Sonntag, 23. April 2023

FWD - Newsletter Unerhörte Musik | 2023 | Nr. 09

 



View this email in your browser

NEWSLETTER 2023 | Nr. 09
25. April und 2. Mai


Buy art from living artists. The dead ones don't need the money."
(
Anonym)


Liebe Interessierte,

das in Paris lebende amerikanisch-britische Ensemble de-categorized mit Rachel Koblyakov, Violine und Orlando Bass, Klavier konzertiert am kommenden
Dienstag, 25. April mit seinem für die „Unerhörte Musik“ konzipierten Programm

de-categorized: solo dialogues

de-categorized ist ein fortlaufendes Projekt, das von der Geigerin Rachel Koblyakoventwickelt wurde, um Konzerte zu kuratieren, die das klassische Hörerlebnis in Frage stellen.

Jedes Konzert erforscht ein neues Thema. 

solo dialogues, das speziell für Unerhörte Musik konzipiert wurde, bietet Musik für Violine solo und Violine/Klavier-Duo von verschiedenen Komponist:innen. Orlando Bass wirkt in diesem Programm sowohl als Pianist als auch als Komponist mit und bringt ein neues, speziell für diesen Anlass geschriebenes Werk zur Uraufführung.
Das Programm mit Werken von
 Johannes Maria Staud, Kaija Saariaho, Matthias Pintscher sowie den Berliner Komponist:innen Ursula Mamlok, Enno Poppe und Sarah Nemtsov ist gleichzeitig musikalisch und theatralisch und berücksichtigt alle Aspekte des Konzerterlebnisses.“

… und wie immer zusätzlich als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier): https://youtu.be/au1Qq5ZWsK8

 


Am darauffolgenden Dienstag, 2. Mai ist nach längerem wieder das engagierte, innovative 

Ensemble LUX:NM mit

Ruth Velten, Saxophon
Florian Juncker, Posaune
Silke Lange, Akkordeon
Neus Estarella, Klavier
Zoé Cartier, Violoncello und
Jonas Fehrenberg, Klangregie 

in unserer Reihe zu Gast:

filtered / unfiltered

Das LUX:NM Kollektiv präsentiert Solowerke mit Elektronik und Kammermusik mit und ohne Elektronik. Die Klänge der Instrumente werden in einigen Stücken durch Klangbearbeitungsprozesse modifiziert.  Das Konzert zeigt diese unterschiedlichen kompositorischen Ansätze und lädt das Publikum ein, das Zusammenspiel zwischen natürlichen und verarbeiteten Klängen zu erleben -  in Werken von
Peter Gahn, Eres Holz DE, Gitbi Kwon, Kotoka Suzuki, Antonis Anissegos und Laura Mello.

 

… und wie immer zusätzlich als Livestream um 20:10 Uhr (klicken Sie hier):
https://youtube.com/live/lpPqA7fGkl4


Dienstag, 25. April 2023 | 20:00 Uhr

de-categorized: solo dialogues

LIVE-STREAM:    https://youtu.be/au1Qq5ZWsK8

Ensemble - de-categorized


Rachel Koblyakov, Violine
Orlando Bass, Klavier

Tickets online kaufen / order tickets online

de-categorized: solo dialogues

 

 

Matthias Pintscher

Study III for Treatise on the Veil
 (2007)
für Violine solo


 

Ich wünsche mir oft, dass ich den Klang der Instrumente so unmittelbar einsetzen könnte wie ein Maler“, schrieb Matthias Pintscher in einer Programmnotiz zu Study III for Treatise on the Veil, Teil einer Reihe von Stücken, die von Cy Twomblys großformatigem Gemälde Treatise on the Veil (Second Version) aus dem Jahr 1970 inspiriert wurde. Pintscher spielt ebenso mit klanglichen Perspektiven wie Twombly mit optischen; er lädt uns ein in eine Klangwelt von filigraner Zartheit, die an verspielte Spontaneität grenzt. Die Beschreibung der Partitur ist fast so detailliert wie die eigentliche Notation; und doch strebt Pintscher trotz der optischen Dichte der Noten eine besondere Leichtigkeit und Flinkheit an.

Matthias Pintscher wurde 1971 im nordrhein-westfälischen Marl geboren und studierte Komposition bei Giselher Klebe und Manfred Trojahn. Prägend waren zudem die Begegnungen mit Hans Werner Henze, der ihn 1991 und 1992 nach Montepulciano einlud, sowie mit Helmut Lachenmann, Pierre Boulez und Peter Eötvös. Unter den Auszeichnungen waren u. a. der 1. Preis beim Kompositionswettbewerb Hitzacker (1992), der Rolf-Liebermann-Preis und der Opernpreis der Körber-Stiftung Hamburg (1993 und 1996), der Prix Prince Pierre de Monaco (1999), der Kompositionspreis der Salzburger Osterfestspiele und der Hindemith-Preis des Schleswig Holstein Musikfestivals (2000). 2002 erhielt er den Hans-Werner-Henze-Preis (Westfälischer Musikpreis). Erstes internationales Aufsehen erregte Pintscher mit der Oper „Thomas Chatterton“ an der Dresdner Semperoper (1998), später mit seiner zweiten Oper „L'espace dernier“ an der Opéra National de Paris (2004). Er war 2002 „Composer in residence“ beim Cleveland Orchestra, nachfolgend beim Konzerthaus Dortmund, Lucerne Festival, RSO Saarbrücken, in der Kölner Philharmonie und beim RSO Stuttgart des SWR. Seit 2010 ist er Artist-in-association beim BBC Scottish Symphony Orchestra, 2014 Artist in residence beim Danish Radio Orchestra. Als Dirigent arbeitet Matthias Pintscher regelmäßig mit bedeutenden Orchestern und Ensembles in Europa und den USA. 2007–09 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München, 2010–11 lehrte er an der New York University. Seit 2007 ist er künstlerischer Leiter des Heidelberger Ateliers beim Festival „Heidelberger Frühling“. Seit 2013/14 ist er Musikdirektor beim Ensemble intercontemporain Paris. Seit 2014 ist er Professor für Komposition an der Juilliard School of Music in New York.
In der Saison 2020/21 beginnt Pintscher eine dreijährige Tätigkeit als neuer Creative Partner des Cincinnati Symphony Orchestra. In der Saison 2020/21 wird Matthias Pintscher eine Neuproduktion von Lohengrin an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin unter der Regie von Calixto Bieito leiten und kehrt im Frühjahr zurück, um auch Wozzeck zu dirigieren. Er debütiert bei den Osloer Philharmonikern, dem Swedish Radio Symphony und dem Barcelona Symphony. Wiedereinladungen in dieser Saison führen ihn zu den Sinfonieorchestern von Baltimore, Detroit und San Diego, zum New World Symphony in Miami, zum Royal Concertgebouw Orchestra und zum BBC Scottish Symphony Orchestra.

