Dienstag, 22. Januar 2019

Newsletter Unerhörte Musik | 2019 | Nr. 02

View this email in your browser

NEWSLETTER 2019 | Nr. 02
22. und 29. Januar


„If politics is the entertainment department of military industry,
(Frank Zappa), then art is the entertainment department of politics.“
(François Sarhan)

Liebe Interessierte,
eine schöne Tradition unserer Reihe sind die Konzerte anlässlich der Verleihung des Berlin-Rheinsberger Kompositionspreises, mit dem 2018 die Berliner Komponistin Alexandra Filonenko ausgezeichnet wurde und der ihr im Rahmen des Konzertes am kommenden Dienstag, 22. Januar verliehen wird.
Es spielt das üppig besetzte ensemble unitdedberlin mit der Gesangssolistin Natalia Pschenitschnikova
Werke von Alexandra Filonenko, Natalia Pschnitschnikowa, Rainer Rubbert und Martin Daske.
In der Pause bittet Kulturstaatssekretär Dr. Torsten Wöhlert zu einem kleinen Empfang.

Am darauf folgenden Dienstag, 29. Januar performt das mallorquinische Alter Face piano ensemble mit Albert Díaz & Tomeu Moll-Mas am manipulierten Klavier: String Piano #2
Das Ensemble schafft ein Repertoire, das neue Klangdimensionen für Tasteninstrumente eröffnet.
Werke für zwei Spieler – meist Auftragskompositionen von Alter Face -, die am offenen Instrument den Klavierklang manipulieren, eröffnen auch neue szenische Möglichkeiten: zwei Pianisten werden zeitweise zu Schlagzeugern, bespielen den Flügel von allen Seiten und kreieren Sounds die den traditionellen Klavierklang sprengen.”
Auf dem Programm stehen Werke von Wolfgang Rihm, François Rossé DE, Enric Riu DE, Iker Güemes, Sami Klemola DE und Michael Maierhof.
Dienstag, 22. Januar 2019 | 20:30 Uhr

ensemble unitdedberlin | Natalia Pschenitschnikova
ensemble unitdedberlin

Martin Glück, Flöte
Matthias Badczong, Klarinette
Sergej Tchirkov, Akkordeon
Sabrina Ma, Schlagzeug
Yoriko Ikeya, Klavier
Biliana Voutchkova, Violine
Jean-Claude Velin, Viola
Lillia Keyes, Violoncello

Natalia Pschenitschnikova, Stimme
Erich Wagner, Leitung
Tickets online kaufen / order tickets online
Berlin-Rheinsberger Kompositionspreis 2018


Verleihung des Berlin-Rheinsberger Kompositionspreises 2018 an Alexandra Filonenko duch den
Kulturstaatssekretär Dr. Torsten Wöhlert und Georg Quander, künstlerischer Direktor der Kammeroper und Musikakademie Rheinsberg

Alexandra Filonenko
bellxtreme (2013)
für Sopran und Akkordeon

Das Stück "bellxtreme" entstand in der Zeit, wo ich viel mit Text und Stimme gearbeitet habe, so wie heutzutage noch. Die Haupidee - und irgendwie ein Manifest für die spätere Zeit - war die Zerstörung der typischen Gesangstechniken der Vokalmusik und gleichzeitig das Schaffen einer modernen Gesangtechnik. Der Moment und die Zeit, wo es keine Differenz zwischen der U-Musik und E- Musik gibt, und statt dessen ein neuer moderner Gesangsart und modernesVerstehen. Später habe ich die Idee weiterentwickelt, brachte aber schon zu mehr komplexen Formen und Inhalt.
Zur Besetzung: ich hab das Akkordeon nicht nur im klassische Sinne betrachtet, sondern – ebenso, wie bei der Stimme – moderne Instrumentaltechnik verwandt und durch den Text des Moskauer Autoren und Komponisten Kirill Shirokov, der die beiden Musiker verbindet, kommt es zu einem Duett: einer „bellxtremierenden“ Performance.

