Freitag, 29. März 2019

Newsletter Unerhörte Musik | 2019 | Nr. 07

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NEWSLETTER 2019 | Nr. 07
2. und 9. April


„The eye should learn to listen before it looks“
(Robert Frank)

Liebe Interessierte,
die Musiker*innen des Sonemus Trios (Azra Ramić Klarinette, Esther Saladin Violoncello und Gilles Grimaître, Klavier) fanden während des alljährlich in Sarajevo stattfindenden Sonemus Festivals im Jahr 2015 zusammen. 
In ihrem Programm ASSONANCE – RESONANCE, das sie am kommenden Dienstag, 2. April in der “Unerhörten Musik” spielen werden, kommen Werke von Ališer Sijarić DE, Carola Bauckholt, Beat Furrer, Klaus Huber, Oscar Bianchi und Michael Jarrell zur Aufführung.
Zum Titel erläutern die Musiker:
Die Resonanzen wahrzunehmen bedeutet einerseits, sich in den Nachklang „hörend hinein zu begeben“, in die Tiefen der Klänge hineinzuhören, und die Enstehung von neuen Klängen aus den Rensonanzen heraus zu erleben; andereseits wird durch das Wahrnhemen der Resonanzen ein räumliches Hören angeregt: der Raum wird hörbar, sowohl der instrumentale als auch der (Konzert)raum. Assonance (Assonanz, Lat.: „ad“ - „an, zu“ und „sonare“ - „klingen“: anklingen, Gleichklang) verweist auf Gemeinsamkeiten der klanglichen Eigenschaften dieser drei Instrumente und auf verblüffende und teilweise irreführende Ähnlichkeiten zwischen Klarinette, Violoncello und Klavier. Ausgehend vom Titel „Assonance“ haben wir ein Programm zusammengestellt, welches sich einerseits dem Thema Gleichklang - Assonance, als auch Resonanz - Resonance widmet.“

Einführung: 19:45

Die Sopranistin Irene Kurka ist eine international gefragte Sängerin im Konzert und auf der Bühne. Himmeln…Werke für Stimme solo ist der Titel ihres Recitals am Dienstag, 9. April, in dem sie auch sie auch Stücke aus ihren „Tisch-Szenen“ präsentieren wird.
Auf dem Programm stehen Kompositionen von Mayako Kubo, Bernhard Weidner, Charlotte Seither, Walter Zimmermann, Leah Muir, Stefan Lienenkämper, Christina C. Messner und Carola Bauckholt.
Im April 2018 startete Irene Kurka erfolreich den Podcast „neue musik leben“, um ihren Erfahrungsschatz als Sopranistin weiterzugeben und die Neue Musik zugänglicher zu machen:
https://www.irenekurka.de/podcast.html


Einführung: 19:45
Dienstag, 2. April 2019 | 20:30 Uhr
ASSONANCE - RESONANCE
Sonemus Trio
Azra Ramić, Klarinette
Esther Saladin, Violoncello
Gilles Grimaître, Klavier
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ASSONANCE - RESONANCE


Ališer Sijarić

Sul movimento delle ali (2017)
für Klarinette, Violoncello und Klavier DE

Das Stück beginnt mit einem Klaviermonolog, ein rauschendes Arpeggio, dessen Nachhall von Klarinette und Violoncello rhythmisiert und dadurch verlängert wird. Klarinette und Violoncello bewegen sich stets in den Harmonien des Klaviers. Im Verlauf des Stücks werden verschiedene Formen des Zusammenklangs gesucht. Das Stück endet mit einer an Beat Furrers „Aer“ erinnernde Klarinettenbewegung im dreifachen Piano, mit punktuellen Akzenten von Klavier und Violoncello.
Ališer Sijarić, geboren 1969 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina.
Seinen Mag. art. erhielt Ališer Sijarić nach dem Studium der Komposition bei Josip Magdić an der Musikakademie zu Sarajevo, sowie der Musiktheorie, Philosophie und Soziologie an der Philosophieschen Fakultät zu Sarajevo. Weiterführende Kompositionsstudien führten ihn zu Michael Jarrell an die Universität für Musik und Darstellende Kunst, Wien, wo er auch Kompositionskurse bei Beat Furrer, sowie bei Hanspeter Kyburz in Graz besuchte. Derzeit Professor für Komposition in Sarajevo.

Carola Bauckholt
Klarinettentrio (1993)

Im glasklaren Klarinettentrio vereinen sich die drei Instrumente um den Punkt des Goldenen Schnitt des Stücks unverhofft zu einem Unisono. Die Verwendung der menschlichen Stimme sorgt für einen Überraschungseffekt und unerwartete Klangfarben.
Carola Bauckholt, 1959 in Krefeld geboren.
Sie wurde Preisträgerin bei den Kompositionswettbewerben »Junge Komponisten aus NRW«, »B. A. Zimmermann - heute«, Bernd Alois Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln 1986, Weltmusiktage 1987, Austausch Köln/New York 1989, WDR-Wettbewerb 1989, gewann den Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerb, Dresden 1992/93 u.a.
2013 erfolgte die Wahl zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Seit 2015 Professorin für Komposition mit Schwerpunkt Neues Musiktheater an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. Ein zentrales Moment der Werke von Carola Bauckholt ist das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus visueller Kunst, Musiktheater und konzertanter Musik.

Beat Furrer
Aer (1991)
für Klarinette, Violoncello und Klavier

Die in schnellen Läufen und an der Grenze zum Unhörbaren dahineilende Klarinettenstimme findet Resonanzräume in Violoncello und Klavier, indem diese, untrennbar gekoppelt mit ihrem melodischen Verlauf, Tonhöhen der Klarinette „herausgreifen“, verdoppeln, verlängern und so deren Fluss mit einem Relieff verstärken, an dessen „Eckpunkte“ sich die drei Instrumente jeweils in Paaren oder im Trio vereinen.
Beat Furrer wurde 1954 in Schaffhausen geboren. Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Seit Herbst 1991 ist Furrer ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. 2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien, seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2014 erhielt er den großen österreichischen Staatspreis. 2018 erhielt er den Ernst-von-Siemens Musikpreis für "ein Leben im Dienste der Musik". Furrer hat seit den 1980er Jahren ein breites Repertoire geschaffen, das von Solo und Kammermusik bis zu Werken für Ensemble, Chor, Orchester und Oper reicht.