 


Enno Poppe

Haare (2014)
für Violine solo

 

Haare ist ein Stück, das exzessiv das glissando und die G-Saite benutzt. Es gibt hier kaum einen geraden Ton. Es gibt aber auch nichts, was nicht expressiv wäre. Die Möglichkeiten, auf der Geige ununterbrochen kleinste Farb- und Ausdruckswechsel vorzunehmen, sind ja beinahe unbegrenzt, dadurch dass beide Hände beim Espressivo unabhängig und ganz verschieden mitarbeiten. Man kann also ganz neue Ausdruckswerte auf der Geige finden, wenn man die traditionellen Techniken etwa von Vibrato, Portamento, Bogengewicht und Bogengeschwindigkeit neu kombiniert und befragt.

Enno Poppe gehört zu den wichtigsten Komponisten in Deutschland. Er studierte Dirigieren und Komposition an der Universität der Künste Berlin, unter anderen bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth. Es folgten weiterführende Studien in den Bereichen Klangsynthese und algorithmische Komposition an der Technischen Universität Berlin und am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Als Dirigent konzertiert Enno Poppe regelmäßig mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Musikfabrik und dem Ensemble Resonanz sowie mit internationalen Orchestern. Seit 1998 ist er Mitglied und Dirigent des ensemble mosaik. Enno Poppe unterrichtete Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und an der impuls Akademie (Graz).
Enno Poppe erhielt Kompositionsaufträge von Ensembles aus ganz Europa und darüber hinaus, von Orchestern wie dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic und dem WDR Sinfonieorchester sowie von Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen, den Salzburger Festspielen, musica viva (München), Ultraschall Berlin, MaerzMusik (Berlin), Eclat (Stuttgart) und den Wittener Tagen für Neue Kammermusik.
Enno Poppes Werke wurden unter anderem von Quartetten wie dem Arditti Quartet und dem Kairos Quartett, von Dirigent*innen wie Pierre Boulez, Susanna Mälkki, Emilio Pomàrico oder Peter Rundel sowie Orchestern wie dem SWR Symphonieorchester, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt oder der Jungen Deutschen Philharmonie aufgeführt. Zu den Ensembles, die regelmäßig seine Musik interpretieren, gehören das Ensemble intercontemporain, das Ensemble Modern, die London Sinfonietta, das Ensemble Resonanz, das Klangforum Wien, das ensemble mosaik, das Ensemble Contrechamps, das Ensemble Musikfabrik, das Ensemble 2e2m, das SWR Vokalensemble und die Neuen Vocalsolisten.
Enno Poppe ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin (seit 2008), der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste (seit 2009) und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (seit 2010).
Er lebt und arbeitet seit 1990 in Berlin.

 

Ursula Mamlok

Suite
 (1960)
für Violine und Klavier

 

Die Suite für Violine und Klavier, die erst 2004 von Barry Wiener unter Mamloks Manuskripten ausgegraben wurde, schrieb Mamlok während seines Studiums der Zwölftontechnik bei Stefan Wolpe. Dieses Werk, das zuweilen an Schönbergs Phantasie op. 47 für Violine und Klavier erinnert, besteht aus vier kurzen Sätzen, von denen jeder eine neue Art der Erkundung bietet. Trotz seiner Kürze hält der oft energiegeladene Dialog zwischen Violine und Klavier uns alle auf Trab.

Ursula Mamlok wurde 1923 in Berlin geboren, wo sie schon früh mit ihrer musikalischen Ausbildung begann. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten verfolgt, verließ Ursula Mamlok gemeinsam mit ihren Eltern Berlin und wanderte 1939 nach Ecuador aus. Noch im gleichen Jahr gelang es ihr, ein Stipendium für die Mannes School of Music in New York zu bekommen.
Sie studierte in den folgenden Jahren Komposition bei Roger Sessions, Stefan Wolpe und schließlich bei dessen Schüler Ralph Shapey, der einen besonders nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung ihres Kompositionsstils hatte. Ausgehend von Schönbergs Methode von der "Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen" modifizierte Ursula Mamlok im Lauf der Jahre ihr Ausgangsmaterial nach eigenen Mustern. Charakteristisch für ihre Werke sind komplexe, oft gegeneinander gesetzte Rhythmen. In unterschiedlichsten Besetzungen gelang es ihr, abwechslungsreiche Klangfarben und immer neue Atmosphären zu schaffen.
Sie unterrichtete Komposition an der New York University, der Temple University und über 40 Jahre an der Manhattan School of Music in New York. Ihr Werkverzeichnis umfasst ca. 75 Werke, sowohl Solostücke und Kompositionen für die verschiedensten Kammermusikbesetzungen als auch Werke für Orchester. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Seit 2006 lebte Ursula Mamlok wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin, wo sie 2016 verstarb.
Bereits zu Lebzeiten verfügte sie die Gründung der Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung zur Unterstützung von Interpretinnen und Interpreten zeitgenössischer Musik.

 

 

Sarah Nemtsov

Deconstructions
 (2003)
2 movements for violin and piano

I.
II.


Deconstructions besteht aus zwei kontrastierenden Sätzen. Der erste lädt zum lyrischen Schweben ein, wobei die beiden Instrumente mal miteinander in Dialog treten und mal getrennt voneinander als Solisten in ihren eigenen Welten existieren.
Der zweite Satz bricht mit voller Wucht aus, da beide Stimmen oft im rhythmischen Gleichklang sind und eine enorme Energie aus dem schieren Miteinander erzeugen.