Alexandra Filonenko schloss ihr Hauptstudium und Aufbaustudium Komposition bei Edison Denisov und Wladimir Tarnopolski am Moskauer Konservatorium P.I. Tchaikovsky ab. Sie war Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin, Schloss Solitude, Künstlerhaus Schreyahn, Musikakademie Rheinsberg, Casa Baldi (Italien) sowie Preisträgerin beim Kompositionswettbewerbs der Händelfestspiele, bei „Arbeiten mit Arditti“, Deutsche Oper Berlin, Zeitgenössische Oper Berlin, Young Euro Classic und erhilet 2018 den Berlin – Rheinsberger Kompositionspreis.
Ihre Werke wurden aufgeführt durch: Ensemble Ascolta, Ensemble Aleph, Kairos Quartett, Arditti Quartett, Neue Vokalsolisten, Solisten der Deutsche Oper Berlin, Studio Neue Musik (Moskau), Maulwerker, KNM (Berlin), Solisten des Musica Aeterna Chores, Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von Thomas Zehetmair, Daniel Gloger, Natalia Pschenitchnikova, Konstantin Manaev, Viktoria Vitrenko u.a.
Alexandra Filonenko ist freischaffende Komponistin und lebt in Berlin.

Rainer Rubbert
Vocalise - BICE (1992)
für Sopran,Flöte, Schlagzeug, Violoncello und Klavier

Rainer Rubbert wurde 1957 in Erlangen geboren und wuchs in Berlin auf.
1975-1981 studierte er Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Witold Szalonek, der ihn in seiner Radikalität – den vermeintlichen Widerspruch zwischen avanciertem musikalischen Material, kompositorischer Konsequenz und ungehindertem Ausdruck aufzulösen – maßgeblich beeinflusste.
Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. 1979 den Prix Marcel Josse, 1986/87 das Cité des Arts-Stipendium Paris, 1989 den Kompositionspreis Budapest, 1992 den Kunstpreis Musik der Akademie der Künste, 2003 das Villa-Serpentara-Stipendium, 2007den Carl-von-Ossietzky-Kompositionspreis und 2012 den Premio Città di Fossacesia.
Seit 1989 ist er einer der künstlerischen Leiter der Konzertreihe Unerhörte Musik.
2008 schrieb er die Kleist Oper nach dem Libretto von Tanja Langer.
2013 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet.
Er lebt und arbeitet in Berlin.

Alexandra Filonenko
Drei Lieder aus: ANNA (2015)
für Sopran und Klavier

Das Vokalzyklus „ANNA“ wurde in der Zeit geschrieben, als ich für mich die Texte von Anna Altchuk entdeckt hatte. Die russische Dichterin Anna Altchuk (1955-2008), die ihre letzten Jahren in Berlin verbrachte, war eine politisch und kulturell aktive Künstlerin, wobei sie für mich nicht nur als Dichtererin interessant und wichtig wurde. Die Gedichte von Anna Altchuk sind eigenartig und unverwechselbar. Ich fand sie sehr spannend und schön plakativ einerseits, und zugleich aber sehr zerbrechlich und sensibel, sodass ich sie unbedingt vertonen wollte. Zeitgleich entdeckte ich für mich die Poesie von Anna Glazova, einer russischen Dichterin, die jetzt in Hamburg lebt. Ihre Texte fand ich sehr raffiniert, filigran und philosophisch. Die Texte der zwei Annas wirkten auf mich mystisch, magisch und wirksam. Sie sind einerseits völlig verschieden, und dennoch gibt etwas, was die beiden Künstlerinnen für mich verbindet, sodass ich beide in einem Zyklus vereinigte. Und es war gleich völlig klar, das ich den Zyklus „ANNA“ nennen werde. Es gibt im Stück einige Objekte, wie Messer, Hammer, Glocke, die eine sehr rhetorische und konzeptuelle Rolle spielen.


Natalia Pschenitschnikova
Birds Conversation (aus: " Voice of Zangezi" nach Velimir Khlebnikov, 1.Teil )  (2017)

für Stimme und Elektronik

Birds conversationis a first part „Birds“ of a mono Performance- Oper Voice of Zangeziby Natalia Pschenitschnikova after a Poem by Russian futuristic poet of beginning of 20 century Velimir Khlebnikov ZangeziA philosophy of numbers and sounds as a basic understanding of a world order in trying to prevent a world of small and big catastrophes . In a first part birds are cosmic code senders.