Klaus Huber
Schattenblätter (1975)
für Bassklarinette, Violoncello und Klavier

In „Schattenblätter“ bereitet das Klavier einen Resonanzraum, ein Ostinato wiederkehrender Harmonien, in die hinein Bassklarinette und Violoncello mit ihren vereinzelten Aktionen gebettet sind.
Klaus Huber, geboren 1924 in Bern, gestorben 2017 in Perugia.
Violinstudium am Konservatorium Zürich bei Stefi Geyer, Komposition bei Willy Burkhard und bei Boris Blacher (Berlin).Von 1964-73 Leiter der Kompositionsklasse an der Musikakademie Basel.1969 Gründung des Internationalen Komponistenseminars in Boswil, Schweiz.
1973-90 Leiter der Kompositionsklasse und des Instituts für Neue Musik an der Musikhochschule in Freiburg/Breisgau. 1978 Kunstpreis der Stadt Basel. 1979-82 Präsident des Schweizerischen Tonkünstlerverein. 1984 Beginn der internationalen Tätigkeit als Gastprofessor weltweit: in ganz Europa und Canada, Südamerika, Japan, Korea, China etc.

Oscar Bianchi
Antilope (2018)
für Bassklarinette, Violoncello und Klavier

Das Prinzip der Assonanz ist ein Hauptpfeiler. Es werden ähnliche Klänge in allen drei Instrumenten gesucht, die mancherorts einen neuen Zusammenklang entstehen lassen, indem die typischen Klangfarben der einzelnen Instrumente verschwinden und sich zugunsten eines neuen „Gesamtinstruments“ neu formieren.
Der Komponist wurde vom SONEMUS Trio, in Kooperation mit Musikpodium Zürich, beauftragt, ein neues Werk für die Besetzung Klarinette, Violoncello und Klavier zu schreiben.
Die Idee, an einer historisch konnotierten Form wie dem Klaviertrio zu arbeiten interessiert mich sehr, vor allem durch die Verwendung der Kunst des "Zusammenmusizierens" in einem Format, dessen Akteure exponiert sind (drei Instrumente, enthüllt, greifbar) als Vorwand einer neuen Form des Dialogs, der Partnerschaft und musikalischen Begegnung….“ (Oscar Bianchi)
Der schweizerisch-italienische Doppelbürger Oscar Bianchi wurde in Mailand geboren und studierte Komposition, Chorleitung und elektronische Musik am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand. Er setzte seine Studien in Komposition mit Meisterkursen am IRCAM - Centre Pompidou fort und promovierte an der Columbia University in New York.
Oscar Bianchis Musik ist von Energie, pulsierenden Rhythmen und Virtuosität gekennzeichnet. Er besitzt ein deutlich hörbares Interesse für neuartige Phrasierungen und Verzierungen, etwas, was ihn als aufmerksamen Zuhörer der Musik aus allen Gegenden der Welt ausweist.
Bianchis Musik wurde von hervorragenden Ensembles und Orchestern gespielt, wie dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Deutschen Symphonie-Orchester, dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien, dem JACK Quartett, u.v.m.