Sarah Nemtsov wurde 1980 in Oldenburg geboren und studierte Komposition in Hannover und Berlin bei Nigel Osborne, Johannes Schöllhorn und Walter Zimmermann, außerdem studierte sie Oboe bei Klaus Becker und Burkhard Glaetzner. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, darunter den Busoni-Kompositionspreis oder den Deutschen Musikautor*innenpreis der GEMA. 2021 wurde sie als Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, sowie als Mitglied der Akademie der Künste Berlin aufgenommen. Seit 2016 werden ihre Werke bei Ricordi verlegt. 2014 unterrichtete Sarah Nemtsov Komposition als Gastdozentin an der Hochschule für Musik Köln, im Sommersemester 2018 unterrichtete sie Komposition an der Haifa University mit einer DAAD Kurzzeitdozentur. Ab dem WS 2022 ist sie Professorin für Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg. Sie arbeitet mit namhaften Ensembles und Orchestern zusammen (WDR Orchester, HR Sinfonieorchester, Deutsches Sinfonieorchester, RSO Wien, Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien, ensemble mosaik, Ensemble Adapter, Ensemble Intercontemporain, Neue Vocalsolisten Stuttgart etc.) und ihre Werke werden bei international renommierten Festivals aufgeführt – wie den Donaueschinger Musiktagen, Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, Wien modern, ECLAT, Ultraschall, Musica, Bregenzer Festspiele, Holland Festival, Münchener Biennale, Ruhrtriennale u.v.m. Nemtsovs Musik besticht durch sensibel ausgehorchte Setups, durch komplexe und energetische Texturen, musikalische Schichtungen und Wechselwirkungen zwischen akustischen Instrumenten und Elektronik. Oft spielen Literatur oder andere Künste eine Rolle, mehrere Kompositionen berühren auch politische oder soziale Themen. Ihr Werkverzeichnis umfasst über 150 Kompositionen in nahezu allen Gattungen; vom Solowerk bis zum großen Orchester, akustisch, elektronisch und multimedial, darunter mehrere abendfüllende Opern. Über ihre Oper „SACRIFICE“ (2016, UA 2017 Opernhaus Halle) schrieb DIE ZEIT: „Klang wird Raum wird Zeit wird Wirklichkeit. 2022 wurde im Rahmen der Ruhrtriennale ihr Zyklus „HAUS“ inszeniert – „Ein von der Kette gelassener Klangrausch, der Assoziationsräume öffnet“ (so die nmz). Im Mai 2023 wird am Saarländischen Staatstheater ihre neueste Oper – „OPHELIA“ (2020-2022) zu einem Libretto von Mirko Bonné – Premiere haben. Derzeit arbeitet Sarah Nemtsov u.a. an ihrer Tetralogie „TZIMTZUM“ für Solistenensmble und Orchester und an einer weiteren Oper – „WIR“ (nach Jewgeni Samjatin) – die Uraufführung ist für 2024 an der Oper Dortmund geplant.

 

 

Kaija Saariaho

Frises 
(2011)
für Violine und Elektronik


Frise jaune
Frise de fleurs
Pavage
Frise grise

 

Frises wurde für den Geiger Richard Schmoucler komponiert, der um ein Stück gebeten hatte, das nach der d-Moll-Partita aufgeführt werden sollte, beginnend mit dem d, das die abschließende Chaconne der Partita beendet. Jeder der vier Sätze ist teilweise von den Friesen des französischen symbolistischen Malers Odilon Redon aus dem 19. Jahrhundert inspiriert und von einer barocken Ostinato-Variationsform beeinflusst.
Der elektronische Teil hat unterschiedliche Funktionen, mal ist er ein Schatten des akustischen Teils, mal wird er zum Duett mit dem Geiger. Im Schlusssatz, der von einer wortkargen Melodie mit einem gezupften Triolen-Ostinato untermalt wird, spielt die extrem tiefe Lage des Elektronikparts mit der Raumvorstellung des Zuhörers.

Kaija Saariaho, geboren 1952 in Helsinki, studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki bei dem Avantgardisten Paavo Heininen und gründete mit Magnus Lindberg und anderen die Gruppe Open Ears. Sie studierte dann in Freiburg bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber, nahm an den Darmstädter Ferienkursen teil und studierte dann ab 1982 am IRCAM computergestützte Komposition und Arbeit mit dem Tonband und Live-Elektronik.
Es entstanden Kompositionen wie Verblendungen (1984), ein Wechselspiel zwischen Orchester und Tonband sowie Du Cristal (1989) und …à la Fumée (1990) unter Verwendung von Live-Elektronik. Unter dem Einfluss der spectralists, einer französischen Komponistengruppe, deren Kompositionen auf der Computeranalyse des Klangspektrums einzelner Töne auf verschiedenen Instrumenten basieren, wandte sich Saariaho einem Stil zu, der von lang gehaltenen Bassnoten und der Verwendung mikrotonaler Intervalle geprägt ist. In diesem Stil komponierte sie ihr bekanntestes Werk, Graal théâtre für Violine und Orchester (1994-97).
Saariahos Werke wurden bei internationalen Festivals in London ( 1989), Jakarta (1989), Paris (1989, 1991) und Wien (1993) aufgeführt. Sie erhielt 1986 den Kranichsteiner Preis der Darmstädter Ferienkurse, 1988 den Prix Italia für Stillleben, 1989 den Ars Electronica Prize für Stillleben und Io und 2000 den Nordic Music Prize für Lonh.
1999 dirigierte Kurt Masur mit dem New York Philharmonic Orchestra ihre Komposition Oltra mar für Chor und Orchester. Bei den Salzburger Festspielen dirigierte Kent Nagano 2000 mit großem Erfolg ihre erste Oper L’Amour de loin (auf ein Libretto von Amin Maalouf nach der Biografie des Troubadours Jaufré Rudel La Vida Breve) auf. 2006 fand die Uraufführung ihrer Oper Adriana Mater an der Opéra Bastille in Paris statt. Für L'Amour de loin wurde Saariaho mit dem Grawemeyer Award für Musik ausgezeichnet.


 

Johannes Maria Staud

Towards a Brighter Hue
 (2004)
für Violine solo

 

"Ich habe dieses Stück zwischen Juni und September 2004 komponiert, nachdem ich mein Musiktheaterstück Berenice abgeschlossen hatte. Nach einer kurzen Einleitung folgt ein kurzes Motiv mit ausgeprägtem rhythmischen Charakter, das in der Oper von der Kontrabassklarinette gespielt wird. Es kehrt im Violinstück wieder, wird dort aber auf eine ganz andere - und viel dramatischere - Weise entwickelt. Es versteht sich von selbst, dass der Grund für die unterschiedlichen Schlussfolgerungen, die aus diesem Kern gezogen wurden, in den spezifischen Eigenschaften und Möglichkeiten der Violine liegt.
Nach den ersten zwei Dritteln des Stücks mit ihrem weitgehend intensiven Vorwärtsdrang folgt ein Schlussteil, in dem Mikrointervalle eingeführt werden; die Musik wird introvertierter und die Farben hellen sich auf."