Die in Berlin lebende Sängerin, Flötistin, Tänzerin und Performancekünstlerin Natalia Pschenitschnikova wurde in Moskau geboren und erhielt seit ihrem dritten Lebensjahr Musikunterricht. Sie studierte klassisches Ballett und Flöte an der Zentralmusikschule Moskau und absolvierte das Solistenexamen als Flötistin am Staatlichen Tschaikowski- Konservatorium in Moskau mit Auszeichnung. Es folgte eine rege Tätigkeit als Solistin für Flöte und Gesang sowie als Kammermusikerin. Natalia Pschenitschnikowa war Teilnehmerin zahlreicher internationaler Festivals, darunter Biennale Venedig, Maerzmusik, Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, Huddersfield Contemporary Music Fest, Klangspuren, Transart, Kammermusikfest Lockenhaus und Berliner Festwochen. Gleichzeitig arbeitete sie in verschiedenen Theater- und Tanzprojekten und hatte Auftritte als Performance-Künstlerin mit German Vinogradov und Dmitri A. Prigov.
Für Natalia Pschenitschnikowa wurden mehrere Werke für Flöte oder Stimme und für die Kombination Flöte/Stimme komponiert. Sie hat unter anderem Stücke von Bernhard Lang, Giya Kancheli, Dmitrij Kourliandski, Johannes Fritsch, Peter Ablinger, Anna Ikramova, Klaus Lang, Sergej Newski, Helmut Oehring, Boris Filanovski, Alexandra Filonenko, Suguru Goto,Vadim Karassikov, Vladimir Rannev und Siegfried Köpf zur Uraufführung gebracht, in Zusammenarbeit mit renommierten Dirigenten wie Theodor Kourentzis, Peter Rundel, Wladimir Jurowskij, Enno Poppe, Beat Furrer, Dennis Russell Davies, Jürg Wyttenbach und Martyn Brabbins. Einen Schwerpunkt ihres Repertoires bilden Vokalwerke von Giacinto Scelsi.
In der letzten Zeit arbeitet sie eng mit dem Regisseur Theodoros Therzopoulos und dem Attis Theater (Athen) zusammen. Sie trifft auch in Duos mit den Pianisten Mikhail Mordvinov und Alexej Lubimov auf. Mit Ljubimov hat sie Werke von John Cage aus den 1930er und 1940er Jahren bei der deutschen Firma ECM-Records eingespielt, die Aufnahme erschien zu Cages 100. Geburtstag mit dem Title "As it is".
Natalia Pschenitschnikowa hat selbst mehrere Kompositionen, Klangaktionen und Multimedia-Projekte gestaltet. CD-Einspielungen sind bei ECM Records, Col Legno, Melodiya, Art&Elektronika verlegt.
Künstlerische Leiterin und Gründerin des Theatre für Stimme „La Gol“ ( Moskau , 2016 bis heute) 
Gründerin und Kuratorin von Konzertreihe BKA Club Konzerte ( Berlin, 2015-2017)

Martin Daske
sans paroles dans sables mouvants (2007)
für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Violoncello und Zuspiel

Martin Daske, 1962 in Berlin geboren. Kompositorische Ausbildung bei Christian Wolff und Boguslaw Schaeffer. Daske entwickelte neben seinem „normalen“ kompositorischen Schaffen  eine Form dreidimensionaler Notation ("Folianten") und 2010 eine weitere ("Notensetzen").  Zahlreiche Hörspiele und andere Radioarbeiten, Klanginstallationen, Theater- und Filmmusiken. Seit 1989 einer der beiden künstlerischen Leiter der Konzertreihe "Unerhörte Musik" in Berlin. Seit 1993 betreibt Daske sein eigenes Produktionsstudio: tribord studio. Diverse CD-Veröffentlichungen und Preise. (www.tribordstudio.de)


Alexandra Filonenko
Mach auf das Tor, Herr Matador! (2010)
für Stimme, Flöte, Klarinette, Akkordeon, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello

Das Stück "Mach auf Das Tor, Herr Matador!" baut auf der Kurzgeschichte "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler und Gedichten von Marianne Geide auf. Die Idee des Stückes ist das instrumentale Theater mit der Solo-Sängerin, die auch Schauspielerin ist, die singt und ihren Monolog liest. Auch die Modellierung und Synthese des zweisprachigen Textes, wird als eine Sprache wahrgenommen. Trotz der Unterschiede der Sprachen (Russisch, Deutsch), versuchte ich, die gesamte neuesynthetische Sprache mit einer bestimmten, eigentümlichen und eigenen Syntax zu simulieren.
All dies bezieht sich auch auf die Sängerinnen- / Schauspielerinenpartie: zwei Hypostasen, nicht einander entgegengesetzt, wie es charakteristisch ist für die Ästhetik der Sprechstimme, aber nun auf eine neue Stufe der Entwicklung aufgrund der besonderen Syntax und anderen Gesangstechnik gehoben wird: denn es gibt keine klare Präferenz für einen Text im Verhältnis zum anderen, die ineinander fließen in Blöcken, durch die Einführung von Zwischenspielen, Arien und Tanz, zu dem es im Höhepunkt des Dramas kommt und der eine Mikrosuite einleitet.
Die Intermedien/ Zwischenspiele im Stück kommen als eine dramaturgische Kadenz und führen das Stück in eine neue Richtung. Im Mittelpunkt steht ein Tanz. Ich habe versucht, eine Art Straßenmusik (Kneipenmusik) zu produzieren. So sind neben Jazzelementen auch ein Plattler - typisch österreichischer Tanz – erkennbar.
Und die Musiker werden dramatische Schauspieler.
ensemble unitedberlin
Was treiben wir da eigentlich seit fast 30 Jahren? Befinden wir uns mit unserer Arbeit, der Präsentation neuer Musik im Konzertsaal, noch in ähnlicher Situation wie vor über 100 Jahren, als gerade entstandene Kompositionen ausschließlich live zu erleben waren und Anton Webern nach der Uraufführung des Pierrot lunaire in Berlin schrieb: „Aber am Schluß war nicht die Spur von Widerspruch. Schönberg und die Aufführenden mußten oft und oft kommen, vor allem natürlich Schönberg; man schrie im Saal nach ihm immer wieder. Es war ein unbedingter Erfolg.“
Nein, so ist es nicht mehr - aber das wollen wir wieder erleben!! Um eine Idee aus der Bildenden Kunst zu gebrauchen: Dafür verstehen wir uns in unserer vermittelnden Interpretenrolle als quasi Galeristen musikalischer Avantgarde - mit dem Ehrgeiz, für Schöpfer und Rezipienten zeitgenössischer Musik eine gewinnbringende Situation zu schaffen.
unitedberlin ist gemeinsam mit dem international erfolgreichen Dirigenten Vladimir Jurowski als Artistic Advisor seit der Saison 2015/16 vom Konzerthaus Berlin als Ensemble in Residence eingeladen. Damit schließt sich für Ensemble und Dirigent ein Kreis, der sich bereits vor über 20 Jahren mit gemeinsamen Konzerten und CD-Produktionen zu öffnen begann - ein neues Kapitel in der Arbeit unseres Ensembles ist aufgeschlagen …

Erich Wagner, geboren 1965 in Todtnau, studierte Klarinette bei Prof. Dieter Klöcker an der Musikhochschule Freiburg. Es folgte ein künstlerisches Aufbaustudium bei Prof. Hans Pfeifer in Mannheim.
Seit 1993 lebt er in Berlin und ist Solobassklarinettist der Anhaltischen Philharmonie in Dessau. Er ist langjähriges Mitglied des Ensembles unitedberlin.
Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker und Interpret neuer Musik studierte Erich Wagner Dirigieren an der Hochschule für Musik in Leipzig und leitete Konzerte und CD-Aufnahmen der Ensembles, unitedberlin und SurPlus unter anderem beim Festival June in Buffalo (USA), den New Music Concerts in Toronto, dem Pan Music Festival in Seoul . 2014/15 CD Aufnahmen mit SurPlus und dem Experimentalstudio des SWR in Freiburg. Von 2013 bis 2017 Leitung der Konzerte der internationalen Sommerakademie für junge Komponisten „Schloß Solitude“ mit Ensemble SurPlus. Seit 2018 ist er Dozent für Bassklarinette an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock.
Dienstag, 29. Januar 2019 | 20:30 Uhr

String Piano #2
Alter Face piano ensemble

Albert Díaz & Tomeu Moll-Mas,
manipuliertes Klavier
Tickets online kaufen / order tickets online
String Piano #2