Michael Jarrell
Assonance III (1989)
für Bassklarinette, Violoncello und Klavier

Assonance III ist ein Stück „par excellence“ für die Bassklarinette in der Besetzung mit Violoncello und Klavier. Resonanzen der gemeinsamen Klänge und die Stille sind maßgebende Formelemente im Stück, das an den Impressionismus in der Malerei erinnert und symbiotische Klänge zwischen den Instrumenten sucht.
Michael Jarrel, geboren 1958 in Genf.
Michael Jarrell studierte Komposition am Konservatorium für Musik in Genf bei Eric Gaudibert und besuchte zahlreiche Workshops in den Vereinigten Staaten (Tanglewood, 1979). Er vervollständigte seine Ausbildung bei Klaus Huber an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau.
Seit 1982 haben seine Werke zahlreiche Preise erhalten: prix Acanthes (1983), Beethovenpreis der Stadt Bonn (1986), Marescotti Preis (1986), Gaudeamus (1988) u.a. 2010 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien. 1993 wurde er zum Professor für Komposition an der Universität zu Wien ernannt. 1996 wurde er "composer in residence“ am Lucerne Festival. 2004 wurde er zum Professor für Komposition ans Koservatorium Genf berufen.
Azra Ramic (Klarinette) studierte an der Musikakademie in Sarajewo (Klasse Vedran Tuce) und schloss dort ihr Bachelor-Diplom mit Auszeichnung ab. Im Juni 2013 beendete sie den Master in Music Performance für Klarinette mit Auszeichnung an der Hochschule der Künste Bern; 2015 folgte ein Masterabschluss mit Auszeichnung für Bassklarinette an der selben Hochschule (Klasse Ernesto Molinari). Seit Dezember 2007 ist sie Mitglied des Philharmonieorchesters Sarajevo und übernahm 2012 die Stelle als Solo-Klarinettistin dieses Orchesters. Seit 2011 ist sie als Lehrassistenz an der Musikakademie Sarajewo tätig. Als Ensemble- und Orchestermitglied arbeitete sie mit Dirigenten wie François-Xavier Roth, Jürg Wyttenbach, Michail Jurowski und Uroš Lajovic, als auch mit den Komponisten Heinz Holliger und Ondrej Adámek. Neben klassischer zeitgenössischer Musik interessiert sie sich sehr für Improvisation und Musiktheater. Azra Ramic ist Mitglied der Ensembles für zeitgenössische Musik SONEMUS und Ensemble Lemniscate und arbeitet auch mit dem Ensemble Collegium Novum Zürich. Sie ist Leiterin des Festivals für zeitgenössische Musik Sonemus Fest in Sarajewo.
Gilles Grimaître ist ein schweizerischer Pianist / Improvisator / Performer. 2008 bis 2013 studierte er er an der Hochschule der Künste Bern, wo er seinen Master Performance bei Pierre Sublet (Hauptfach Klavier) mit Auszeichnung abschloss. Im Nebenfach studierte er Orgel bei Pascale van Coppenolle und Komposition bei Xavier Dayer.. 2013/2014 war er Stipendiat der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurta.M. Daneben erhielt er Unterricht von Ueli Wiget, Hermann Kretzschmar, Michel Dalberto, Nicolas Hodges und Florence Millet.
Als Solist und Kammermusiker spielt Gilles Grimaître regelmässig in Europa, sowie als Gast bei Ensemble Modern, Ensemble Contrechamps, Nouvel Ensemble Contemporain (NEC), Ensemble Proton und ist festes Mitglied des Ensemble Collegium Novum Zürich und des jungen Ensemble Lemniscate. Er hat mit Klaus Huber, Stefano Gervasoni, Heinz Holliger, François-Xavier Roth, Peter Rundel, Facundo Agudin, Pablo Heras-Casado, Clement Power gearbeitet und bei zahlreichen Uraufführungen der Komponisten mitgewirkt. 2013 gewann er den ersten Preis beim Nicati Wettbewerb für Interpretation zeitgenössischer Musik und erhielt Stipendien von der Marescotti-, Irène Dénéréaz- und der Gabriele De Agostini Stiftung.
Esther Saladin, geboren in Zürich, ist neben dem Trio Sonemus die Cellistin des Améi Quartetts und des Trio uBu, sowie Kammerrmusikpartnerin der Pianisten Sophie Patey und Bernhard Ruchti. Das Studium im Hauptfach Violoncello bei Conradin Brotbek in Bern und Stuttgart schloss sie 2012 (Master Performance Schwerpunkt Neue Musik) mit Auszeichnung ab. 2012/13 war sie Stipendiatin der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt a.M. Esther Saladin konzertiert u.a. als Gast bei den Ensembles Proton, MusikFabrik, Ensemble Modern, Ensemble recherche, Das Neue Ensemble Hannover, Ensemble VIL Stuttgart, Ensemble Experimental des Experimentastudio/SWR und an Festivals wie Schwetzinger Festispiele, Donaueschinger Tage für Neue Musik, Musikfestival Bern, „cresc...“ - Festival Frankfurt, Huddersfield Contemporary Music Festival, Acht Brücken Festival, Sonemus Fest, Gaudeamus Festival, Ultima Festival, Musik 21 Festival Hannover. 2016 gewann Esther Saladin mit dem Trio uBu den Pergamenschikow Kammermusikpreis. Zusammenarbeit und Uraufführungen von und mit KomponistInnen wie Helmut Lachenmann, Enno Poppe, Silvia Rosani, Alireza Farhang, Neil T. Smith.
Dienstag, 9. April 2019 | 20:30 Uhr
Himmeln … Werke für Stimme Solo
Irene Kurka, Sopran und Objekte
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Himmeln…Werke für Stimme Solo

Mayako Kubo
verfinstert (2015)
für Sopran und Klangschale
Text nach Ingeborg Bachmann

In Berlin ist voll von Asylanten und auch voll von Kulturexilanten. Ich bin nicht gezwungen in Deutschland zu leben aber vor 40 Jahren wollte nicht mehr in Japan leben. Es gab keine zukünftige Perspektive in Sachen Kunst, so dachte ich. Das Gedicht „Exil“ von Ingeborg Bachmann trifft meine damaligen Situation zu. Deutsche Sprache macht mir immer noch zu schaffen aber Schwarzbrot und Miso-suppe reichen mir völlig aus.
Exil
 
Ein Toter bin ich der wandelt
gemeldet nirgends mehr
unbekannt im Reich des Präfekten
überzählig in den goldenen Städten
und im grünenden Land
abgetan lange schon
und mit nichts bedacht
Nur mit Wind mit Zeit und mit Klang
der ich unter Menschen nicht leben kann
Ich mit der deutschen Sprache
dieser Wolke um mich
die ich halte als Haus
treibe durch alle Sprachen
O wie sie sich verfinstert
die dunklen die Regentöne
nur die wenigen fallen
In hellere Zonen trägt dann sie den Toten hinauf
(Ingeborg Bachmann)

In Kobe aufgewachsen macht Mayako Kubo am Osaka College of Music einen Abschluss (BA) als Pianistin. 1972 geht sie nach Wien, um Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Friedrich Cerha zu studieren, dazu Musikgeschichte und Philosophie. Mit dem Diplom (MA) schließt sie ihr Kompositionsstudium an der Universität der Künste Wien ab. 1980 setzt sie ihre Studien bei Helmut Lachenmann in Hannover und Stuttgart fort. 1982 kommt ihr Sohn Florian zur Welt. Drei Jahre später lässt sich Kubo in Berlin nieder. Sie ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik “ZeitMusik”. Von 1990 bis 1994 arbeitet sie in Marino bei Rom; seither lebt sie wieder in Berlin.
Die Uraufführung der Oper „Rashomon“ 1996 in Graz – ein Auftragswerk des Opernhauses und des Steirischen Herbstes – gerät zu einem der Höhepunkte ihrer Karriere. Die zweite Oper „Osan“ folgte 2005. Als Auftragswerk des New National Theatre Tokyo wurde sie dort mit großen Erfolg uraufgeführt.
2009 gründet sie YACOB, das Young Asian Chamber Orchestra Berlin, als dessen künstlerische Leiterin sie fünf Jahre fungierte. Ihre dritte Oper “Der Spinnfaden” gelangt 2010 in Berlin zur Uraufführung. 2014 ist Kubo als Composer in Residence zu den Mondsee Musiktagen eingeladen. 2017/18 erhielt sie ein Paris-Stipendium von der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin. Mit ihrem Werk „Sanriku Lieder“ (für die Opfer des Tsunami 2011) gewann das Kyoto Philharmonic-Chamber Orchestra den Sagawa Musikpreis 2017.
Mayako Kubo war Fellow der Japan Foundation (1999), Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs (2002), der Yaddo Foundation (2004-2007) und der Bogliasco Foundation (2006). Kubos Oeuvre, das rund 130 Kompositionen umfasst, ist im Ariadne Musikverlag, bei Breitkopf & Härtel und im Verlag Neue Musik erschienen