Johannes Maria Staud, geboren 1974, bezieht für seine Musik immer wieder Inspiration aus anderen
Künsten wie Literatur, Film und bildender Kunst. Auch Reflexionen über philosophische Fragen, gesellschaftliche Prozesse, oder politische Ereignisse sind Anlass für seine kompositorische Arbeit. Dabei folgen seine kunstvoll konstruierten Werke einer konsequenten Dramaturgie.
Das Lucerne Festival, welches Johannes Maria Staud 2014 zum Composer in residence ernannte, präsentierte mehrere Ur- und Erstaufführungen, welche exemplarisch für diese thematische Vielfalt stehen: Das Violinkonzert Oskar (Towards a Brighter Hue II), für Midori geschrieben, entwickelt das von einer Skulptur des englischen Künstlers David Nash inspirierte Solostück Towards a Brighter Hue weiter. Das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum analysiert die Oper Die Antilope nach einem Libretto von Durs Grünbein, welcher auch die Textvorlage zu Der Riss durch den Tag lieferte. Das Monodram für Bruno Ganz, 2011 uraufgeführt und 2014 erneut in Luzern präsentiert, bezieht sich auf Grünbeins Heimatstadt Dresden und erzählt von sozialer Kälte, Ignoranz und deren Auswirkungen. Erstmals war in Luzern die Gesamtfassung von Zimt. Ein Diptychon für Bruno Schulz zu erleben, ein Werk, für das sich Johannes Maria Staud intensiv mit dem Schaffen des jüdischen Schriftstellers und Zeichners beschäftigte. Der erste Teil dieses Orchesterdiptychons, On Comparative Meteorology, war in der Urfassung 2009 vom Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst und in der Neufassung 2010 vom RSO Wien unter Peter Eötvös uraufgeführt worden; der zweite Teil Contrebande (On Comparative Meteorology II) war von Pierre Boulez für das Ensemble Modern Orchestra in Auftrag gegeben und von diesem unter Peter Eötvös 2010 aus der Taufe gehoben worden.
2015/16 kehrt Johannes Maria Staud außerdem an die Hochschule zurück, an der seine kompositorische Ausbildung begonnen hatte: Er vertritt seinen ehemaligen Lehrer Michael Jarrell für ein Jahr als Kompositionsprofessor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Johannes Maria Staud gewinnt den Österreichischen Kunstpreis 2022.



Orlando Bass

Egg
 (2022)
für Violine und präpariertes Klavier UA


 

Das Stück imitiert die entropische Natur der Zellvermehrung.
Multiple Mitose-Sequenzen, in denen beide Instrumente organisch in immer komplexeren Strukturen interagieren, wechseln sich mit Kadenzen ab, die durch diesen Vers von Sappho strukturiert sind:

Φαῖσι δή ποτα Λήδαν ὐακινθίνων

[ὐπ' ἀνθέων] πεπυκαδμένον

εὔρην ὤιον.

Man erzählt sich, dass Leda ein dunkles und gewaltiges Ei fand versteckt unter wilden Hyazinthen."

Ein Grundthema des gesamten Werks ist die Angst, die durch Gerüchte und Klatsch ausgelöst wird, und die sich selbst entwickelnde Welt der Ängste.

Die Violine und das Klavier werden während des gesamten Stücks als ein einziges Instrument behandelt, als wären sie ein lebendiger zusammengesetzter Organismus (wie eine Flechte), in dem mehrere Elemente in einer wechselseitigen Beziehung koexistieren.

 

Die Violinistin Rachel Koblyakov tritt regelmäßig als Solistin und Kammermusikerin auf, sowohl in Europa als auch außerhalb. Ihre Leidenschaft gilt gleichermaßen der klassischen wie der neuesten Musik und sie tritt auf vielen Konzertbühnen auf, u.a. beim Printemps des Arts Festival in Monte Carlo, in der Elbphilharmonie Hamburg, in der Pariser Philharmonie, beim Luzern Festival sowie an diversen Veranstaltungsorten in New York und anderen US-amerikanischen Städten.
Sie gab ihr Solodebüt im Alter von 12 Jahren mit den Central Illinois Youth Orchestra. Seitdem trat sie als Solistin u.a. mit dem Orchestre Philharmonique de Radio-France unter der Leitung von Pierre-André Valade auf, den Hofer Symphonikern, dem Aeon Ensemble New York und dem Kiewer Ensemble Kyiv unter der Leitung von Luigi Gaggero.
Rachel Koblyakov widmet sich der Erkundung und Pflege neuer Kompositionen und hatte bereits das Glück, mit diversen Komponist*innen zu arbeiten, darunter Wolfgang Rihm, Matthias Pintscher, Stefano Gervasoni, Samuel Andreyev und Stuart Saunders Smith. Sie hat auch als Gastmusikerin in verschiedenen Neue-Musik-Ensembles wie Ensemble Modern oder Ensemble Intercontemporain gespielt.
Als Solistin und erste Violine im Ukho Ensemble Kyiv (Ukraine) hat sie seit 2016 zahlreiche neue Werke uraufgeführt, viele davon eigens für das Ensemble komponiert. Im Jahr 2022 schloss sie sich dem Pariser Ensemble für neue Musik, Ensemble Ecoute, als Geigerin und künstlerische Leiterin an.

Ihre Qualifikationen umfassen Bachelor- und Master-Abschlüsse von der New Yorker Juilliard School of Music, wo sie als Stipendiatin von Ronald Copes unterrichtet wurde, sowie zwei Künstlerdiplome von der Conservatoire Supérieur National de Musique de Paris – das eine für das klassische Repertoire, das andere für Neue Musik – mit Stipendien der Or du Rhin und Tarazzi-Stiftungen. Sie hat auch als Stipendiatin bei Igor Volochine an der Ecole Normale de Musique - Salle Cortot studiert.
Rachel Koblyakov engagiert sich leidenschaftlich für interdisziplinäre Kooperation, und war schon an verschiedenen Produktionen mit bildenden Künstler*innen und Choreograph*innen wie Rainer Ganahl und Massimo Gerardi als Kuratorin und als Ausführende beteiligt, sowie an einer Theaterinszenierung mit dem Schauspieler und Regisseur Mehdi Dehbi. Im musikpädagogischen Bereich ist sie Mitgründerin und Mitwirkende beim Musical Tubalirum für eine Reihe von Jugendveranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Barenboim-Said Akademie im Pierre Boulez Saal Berlin.

Sie hat als erste Violine im Ukho Ensemble CDs für KAIROS, Winter & Winter und EMI Vinci eingespielt, und im Duo mit dem Pianisten Orlando Bass für Triton. Ihre Solo-CD, Violin Soliloquy, wurde 2021 bei dem Label Paladino Media - Orlando Records veröffentlicht.

 

Orlando Bass ist ein französischer Pianist und Komponist britischer Abstammung, der 1994 geboren wurde.
Er studierte am CNSM in Paris und erhielt Diplome in Klavier (Roger MURARO), Kammermusik (Itamar GOLAN), Begleitung (Jean-Frédéric NEUBURGER) und Komposition (Thierry ESCAICH). An der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin absolviert er bei Kirill Gerstein ein Konzertexamen-Diplom.

Er spielt regelmäßig einen großen Teil des klassischen Repertoires und hat das Bedürfnis, vergessene Meisterwerke berühmter und unbekannter Komponisten zu erforschen, um in Konzertprogrammen, die seltene Stücke mit herkömmlichem Repertoire kombinieren, einen ehrlichen Überblick über die Entwicklung der Musik im Laufe der Zeit zu geben. Dies hat ihn dazu gebracht, die Explosion der musikalischen Ausdrucksformen, Musiksprachen und Ästhetiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu bewundern.