Wolfgang Rihm
Klavierstück 3, Op 8c (1971-99)
für Klavier vierhändig
Wolfgang M. Rihm, deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Essayist geboren in Karlsruhe in 1952. Angeregt durch frühe Begegnungen mit Malerei, Literatur und Musik begann er 1963 zu komponieren. Bereits während seiner Schulzeit am humanistischen Bismarck-Gymnasium studierte er von 1968 bis 1972 Komposition bei Eugen Werner Velte an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Er beschäftigte sich mit der Musik der Zweiten Wiener Schule, instrumentierte Arnold Schönbergs Klavierstücke op. 19 und orientierte sich vorübergehend am aphoristisch-knappen Stil Anton Weberns. Weitere Kompositionslehrer von Wolfgang Rihm waren Wolfgang Fortner und Humphrey Searle. Parallel zum Abitur legte er 1972 das Staatsexamen in Komposition und Musiktheorie an der Musikhochschule ab. Es folgten Studien bei Karlheinz Stockhausen 1972/73 in Köln sowie von 1973 bis 1976 an der Hochschule für Musik Freiburg bei Klaus Huber (Komposition) und Hans Heinrich Eggebrecht (Musikwissenschaft). Erste eigene Erfahrung als Dozent sammelte Rihm 1973 bis 1978 in Karlsruhe, ab 1978 bei den Darmstädter Ferienkursen (die er seit 1970 besucht hatte) und 1981 an der Musikhochschule München. 1985 übernahm er als Nachfolger seines Lehrers Eugen Werner Velte den Lehrstuhl für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe.
Nach der Aufführung seines Orchesterstücks Morphonie – Sektor IV bei den Donaueschinger Musiktagen 1974 fand Rihm in den Folgejahren breite Anerkennung innerhalb des Musikbetriebs. Seit 1982 ist er Präsidiumsmitglied des Deutschen Komponistenverbands, seit 1984 Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats, seit 1985 Kuratoriumsmitglied der Heinrich Strobel-Stiftung, seit 1989 gehört er dem Aufsichtsrat der GEMA an. 1984/85 und 1997 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlinund Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats, 1984 bis 1989 Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos, 1984 bis 1990 musikalischer Berater der Deutschen Oper Berlin, 1990 bis 1993 musikalischer Berater des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe. Auf Einladung von Walter Fink war er 1995 der fünfte Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival. Die Freie Universität Berlin würdigte ihn 1998 mit einer Ehrendoktorwürde als Künstler, der „in seinem überaus umfangreichen kompositorischen Werk die Freiheit des Kreativen verkörpert und für eine Ästhetik der Freiheit der Kunst eintritt, der zahlreiche, theoretisch fundierte Schriften verfasst hat, die außerordentliche musikwissenschaftliche Bedeutung besitzen.”
2013/2014 war er Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Im Sommer 2016 übernahm Rihm die künstlerische Gesamtleitung der von Pierre Boulez gegründeten Lucerne Festival Academy.

François Rossé
Ost Inside (2017)
für manipuliertes Klavier DE

Japan ist in der Konzeption dieses Satzes sehr präsent, sowohl in der instrumentalen Geste - der Konzeption von Dauern, Stille, dem vokal gegebenen Haiku - als auch in der Beziehung zu der elementaren Materie selbst, wo das Holz abgefragt wird, das Metall, und somit ein Holz nachstellt Verbindung zum Original eines Klaviers, eines Instruments einer sehr hohen westlichen Kultur, dessen Erinnerung manchmal vergessen wurde, es verbindet es mit der uralten Zither, mit dem Becken, mit der ersten gespannten Schnur des afrikanischen Monochords ... Die Pianisten ebenfalls werden zu ganzen Menschen, in der Geste und der Stimme jenseits der pianistischen Reflexe, die kulturell erworben wurden. Es ist immer interessant, die Genese der Vollkommensten, wie dieses westliche Klavier und auch diese westlichen Pianisten, wiederzuentdecken, um den Primaten auf der Holzpflanze und auf den Produkten der Erde zu finden, von denen die Metalle stammen. Dieses Verlangen, den Menschen der Natur mitzuteilen, kommt dem Shinto-Denken in Japan nahe. Die Kunst der Konzentration auf die Geste, die Stille, die längeren Zeiten ist die des Zen-Buddhismus. Eine Arbeit ist eine mentale Übung, die mit einem bestimmten Handwerk verbunden ist, hier die Kunst der Geste, deren Klang die gewünschte Folge ist. (F. Rossé)