 
Bernhard Weidner
Tischgebet (2015)
Text von Sybille Neuhaus

 
Tischgebet
Speise mich
seliglich
mich dürstet
fürchterlich
nach deiner Gnade
alles, was ich habe, kommt von Dir.
Fünf Fische, zwei Brote hier,
dort Wein, der Blut möcht' sein,
erflehen deinen Segen
Herr
darf ich dich lieben?
Bin nicht würdig, bin nicht würdig, bin nicht würdig
und doch von dir umfangen!
Ein König wird kommen,
geladen will er sein:
Fünf Fische, zwei Brote, Wein,
Herr, spende deinen Segen,
Herr, auf meinen Wegen
auch fern von diesem Tisch,
o, auch fern von diesem Tisch
Amen
(Sybille Neuhaus)

Bernhard Weidner, geb. 1965 in München, Studium der Komposition bei Bertold Hummel und Heinz Winbeck an der Hochschule für Musik in Würzburg) schreibt für die unterschiedlichsten Genres, wobei die Erkundung des eigenen inneren Klangerlebens stets im Zentrum seines Komponierens steht. In vielen seiner Stücken nimmt er – als Ausdruck des Respekts und der Nähe – bewusst Bezug auf Werke der musikalischen Tradition. Ebenso spielen für Weidner beim Komponieren außermusikalische Bezüge (insbesondere literarische Vorlagen) immer wieder eine große Rolle.
An Auszeichnungen erhielt er u.a. ein Stipendium an der Cité Internationale des Arts in Paris, das Musikstipendium und den Förderpreis Musik der Stadt München. Zu den Künstlern, die Werke von Bernhard Weidner zur Aufführung brachten, gehören u.a. die Ensembles Singer Pur, Quatuor Bozzini, Mondrian Ensemble, Aventa Ensemble oder Solisten wie Kolja Lessing, Mizuka Kano, Andreas Skouras und Michael Schäfer.

Sybille Neuhaus, geb. 1967 in München studierte Neuere deutsche Literatur, Komparatistik und Theaterwissenschaft und arbeitete zunächst als Dramaturgin. Im Jahr 2000 erhielt sie den Münchner Kinderdramatiker-Preis für THOMASTAG. Sie lebt derzeit als freie Autorin, Übersetzerin und Lektorin auf Teneriffa.


Charlotte Seither
Feinstaub II (2012)

Das Stück verwendet einen "erfundenen" Text, der an Fremdsprachliches erinnert. Nicht der Inhalt der Worte gibt dem Gesungenen also seinen Sinn, sondern die musikalische Geste, der Ausdruck, den die Sängerin erzeugt, indem sie das Musikalische im Akt der Interpretation "einfärbt". Das Stücke variiert eine begrenzte Anzahl von Zellen, es "erzählt" zwischen den Zeilen, nicht im Text.
Charlotte Seither wurde 1965 in Landau / Pfalz geboren und studierte Komposition, Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik in Hannover und Berlin. Als Komponistin ist sie auf zahlreichen Festivals zu Gast wie Gaudeamus Amsterdam, Hudderfield, Biennale Venedig, BBC Proms oder IFWM Seoul. Daneben ist sie eine gefragte Jurorin und Kuratorin in Gremien. Als Artist in residence lebte und arbeitete sie in der Cité des Arts Paris, im Deutschen Studienzentrum Venedig, in der Villa Aurora Los Angeles und im ArtLab Johannesburg. 2009 war sie für ein Jahr Stipendiatin der deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter der 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling und der Förderpreis der Siemens Musikstiftung. In 2010 wurde sie mit dem Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises 2014.

 

Walter Zimmermann

Himmeln
(2007/2018)
Text von Felix Philipp Ingold


Himmeln

Wer aufbricht zu den Wolken
Bricht mit der Vernunft
Das offne Meer mit seinem einen Aug 
Ist schweigsam deren Horizont
René Char

Leicht gleicht
der Himmel dem Wort
"immer". Ist er
ohne Kopf und steht
nach unten offen. Wer
im logischen
Gelände ihm die Richtung
gibt. Den bricht
kein Hindernis. Der
wechselt in kein
Fach. Werden und reden
ist seine Sache
nicht. Und keiner
misst ihn. Seine Weise blau
zu scheinen ist
soviel wie Zyankali. In letzten
Gletschern spiegelt sich die Front
der Gaffer die – ein
stummer Engelschor! – die wolkigen
Emporen ruinieren.

(Gleicht der Himmel

dem Wort
ist er nach unten
offen. Wer
ihm die Richtung gibt
den bricht ein
Hindernis. Und keiner
misst seine Weise
zu scheinen. In letzten Gletschern
spiegeln sich Emporen.)
Jedes auch das fernste
Licht geschieht
zur Zeit. Nie steht es
nicht bevor. Nie
macht es keinen Unterschied.
Ist immer überall
in seinem Element. Auch
wo die x-te Nacht
eintritt und trennt. Und
Jubel wenn
der letzte Himmelskörper
stürzt statt zu
gefallen.

(Jedes auch das fernste

Licht geschieht.
Ist immer überall. Auch
wo die x-te Nacht
eintritt und
trennt. Statt zu
gefallen.)
So winzig ist dort
oben jeder Gott. Wo Leere
blüht. Was herrlich
duftet. Wo
der sogenannte Engel
Raum und Sinn
und Kälte imitiert. Was
klingt. Ist aber
Luft in solcher Höhe nicht
das Letzte. Reicht
immer zu keinem hörbaren
Laut. Traut
keinem Blau den
Himmel zu.