Als eifriger Interpret zeitgenössischer Musik und entschiedener Verfechter neuer Musik hat er viele Solo- und Ensemblewerke uraufgeführt. Er ist der festen Überzeugung, dass die Zusammenarbeit mit lebenden Komponisten der Schlüssel ist, um die Musik der Vergangenheit mit offenem Geist zu verstehen.
Sein Katalog umfasst zahlreiche Kammermusikwerke und Klaviermusik, Orchester- und Konzertwerke sowie zwei Opern. Er begann eine Reihe von Stücken namens Veränderungen, Metamorphosen von Werken aus der Vergangenheit, für verschiedene Besetzungen, darunter eine lyrische Farce, die 2020 uraufgeführt wurde: Ein Barbar in der Oper. Außerhalb des Kontexts dieser Stückreihe beschäftigen ihn die verschiedenen Transformationsprozesse und ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Produktion. Er lehnt es ab, sich mit einer einzigen klar definierten Ästhetik und einem allzu bequemen kompositorischen Rahmen zufrieden zu geben, so dass jedes Werk eine neue Herausforderung darstellt.
Regelmäßig begleitet er den Stummfilm mit Live-Improvisationen.

Eine CD mit Präludien und Fugen für Klavier solo, die durch das 20. und 21. Jahrhundert führt, wurde 2018 bei Indésens veröffentlicht, und eine Doppel-CD mit Uraufführungen aus seiner eigenen Feder und von Olivier Penard erscheint im Januar 2021 bei Dux.
Weitere CDs als Kammermusiker sind bei Maguelone, Triton, Odradek und Hortus erschienen, demnächst auch bei Naxos.

Seit Juni 2019 ist er Preisträger der Fondation Banque Populaire, die ihn bei seinen vielfältigen Projekten sowohl als Interpret als auch als Komponist tatkräftig unterstützt.


Dienstag, 2. Mai 2023 | 20:00 Uhr

filtered / unfiltered

LIVE-STREAM:   https://youtube.com/live/lpPqA7fGkl4

Ensemble LUX:NM 

 

Ruth Velten, Saxophon
Florian Juncker, Posaune
Silke Lange, Akkordeon
Neus Estarellas, Klavier
Zoé Cartier, Violoncello
Jonas Fehrenberg, Klangregie

Tickets online kaufen / order tickets online

filtered / unfiltered


 

 

Eres Holz

MACH (2020)
für Akkordeon und Live-Elektronik DE
 

MACH – so heißt ein Zyklus von Stücken für Soloinstrumente, den Eres Holz 2011 mit einem virtuosen Trompetensolo begonnen hat und der inzwischen neun Stücke umfasst; seit dem Klarinettenstück von 2016 kommt jeweils Live-Elektronik dazu. MACH! – als Aufforderung; MACH – auch als kleine Hommage an den Physiker Ernst Mach. Mit der nach ihm benannten Maßeinheit wird bis heute die Geschwindigkeit von Überschallflugzeugen angegeben – ein kleiner Hinweis auf die Schwierigkeit der Stücke. MACH – so steht es in der Partitur des Orgelstücks – sei »eine Art Einladung, das zu machen, was nicht trivial ist«.
Alle Stücke des Zyklus greifen auf ein für die jeweiligen Instrumente spezifisches Repertoire virtuoser Techniken und expressiver Spielfiguren zurück, die sich im Laufe der Musikgeschichte entwickelt haben: Bei der Harfe sind es etwa glockenhaft tiefe Basst
öne und glitzernde Arpeggien, beim Cello die höchste Intensität signalisierenden Doppelgriffe, beim Akkordeon eine vollstimmige, am Orgelklang Maß nehmende Spielweise. Die Elektronik verstärkt anfänglich den Klang – etwa durch Halleffekte und diskrete Verfärbungen –, überformt die Klangproduktion dann aber immer stärker: Noch immer hört man die Typika der instrumentalen Klangrede, nun aber ins Ekstatische gesteigert – die Instrumente reden gleichsam in fremden Zungen. Das Individuum, in sich gefangen, sucht mit allen erreichbaren Mitteln aus sich herauszugehen, sich der Welt mitzuteilen: Es geht, so formuliert es der Komponist, »um Kommunikation, um die Suche nach Empathie«, darum, »die Einsamkeit zu überwinden«, notfalls durch »ein Geschrei« nach außen zu dringen.
Gewiss, es geht in diesen Stücken um die 
»Lebenseinsamkeit« als Conditio humana: Das Wissen, wie Arthur Schnitzler es formulierte, »dass zwei Leute sich immer, immer fremd bleiben müssen, dass man nie ganz ineinander hineinsehen kann, dass man sich eigentlich nie wirklich versteht.« Es ist aber sicher kein Zufall, dass gleich fünf dieser Stücke während der Corona-Pandemie 2020/21 mit ihren Kontaktbeschränkungen entstanden sind. Einsamkeit wurde plötzlich zur täglichen Erfahrung und zum Debattengegenstand, und so kommt diesen Stücken auch eine zeitdiagnostische Qualität zu. Der Mensch, auch in der Isolation – sei sie aufgezwungen oder selbstgewählt –, bleibt ein »animal sociale«, bezogen auf ein Gegenüber.  (Ingo Dorfmüller, Ausschnitt aus dem Booklet des Doppelalbums  „Touching Universes, NEOS August 2022)

Eres Holz ist ein israelisch-deutscher Komponist. Er wurde 1977 nahe Tel Aviv geboren. Von 1998 bis 2002 absolvierte er ein B.A. Studium in Komposition bei Ruben Seroussi an der Tel-Aviv Universität. 2004 bis 2012 folgte ein Dipl. und M. A. Studium in Komposition bei Hanspeter Kyburz und in elektronischer Musik bei Wolfgang Heiniger an der HfM ‚Hanns Eisler‘ Berlin. Seit 2008 wirkt er dort als Dozent im Fach Algorithmische Komposition.
2017 war er Composer in residence des Deutschlandfunks in K
öln. 2013, 2014 und 2015 erhielt er Kompositionsstipendien des Berliner Senats. 2014 wurde seine Komposition ‚Vier Schatten‘ beim Carl von Ossietzky – Kompositionspreis ausgezeichnet. 2012 erhielt er das Aufenthaltsstipendium des Berliner Senats an der Cité Internationale des Arts in Paris. 2012 wurde er für den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung nominiert. In den Jahren 2005, 2008 und 2010 wurde er mit Preisen beim Hanns-Eisler-Preis ausgezeichnet. Seit 2014 ist Holz Mitglied bei der Akademie Deutscher Musikautoren. 2015, 2016, 2017 und 2018 war er Juror der INM e.V.. 2020 war er Juror des Senats von Berlin zur Förderung von Arbeitsstipendien der Neuen Musik. 2022 erschien bei NEOS sein Doppelalbum „Touching Universes. Das Album erhielt zahlreiche positive Rezensionen u.a. in Neue Zeitschrift für MusikNeue MusikzeitungPositionen und in Fono Forum
Eres Holz lebt und arbeitet in Berlin. 