François Rossé ist ein französischer Komponist, Pianist und Improvisator, geboren 1945. Er studierte zunächst Klavier und Musikanalyse und Komposition. Er war einer der letzten Schüler von Olivier Messiaen am CNSMDP. Er studiert auch bei Ivo Malec und Paul Méfano. Wurde 1974 zum Professor für Analyse am CNR Bordeaux ernannt und trifft Jean-Marie Londeix, der ihn dazu ermutigen wird, für Saxophone zu schreiben, wobei er neue Techniken einsetzt, die in diesem Instrument entwickelt wurden. Die Erkundung, dass es sich schnell auf alle anderen Instrumente des Orchesters ausweiten wird, selbst auf die unpassendsten oder unwahrscheinlichsten (wie die Feuerwehrautos...).
Er ist mit mehreren internationalen Kompositionspreisen (einschließlich des Nationalen Preises SACEM 1994 für alle seine Arbeiten) ausgezeichnet worden und wurde in den Rang eines Chevalier der Order of Arts and Letters erhoben, eine Auszeichnung, die er gerne zusammenbringt. davon (im selben Jahr 1991 erhalten) von "Maistre Taster of Aligot" der Amicale von Cantalès und der Buronniers der Monts d'Aubrac. Zwei bedeutende Aspekte eines farbenfrohen Charakters, Besitzer einer Wissenschaft und eines Handwerks, erwarben einige, um die 400 Opus-Nummern zu komponieren, die man ihm heute schuldet, und die in einem guten Genuss für die Genüsse des Geistes sensibel sind zu denen des Körpers.
Als Improvisator trat er mit französischen Musikern auf, die als Beñat Achiary, Denis Badault, Bernard Lubat, Jean-Marc Padovani, Carlo Rizzo, Sylvain Kassap, Robert Jean-Pierre, Gérard Siracusa, Michel Etxekopar oder Geschichtenerzählern wie René Martinez anerkannt wurden.
Er ist auch Autor zahlreicher poetischer und theoretischer Texte auf Französisch und Deutsch. Eine seiner neuesten Kreationen war das Thema der Jeanne d'Arc ECCE JOANNA, die im Dezember 2008 in Rouen gegründet wurde. Er ist einer der Mitbegründer der ICAR-Gruppe (Interpreters und Komponisten von Aquitaine for Research).

Enric Riu
Murs (2017)
für zwei Pianisten und Video DE

Die Mauer von China, die Berliner Mauer, die Mauer von Zypern, der Zaun von Melilla, die Barriere zwischen Ungarn und Serbien, die Mauer, die Israel vom Westjordanland trennt, die zwischen den USA und Mexiko liegt... Alle waren oder immer noch sind körperliche Bremsen, die der Mensch anderen Menschen auferlegt hat, fast immer mit der Ausrede der Sicherheit.
Symbol wiederum sind die Wände um uns herum, die erhöht wurden, seit wir existieren. Und nicht nur die äußeren und materiellen, sondern auch die inneren und nicht greifbaren, die wir zur Unterscheidung (Bourdieu, Goffman) oder zum Schutz (Bauman) errichten, und die unsere innersten Schwächen widerspiegeln, reine Furcht, Unruhe diese alte "Angst vor dem Anderen", die kaum gerechtfertigt war, aggressiv, beschämend und gefährlich, eine Angst, die bereits Millionen unschuldiger Opfer gebracht hat, und das trotz ihres Alters und unseres, obwohl sie ihn so gut kannte. Es scheint, dass wir es nicht überwinden oder kaum erkennen können. (E. Riu)