(Wo Leere blüht. Was

herrlich duftet.
Was klingt ist aber
in solcher Höhe das Letzte.
Reicht immer
zu keinem Blau.)
Zu oft kommt die Sonne
die den Mittag weiss. Wo alle
Schatten im Vergehn
sich plötzlich ähneln. Wo
plötzlich eins aus
anderm folgt. Bedeutung
aus dem Tocken
eines frischen Tennisballs.
Ein Schmerz aus dem verletzten
Namen. Ikarus
aus seinem Sturz. Aus
Furcht ein Blick der zeugt.
Und aber kriegt man
so leicht ein Leben. Den Hieb.
Und verliert
unter der Hand schön
schnell den Boden.
(Wo alle Schatten
im Vergehn sich ähneln. Wo
plötzlich eins aus
anderm folgt. Bedeutung
aus dem verletzten
Namen. Aus Furcht ein
Blick der zeugt.)
Anderseits wozu
das Leben verschenken und
wem. Oder es
wenigstens vertun. Ist ein
Blitz erst mal Bleibe
wird er gleich Ewigkeitskern.
Kann doch keiner fort
von hier. Also
lieber warten bis. Aber ohne
Termin. Die Dauer
genügt. Nur immer da sein
bis. Und sei's auch
bloss für jetzt. Wo Masse
und Gewichte nichts
als Fragen sind.
(Anderseits das
Leben wenigstens vertun.
Also lieber warten
bis die Dauer genügt. Und
sei's auch bloss m
für jetzt. Wo nichts als
Fragen sind.)
Lob macht aber
den Himmel kleiner und
jede Schwebe bricht's. Spricht
einfach weiter. Hat
für die Wut kein Gebiss. Auch
kein Gesicht für
den einzig wahren Namen.
Während unerhört
ein Wort das ähnlich heisst
wie kein Allmächtiger
aus jenem Mundwerk wächst
um kurz zu wurzeln
in der Luft.
(Und jede Schwebe
bricht's. Spricht einfach
weiter. Hat
kein Gebiss und kein
Gesicht für den
Namen der allmächtiger
aus jenem Mundwerk
wächst um zu
wurzeln.).
Schw-wi-wirren Gedanken die
immer nicht haften
und grauen. Weiss man
wohin mit den Geschwindigkeiten.
Mit dem Schrei
der Schweigen gibt. Und jetzt
– tief oben – alles
Lichtung. Ist ein Mittag
wie dieser wieder
kein Versprechen. Läuft
keine Gefahr. Bringt noch mehr
Licht ans Licht. Macht
kenntlich was
ist und lässt es bleiben. Wo
wie Kohle weiss
der Schatten der Verschiednen
glüht.
(Schwirren Gedanken die
immer nicht haften
und grauen. Weiss man wohin
mit dem Schrei
der Schweigen gibt – tief
oben – wo weiss
der Schatten glüht.)
Kein Stern
erinnert sich. Sicher ist
Stille. Nicht sein
eine Kunst. So unzählig
der Himmel als wäre er leer.
Wenn aber Rettung
droht und das Ungeheuer blüht
ist es für jedes Rotten
zu spät. Nur
jenes schwarze Etwas
flattert noch ein Weilchen weiter
in der Zeichenwelt.
(Wenn aber Rettung droht
ist es zu spät. Nur
das Ungeheuer blüht. Nur
dieses Schwarze
flattert noch ein Weilchen
weiter.)
In den Mond tritt
nun die Null. In die Sonne ragt
ein Fuss. So gut wie
jeder Leib in seiner Armut
weiss von Glut und
Überschuss. Dass diese Erde
ewig eiern muss
ist Stoff genug für die gesamte
Geistesgegenwart. Zu
lang das Leben –
dort unten – wenn's glückt.
Wie in der Schwebe
Liebe machen
nie. Schlägt jetzt der
zue Himmel ein Aug auf und
hat was er sieht schon
vergessen.
(In den Mond tritt nun
ein Fuss. So
gut wie jeder Leib
in seiner Armut weiss
von Überschuss. Erde ist
Stoff genug für
die gesamte Gegenwart.
Zu lang das Leben
wenn's glückt.)
Nein kein Indiz
hat Sinn. Was singt
scheut nie. Und
wo der Schall eintrifft
ist für immer das Ziel. Zuviel
statt nichts. Wovon
ist diese Leere voll. Wo jedes
Ereignis das einzige
ist. Und
niemand drin geübt
bloss Es zu sein. Bloss
Wolke ohne Duft
und Blitz ohne Namen.
Was der Himmel
übrigens für sich behält.
(Was singt
scheut nie das Ziel wo
jedes Ereignis
das einzige ist. Und
niemand drin geübt bloss
zu sein. Ohne Duft
und ohne Namen. Was
der Himmel behält.)
Wogegen Gott der
tut so gut wie nichts als
scheinen. Heisst
wie alle Namen. Ist
für alles kein Beweis. Strotzt
als ständiger Richtblock.
Sirrt unhörbar und
bleibt ewig
dem Abschied voraus. Ist
in keiner Sprache
zum Schweigen zu bringen.
Wie der Schmerz der
fehlt. Wo die Wolken alle sind
verliert der Himmel
an Gewicht und Sinn. Ins Blaue
trifft nur noch die Frage
nach dem Ende
des Beginns.

(Die Frage nach
dem Ende des Beginns
ist für alles kein
Beweis und bleibt dem
Abschied voraus.
Ist wie der Schmerz der
fehlt. Wo
der Himmel am Ende
ins Blaue trifft und.
Und stimmt.)
Felix Philipp Ingold
aus: Wortnahme S. 88-98 c Urs Engeler Editor (2005)

Walter Zimmermann, geboren 1949 in Schwabach in Mittelfranken, erhielt erste musikalische Anregungen von seinem Vater, der als Schulmusiker ausgebildet worden war, dann jedoch das Bäckereigeschäft des Großvaters übernommen hatte. Mit sechs Jahren begann Zimmermann Klavier zu spielen, mit vierzehn Jahren machte er erste Kompositionsversuche. Nebenbei erlernte er auch das Violin- und Oboenspiel. 1968-70 war er Pianist im Nürnberger ars nova-Ensemble und studierte Komposition bei Werner Heider. Pläne für ein Studium bei Bernd Alois Zimmermann wurden durch dessen Tod vereitelt.
Dennoch zog Zimmermann 1970 nach Köln, wo er die Zirkel der musikalischen Avantgarde um Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel kennenlernte. In die Kölner Geflechte aus Personenkult und Intrigen mochte Zimmermann sich jedoch nicht eingliedern. In seiner kompositorischen Entwicklung blieb er weitgehend auf sich selbst gestellt. 1970-73 betrieb Zimmermann Studien bei Otto Laske am Institut für Sonologie in Utrecht und im Ethnologischen Zentrum Jaap Kunst in Amsterdam.
Entscheidende Einflüsse für seine Arbeit kamen zunehmend aus den USA, vor allem von John Cage und Morton Feldman. 1974 studierte Zimmermann in Hamilton, NY Computermusik und trug sich zeitweise mit Auswanderungsplänen. Auf einer 1975 unternommenen Rundreise durch die USA führte er Gespräche mit 23 amerikanischen Musikern, die in dem Buch Desert Plants (Vancouver 1976) gesammelt sind. Erste Erfolge in Deutschland errang er mit dem Zyklus Lokale Musik (1977-81), dessen zu den Idealen der damaligen Avantgarde querstehender kompositorischer Ansatz Aufsehen erregte, aber teilweise auch Ablehnung hervorrief.
1977 gründete Zimmermann in Köln das Beginner Studio, in dem er bis 1984 in einer ehemaligen Fabriketage experimentelle Musik vorstellte. 1980 erhielt er den Förderpreis der Stadt Köln, 1981 den ersten Preis beim Wettbewerb „Ensemblia“ in Mönchengladbach. 1980-84 war er Kompositionslehrer am Conservatoire in Liège, 1982 und 1984 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 1986 hielt Zimmermann sich in Berlin auf, 1987 in der Villa Massimo in Rom. 1988 erhielt er für die Oper Die Blinden den Prix Italia.
In weiteren Opernprojekten (Über die Dörfer nach Peter Handke [1985/86], Hyperion nach Friedrich Hölderlin [1989/90]) erprobte Zimmermann neue Möglichkeiten des Musiktheaters. Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit wurde zunehmend die Umsetzung sprachlich-gedanklicher Konzepte in Musik, wobei die bildliche Darstellung solcher Konzepte, wie sie etwa in der Emblematik der Renaissance erscheint, als Anregung eine wichtige Rolle spielt.
Von 1988-1993 lebte Zimmermann in Frankfurt/Main. Lehraufträge übernahm er am Koninglijk Konservatorium Den Haag (1988) und an der Musikhochschule Karlsruhe (1990-92). Von1993-2014 lehrt Zimmermann als Professor für Komposition an der Universität der Künste Berlin. Als Gastdozent war er u.a. in Buffalo, Barcelona, New York, Shanghai und Beijing tätig. Seit 2006 ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 2009 wurde er zum Ehrenprofessor des Central Conservatory of Music in Beijing ernannt.

Leah Muir

Kotodama
(2017)
Written for Irene Kurka in 2017.
The prime belief behind the idea of kotodama, 'word-spirit' in Japanese, is that words have the power to create and are themselves alive with their own divine spirit, before they enter the world of human thoughts. I have combined two texts, a Hifumi Norito, which is a Japanese Shinto prayer, and a German version of Psalm 113. The syllables transform one another and create different associations but are neither the Norito nor the Psalm, because of this confluence. It exemplifies the power of the syllables to still invoke thought associations, but also the loss of semantic meaning due to the transformation of culture knowledge by another culture. These syllables strive toward an utterance which truly expresses a raw feeling without referencing a cultural pretext in which that feeling can be 'understood'. In this way, I try to capture the essence of Kotodama. Texts: Hal-le-lu-ja! Lo-bet, ihr Kne-chte des HE

geb. 1978 in Kalifornien, USA lebt als Komponistin in Berlin. Nach einem Studium der Mathematik, Physik und Kompositionen war sie Dozentin für Komposition and er Universität Buffalo, New York. Seit 2015 ist sie Dozentin bei der UdK und Künstlerische Leiterin für das Ensemble ilinx, Studio für Neue Musik, wo sie zusammen mit Prof. Elena Mendoza das ensemble gründete. Sie hat zahlreiche Internationale Preise gewonnen und Ihre Kompositionen wurden bei internationalen Festivals aufgeführt, so z.B. der Müchener Biennale, Deutsche Oper Berlin, der Märzmusik, Ars Electronica Linz, Wien Modern, Aspen Music Festival, June in Buffalo und Soundtrack Cologne. Sie hat das 2019 Künstlerstipendium für Auslandaufenthalt Deutsche Studienzentrum in Venedig bekommen.
 
Stefan Lienenkämper

softer than dew
(2016)
für Sopran und Objekte

Das Stück ist eine leise und über weite Strecken statische Komposition. Neben der menschlichen Stimme erklingen Dirigierstäbe, die an der Tischkante in Schwingung versetzt werden, ein ganz leiser Sinuston und Steine, die aneinander gerieben werden.
Diese drei sehr unterschiedlichen Klangelemente, die zur Stimme hinzutreten, schaffen einen Klangraum, in dem sich die Stimme meist betrachtend verhält.
Der Titel der Komposition verweist auf einen Auszug aus James Joyce´ Chamber Music (1907)

When the shy star goes forth in heaven
All maidenly, disconsolate,
Hear you amid the drowsy even
One who is singing by your gate.
His song is softer than the dew
And he is come to visit you.
O bend no more in revery
When he at eventide is calling
Nor muse: Who may this singer be
Whose song about my heart is falling?
Know you by this, the lover’s chant,
Tis I that am your visitant.
(…)

Dieser Auszug, der mich seit Jahrzehnten beschäftigt, begleitet diese Komposition quasi als ein geheimes Motto.

Stefan Lienenkämper, geb.1963, Meinerzhagen/Sauerland machte seine ersten musikalischen Erfahrungen als Kontrabassist in Gospel- und Jazzbands. Nach dem Abitur schloss sich ein Studium der Philosophie an. Während eines sechsjährigen Amsterdam-Aufenthaltes studierte er Komposition an der Hoge School voor de Kunsten Utrecht bei Henk Alkema. Er hat u.a. mit Garth Knox, Michael Riessler und Krassimir Sterev, sowie dem Sonar Quartett, dem Spanischen Nationalorchester und den Brandenburger Symphonikern zusammengearbeitet. Stefan Lienenkämper ist auf vielen internationalen Kulturfestivals vertreten u.a. beim Festival de Musica de Alicante, den Weimarer Frühjahrstagen für zeitgenössische Musik und den Intersonanzen Potsdam. Zu den Auszeichnungen, die ihm verliehen wurden, zählen der 1. Preis beim spanischen Kompositionswettbewerb Auditorio Nacional de Musica 2010 und der 1. Preis beim Gustav Mahler Kompositionswettbewerb der Stadt Klagenfurt 2003 und 2009. 2016 und 2018 war Stefan Lienenkämper Stipendiat der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.

 
Christina C. Messner

Monodie – für eine sich selbst begleitende Sängerin
(2017)

(nach Textfragmenten aus „La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina“ von Francesca Caccini)

In Anlehnung an eine der ersten erhaltenen Opern einer Komponistin („La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina“ von Francesca Caccini) greift Christina C. Messner hier die Merkmale der ursprünglich antiken und in der Renaissance wiederentdeckten Form der Monodie auf: Ein solistischer, vornehmlich rezitativer Gesangspart, bei der sich der Sänger oder die Sängerin üblicherweise selbst begleitete. Damit einher ging die kompositorische Gestaltung von Gemütslagen, den sogenannten „Affekten“, eine enge Verzahnung von Text und Musik, ausdruckstarker Stil, sowie die Individualisierung der Einzelstimme.
Auch inhaltlich greift C.C. Messner die für die damalige Zeit fast revolutionären, heutzutage nicht minder aktuellen Thematiken der 1625 entstandenen Ballet-Oper Caccinis auf: Hier wurden auf humorvolle und provokante Art Geschlechterrollen hinterfragt, umgekehrt und mit einer kritischen Sicht auf religiöse und politische Themen verknüpft.
In C. C. Messners Komposition spielt sich der Kampf verschiedener Identitäten in einer einzigen Person ab: Männliche und weibliche Anteile kämpfen gegeneinander, Emotion kämpft gegen Vernunft, Herz gegen Bauch, ängstlich Zögerndes gegen mutig Forsches, Engelchen gegen Teufelchen, Tussi gegen Macho, Brachiales gegen Sanftes... Dazwischen steht der Selbstbeobachter, das Neutrale, Sachliche. Mit Humor und Augenzwinkern singt, spricht und tönt facettenreich und schillernd eine Person auf drei Ebenen mit drei Stimmen.
 
Christina Cordelia Messner wohnt und arbeitet als Komponistin und Violinistin in Köln. Sie absolvierte ihr Musikstudium in Würzburg mit Hauptfach Violine bei Prof. Max Speermann (Bartholdy-Quartett) und Wahlfach Komposition bei Prof. C. Wünsch. Eine zusätzliche Ausbildung in Improvisation erhielt sie in dieser Zeit von Harald Kimmig (Freiburg).
Christina C. Messner beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Verknüpfung unterschiedlicher Sparten und dem Erforschen interdisziplinärer Ansätze. Sie nahm an zahlreichen Projekten und Konzerten im Bereich Neue Musik und Performance teil und arbeitete mit Künstlern verschiedener Sparten zusammen unter vielen anderen mit dem New Yorker Künstler Noritoshi Hirakawa, Marie T. Martin (Schriftstellerin Köln), Dorrit Bauerecker (Klavier, Akkordeon Köln) Irene Kurka (Stimme Düsseldorf), Ning-Ensemble (Oslo), Daniel Gloger (Stimme, Köln), Dominik Susteck (Orgel, Köln).
Sie hat zahlreiche Projekte selbst entwickelt, produziert und organisiert und war häufig selbst als Performerin beteiligt. Ihr besonderes Interesse gilt dem Erforschen musiktheatraler Formen, der Verknüpfung von Klang mit Bewegung, dem Entwickeln choreographierter Kompositionen oder der Verbindung künstlicher, abstrakt strukturierter Formen mit alltäglichen, zufälligen realen Gegebenheiten. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich zudem mit der Erschließung und Erkundung bühnenfremder Räume und Spielstätten, z.B. bei den musiktheatralen Werken „Love Songs for Heim@t“ uraufgeführt 2014 am Kölner Ebertplatz oder „Cosa di Tutti“ entwickelt 2015 für die Innenstadt Aarhus, Dänemark.
Seit 1994 werden die Kompositionen von Christina C. Messner aufgeführt u.a. beim Festival 8-Brücken Köln (interreligiöses re!quiem), beim SPOR-Festival in Aarhus Dänemark, in der Tonhalle Düsseldorf (Salomé-Extrakte für eine sich bewegende Sängerin), der Kunst-Station St. Peter Köln, im Rahmen von ON Neuer Musik Köln, beim opening-Festival Trier, beim Festival of Change Cambridge („operattle“ nothing) bei der Muziek Biennale Niederrhein (5 choreographierte Stücke zu Leben und Werk Simone de Beauvoirs).
Ihre Werke wurden präsentiert und vorgestellt im Deutschlandfunk (Atelier Neue Musik), WDR 3 und SWR 2. Der SWR 2, DLF, NDR 2 und der BR sendeten 2013/2014 Marie T. Martins Hörspiel Fünfkind mit ihrer Musik . Ihre Arbeit wird gefördert unter anderem von der Kunststiftung NRW, dem Landesmusikrat NRW, Kultursekretariat NRW, ON Neue Musik Köln, Kulturämter Köln, Düsseldorf, Duisburg.
Carola Bauckholt

Emil
(2003)
für Stimme
Die Komposition entstand 2003 im Auftrag von Salome Kammer anlässlich der Verleihung des Schneider Schott Preises an Sie. Es ist ein Gegenstück zu "Die Alte" und ebenfalls ihr gewidmet. Das musikalische Material entstand aus Aufnahmen, die ich renotiert habe.