 

 

Gitbi Kwon

Auraji (2022)
für Posaune und Zuspiel

 

Ich habe oft über die subjektive und begrenzte Wahrnehmung nachgedacht. Das, was für uns wie die Realität aussieht, ist manchmal nur ein Schein. Einiges von dem, was kaum wahrgenommen werden kann und nahezu unsichtbar zu sein scheint, ist oft von großer Bedeutung. Diese Idee wurde als musikalisches Konzept eingebracht, und die erste Version namens "Zweisam" wurde komponiert. Es geht um das Nebeneinander von Schein und Realität, Statik und Dynamik.

Das Stück "Auraji" ist eine weitere Version des Stückes "Zweisam". Auraji ist ein Startpunkt, an dem sich zwei Strömungen treffen und in den größten Fluss Koreas, den "Han-Fluss", münden, der von Osten nach Westen durch Südkorea fließt. Der Name "Auraji" stammt aus dem koreanischen Wort „Eoureojida, was bedeutet, sich miteinander zu treffen und sich zu mischen. (Gitbi Kwon)

 

Gitbi Kwon wurde 1992 in Ulsan, Südkorea, geboren. Nach dem Abschluss der Ulsan Arts High School studierte sie Komposition an der Keimyung University College of Music in Daegu (bei Cheol-Ha Park, Mu-Seoh Kim, Prof. Eun-Hwa Cho). Anschließend setzte sie ihre Studien bei Prof. Gordon Kampe in Hamburg fort und schloss ihr Studium mit Bestnote ab. Im Laufe ihres Studiums war ihr das kulturelle Verständnis wichtig und sie war besonders daran interessiert, die essentielle Bedeutung der traditionellen koreanischen Kultur und Ästhetik auf ihre eigene Art und Weise durch ihre Musik zu vermitteln. Daher tauschte sie sich aktiv mit der Abteilung für traditionelle koreanische Musik an der Seoul National University aus. Darüber hinaus wurde ihr künstlerisches Werk "Orgelpunkt: Rieger-Orgel St. Martin Kassel" auf CD produziert. Außerdem erhielt Kwon ein Stipendium des DAAD, Swiss Mobility sowie eine Förderung der Schüller-Stiftung. Während ihres Masterstudiums verbrachte sie ein Auslandssemester bei Caspar Johannes Walter an der Hochschule für Musik in Basel, Schweiz. Dort studierte sie bei Prof. Walter und Prof. Johannes Kreidler im Masterstudiengang 'Specialized Musical Performance and Composition'.

 

 

Peter Gahn

De-escalating Skies I+III (2017)
für Saxophon und Live-Elektronik 

 

De-escalating Skies“ begann als Projekt mit dem Fotografen Jan Leitz, der eine Ausstellungsreihe über die militärische Nutzung des Niederrheins in Westdeutschland erstellte. Das verbindende Thema war das Central Europe Pipeline System (CEPS), ein NATO-Pipelinesystem zur Versorgung der NATO-Seiten in mehreren westeuropäischen Ländern mit Flugzeugtreibstoff. Diese Pipeline ist seit den späten 1050er Jahren in Betrieb und im Boden verborgen. Jan Leitz und ich haben an den ehemaligen Standorten der britischen Luftwaffenstützpunkte Laarbruch und Noch, des NATO-Raketenstützpunktes Hombroich in Neuss, im Atombunker des Neusser Rathauses, in der Dekontaminationsstation der leckgeschlagenen CEPS-Pipeline in Uedem sowie in der Rohrleitungsbaufabrik Mannesmann Precision Tubes GmbH Hamm Fotos und Tonaufnahmen gemacht.

Geräusche von Rohren, dem Begehen des Bodens, Dekontaminationsstationen, Pipeline-Rohrkonstruktionen sowie austretendem Wasser vermischt mit Akzenten der Laute landender und sartender Düsenflugzeuge bilden den ersten Teil der elektronischen Klänge, der mit einer Geräuschkulisse eines offenen Feldes neben dem Flughafen endet. Der zweite Teil beginnt mit Tönen aus dem Inneren des Bunkers - Schritte, Türen, Schläuche des Luftzufuhrsystems und die Notausstiegsleiter - und geht über in das Geräusch von Schritten auf dem Boden. Er endet mit dem Klang von Fahrzeugen auf einer Autobahn, der mutmaßlichen Notlandebahn einer Militärbasis. Beide Teile der Komposition sind von den tief räsonierenden Klängen der Metalltore des Militärstützpunktes sowie der Tragfläche eines Aufklärungsjets umgeben, die ich jeweils durch Schlagen zum Schwingen anregte. (Peter Gahn)

 

Peter Gahn wurde wurde 1970 in Münster geboren und ist in Düsseldorf aufgewachsen. Von 1991 bis 1996 studierte er Komposition bei Nicolaus A. Huber und elektronische Komposition bei Ludger Brümmer an der Folkwang Hochschule Essen. Daran schloss sich von 1997 bis 2001 ein Kompositionsstudium bei Jo Kondo an der Tokyo National University of Fine Arts and Music an. Peter Gahn war Assistent für Inter Media Art bei Robert Darroll an der Tokyo National University of Fine Arts and Music und Dozent für Computermusik/Komposition an der Senzoku Musikhochschule, Kawasaki, und der Tokyo National University of Fine Arts and Music. Seit 2005 setzt er seine kompositorische Arbeit in Deutschland fort. Seit 2015 ist er Professor an der Hochschule für Musik Nürnberg. Sein kompositorisches Spektrum reicht von Solo- und Kammermusik über Werke für Chor und Orchester und elektronischer Musik bis hin zu Projekten mit Videokunst, Nohtheater, Pekingoper und zeitgenössischem Tanz.
Peter Gahn ist Träger des Irino-Preises 2005, des ersten Preises des Stuttgarter Kompositionspreises 2013 sowie des Giga-Hertz-Produktionspreises 2022. Er war 2005/06 Gastkünstler am ZKM Karlsruhe und erhielt Aufenthaltsstipendien an der Cit
é Internationale des Arts Paris (2009), dem Seoul Art Space Geumcheon (2010) und der Deutschen Akademie Rom, Casa Baldi (2016). Seine Kompositionen wurden u. a. bei den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt, den ISCM Weltmusiktagen in Yokohama, dem Tachikawa Performing Arts Festival Japan, der MaerzMusik Berlin, der Gaudeamus International Music Week, dem Ultraschall- Festival Berlin, dem Seoul International Computer Music Festival, dem ISCM-Musicarama Hong Kong, in der Tonhalle Düsseldorf und dem Konzerthaus Berlin aufgeführt. Zu den Interpreten seiner Werke zählen das Ensemble Phoenix Basel, das Ensemble Nomad Tokyo, das Ensemble Modern, das ensemble on_line vienna, das Ensemble Insomnio Utrecht, das ensemble courage, das E-Mex Ensemble, das Ensemble Musikfabrik und das Radio- Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Peter Gahn lebt in Nürnberg und Seoul.