Enric Riu erhielt sein Magister Artium (Diplom) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien (1999). Er hat auch eine DEA (Master) der Universitat de Barcelona (2011) und promoviert Musikwissenschaftler in 2017 (UAB). Zurzeit arbeitet er an einer zweiten Doktorarbeit (Soziologie) an der Universidad de Alicante.
In seiner aktuellen Untersuchung und als Komponist arbeitet er derzeit an Möglichkeiten, die Kommunikationsbeziehungen zwischen dem Publikum, den Instrumentalisten und dem Komponisten durch Co-Creation, Multi-Reality-Rahmen, Gestik und Interdisziplinarität zu verbessern.
Enric Riu arbeitet aktiv mit weltweiten Ensembles und Interpreten zusammen, darunter das Alter Face Ensemble, der Pianist Tomeu Moll, das Ensemble CONCEPT / 21, der Bariton-Saxophonist Joan Martí-Frasquier und die Marimbistin Adilia Yip.
Iker Güemes

Sóc Soka (2016)
für manipuliertes Klavier

The title of this piece comes from the union of two words, sóc -(I) am in Catalan- and soka -rope or string in Basque-, and it's a personal commitment to elaborate a coherent, fluent and effective discourse over just one single piano string. It's also the uncomfortable example of how the individual's voice can rise powerfully against the anonymous and paralyzed collective of his or her peers. The actions, gestures and intentions of both handlers constitute the help for this lone voice to transcend the limits of the piano furniture and resonate beyond the hall in order to reach the listener's conscience. Any object from our consumer society is valid for this purpose: coins, bottles, candy, caps, thimbles, car spares.... Sóc Soka it's me and it has to be you. (I. Güemes)

Iker Güemes Cabrejas, born in 1971 in Balmaseda (Basque Country). Studied music at the Music Conservatory of Bilbao with Ana Suárez, Ana Aranguren, Julio Lanuza and Malcom Wright. Under the influence of Arnold Cooke and the impression he received by the Shostakovich's Sonata for Violan and Piano borned his interest in contemporary creation. Graduated from Deusto University in Bilbao with a M.A. in History of Spain and the Basque Country, and, thanks to the "Jean Monet" Chair, studied Contemporary History of Europe for one year. He published the book "Crónicas de un oyente" (Chronicles of a listener), CELYA Ed., 2010. In 1996 he started to work as music teacher in a public high school and in 1998 he became an official at the Spanish Education Administration. Since 2009 he works at the Educational Innovation and Training Center (CFIE) in Miranda de Ebro managing training for public secondary school teachers. José Manuel López López, Beat Furrer, Isabel Mundry, César Camarero, Toshio Hosokawa, Horacio Vaggione, Laurent Feneyrou and Vincenzo Restagno are some of the composers and musicologists that left the deepest marks on him.


Sami Klemola
Organizmus (2018)
für Klavier, Kontaktmikrofone und Effekt-Pedale DE
Ein Organizmus ist ein individuelles Lebewesen. Es ist leicht, ein Lebewesen zu erkennen, aber es ist nicht so leicht, es zu definieren. Tiere, Pflanzen, geräuschvolle Rückkopplungsgeräte und Loop-Maschinen sind offensichtlich OrganizmusOrganizmus ist ein biotischer oder lebender oder klingender oder visueller Teil der Umgebung.
Organizmus hat in der Regel mehrere Grundbedürfnisse, um den Stoffwechsel fortzusetzen. Sie brauchen Luft, Rhythmen, Nährstoffe, Energie, Intensität, Kabel, Elektrizität und einen Platz. Allerdings brauchen nicht alle Lebewesen alle diese Dinge gleichzeitig. Aber ja manche, wie dieser Organizmus, den Sie heute Abend hören können. (S. Klemola)

Sami Klemola, künstlerischer Leiter des Defunensembles, ist ein in Helsinki lebender Komponist und Klangkünstler. Er studierte Komposition an der Sibelius-Akademie, an der Amsterdamer Kunstschule und am IRCAM. Zu Klemolas umfangreichem Werk gehören u.a. Oper und Werke für Sinfonieorchester und verschiedene Kammerensembles (mit und ohne Elektronik), Chorwerke und zahlreiche Klanginstallationen. Neben seiner Arbeit als Komponist unterrichtet Klemola an der Sibelius-Akademie auch Programmieren und Komponieren und ist künstlerischer Leiter des Tampere Biennale Festival.


Michael Maierhof
Schwingende Systeme, "C" (2016/17)
für zwei Spieler und Zahnbürstenmotoren DE

Dass Systeme keine starren Gebilde sein müssen, kann man von der Physik lernen. Wenn Elemente anfangen, zu schwingen und sich in ihren Schwingungsprozessen gegenseitig beeinflussen. Die beiden Pianisten regen die Saiten des Flügels mit kleinen Motoren an und ersetzen damit die gesamte Mechanik des Flügels. Zur weiteren Aufspaltung des Klanges der mechanisch angeregten Saiten werden Folien eingesetzt, eine Noise Ebene wird in das klassische Tonhöhen-Instrument eingezogen.

Michael Maierhof, geboren 1956 in Fulda, lebt in Hamburg. Beschäftigt sich mit Instrumenten, Objekten, Präparationen, Applikationen, schwingenden Systemen, Motoren, Pausen, Klanglosigkeit.
Studierte Musik und Mathematik in Kassel sowie Philosophie und Kunstgeschichte in Hamburg. 1989 erste Kompositionen. Seit 1990 liegt der Schwerpunkt bei der raumbezogenen Musik für Ensembles unterschiedlicher Besetzungen, der Entwicklung einer Präparations- und Untertontechnik für Streichinstrumente sowie Forschungen über das Kreisen auf Untergründen, Longitudinalschwingungen auf Nylonsaiten, Einsatz und Bearbeitung von Plastik zur Instrumentenherstellung. Entwicklung von Anregern mit mechanischen oder Schall-Motoren, analoge Splitter für Blasinstrumente und Stimme. Arbeitet an einer nicht über Tonhöhen organisierten Musik. Verschiedene Stipendien und internationale Aufführungen. Mitbegründer des Künstlernetzwerkes „stock11.de“ und des Verbandes für aktuelle Musik Hamburg (vamh,de).
Das Pianistenensemble Alter Face wurde in 2011 gegründet, mit dem Ziel das Klavier in einem künstlerischen Umfeld zu überdenken, in dem die musikalische Tatsache durch das Gewissen der szenischen Dimension und die große Anzahl heutiger audiovisueller Medien bereichert wird. Der Name Alter Face stammt aus dem Titel des Werks für zwei Klaviere von Georges Aperghis, wie es einer seiner Widmungsträger erklärt: "Zwei Klaviere von Angesicht zu Angesicht, von denen jedes sein Aussehen stützt, das ihn verzerrt, das ist weder er selbst noch das andere eins, aber sein verschwommenes Spiegelbild. "
Einige der Projekte von Alter Face sind String Piano, für Klavier manipuliert von zwei Spielern, 5-Hände-Klavier, Visions d'Alter-Face usw. Das am häufigsten von Alter Face gespielte Repertoire ist Mantra von K. Stockhausen für zwei Pianos und Ringmodulatoren, die sie auf diesen Festivals gespielt haben: Memmix (Mallorca), Musik der Jahrhundert (Stuttgart), Pollença (Mallorca) und Universidad Católica de Santiago (Chile). Alter Face hat auch bei Smash (Salamanca, Spanien) oder PHONA Konzertreihen gearbeitet. Darüber hinaus hat das Ensemble an mehreren Sound- / Video-Installationen in Barcelona und anderen Städten des Kontinents teilgenommen und hat zahlreiche Stücken uraufgefführt, von Alberto Bernal, M. Maierhof, R. Canedo, S. Klemola, F. Rossé, usw...

Wir möchten nicht versäumen, Sie schon jetzt zum Festkonzert anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der “Unerhörten Musik” am Dienstag, 5. Februar einzuladen:
Unter dem Titel Haiku reloaded spielt das modern art ensemble neue Haiku-Vertonungen der jungen Komponistengeneration:
von Carlotta Rabea Joachim, Elisabeth Angot, Chikako Morishita, Daniel Martinez Roura, Mert Morali und Tomoya Yokokawa – darüber hinaus es gibt ein Wiederhören der 1994 geschriebenen Haikus von Friedrich Goldmann, Conrado del Rosario, Makiko Nishikaze, Marc Lingk und Jolyon Brettingham-Smith.

Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Martin Daske unRainer Rubbert
Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
Copyright © 2019 Pyramidale / Neue Musik plus e.V., All rights reserved.
Sie sind in unserem Verteiler, weil Sie das hoffentlich wollten.

Our mailing address is:
Pyramidale / Neue Musik plus e.V.
Hortensienstr. 12
Berlin 12203
Germany

Add us to your address book

...
Email Marketing Powered by Mailchimp

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen