Schlagzeug: zwischen Musik und Theater
Mauricio Kagel
rrrrrr... Mov.I, II, IV und VI (1981/1982)
für Schlagzeugduo
Rrrrrr
... besteht aus 41 unabhängigen Musikstücken, - alle beginnen mit dem
Buchstaben R - die separat gespielt werden können. Es wurde für
verschiedene Besetzung komponiert: Orgel, Chor und Klavier;
Schlagzeugduo; Bläser; Kontrabass und Schlagzeug; Solo-Stimmen;
Jazzensemble. Für Schlagzeugduo hat Kagel sechs Stücke geschrieben, die
folgende Titel tragen: Railroad Drama; Ranz des Vaches; Rigaudon; Rim
Shots & Co.; Ruf; Rutscher;
Mauricio Kagel wurde
am 1931 in Buenos Aires in einer jüdischen Familie deutsch-russischer
Abstammung geboren. Er studierte autodidaktisch Gesang, Dirigieren,
Klavier, Violoncello und Orgel. Seine Lehrer waren unter anderem
Ginastera und Paz. Sein Vater gab ihm die ersten Klavierstunden, doch
sein erster Lehrer war Vincenzo Scaramuzza, Pianist aus Crotone. An der
Universität von Buenos Aires studierte er zusätzlich Philosophie und
Literatur mit Jorge Luis Borges als Professor.
Michael Jarrel
Assonance VII (1992)
für Soloschlagzeuger
Assonance
VII bietet uns eine zarte, feinfühlige Musik mit dem Gedanken. Dennoch
zeigt der Komponist den Willen, dem Gedächtnis des Zuhörers Hörmarken
einzupflanzen. Dieses Werk konfrontiert Abschnitte miteinander, die sich
durch ihre Klangqualitäten und die Art des musikalischen Ereignisses
unterscheiden - die Progression geht in Richtung einer leichten
Akzentuierung des pulsierenden Elements gegen Ende, was nichts anderes
ist als ein Durchspielen von Kombinationsmöglichkeiten zwischen
bestimmten Tonhöhen (Gongschläge, Kastagnetten, Vibraphon) und
unbestimmten Tonhöhen (Tamtam, Becken usw.).
1958 in Genf geboren, studierte Michael Jarrell
Komposition am Genfer Konservatorium bei Eric Gaudibert sowie in
mehreren Meisterklassen in den USA (Tanglewood, 1979). Er
vervollständigte seine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für
Musik in Freiburg (Breisgau), bei Klaus Huber. 2004 wird er zum
Kompositionsprofessor am Conservatoire supérieur von Genf ernannt.
Bertrand Gourdy
Dernière demeure (2018)
für Schlagzeugduo
Der
Titel bezieht sich auf einen Text von Matsuo Bashô, den er am Ende
seines Lebens geschrieben hat. In diesem poetischen Essay beschreibt er
seinen ruhigen und weltfernen Alltag in der Mitte der Bergen Nordjapans,
nach einem Leben von Forschen und Wandern. Das Stück ist aus der
rhythmischen Form des Haikus (5/7/5) gedacht.
Nach seinem Studium in Literatur und dann politische Geschichte hat Bertrand Gourdy
einen Bachelor in Schlagzeug in Brüssels absolviert. Er schließt gerade
seinen zweiten Master in Basel ab, wo er Schlagzeug bei Christian
Dierstein studiert. Seit zwei Jahren arbeitet Bertrand auch als
Komponist, und hat mehrere Stücke in Darmstadt, Paris, Mulhouse und
Basel aufgeführt
Leonardo Silva
Laßt tausend Blumen blühen (2016/17)
für Schlagzeugduo
Das
Stück von Leonardo Silva bezieht sich auf den gleichnamigen
Gemäldezyklus des deutschen Künstlers Anselm Kiefer, den er 1998 nach
einer Reise durch China begonnen hat. Es besteht aus bearbeiteten Fotos
von Mao Tse-Tung, die er mit gemalten Blumen und wunderschönen
Landschaften aus Südfrankreich konfrontiert, wo der Künstler bis 2008
lebte. Das Stück bringt einen akustischen Raum hervor, in dem die
Materialität der Klänge wahrgenommen werden kann und letztendlich die
Phantasie der Zuhörer das Werk in Verbindung mit Kiefers Zyklus setzen
kann.
1989 in Belo Horizonte (Brasilien) geboren, studierte Leonardo Silva
zunächst Ingenieurwissenschaft im Brasilien bevor er am 2013 nach
Europe umzog um Musik zu studieren. Erfolgreich begann er im 2014 gerade
ein Masters in Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste in
Zürich bei Isabel Mundry. Seine Musik wurde von Ensemble Recherche,
Quartetto Prometeo, Quatour Béla, Garth Knox, u.v.m. in Südamerika und
Europa aufgeführt.
Hugo Morales
Lū (2011)
für präpariertes Vibraphon solo
Lū
für solo Vibraphon fokussiert auf inhärente Möglichkeiten des
Instruments, indem die Möglichkeiten der Klangerzeugung in Bezug auf das
Phänomen der Vibration gesetzt wird. Die physische Veränderung des
Instruments durch die Präparation mit einfachen Objekten aus Aluminium
steht im Vordergrund. Das Stück ist auf einen wiederkehrenden Satz von
drei Tonhöhenformen komponiert. Dabei werden die Beziehungen zwischen
Konsonanz, Resonanz, Schwingung und komplexen Klängen untersucht. Das
Wort "lū" steht in der Romanisierung für "Aluminium" aus dem
taiwanesischen Klang.
Der mexikanische Komponist Hugo Morales
wurde am 1979 geboren und hat Musikkomposition am Königlichen
Konservatorium in Den Haag studiert. Danach hat er seinem
Master-Abschluss in Sonologie vom Institut für Sonologie in Den Haag
bestanden und einen Doktortitel vom Zentrum für Zeitgenössische
Musikpraxis Brunel Universität London bekommen.
Georges Aperghis
Retrouvailles (2013)
für Schlagzeugduo
"2
Männer treffen sich, wir sehen, dass sie sich bereits kennen. Fragmente
der Alltagsgeste (in den Rücken knallen, Hände schütteln, im Namen
gemeinsamer Erinnerungen trinken usw.). Silben und musikalische Phoneme,
die für sie verständlich sind aber nicht für das Publikum. Diese kurze
Performance ist eine Konstruktion von Situationen, die real erscheinen,
die aber durch Sprachverarbeitung und Schnittgesten ihre Realität
verlieren. " G. Aperghis (2013)
Georges Aperghis
wurde 1945 in Athen geboren. Seit 1963 lebt und arbeitet er in Paris.
Im Jahr 1976 hat er ATEM gegründet, eine Musiktheater-Werkstatt, die in
der sozialen Realität eines Pariser Vororts (Bagnolet) verankert war.
Seine neuesten Auszeichnungen sind der Mauricio Kagel Musikpreis 2011,
der Gol- dene Löwe der Biennale Venedig 2015 für sein Lebenswerk, der
Preis der Stiftung BBVA Grenzen des Wissens in der Kategorie
Zeitgenössische Musik 2016 und der Preis der Kaske Stiftung München
2016.
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