 


Kotoka Suzuki

Orison (2017)
für drei Spieluhren und Elektronik 

 

Orison“ ist aus der Serie „In Praise of Shadows“ (Lob des Schattens), die von Tanizaki Juníchirōs Essay In Praise of Shadows“ von 1933 inspiriert ist. Die Abhandlung befasst sich mit der zentralen Bedeutung des negativen Raums und des Schattens für die traditionelle Ästhetik Japans - sowohl in der Musik und Architektur als auch beim Essen und bei der Gestaltung von Alltagsgegenständen. Wie Tanizaki erklärt „finden (wir) die Schönheit nicht in der Sache selbst, sondern in den Mustern (ihrer) Schatten… Ohne Schatten gäbe es keine Schönheit.
Orison“ für drei Spieldosen und Elektronik - beruht auf Aufnahmen von Kindern aus der Kriegszeit, die über Hoffnung, Frieden und das Leid, das sie ertragen mussten, sprechen und singen. Ihre Melodien werden durch die Spieldosen in den Vordergrund gerückt. Das Werk wurde vom 21C Music Festival (Kanada) in Auftrag gegeben.

Kotoka Suzuki / 
鈴木琴香 ist eine Komponistin, die sich sowohl auf multimediale als auch instrumentale Praktiken konzentriert. Sie hat mehrere groß angelegte Multimedia-Werke geschaffen, darunter räumliche, interaktive audiovisuelle Werke für Konzerte und Installationen, oft in Zusammenarbeit mit Künstlern und Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Ihre Arbeit hat einen starken Bezug zum Visuellen und begreift Klang als eine physische Form, die durch die skulpturale Praxis der Komposition manipuliert werden kann. Ihre Arbeit reflektiert oft über Leben, Atem und Wind.

Zu den Auszeichnungen, die sie erhalten hat, gehören das Berliner Künstlerprogramm des DAAD (Deutschland), der Erste Preis für Multimedia in Bourges (Frankreich), der Erste Preis des Internationalen Wettbewerbs für elektroakustische Musik Musica Nova (Tschechische Republik), die Global Music Awards (Goldmedaille), der Wettbewerb für elektroakustische Musik Russolo-Tratella (Finalist), die Norton Stevens und North Shore Stipendien der MacDowell Colony, das Howard Foundation Fellowship, New Music USA, das Gerald Oshita Fellowship von Djerassi und der Robert Fleming Prize des Canada Council for the Arts. Sie war Stipendiatin in der MacDowell Colony, in Yaddo, Djerassi, Ucross und im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). 

Sie erwarb einen B.M.-Abschluss in Komposition an der Indiana University und einen D.M.A.-Abschluss in Komposition an der Stanford University, wo sie bei Jonathan Harvey studierte. Weitere professionelle Ausbildungen waren der IRCAM Composition Summer Workshop (Frankreich), June in Buffalo (NY), Domaine Forget (Kanada) mit York Höller und die Voix Nouvelles Academy der Fondation Royaumont (Frankreich) mit Brian Ferneyhough und Franco Donatoni.
Sie lehrte an der University of Chicago und der Arizona State University und ist derzeit außerordentliche Professorin für Musik an der University of Toronto Scarborough (UTSC) mit einem Lehrauftrag an der Fakultät für Musik.
Ihre Werke sind bei Starkland, Edition RZ, Albany Records, EMF Media und IMEB Records erschienen. Seit 2001 ist sie assoziierte Komponistin am Canadian Music Centre.

 

 

Antonis Anissegos

It Is What It Is # 1 (2017)
für Ensemble


Used often in the business world, this incredibly versatile phrase can be literally translated as "fuck it."

The client changed the deadline to today? Well, it is what it is.

(urbandictionary.com)


Antonis Anissegos (*1970 in Thessaloniki) bekam seinen ersten Klavierunterricht mit sieben Jahren. 1991 erwarb er das Klavierdiplom am Staatlichen Konservatorium Thessaloniki (Klasse von Eleni Xenariou). Klavierstudien bei A. Lászlo und ein Kompositionsstudium bei György Orban an der Franz Liszt Akademie in Budapest, bei Kurt Schwertsik an der Musikhochschule Wien und bei Krzysztof Meyer an der Musikhochschule Köln folgten. Er studierte Jazzklavier bei John Taylor (Musikhochschule Köln) und erwarb 1997 auch sein Kompositionsdiplom in Köln. Von 1998 bis 2002 war er Meisterschüler bei Walter Zimmermann an der Universität der Künste Berlin.

Anissegos nahm in Meisterklassen u. a. von György Ligeti, Zoltán Kocsis, Imre Rohnmann, Pierre Laurent-Aimard, György Kurtág und Lev Vlassenko teil. Er gewann mehrere Preise, u. a. den Ersten Preis beim Kompositionswettbewerb der Neuköllner Oper Berlin 2000, Studiopreise 2001 und 2005 und den Kompositionspreis des Berliner Kultursenats.

Seine Solo-, Kammermusik-, Orchester- und Bühnenwerke wurden in vielen Städten Europas aufgeführt (u. a. vom Ensemble Modern, Ensemble Piandaemonium, ensemble mosaik, Ensemble Cornucopia, Ensemble dissonArt, vom Staatlichen Orchester Thessaloniki, dem Orchestra of Colours aus Athen, der Jungen Philharmonie Thüringen, Ensemble Berlin PianoPercussion).

Konzerte als Interpret und Improvisator in Europa, Japan, Korea und Zentral Amerika. Mitglied des European Music Project, des Ensemble Junge Musik, des Geschwistertrios IAMA, der Gruppen Lynx, Grix, KAYA (mit der Butoh-Tänzerin Yuko Kaseki), ΣΩΜΑ, ddaA, Card Castle und best before unu (mit dem Videokünstler bestbefore). Zusammenarbeit mit der Videokünstlerin Erika Matsunami (OIO, 2005–2009), der Tanzgruppe adLibdances (2007–2011) und dem Theater Thikwa. Seit Sommer 2006 unterrichtet er Improvisation im Music Village in Griechenland. Als elektronischer Musiker tritt er mit dem Namen „unu“ auf. Darüber hinaus gibt es über 40 CD-Veröffentlichungen.