Carola Bauckholt wurde 1959 in Krefeld geboren. Nach mehrjähriger Mitarbeit im Krefelder Theater am Marienplatz (TAM) studierte sie von 1978 bis 1984 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit Caspar Johannes Walter den Thürmchen Verlag, 1991 das Thürmchen Ensemble. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, z.B. 1986 das Bernd Alois Zimmermann Stipendium der Stadt Köln oder 1997 den Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom. 1998 wurde sie mit dem Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und 2010 wurde ihr in der Kategorie Experimentelle Musik der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA verliehen. Als Gastdozentin wirkte sie in Santiago di Chile (2010 und 2014), Ostrava Tschechische Republik (2011 und 2013), Amsterdam (2012 und 2014), Krakau (2012), Zürich (2012), Apeldoorn (2013), Kiev (2013) Oslo (2014 und 2015), Mexiko City (2014), Monterrey (2015), London (2015), Moskau und Tschaikovsky City (2016), Valencia (2018), Barcelona (2018) Bludenz (2018 und 2019), Haifa (2019) Chicago (2019) und im Inland. 2013 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt. 2015 wurde sie zur Professorin für Komposition / Schwerpunkt zeitgenössisches Musiktheater an die Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Österreich berufen.
Ein zentrales Moment der Werke von Carola Bauckholt ist das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus visueller Kunst, Musiktheater und konzertanter Musik. Dafür bedient sie sich gerne geräuschhafter Klänge, die oft mit ungewohnten Mitteln erzeugt werden und nicht in ein vorgegebenes Kompositionsraster eingearbeitet, sondern in ihrer freien Entfaltung beobachtet und fortgeführt werden.
In der zeitgenössischen Musik ist Irene Kurka eine international gefragte Sängerin im Konzert und auf der Bühne. Zahlreiche Komponisten (unter anderem Eggert, Corbett, Weeks, Muntendorf, Pisaro, Kampe, Seither, Beuger, Brass und Frey) schreiben und widmen ihr Stücke, nicht zuletzt für CD- und Rundfunkaufnahmen. Mittlerweile hat sie über 220 Uraufführungen gesungen.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Irene Kurka intensiv mit dem Repertoire und Konzerten für Stimme Solo (unter anderem Hildegard von Bingen, Nono, Berio, Cage, Lucier, Beuger, Bauckholt und Brass). Ihre 2012 veröffentlichte CD mit Lieder von Hildegard von Bingen und John Cage (Koproduktion mit dem Label Wandelweiser und dem Bayerischen Rundfunk) erntete in der Fachpresse begeisterte Kritiken. 2015 erschien die CD „Beten.Prayer“ für Stimme Solo. Anfang 2017 erschien die CD „chants“ für Stimme Solo mit Werken von Christopher Fox, Antoine Beuger, Eva-Maria Houben, Thomas Stiegler. Danach erschienen „Klavierlieder“ von und mit Eva-Maria Houben und die CD „Ohrwurm“ mit Klavierliedern von und mit Moritz Eggert.

Im musiktheatralischen Bereich arbeitet Irene Kurka seit 2008 eng mit der Komponistin Christina C. Messner zusammen, z.b. Simone de Beauvoir, „Salome-Extrakté“, „Love Songs for Heim@t“, Francesca Caccini und ein interreligiöses Requiem. Mit den Komponisten Beuger, Brass und Houben konzipierte sie einen Abend mit 3 Solo-Opern, der 2012 in München, Düsseldorf und dem Theater Dortmund aufgeführt wurde. Mit der Komponistin Karin Haussmann konzipierte sie den Abend „Eine unsterbliche Geliebte“ für das Beethovenfest Bonn 2017. Seit 2018 bespielt sie die U-Bahn-Stationen der Wehrhahnlinie in Düsseldorf.

Im April 2018 startete Irene Kurka den Podcast „neue musik leben“, um ihren Erfahrungsschatz als Sopranistin weiterzugeben und die Neue Musik zugänglicher zu machen.

Die vielseitige Sopranistin wurde bereits mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet. 2013 erhielt Irene Kurka den Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis des Bezirkes Mittelfranken, 2014 erhält sie den Förderpreis für Musik der Stadt Düsseldorf.

Irene Kurka war als Solistin unter anderem zu Gast bei: Tonhalle Düsseldorf, Kölner Philharmonie, Konzerthaus Berlin, IGNM Basel, Huddersfield Contemporary Music Festival, L’auditori Barcelona, Theater Dortmund, Festival Mecklenburg-Vorpommern, Villa Massimo Rom, Cites Des Artes Paris, Yapi Kredi Istanbul, Ungarischer Rundfunk Budapest, Posener Frühling, MOMENTSMUSICAUX AARAU, Hydra Festival Boston, Acht Brücken Festival Köln, Cafe Oto London, Counterflow Festival Glasgow, Festival Muziek Biennale Niederrhein, Theater Osnabrück, A.DEvantgarde-Festival München, Trier OPENING, Kunst Station Sankt Peter Köln, Ensemblia Mönchengladbach, Randspiele Berlin-Zepernick, Oberstdorfer Musiksommer, Greifswalder Bachwoche, Fränkischer Sommer, Neuburger Kammeroper, Bayreuther Barock.

Ihr Gesangsstudium absolvierte Irene Kurka an der Musikhochschule München, Southern Methodist University Dallas/USA und der University of British Columbia, Vancouver/Kanada. Ferner hat sie noch einen Masters für Mittelaltermusik an der Folkwang Universität der Künste in Essen absolviert.

Ihre Lehrtätigkeit hat sie bislang an die Academy of Music in Poznan/Posen, TU Dortmund, Musikhochschule Mannheim, Guildhall School of Music and Drama London und zu "Jugend komponiert" Schloss Rheinsberg geführt.

Mit herzlichen Frühjahrsgrüßen,
Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske
Die Unerhörte Musik wird gefördert 
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt.
Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)
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Sie sind in unserem Verteiler, weil Sie das hoffentlich wollten.

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