Berlin-Rheinsberger Kompositionspreis 2018
Verleihung des Berlin-Rheinsberger Kompositionspreises 2018 an Alexandra Filonenko duch den
Kulturstaatssekretär Dr. Torsten Wöhlert und Georg Quander, künstlerischer Direktor der Kammeroper und Musikakademie Rheinsberg
Alexandra Filonenko
bellxtreme (2013)
für Sopran und Akkordeon
Das
Stück "bellxtreme" entstand in der Zeit, wo ich viel mit Text und
Stimme gearbeitet habe, so wie heutzutage noch. Die Haupidee - und
irgendwie ein Manifest für die spätere Zeit - war die Zerstörung der
typischen Gesangstechniken der Vokalmusik und gleichzeitig das Schaffen
einer modernen Gesangtechnik. Der Moment und die Zeit, wo es keine
Differenz zwischen der U-Musik und E- Musik gibt, und statt dessen ein
neuer moderner Gesangsart und modernesVerstehen. Später habe ich die
Idee weiterentwickelt, brachte aber schon zu mehr komplexen Formen und
Inhalt.
Zur
Besetzung: ich hab das Akkordeon nicht nur im klassische Sinne
betrachtet, sondern – ebenso, wie bei der Stimme – moderne
Instrumentaltechnik verwandt und durch den Text des Moskauer Autoren und
Komponisten Kirill Shirokov, der die beiden Musiker verbindet, kommt es
zu einem Duett: einer „bellxtremierenden“ Performance.
Alexandra Filonenko
schloss ihr Hauptstudium und Aufbaustudium Komposition bei Edison
Denisov und Wladimir Tarnopolski am Moskauer Konservatorium P.I.
Tchaikovsky ab. Sie war Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin,
Schloss Solitude, Künstlerhaus Schreyahn, Musikakademie Rheinsberg, Casa
Baldi (Italien) sowie Preisträgerin beim Kompositionswettbewerbs der
Händelfestspiele, bei „Arbeiten mit Arditti“, Deutsche Oper Berlin,
Zeitgenössische Oper Berlin, Young Euro Classic und erhilet 2018 den
Berlin – Rheinsberger Kompositionspreis.
Ihre
Werke wurden aufgeführt durch: Ensemble Ascolta, Ensemble Aleph, Kairos
Quartett, Arditti Quartett, Neue Vokalsolisten, Solisten der Deutsche
Oper Berlin, Studio Neue Musik (Moskau), Maulwerker, KNM (Berlin),
Solisten des Musica Aeterna Chores, Musikkollegium Winterthur unter der
Leitung von Thomas Zehetmair, Daniel Gloger, Natalia Pschenitchnikova,
Konstantin Manaev, Viktoria Vitrenko u.a.
Alexandra Filonenko ist freischaffende Komponistin und lebt in Berlin.
Rainer Rubbert
Vocalise - BICE (1992)
für Sopran,Flöte, Schlagzeug, Violoncello und Klavier
Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf.
1975-1981 studierte
er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold
Szalonek, der ihn in seiner Radikalität – den vermeintlichen Widerspruch
zwischen avanciertem musikalischen Material, kompositorischer
Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen – maßgeblich
beeinflusste.
Er
erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel
Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den
Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik der Akademie der
Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007den
Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di
Fossacesia.
Seit 1989 ist er einer der künstlerischen Leiter der Konzertreihe Unerhörte Musik.
2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von Tanja Langer.
2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet.
Er lebt und arbeitet in Berlin.
Alexandra Filonenko
Drei Lieder aus: ANNA (2015)
für Sopran und Klavier
Das
Vokalzyklus „ANNA“ wurde in der Zeit geschrieben, als ich für mich die
Texte von Anna Altchuk entdeckt hatte. Die russische Dichterin Anna
Altchuk (1955-2008), die ihre letzten Jahren in Berlin verbrachte, war
eine politisch und kulturell aktive Künstlerin, wobei sie für mich nicht
nur als Dichtererin interessant und wichtig wurde. Die Gedichte von
Anna Altchuk sind eigenartig und unverwechselbar. Ich fand sie sehr
spannend und schön plakativ einerseits, und zugleich aber sehr
zerbrechlich und sensibel, sodass ich sie unbedingt vertonen wollte.
Zeitgleich entdeckte ich für mich die Poesie von Anna Glazova, einer
russischen Dichterin, die jetzt in Hamburg lebt. Ihre Texte fand ich
sehr raffiniert, filigran und philosophisch. Die Texte der zwei Annas
wirkten auf mich mystisch, magisch und wirksam. Sie sind einerseits
völlig verschieden, und dennoch gibt etwas, was die beiden Künstlerinnen
für mich verbindet, sodass ich beide in einem Zyklus vereinigte. Und es
war gleich völlig klar, das ich den Zyklus „ANNA“ nennen werde. Es gibt
im Stück einige Objekte, wie Messer, Hammer, Glocke, die eine sehr
rhetorische und konzeptuelle Rolle spielen.
Natalia Pschenitschnikova
Birds Conversation (aus: " Voice of Zangezi" nach Velimir Khlebnikov, 1.Teil ) (2017)
für Stimme und Elektronik
„Birds conversation“ is a first part „Birds“ of a mono Performance- Oper „ Voice of Zangezi“ by Natalia Pschenitschnikova after a Poem by Russian futuristic poet of beginning of 20 century Velimir Khlebnikov „ Zangezi“ A
philosophy of numbers and sounds as a basic understanding of a world
order in trying to prevent a world of small and big catastrophes . In a first part birds are cosmic code senders.
Die in Berlin lebende Sängerin, Flötistin, Tänzerin und Performancekünstlerin Natalia Pschenitschnikova wurde
in Moskau geboren und erhielt seit ihrem dritten Lebensjahr
Musikunterricht. Sie studierte klassisches Ballett und Flöte an der
Zentralmusikschule Moskau und absolvierte das Solistenexamen als
Flötistin am Staatlichen Tschaikowski- Konservatorium in Moskau mit
Auszeichnung. Es folgte eine rege Tätigkeit als Solistin für Flöte und
Gesang sowie als Kammermusikerin. Natalia Pschenitschnikowa war
Teilnehmerin zahlreicher internationaler Festivals, darunter Biennale
Venedig, Maerzmusik, Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, Huddersfield
Contemporary Music Fest, Klangspuren, Transart, Kammermusikfest
Lockenhaus und Berliner Festwochen. Gleichzeitig arbeitete sie in
verschiedenen Theater- und Tanzprojekten und hatte Auftritte als
Performance-Künstlerin mit German Vinogradov und Dmitri A. Prigov.
Für
Natalia Pschenitschnikowa wurden mehrere Werke für Flöte oder Stimme
und für die Kombination Flöte/Stimme komponiert. Sie hat unter anderem
Stücke von Bernhard Lang, Giya Kancheli, Dmitrij Kourliandski, Johannes
Fritsch, Peter Ablinger, Anna Ikramova, Klaus Lang, Sergej Newski,
Helmut Oehring, Boris Filanovski, Alexandra Filonenko, Suguru Goto,Vadim
Karassikov, Vladimir Rannev und Siegfried Köpf zur Uraufführung
gebracht, in Zusammenarbeit mit renommierten Dirigenten wie Theodor
Kourentzis, Peter Rundel, Wladimir Jurowskij, Enno Poppe, Beat Furrer,
Dennis Russell Davies, Jürg Wyttenbach und Martyn Brabbins. Einen Schwerpunkt ihres Repertoires bilden Vokalwerke von Giacinto Scelsi.
In
der letzten Zeit arbeitet sie eng mit dem Regisseur Theodoros
Therzopoulos und dem Attis Theater (Athen) zusammen. Sie trifft auch in
Duos mit den Pianisten Mikhail Mordvinov und Alexej Lubimov auf. Mit
Ljubimov hat sie Werke von John Cage aus den 1930er und 1940er Jahren
bei der deutschen Firma ECM-Records eingespielt, die Aufnahme erschien
zu Cages 100. Geburtstag mit dem Title "As it is".
Natalia
Pschenitschnikowa hat selbst mehrere Kompositionen, Klangaktionen und
Multimedia-Projekte gestaltet. CD-Einspielungen sind bei ECM Records,
Col Legno, Melodiya, Art&Elektronika verlegt.
Künstlerische Leiterin und Gründerin des Theatre für Stimme „La Gol“ ( Moskau , 2016 bis heute)
Gründerin und Kuratorin von Konzertreihe BKA Club Konzerte ( Berlin, 2015-2017)
Martin Daske
sans paroles dans sables mouvants (2007)
für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Violoncello und Zuspiel
Martin
Daske, 1962 in Berlin geboren. Kompositorische Ausbildung bei Christian
Wolff und Boguslaw Schaeffer. Daske entwickelte neben seinem „normalen“
kompositorischen Schaffen eine Form dreidimensionaler Notation
("Folianten") und 2010 eine weitere ("Notensetzen"). Zahlreiche
Hörspiele und andere Radioarbeiten, Klanginstallationen, Theater- und
Filmmusiken. Seit 1989 einer der beiden künstlerischen Leiter der
Konzertreihe "Unerhörte Musik" in Berlin. Seit 1993 betreibt Daske sein
eigenes Produktionsstudio: tribord studio. Diverse CD-Veröffentlichungen
und Preise. (www.tribordstudio.de)
Alexandra Filonenko
Mach auf das Tor, Herr Matador! (2010)
für Stimme, Flöte, Klarinette, Akkordeon, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello
Das Stück "Mach auf Das Tor, Herr Matador!" baut auf der Kurzgeschichte "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler und Gedichten von Marianne Geide auf. Die Idee des Stückes ist das instrumentale Theater mit der Solo-Sängerin,
die auch Schauspielerin ist, die singt und ihren Monolog liest. Auch
die Modellierung und Synthese des zweisprachigen Textes, wird als eine
Sprache wahrgenommen. Trotz der Unterschiede der Sprachen (Russisch,
Deutsch), versuchte ich, die gesamte „neue“ synthetische Sprache mit einer bestimmten, eigentümlichen und eigenen Syntax zu simulieren.
All dies bezieht sich auch auf die Sängerinnen- / Schauspielerinenpartie: zwei Hypostasen, nicht einander entgegengesetzt, wie es charakteristisch ist für die Ästhetik
der Sprechstimme, aber nun auf eine neue Stufe der Entwicklung aufgrund
der besonderen Syntax und anderen Gesangstechnik gehoben wird: denn es
gibt keine klare Präferenz für einen Text im Verhältnis zum anderen, die ineinander fließen in Blöcken, durch die Einführung von Zwischenspielen, Arien und Tanz, zu dem es im Höhepunkt des Dramas kommt und der eine Mikrosuite einleitet.
Die Intermedien/ Zwischenspiele im Stück kommen als eine dramaturgische Kadenz und führen das Stück
in eine neue Richtung. Im Mittelpunkt steht ein Tanz. Ich habe
versucht, eine Art Straßenmusik (Kneipenmusik) zu produzieren. So sind
neben Jazzelementen auch ein Plattler - typisch österreichischer Tanz – erkennbar.
Und die Musiker werden dramatische Schauspieler.
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