 

 

Laura Mello

Pidg In Note Out (2019)
für Saxophon, Posaune, Akkordeon, Violoncello, Klavier und Elektronik 

 

Für die mixed-media Komposition Pidg In Note Out dienten als Ausgangsmaterial sowohl für den instrumentalen als auch elektronischen Teil Sprachaufnahmen von professionellen Sprecher:innen, die im Internet verfügbar waren und zu bestimmten Anlässen eingesprochen worden waren und zu bestimmten Anlässen eingesprochen worden waren. Für die Auswahl der Sprachaufnahmen ist die Muttersprache der beteiligten Musiker:innen entscheidend; diese Auswahl wird für jede Aufführung modifiziert. Entwicklung und Notation des Stücks sind von elektronischen Klangbearbeitungsprozessen  beeinflusst. Durch Veränderungen der Klangfarbe (Filterungen), Be- und Entschleunigungen sowie Verdichtungen bzw. Isolierungen bewegen sich gesprochene Sprache und Musik aufeinander zu, sie werden zu einem „musikalischen Pidgin.

Laura Mello, geboren 1972 in Blumenau, Brasilien, hat in Brasilien ein Studium der Kommunikationswissenschaft und später der Komposition abgeschlossen sowie in Wien elektroakustische Komposition studiert. Sie horcht und erforscht Formate, singt, spielt traditionelle und elektronische Instrumente, kreiert instrumentale Stücke, Installationen, Interventionen und audiovisuelle Performances. In ihrer Solo-Performancereihe Composing for many media including me reflektiert sie – durch den Einsatz von elektronischen Instrumenten, Videoprojektion und ihrem eigenen Körper– ihre Rolle als Komponistin und Künstlerin in einem multikulturellen Umfeld. Ihr Werk war u. a. in Festivals wie Radical Latinamerica Sounds, Heroines of Sound, Frau Musica Nova, Dystopia Klangkunst, und Häusern wie dem Konzerthaus Berlin, Akbank Sanat, der Berlinischen Galerie und Tonspur MQ Wien zu sehen und zu hören. Ihre Kompositionen und Radioproduktionen wurden u. a. auf Deutschlandfunk Kultur, Ö1 und BBC3 ausgestrahlt. 2018 hat sie die CD Está Verde! veröffentlicht, eine Retrospektive von zehn Jahren elektroakustischer Musik. Die 7“ LP Ringing Still Life (2018) führt experimentelle Klingeltöne, Stille und Field Recordings zusammen. Zusammen mit dem berliner Kollektiv Errant Sound kuratierte und organisierte sie die Sound Art Festivals Dystopie Berlin-Brasilien (2020) und *Topia (2021). Mello hat zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, zuletzt 2019 das Arbeitsstipendium des Berliner Senats für Kultur und Europa (2019), das Stipendium des Förderprogramms Neustart Kultur des Musikfonds (2020) und das Stipendium der Kulturakademie Tarabya (2021). Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Berlin.


LUX:NM contemporary music ensemble berlin ist ein Ensemble für zeitgenössische Musik, das sich durch seine authentischen und energetischen Interpretationen Neuer Musik internationales Renommee erworben hat. 2010 wurde das Ensemble auf Initiative von Ruth Velten und Silke Lange aus mehreren SolistInnen gegründet, um selbstbestimmte und vielseitige Kammermusikprogramme mit einer klanglich flexiblen Besetzung zu erarbeiten.
LUX:NM versteht sich als Initiator*in und Entwickler*in neuer Konzepte in der zeitgenössischen Musik. Die Mitglieder des Ensembles komponieren, improvisieren, interpretieren und kuratieren, sie entwickeln ihre eigenen dramaturgischen Konzepte und szenischen Ideen. Dieser künstlerisch-kreative Aspekt steht im Zentrum des Kollektivgedankens. Die intensive Ensemblearbeit ermöglicht außergewöhnliche neue Projekte, in der interdisziplinäre Projekte ebenso wie interkulturelle Ansätze selbstverständlich ihren Platz finden. So setzen sich die MusikerInnen des Ensembles neben der Aufführung bereits bestehender Kompositionen besonders dafür ein, neue Werke und Formate zu initiieren und in ihr Repertoire aufzunehmen.
Als gefragte KammermusikerInnen und auf internationalen Wettbewerben ausgezeichnete MusikerInnen sind die InstrumentalistInnen des Ensembles regelmäßig auf wichtigen Konzertpodien und Festivals der Neuen Musik zu Gast, unter anderem dem Warschauer Herbst, Ultraschall Festival Berlin, MaerzMusik, Infektion! Festival für Neues Musiktheater, Festival de Música contemporánea Chile, AchtBrücken Köln, Groundswell, Now Hear This! Kanada usw.
Mit verschiedenen eigenen Produktionen setzt das Ensemble thematische Schwerpunkte und beleuchtet so verschiedene Facetten der Neuen Musik, darunter Fluxus reloaded (F)LUX:NM (in Kooperation mit der Staatsoper Berlin), HOME SWEET HOME – ein szenisches Konzertprojekt (IM FOKUS/LUX:NM Produktion), Aaron S. (Multimedia-Oper von Slawomir Wojciechowski), Diary, Random and Pickles (Musikperformance von Pierre Jodlowski), DARK LUX (Hörstück mit Musik von Gordon Kampe), Epilog:Abriss (musiktheatrale Performance mit Musik von Andrej Koroliov), Antigone Exp. N° 2 (immersives Musiktheater mit Augmented Reality nach Tommaso Traetta), „Giro auf der Suche nach dem Erinnerungsschlüssel“ (Musiktheater für Kinder von Gordon Kampe)
2017 wurde das Album LUXUS vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik auf der Bestenliste ausgezeichnet. Im November 2018 ist das zweite Ensemblealbum STRANDGUT im Handel erschienen. Hierfür wurde das Ensemble für den Preis der deutschen Schallplattenkritik sowie für den International Classical Music Award (ICMA) 2020 nominiert. 2021 erschien das Album zur Produktion DARK LUX in der Hörstück-Fassung in Zusammenarbeit mit dem DLF Köln.


Mit herzlichen Frühlingsgrüßen,

Ihre Martin Daske und Rainer Rubbert


 

Gerne weisen wir immer wieder darauf hin, dass fast alle Konzerte aus den letzten Jahren auf unserem Youtube-Kanal zum Nachhören bereitstehen. Abonnieren Sie sich gerne!

https://www.youtube.com/c/UnerhörteMusik

 


Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007

Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen