON Berlin – Asia contemporary art platform, Koreanisches Kulturzentrum

Mit freundlicher Unterstützung von:
Bezirksamt Pankow von Berlin – Amt für Weiterbildung und Kultur – FB Kunst und Kultur, initiative neue musik berlin e.V., Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Weitere Informationen
www.facing-north-korea.deBernhard Draz: +49 173 6045646, info@facing-north-korea.de
Meinblau Projektraum
Christinenstraße 18/19
10119 Berlin
office@meinblau.de
+49 (0)30 449 64 57
www.meinblau.de

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